Große Flügeltore schichtweise aufbauen

Norbert

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Hallo Schreiner,

nachdem ich in den letzten Jahren Fenster, Türen, Anbauten und Möbel für meine alte Hütte hergestellt, aufgestellt und eingebaut habe, sind jetzt, vor dem nächsten Winter - den ich aus Gründen meines fortgeschrittenen Alters zu 100% zu Hause verbringen darf - die uralten Tore meiner Schreinerwerkstatt, gebaut als einfachst mögliche Brettkonstruktion ohne Diagonalverstrebung, endlich durch neue zu ersetzen.

Es sollen zweiflüglige Tore mit Oberlicht und angefaster Nut- & Feder-Schalung als unteren Füllungen (jeweils innen und außen) auf einer soliden Rahmenkonstruktion mit gängigem Doppel-/ Stulpfalz inkl. Dichtprofil und natürlich neuem Blendrahmen werden.

Angesichts des zu erwartenden Gewichtes eines Flügels von ca. 110 - 130 kg (Flügelgröße ca 130 cm x 240 cm) stellt sich mir die Frage, ob es zweckmäßig wäre, nicht erst die Kanteln zu einer immerhin ca 60 kg schweren Rahmenkonstruktion mit gedübelten und eingenuteten Quer- und Diagonalfriesen zu verleimen und anschließend randseitig zu bearbeiten, sondern die ganze Konstruktion lagenweise in 3 Schichten aufzubauen.

Dazu wählt man die Brettstärken den Fälzen entsprechend (paßt natürlich nur für eine Seite, z.B. außen, die andere (z.B. Glas- Füllungsfalz) müßte entspechend anders gefälzt werden). Nach paßgenauem Zusammenspannen zweier Brettlagen, die natürlich gleichzeitig die Verbindung von lang zu quer bzw. diagonal schaffen, müssen Dübellöcher für verdeckte Riffelstab-Dübel als Paßstifte eingebohrt werden. Zuerst die Mittelschicht mit der einen Seite, danach mit der anderen Seite zusammenspannen. Dabei die Positionen der Dübellöcher im Anschlußbereich quer/lang so wählen, daß sie gleichzeitig als Schubaufnahme bzw. Verbolzung dienen. Die Überdeckung quer/lang sollte m.E. wegen des unterschiedlichen Schwundmaßes auf ca 1/2 der Kantelbreite des Längskantels beschränkt sein.

Nach sorgfältigem Verbohren und eindeutigem Kennzeichnen steht dem lagenweisen Zusammenbau nun nichts mehr, außer der begrenzten Abbindezeit des Leimes im Wege.

Natürlich ist Winkelkontrolle und Pressen mit möglichst vielen Schraubzwingen (und passenden Zulagen) angesagt. Schlußendlich auftretende Differenzen in den Fälzen können durch Schleifen bzw. Hobeln beseitigt werden.

Was haltet Ihr von dieser Methode?

Bin gespannt auf Eure Antworten/Einwände/Verbesserungsvorschläge

Gruß vom Bodensee

Norbert
 

carsten

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Hallo

wozu der Aufwand. 130 kg je Flügel lassen sich doch mit 2 Mann noch gut bewegen. Außerdem brauchst du dann wirklich ne Menge Zwingen. Da größte Problem sehe ich allerdings an den Fugen zwischen aufrechten und liegenden Teilen. Hier sollte eine Tür 100% dicht sein. Nur kannst du, wenn du das ganze über Dübel zusammensteckst nicht mehr mit Zwingen zusammendrücken das diese Fugen auch 100 dicht sind. Und bei Rahmen und Füllung ist das zu bearbeitende Gewicht ja vorrangig der Rahmen (du schreibst was von 60 kg). Die Füllungen kannst du notfalls ja erst einsetzen wenn die Flügel bereits eingebaut sind.
Meine beiden schwersten Türe Toren wogen 670 kg bzw.750 kg. Montage erfolgte per Gabelstapler. Und eine 275 kg Haustür haben wir auch mit nur 2 Mann gefertigt und eingebaut.
 

derdad

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Hi Carsten!
Wahrscheinlich bist du kein tischler. Du bist nämlich ganz frei von tischlerischer "konstruktionslehre".
Und das ist gut so!!!!!!!!!
So wie ich es verstehe, ist die eckverbindung nicht verdübelt, sondern die verschiedenen holzstärken bilden auch gleich schlitz und zapfen.

Für diese Dimension als 1mann werkstatt eigentlich ein vernünftiger weg. Und ausserdem bombenstabil.

Sollt ich mal technische probleme haben meld ich mich bei dir. OK?

Viele grüsse
gerhard
 

carsten

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Hallo

war ich mit der Antwort gemeint ?

ich vermute eher Norbert.

hab mir das ganze noch mal durch den Kopf gehen lassen.
heute Morgen bin ich davon ausgegangen das die gesamte Rahmenkostruktion ansich Lagenweise zusammengebaut wird. Solche Gedankengänge sollte man nicht am frühen morgen nach einer albtraumgeplagten Nacht machen.
Nun mit der Stärkung eines guten Mittagsessens und einem halben Pflaumenkuchen, sehe ich das irgendwie etwas anders.
Aus Gewichtsgründen kann ich mir keine solche Konstruktion vorstellen, zumal du geschrieben hast das du schon Fenster und Türen hergestellt hast.
Gehe also davon aus das du zumindest mal über eine Tischfräse und einen Falzkopf verfügst.
Auf dieser Basis könnte man z.b. zuerst auch bei entsprechenden Holzstärken für eine Haustür die Fälze fräsen und dann verleimen. Zwar nicht handwerklich korrekt aber machbar (wegen Gewichtsersparnis), aber ehrlich gesagt ein Helfer sollte sich doch finden lassen . Den Aufbau der Falzgeometrie durch aufeinandergeleimtes Material entsprechender Stärke könnte ich mir jetzt beim Hobbyhandwerker vorstellen der über keine Tischfräse verfügt um eine solche Falzgeometrie aus dem "Vollen" herauszufräsen. Hoffe dann das du dich mit den üblichen Basics beim Haustürbau auskennst.
 

Jungschiss

ww-birnbaum
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Hallo Norbert!

Wenn Du das Problem mit der nachträglichen Bearbeitung umgehen willst, würde ich es wirklich so machen wie Carsten gesagt hat: Die Fälze zuerst an die Rahmenhölzer und dann verleimen. Ggf mit Klötzen die das Konterprofil der gefälzten Kanten haben -als Zulagen.

Für die Fälze brauchst Du noch nicht mal eine Fräse, nur eine Tischkreissäge.

Das ist meiner Meinung nach schon einfacher.

Man hat sowieso schon mit genug Ungenauigkeiten zu kämpfen:

Wenn Du deine einzelnen Rahmen zusammendübelst. Da sind immer irgendwo Toleranzen, die sich schnell in ein bis 2 Millimetern ausdrücken.
Und das Ganze dann 3- fach. Auch in der Dicke manchmal.

Ein Problem wäre auch die Verleimung dieser 3 Lagen.
Es ist eine nicht einfache Sache die Tür ohne das sie windschief und wellig wird zu verleimen.Das Gewicht der vielen Zwingen macht viel aus. Hast Du einen ebenen Werkstattboden?

Die Leimfugen werden ein weiterer Schwachpunkt sein wegen Nässe, die sowieso überall reinkommt.Aber gut: Es gibt ja auch 3- fach verleimte Lamellate zu kaufen.

Also ich weiss nicht recht...aber unmöglich ist es sicherlich nicht.

Lass Dir bloss nicht den Spass verderben!

Alles Gute Gruss Jan
 

Norbert

ww-robinie
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Hallo Carsten, Gerhard und Jan,

vielen Dank für Eure Antworten.

Zunächst mal zum Gewicht: das ist sicher noch alleine zu handhaben, es ist eher das Format von 1,3 x 2,4 m was eine zweite Person erforderlich macht. Ich arbeite praktisch immer alleine, die Kinder (2 Zimmermänner und eine Schreinerin) sind aus dem Haus und weit weg, meine Frau und meine Nachbarn haben tagsüber anderes zu tun.

275 kg zu zweit: da müßte ich noch viel Spinat essen, es sei denn Popey wäre mein Werkstattpartner.

Meine jetzt fertiggestellte Haustüre aus Eiche (siehe Bilder) wiegt auch etwa 70 kg, sie ist aber kompakter und nach einseitigem Auflegen gut "hochzulupfen" wie man hier sagt. Einmal auf dem Auslegertisch, ist sie auch gut zu drehen, damit alle erforderlichen Seiten angefräst werden können.

Für die Torflügel müßte ich dagegen erst die Auflage des Auslegertisches durch angeklemmte Brettstücke vergrößern, damit der jeweils gegenüberliegende Rahmenkantel abgestützt wird. Dabei müssen auch Gewicht und Hebelarm der auskragenden Teile berücksichtigt werden und der Tisch ggf. höher einjustiert werden, damit die Konstruktion plan aufliegt und der Vorschubapparat den Transport übernehmen kann (Habe halt nur eine Felder BF 7/41).

Die äußeren Fälze der Rahmenkanteln habe ich bisher immer vor dem Verleimen von der Schmalseite passend eingesägt und an den Köpfen die Fälze grob ausgesägt. Dann auf der Verleimpresse das ganze verleimt (gedübelt mit 20 mm Dübeln und Mittelnut aufrecht und Zapfen an den Querfriesen oder auf Konterprofil (außen)). Danach habe ich zunächst die Fälze fertig ausgesägt und dann den letzten < 1 mm gefräst.

Fräst man die Fälze vorher alle fertig, hat man möglicherweise an den Stoßstellen Quer- zu Längsfries Passungsprobleme. Sorgfältiges Bohren der Dübellöcher (am ungefrästen, aber genau abgelängten Kantel) ist also angesagt. Bisher ist es mir noch immer gelungen die Paßungenauigkeiten beim Dübeln unter 0,5 mm zu halten (genaue Justierung der Bohrerhöhe über dem Langlochsupport und Bohren zusammengehöriger Löcher von derselben Seite und sauberer Anriß bzgl. der Längsposition.

Die Schichtverleimung in Zapfen/Schlitz-Anodnung mit "Paßstiften" würde ich auf waagrecht gelagerten H-Schienen meiner Verleimpresse vornehmen. Damit wäre dann in Höhe der Querfriese (mit passenden Zulagen und zwischengelegter Folie) zusätzlicher seitlicher Druck möglich. Da ich die Kanteln ohnehin aus drei Schichten verleimen will, scheint sich mir der durch das Verbohren erforderliche zusätzliche Aufwand in Grenzen zu halten. Ich überlege mir sogar, die einzelnen Schichten zuerst als kompletten Rahmen mit Hilfe des Mafell Duo-Düblers zusammenzufügen.

Ich glaube, ich probiere es einfach mal, denn ich muß 2 Doppeltore machen. Wenn es arg schiefgeht -> gehobeltes Brennholz, bißchen schief -> linkes, nur selten zu öffnendes Tor, gut -> anders Tor ebenfalls.

No risc, no fun; ich mach's ja hauptsächlich für mich.

Gruß

Norbert

P.S.: Gerhard hat recht, ich bin (Elektro-)Inschinör, aber dem Werkstoff Holz seit meiner Kindheit sehr verbunden (Spätere Beispiele bei: www.wood-line.de)
 
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