Antiken Schaukelstuhl reinigen/konservieren

Von.der.Elbe

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Moin zusammen,

ich habe eine Frage zu einem Spontankauf. Der skandinavische Schaukelstuhl, wohl um 1880, hat auf Sitzfläche und Kopfteil asiatische Malereien in goldbronze. Im richtigen Licht und Winkel lässt sich das noch gut erkennen.

Der Stuhl ist allerdings arg verdreckt, am Kopfteil sieht es fast danach aus als ob der Lack etwas "angebrannt" ist.

Wie könnte ich das ganze so reinigen, dass die Malerei besser raus kommt? Und welchen Klarlack würdet ihr empfehlen, um es zu fixieren/konservieren?

Vielen Dank und Grüße
 

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flüsterholz

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Reinigen von Oberflächen ist immer so ne Sache von Ausprobieren und dann auch noch von Fotos...
Ich probier es mal, sind aber nur Vermutungen, also erstmal an kleinen Stellen ausprobieren.
Ist der Stuhl wirklich aus der Zeit, bei Chinoiserien müsste er eigentlich älter sein, sieht aber eher jünger aus? Mit Stühlen kenne ich mich nicht gut aus.
Also, falls er aus der Zeit ist, fällt mir bei der pickeligen Oberfläche am ehesten ein Firnis mit Kolophonium ein. Um das zu entfernen, wäre Balsamterpentinöl eine Möglichkeit, wobei ich nicht weiß, wie die Farbe darunter darauf reagiert.
Als zweites hat man oft ölige, fettige Verschmutzungen. Da kann z.B. eine Abziehpolitur mit viel Geduld helfen.
Aber alles erstmal mit Q-Tips probieren.
Wir haben Möbel mit Malereien immer in die Werkstatt für die Restauration von Ölgemälden, etc gegeben. Die sind da einfach viel fitter, was Reinigungen angeht. Da, oder in entsprechenden Foren, würde ich mich an deiner Stelle erstmal erkundigen.
Gruß Michael
 

Friederich

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Zum Reinigen benutze ich gerne eine selbstangesetzte Mischung: 1Teil Spiritus / 1Teil Leinöl / 1Teil Terpentinöl / 1 kleiner Schuss Essig bzw Essigkonzentrat.
Vor Anwendung jedesmal gut schütteln.
Nimmt man einen weißen Lappen, dann sieht man, dass da ordentlich Dreck abgenommen wird.
 

Von.der.Elbe

ww-birke
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Würde mich hüten, anhand der gezeigten Fotos irgendwas zu empfehlen.
@welaloba: Ich weiß ja mittlerweile, dass du fachlich in der Materie eine gewisse Kompetenz zugeschrieben bekommst. Im Ausdrucksvermögen ließe sich da aber sicher noch etwas machen.
Ich interpretiere dein Statement wir folgt:

"Anhand der zur Verfügung gestellten Fotos, lässt sich die Beschaffenheit der Malerei nicht fachgerecht einschätzen, weshalb ich davon Abstand nehmen würde, eine Empfehlung für die weitere Bearbeitung zu geben."

Aber wie letztes Mal schon geschrieben, brauchst du dir die Mühe für eine Antwort nicht zu machen, wenn diese wie o.g. ausfällt. Es mag andere nur davon abhalten ihre Ideen mitzuteilen, die für mich unter Umständen hilfreich wären.
 

pb57

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Mir ist ein Spruch aus meiner Pennälerzeit deutlich in Erinnerung (keine Ahnung, wer ihn formuliert hat):
"Man sollte einem die Wahrheit nicht um die Ohren hauen wie ein nasses Handtuch, sondern sie ihm hinhalten wie einen warmen Mantel, damit er hineinschlüpfen kann."
In diesem Teil des Forums, der mit 'Amateur fragt' überschrieben ist, sind Äußerungen wie welalobas fachlich bestimmt nicht anzugreifen, wirken aber auf den Unkundigen, der nichts dafür kann, daß er (noch?) nicht die Erfahrung und Fertigkeiten des Fachmanns, wie ein unnötiger Dämpfer.
Und sie bieten auch keinen / kaum einen Fingerzeig, was der Fragesteller besseres anzubieten hätte, um des fachlichen Rats gewürdigt zu werden.

Meine 2 Pfg.
 

pb57

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Sie ist nicht schwer zu verstehen, sondern nicht hilfreich, insofern sie verschweigt z. B., worauf es bei besseren Fotos ankommt, welche Details ins Visier zu nehmen sind.
Natürlich ist das Forum kein Klassenzimmer, aber die Bemerkung von welaloba ist so, als ob ich einem Geigenschüler sagte: Du spielst gräßlich unsauber! ihm aber keinen Hinweis gebe, welche Töne / Intervalle wie falsch (zu hoch / zu tief, zu eng / zu weit) sind.
 

Wolfgang EG

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Das kann ich nachvollziehen. Allerdings kann ein Laie damit überhaupt nichts anfangen, weil eben nicht nachvollziehbar ist, warum diese Aussage so getroffen wurde. Und damit ist sie nunmehr auch nicht hilfreich.
@Von.der.Elbe , Werner hat eindeutig geschrieben, dass er »... anhand der gezeigten Fotos ...« nichts empfehlen kann.

Ich bin Laie, aber ich verfolge diese Themen (Restauration etc.) recht interessiert. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass in erster Linie schlechte oder zu wenige Bilder zu Mutmaßungen verführen. Und Mutmaßungen helfen den TEn wenig bis gar nicht. Also sollte jeder, der sich Hilfe erhofft, auf aussagekräftige Fotos Wert legen. Ich z. B. könnte nur Handy-Fotos machen, die wenig aussagekräftig wären. Sowas würde ich aber den Fachleuten nicht zumuten.

Von den asiatischen Malereien auf Deinem Schaukelstuhl hätte ich auch gern detailliertere Fotos, weil mich das interessiert. Aber ich glaube auch, dass dies in Deinem Fall wohl nicht besser machbar ist.

Wolfgang
 

flüsterholz

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Um nochmal zum Thema zurückzukommen. Du hattest ja noch nach einem Lack gefragt, der zur Fixierung geeignet ist. Es müsste dann ja einer sein, der die vorhandenen Malschichten weder kurz- noch langfristig nicht angreift.
Ich persönlich versuche immer Materialien/Oberflächen aus der Zeit des Möbels zu benutzen. Wenn Du den Stuhl auch nutzen möchtest, würde ich eine Wachsoberfläche ausschließen. Ein Firnis wäre, da ich als Originaloberfläche ein Kolophoniumfirnis vermute, dem Original am ähnlichsten. Statt einem Kolophoniumfirnis würde ich aber ein Dammarfirnis nehmen. Kolophonium wurde eher für die billigeren Möbel benutzt, Dammar für die hochwertigeren Möbel. Im Historismus hauptsächlich für den Schutz von maserierten Möbel.
Alternativ wäre noch ein Öllack (z.B. Le Tonkinois https://www.le-tonkinois.de/home.html) nahe am Original, aber auch da würde ich erstmal an kleiner Stelle probieren, wie sich das auf die Malschichten auswirkt. In diesem Threat hatte ich mal beschrieben, wie ein Dammarfirnis hergestellt wird:
https://www.woodworker.de/forum/threads/restauration-alte-kommode.127473/

Gruß Michael
 

welaloba

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Also: Als erstes entschuldige ich mich in aller Form, wenn deer Namenlose aus Winsen sich auf den Schlips getreten fühlt. Ansonsten wäre als erstes klarzustellen, aus welcher Epoche das Möbel stammt. Meine erste Vermutung; 20. Jahrhundert, wahrscheinlich Mitte oder später. Das erklärt natürlich nicht direkt den pickligen Lack auf dem obersten Lehnenbrett. An der Stelle würde jeder Versuch, das Teil zu reinigen, weitere Zerstörung anrichten. Also eher lassen. Größere Fehlstellen am Sitz seitlich würde ich mit schwarz eingefärbtem Schellack ausgleichen,. Der abblätternde Lack in Bild zwei nimmt die Goldparktikel gleich mit, also hülfe hier nur Fixieren, evtl. verdünnten Fischleim unter die losen Lackreste laufen lassen, evtl. mit Fingerspitzengefühl andrücken. Oberfläche dann ordentlich von überflüssigem Leim befreien. Da gehts dann los: Was passiert dann weiter?
Noch ein Blick auf die Unterseite des Sitzbrettes: Hinten rechts wurde schon mal mit modernem Aufquellkleber gearbeitet, ein unteres Ende eines Drechselteils sieht sehr maschinell aus, soviel zu 20 Jahrhundert. Wahrscheinlich hat das Möbel bei schlechtem Klima gestanden, daher der krepierte Lack. Sollte es Belege für skandinavische Herkunft wohl um 1880 geben, muss ich ab hier wieder die Klappe halten.
Gruß Werner
 
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flüsterholz

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Mit der zeitlichen Zuordnung tu ich mich auch sehr schwer. Falls der Schaukelstuhl antik ist, erinnert er mich am ehesten an die englischen Möbel des frühen 18. Jhd., oder in Frankreich an das Louis-seize, die, in Schwarz und Gold lackiert, zusammen mit Chinoiserien gerade in Mode waren. Das wäre dann aber schon eine kleine Sensation. Allerdings passt meiner Meinung nach die Form der Lehne nicht. Aber mit dänischen Möbeln kenne ich mich auch nicht aus.
Als zweites fällt mir noch das Regency in England, Anfang des 19. Jhd. ein, als diese Möbel nochmal modern wurden.
Aber ich bin mir doch sehr unsicher. Gedrechselte Möbel gibt es halt in vielen Epochen, auch im 20. Jhd. Aber die feine Ausführung der chinesischen Malerei, soweit erkennbar, spricht, meiner Meinung nach, eher gegen das 20. Jhd.

Gruß Michael
 

hobbybohrer

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Hallo,
ich finde es interessant, welche Kenntnisse hier von unseren Experten abgeliefert werden. Meiner Meinung nach passt der Stuhl eher in eine karge, wohl protestantische Gesellschaft, was z.B. für Schweden zutreffen könnte. Wer von der "besseren" Gesellschaft würde sich in einen ungepolsterten Holzstuhl setzen oder gesetzt haben? In Zeiten, wo hochwertige Antiquitäten für 'n Appel und 'n Ei zu haben sind, würde m.E. so etwas verschenkt werden müssen. Der Erhaltungszustand ist doch sehr dürftig. Ich würde weder Zeit noch Geld investieren, noch so ein Trum in der Wohnung haben wollen. Aber jeder, wie er mag.
Vorstehendes ist keine technische Hilfe, kann aber den Blick auf das Möbel verändern.
Grüße Richard
 

flüsterholz

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Wer von der "besseren" Gesellschaft würde sich in einen ungepolsterten Holzstuhl setzen oder gesetzt haben? In Zeiten, wo hochwertige Antiquitäten für 'n Appel und 'n Ei zu haben sind, würde m.E. so etwas verschenkt werden müssen.
Es war nicht von Gesellschaftsschichten, sondern von Epochen die Rede. Und die heißen nun mal so, egal ob das Möbel für Könige oder für Bauern gebaut wurde. Chinoiserien sind im übrigen keine einfache Malerei einer kargen Gesellschaft. Und auf Schaukelstühlen haben auch gerne mal amerikanische Präsidenten gesessen. Im übrigen werden für Möbel des 18. Jhd durchaus gute Preise von Sammlern gezahlt. Das hat nichts mit der Massenware des Historismus zu tun.
 
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welaloba

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Erstens muss ich meine letzte Bemerkung korrigieren, da schrieb ich was von überschüssigen Lack entfernen das sollte natürlich Leim heißen. Dann denke ich bei dem abblätternden Lack, dass in Zeiten, da solche Goldverzierungen angebracht wurden, einfach besser gearbeitet wurde - im Sinne von Holzauswahl, Grundierung usw. Dann ist mir das obere Lehnenbrett einfach zu glatt und zu eckig. Asche auf mein Haupt, wenn ich Blödsinn rede . .
 

Von.der.Elbe

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Hallo zusammen,

so sehen wir, was dem einem recht, ist dem anderen billig.
Ich greife @welaloba nicht an, sondern teilte lediglich mit, dass mir die kurzen Kommentare nicht helfen und anderen Lesern augenscheinlich auch nicht.
Die weiteren Einlassungen gehen dann natürlich in die Tiefe und dafür danke ich.

Ich verlinke hier mal sehr ähnliche Stühle:

https://www.ms-antik.de/alter-schaukelstuhl-ca.-1880_04310.html

https://www.ms-antik.de/schwedischer-gruenderzeit-schaukelstuhl_02023.html

https://www.pamono.de/antiker-schwedischer-schaukelstuhl-mit-chinoiserie

https://www.1stdibs.com/de/möbel/si...rz-gold/id-f_22339642/?modal=intlWelcomeModal

Und da ich den Aussagen meines Händlers vertraue, bin ich sicher, dass der Stuhl hier Ende des 19. Jh. gebaut wurde.

Zu bedenken ist eventuell, dass Möbel aus dem norddeutschen Raum und Skandinavien - hier oben waren wir schließlich auch lange schwedisch - einer anderen Formensprache entsprechen und auch in Verarbeitung und Materialauswahl vermutlich nicht mit dem Taunus zu vergleichen sind.

Ich habe Kontakte zu renommierten Händlern und Restauratoren in Norddeutschland. Da ich aber nur selten fertig restaurierte Möbel kaufe und mich meist im Lager bediene, möchte ich mich nicht mit jeder Frage an diese wenden. Das wäre einfach unhöflich.
Hier im Forum braucht niemand zu antworten und muss sich deswegen auch nicht angesprochen fühlen.

An der Stelle nun nochmal ein ordentliches "Danke" an alle Teilnehmenden in der Diskussion, für eure Beteiligung.
 

flüsterholz

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Danke für die Links. So kann ich auch noch was dazu lernen. Hier im Odenwald und auch in Frankreich hatte ich, außer einem Thonet ähnlichen, nie einen Schaukelstuhl zum Aufarbeiten. Ist eben doch ein Möbel, dass man eher in Nordeuropa oder -amerika findet.
Viel Erfolg beim Aufarbeiten und schön, dass das Interesse an alten Möbeln, doch noch nicht ganz verschwunden ist.
Gruß Michael
 

welaloba

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Danke für die erhellenden Links. Viel Spaß mit dem Stuhl und beim Restaurieren desselben. Auf Ergebnisbilder sind wir gespannt.
Gruß Werner
 

Von.der.Elbe

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Hier kommt noch ein Video von einer Restaurierung. Der Stuhl hat zwar nach hinten längere Kufen, ist ansonsten aber fast identisch zu meinem.

https://m.youtube.com/watch?v=y_X8UpGUy5o

Jetzt wüsste ich also wie eine Vollrestaurierung möglich ist. Was ich mit Chinoiserie mache wird mich aber wohl noch beschäftigen.
Falls noch jemand Ideen dazu hat, immer her damit.
 
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