Abbeizen
Hallo Sandel,
bei ausgebauten Staeben sparst du 60 - 70 % an Arbeitszeit ein, sonst aendert sich nichts an der vorher von mir beschriebenen Vorgehensweise. Ich habe mir fuer solche Staebe eine einfache Vorrichtung gebaut. (Bild im Anhang)
In die Vorrichtung legte ich die Staebe ein und stupfte Abbeizer auf, drehte diese dabei usw, ich achtete darauf, das der Abbeizer gleichmaessig aufgetragen war. Nach kurzer Zeit hatte ich die Einwirkungsdauer vom Abbeizer herausgefunden und gestaltete so den Arbeitsablauf.
Unter meine Vorrichtung, deckte ich alles mit staerkerer Plastikfolie ab, so konnte ich abgetropften Abbeizer mit der Spachtel aufnehmen und weiterverwenden.
Die Staebe sehen nach deinem Bild zu Urteilen sehr schoen aus, es handelt sich um eine sehr gute Drechslerarbeit. Ich bin mir sicher, dass das Holz unter der Farbschicht gut und gleichmaessig aussieht. Zu dem Zeitpunkt der Fertigung dieser Staebe, verhinderte der Stolz des Drechslers eine Verwendung von zweitklassigem Holz.
Abbeizen/Ablaugen, beim Ablaugen, werden auf Oel basierende Lacke/Farben durch Natronlauge verseift und mit Wasser abwaschbar gemacht. Natronlauge loest nicht alle Farbsysteme, z. B. Kaseinfarben, oder bleiweisshaltige Farben koennen damit nicht abgeloest werden.
Die sogenannten Abbeizer, loesen durch chemische Anteile Farbschichten auf. Die Loesungsmittel sind fluechtig (verdunsten schnell) durcht den Zusatz von Stearin wird dies hinauszuzoegert. Aus diesem Grund den Abbeizer nur aufstupfen nicht streichen. Beim darueberstreichen, wird die Wachsschicht geoeffnet und laesst die Wirkstoffe verdunsten.
Es bleibt dir ueberlassen, ob du die Staebe selbst abbeizt oder dies jemandem zu uebergeben. Ich fuehre solche Arbeiten seit fuenfzig Jahren aus ich habe bis jetzt nocht keinen gefunden, welcher das Ablaugen/beizen sorgfaeltig und schonend ausgefuehrt hat. In einzelnen Faellen kam es vor, dass die Nacharbeit mehr Zeit erforderte als das ganze Abbeizen selbst auszufuehren. Hier arbeiten die Abbeizer (strippservice genannt) mit heisser Aetznatronlauge. Die Holzgegenstaende werden in einen mit Natronlauge gefuellten auf ca 120°/C erhitzten Tank getaucht. Durch die Waerme nimmt das Holz sehr viel Feuchtigkeit auf und schwillt, die geloesten Farben werden dann mit Wasser abgewaschen beim Trockenprozess ist es nicht moeglich das Holz gleichmaessig zu trocknen, was zu einer rauhen aufgerissenen Oberflaeche fuehrt. Urspruenglich waren/sind solche Heisstanks, zum Entfernen von Lack auf Kotfluegeln, Tueren und Felgen von Autos gedacht. Das Blech wird im Gegensatz von Holz davon nicht aufgerauht.
Die beim Ablaugen/abbeizen gemachten Fehler lassen sich nur schwer bis nicht entfernen.
Zum Anfertigen der Abbeizvorrichtung, ziehe ich auf einem schmalen Brett eine Mittellinie und bohre auf dieser Linie im Abstand von 10 cm Loecher von ca 50 mm ø, dann saege ich das Brett in der Mitte auf und hefte an den Enden ein Stueck Holz an, so dass diese aufrecht stehen. Falls du keinen solchen Bohrer hast, kannst du zwei schmale Bretter zusammenheften und dann im gleichen Abstand V-foermige Einschnitte einsaegen.
Als Gedankenanstoss
mfg
Ottmar
PS: Ich habe nie mehr als 6 Staebe vorgenommen, sonst litt die Qualitaet darunter.