Wie alten Stuhl aufarbeiten?

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Lass den Stuhl doch so wie er ist. ich sehe da persönlich an der Oberfläche keinen recht großen Handlungsbedarf. der Stuhl ist ja alt. Wenn er wackelt:
Stuhl komplett auseinandernhemen, verbindungen reinigen und wieder neu mit Fischleim (kalt verarbeitbar) oder knochenleim verleimen. Auf keinen Fall Pu- Leim oder sonstigen müll verwenden
 

Fissy

ww-kastanie
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Ich möchte den Stuhl schon gerne aufarbeiten um damit auch das Holz wieder haltbarer zu machen. Außerdem sind an einigen Stellen Farbflecken von weißer Farbe.
 

welaloba

ww-robinie
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Lieber Fissy, das Holz ist auch ohne unsere besondere Zuwendung und Anstrengung haltbar, ausser, der Wurm frisst es hohl. Weiße Farbe kannst du abkratzen - aber bitte schön vorsichtig - und wenn er etwas netter aussehen soll, könntest du etwas Schellack auftragen, was auch mit einem kleinen Pinsel geht.
Gruß Werner
 

Fissy

ww-kastanie
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Danke für deine Antwort.
Eigentlich hatte ich gedacht, da kommt eine Menge Aufwand auf mich zu, man merkt ich bin totaler Laie :emoji_slight_smile:
Wenn du meinst, dass etwas Schellack genügt, dann ist mir das natürlich recht.
 

derdad

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Guten Morgen :emoji_wink:

Lt Bildern ist der Sessel noch in einem sehr guten Zustand. Wieweit die Verbindungen stabil sind kann ich nicht beurteilen. Ich will hier kurz erklären wie ich den Sessel "auffrischen" würde. (habe bewusst nicht restaurieren geschrieben)
Alte Lackspritzer gefühlvoll abschaben oder kleinflächig abschleifen. Falls sich dadurch sehr helle Flecken ergeben mit etwas Farbe nachbessern (Entweder mit evtl vorhandener Beize, oder es gibt im Baumarkt Retuschierstift, die sich dazu sehr gut eignen. Gewöhnliche Wasserfarbe geht u. U. auch) Anschließend mit Renuwell oder Baolin behandeln. Die Mittel mittels eines Tuchs ganz dünn auftragen und einwirken lassen und nach kurzer Zeit trockenwischen. Evtl genügt dir dieser Zustand schon, denn das Stück steht erfahrungsgemäß jetzt da wie (beinahe) neu :emoji_wink: Eine weitere Möglichkeit wäre jetzt noch den Stuhl mit Schellack zu behandeln. Ein solcher Sessel wurde auch im Original nicht hochglanzpoliert, deshalb genügt es den Schellack dünn mit einem Pinsel aufzutragen. Noch besser wäre es den Schellack aufzuspritzen.

Falls der Stuhl wackelt, wäre es natürlich das Richtige ihn komplett zu zerlegen und neu zu verleimen. Wenn man Purist ist am Besten noch mit Warmleim.
Da ich von dieser Arbeit Leben muss, gehe ich (nach Absprache mit der Kundschaft) meist so vor:
Von unten, da wo mann es nicht sieht, bohre ich bei den Zapfenverbindungen ein 4 oder 5 mm Loch in Richting des Zapfenlochgrundes bis ich in den Hohlraum stosse. Ich spritze nun PU-Leim (ich höre schon den Aufschrei Aller) in das Loch und schlage einen Dübel nach, so dass der Leim in die Hohlräume gedrückt wird. Der Stuhl wird nun auf eine plane Fläche gestellt und verspannt. Der Dübel wird später abgeschnitten und farblich angepasst.

Dass so wenig liebevoll mit dieser Art von Stühlen vorgehe hat folgenden Grund:
Gründerzeitstühle haben am Antiquitätenmarkt leider keinen Wert. Einen Stuhl wie auf den Bildern, uneingeflochten und in gutem Zustand, bekommt man weit unter 50 Euro. Diese Stühle wurden in so großer Menge hergestellt, dass einfach noch zu viele am Markt sind, und das wird sich auch nicht ändern. Die Einflechtung (Sitz und Lehne) kommt bei diesem Stuhl so auf ca. 130 Euro. Würde ich den Sessel jetzt komplett zerlegen und originalgetreu verleimen ist man schnell auf insgesamt ca. 200 Euro. Und das ist es den meisten Kundschaften nicht wert. Ich spreche da immer ganz offen mit den Kundschaften und erkläre ihnen das für und wieder. Die Kundschaft will meist einen schönen Stuhl auf dem man auch Sitzen kann. Ob das "Innenleben" jetzt wirklich originalgetreu ist oder ob man die Todsünde begeht und einen "teuflischen" neumodernen Kleber verwendet, ist den Leuten egal.
Wie gesagt, ich gehe bei Gründerzeitstühlen so vor. Jugendstil, Biedermeier, Barock, oder andere, haben ein ganz anderen Stellenwert und verlangen andere Behandlung.

lg
gerhard
 

Fissy

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Wie man auf den Bildern sieht, ist teilweise noch eine Lackschicht oder was das ist drauf. Kann ich die einfach so lassen und darüber dann Renuwell oder Baolin und Schellack?
Deine Antworten sind sehr hilfreich. Ich möchte den Stuhl auch nicht fachgerecht restaurieren, erstens könnte ich das niemals selbst und zeitens wäre machen lassen für mich auch zu teuer. Für den Stuhl habe ich gerade mal 8,50 euro bezahlt.

Ein weiteres Problem ist allerdings noch die Rückseite. da müsste ich wieder über die Löcher furnieren. Allerdings ist das Holz vom Ablösen des alten Furniers sehr uneben. Ich glaube, das wird nichts. Leider sind die Löcher rechts und links in eine Leiste gebohrt, die eingeleimt ist. ich glaube, das ist auch eine andere Holzart und so von hinten heller.
 

derdad

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Einen schönen Abend!
Du bauchst den noch vorhandenen Lack nicht entfernen. Evtl lose Stellen würde ich abschaben oder wegschleifen. Die Mittel kannst du gleich auf den Lack auftragen. Den Schellack dann nach dem Einziehen.

Was die Rückenlehne betrifft. Im Original wurden die Löcher durchgebohrt. Dazwischen eine Nut herausgeschnitzt damit die Flechtfäden Platz haben. Am Schluss wurde alles mit einer Gipsartigen Masse "zugeschmiert", bündig geschliffen und überfurniert. Und wie du ja selbst festgestellt hast, ist das dann sehr buckelig.
Diese Art Stühle bestand meist aus Nuss und Buche. Die Massivteile meist aus Buche und die Furnier und geschnitzen Teile aus Nuss. Es wurde dann so gebeizt, dass man fast nichts kennt.

Hast du die Furnier entfernt und die Löcher durchgebohrt, oder nur Sacklöcher.
Wieweit sind deine tischlerischen Möglichkeiten? Welches Holz hast du zur Verfügung?
Zum Abdecken der Löcher ein Vorschlag: Besorg dir Nussleisten, oder mach sie dir selbst, anstatt der Furnier. So breit als der Rahmen hinten und ca 3-5mm dick. Die sind steif genug damit sie auch Löcher überbrücken. Dann brauchst du hinten nicht zu verspachteln.

lg
gerhard
 

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Ich habe das Furnier entfernt. Gespachtelt war da nichts. Es waren Holzkeile eingeschlagen, die habe ich herausgeschlagen. Eine Nut für Flechtfäden gibt es auch nicht. Das heißt ich müsste die Fäden so mit Keilen fixieren, dass ich sie hinten eben abschneiden kann. Da hab ich etwas Angst, dass das nicht hält. Am besten wäre es, hinten eine Leiste aufzubringen, die innen hohl ist, wo dann die Fäden verlaufen könnten, dann müsste ich diese nicht abschneiden.
 

derdad

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Einen schönen Abend!
Ein hohle Leiste find ich eine gute Idee!!!
Ich hab schon alles Mögliche gesehen, inclusive hohlen Abdeckleisten. Die Verkeilung, wie du sie erklärt hast, ist mir auch schon untergekommen. Unsere Kollegen früher haben einfach nach dem Motto gearbeitet:" Es muss einfach herzustellen sein (für die damalige Zeit), gut aussehen, und natürlich auch noch etwas aushalten." Heutzutage hat man da ja manchmal das Gefühl, es ist ein Sakrileg wenn man nicht gaaaanz genau nach gewissen althergebrachten Methoden arbeitet :emoji_slight_smile: Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. :emoji_grin:

Mach es einfach wie es für dich am Besten ist!!

lg
gerhard
 
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