Kratzer Flecken
Schoene Feiertage verehrte Gingha,
vielen Dank fuer die Gruesse und Wuensche!
Gutes Kochen ist wichtiger als die Oberflaechenbearbeitung von einem Tisch, da fuer ein gelungenes Essen oefter ein Lob zu hoeren ist, die erbrachten Leistungen fuer den Tisch werden schnell vergessen. Ich koche fuer mich selbst, der unterschied zwischen Kochen und Restaurieren ist der wenn mir beim Kochen etwas schief geht kann ich es meist noch selber essen!! (Unterschied Baecker/Koch – Schreiner)
mit 220/320 meine ich jedes Schleifpapier von der Koernung 220 bis einschliesslich 320 ist brauchbar. 180er Papier ist in deinem Fall viel zu grob/aggresiv, 240er ist in Ordnung.
Ich verwende 180er Papier fuer den Endschliff auf unbehandeltem Holz, auf behandelten Flaechen greift es zu stark und dann ist gleich das Finisch durchgeschliffen und das ergibt Flecken. Ich vermute diesen Fehler bei deinem Tisch. Ohne Erfahrungen ist es wohl kaum moeglich in dieser Situation eine gleichmaessige Oberflaeche zu erzielen. Es ist nur ein Kurieren an den Symtomen ohne die Ursache zu beseitigen. In der Situation in der du dich mit deinem Tisch befindest mache ich folgendes.
Ich lasse den Tisch fuer eine Woche in einer geheizten Umgebung Trocknen dann schleife ich den Tisch, in Faserrichtung, mit 180er Papier ab bis jede Spur von Finisch verschwunden ist. Nun entstaube ich die Oberflaeche sorgfaeltig (Pressluft oder Staubsauger).Fuer den ersten Oelauftrag, erhitze ich dieses im Wasserbad auf ca 50/60°/C (keine offene Flamme zum Erhitzen verwenden; Selbstentzuendungsgefahr!)Das Erhitzen verringert die Viskositaet des Oeles und es dringt dadurch tiefer ein. Das Oel zu verduennen bewirkt das Gegenteil, da die Verduennug auf Grund der Duennfluessigkeit tiefer ins Holz eindringt, dieses saettigt und das Eindringen von Oel behindert. Der erste Auftrag ist der wichtigste, jeder Fehler hier ist spaeter schwer zu korrigieren.
Ich beobachte das auf der Oberflaeche stehende Oel und an den Stellen wo es staerker aufgesogen wird bringe ich mehr Oel auf, so dass die Oberflaeche gleichmaessig glaenzend aussieht. Das Oel lasse ich dann 30-90 Minuten einziehen und wische dann das ueberschuessige Oel sorgfaeltig mit einem nicht fasernden Lappen in der Richtung des Holzfaserverlaufes ab. Die Oberflaeche sieht nun gleichmaessig leicht glaenzend aus, durch Ansehen der geoelten Oberflaeche aus verschiedenen Blickwinkeln stelle ich fest das sich kein Oel auf der Oberflaeche befinded, falls noetig entferne ich auch dieses wiederum in Faserrichtung! Nun lasse ich den Tisch tun und lassen was er will n
mlich trocknen! Geduld, Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Aus welchen Gruenden auch immer, das gleiche Oel auf dem Holz der gleichen Holzart, trocknet von Fall zu Fall verschieden.
Wichtig!!! Bevor ich ein neues Oel benutze mache ich einen duennen Probeaufstrich auf ein Stueck Glass(Scherben) diesen lasse ich dann trocknen nach 12 Stunden teste ich auf Klebrigkeit und wiederhole dies dann bis das Oel zu einem gleichmaessigen Film aufgetrocknet ist. So habe ich einen Anhaltspunkt wie schnell das Oel trocknet. Im Holz kann es kuerzer oder laenger dauern.
Nun bringe ich den zweiten Oelauftrag auf. Diesen Auftrag schleife ich nun nass in nass (240er Papier)auf der gesamten Oberflaeche in Holzfaserrichtung Mit dem Schleifen erreiche ich folgendes, es ergibt einen feinen Holzabrieb, velcher sich in Vertiefungen/Ritzen usw ansetzt und mit dem Oel unsichtbar antrocknet. Die Oberflaeche wird so dichter und gleichmaessiger. Nun stelle ich wiederum fest dass das Oel gleichmaessig auf der ganzen Oberflaeche steht. Wie vorher, nach ca 30 – 90 Minuten wische ich das Oel sorgfaeltig in Holzfaserrichtung ab. Nun wieder Geduld und Trocknen lassen, dauert meist laenger als der erste Auftrag.
Der Dritte Auftrag gleich wie der Zweite, nur wechsele ich fuer den Nasschliff zu 320e Papier. Nach dem Durchtrocknen sehen ob die gewuenschte Oberflaeche erreicht ist, gleichmaessiges Aussehen von allen Seiten. Solte ein vierter Auftrag erforderlich/erwuenscht sein, das gleiche wie beim 3. Auftrag.
Ich habe alles genau so aufgeschrieben wie ich es mache, was ich jedoch nicht mitteilen kann sind meine 40+ j
rigen Erfahrungen. Ich hatte genug Zeit Fehler zu machen, machte auch regen Gebrauch davon und hin und wieder kommen neue dazu, doch die Erfahrung hat mir bisher immer wieder aus jedem Loch herausgeholfen in welche ich fiel.
Dein Tisch gibt dir nun die grosse Moeglichkeit eigene Erfahrungen zu sammeln.
Ich weiss nicht welches Oel du verwendest, ich verwende aus Gewohnheit (Vorteil?) auf Nussbaumholz Tungoel. Der Trockenvorgang bei Tungoel geschieht durch einen selbststaendig ablaufenden chemischen Prozess, ohne Luftsauerstoff Einfluss. Das Tungoel trocknet gleichzeitig Innen und Ausssen, Tungoel darf auf keinen Fall auf der Oberflaeche stehend trocknen. Dies ergibt einen Eisblumeneffekt!
Ich wuensche dir guten Erfolg und Geduld, in ein paar Tagen steht dir ein ganzes neues Jahr dafuer zur Verfuegung!!!
Noch schoene Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr mit einer perfekten Tischoberflaeche
wuenscht dir herzlichst
Ottmar
PS: Ich verlange fuer eine geoelte Oberflaeche das vierfache gegenueber einer Spritzlackierten. Interesanterweise verlangen Kunden danach, die solche von mir ausgefuehrten Oberflaechen bei Freunden oder Bekannten sahen und sind gerne bereit den dafuer geforderten Preis zu bezahlen.