Wie ein Wintergarten entsteht

fopster

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Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Forum!

Nachdem meine vor einiger Zeit beantragte Accountlöschung scheinbar gleich einzelner Socken in einer Waschmaschine verlustig geworden ist, wollte ich die Situation nutzen um mich nochmals im Forum ein wenig nützlich zu machen.

Da ich in einer Firma arbeite, die unter anderem Wintergärten herstellt, würde ich hier gerne eine kleine Wegbereitung über den Gesamtverlauf des Prozesses zur Verfügung stellen.
Da dies insgesamt sicher ein wenig Aufwand darstellt, würde ich gerne vorweg das grundsätzliche Interesse von euch abklären.

Ist das für andere interessant?

LG
Robert
 

wasmachen

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Jo. Speziell der Gebäudeanschluss.... Hab da oft das Gefühl, als ob man bei so n Thema immer irgendwas, was man weiss, ignorieren muss :emoji_grin:
 

fopster

ww-esche
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Nun denn, vielen Dank für euer Interesse!

Vorab aber zuerst ein paar Rahmenbedingungen und Vorabinformationen!

Der Betrieb für den ich arbeite, ist ein sehr kleiner 3 Mann Betrieb.
Gegründet wurde er vor über 30 Jahren von meinem Chef und ich werde hier keine Namen nennen.

Da mein Chef ein meiner Meinung nach äußerst beindruckendes Lebenswerk abgeliefert hat, ist es auch ein bisschen meine Intention seine Leistung hier ein wenig mit in die Geschichte zu holen. Zumindest wenn es den Arbeitsaufwand ein wenig dokumentiert, den er während eines solchen Projekts leisten muss.

Die Wintergärten von uns sind ausschließlich individuell angefertigte Einzelstücke und da gibt es kein Standardmodell.
Davon abgesehen sind die meisten Wintergärten die gegenwärtig gebaut werden, genaugenommen Sommergärten also ohne thermisch ausreichend gute Außenhaut um daraus einen Wohnraum zu machen.
Der Unterschied liegt neben der Art der Verglasung natürlich auch im Bodenaufbau und anderen Parametern.

Da für die meisten hier wahrscheinlich eher ein Sommergarten von Interesse ist, werde ich auch einen solchen beschreiben.

Ich habe vor das Ganze kapitelweise aufzuarbeiten, auch um Fragen bezüglich eventueller Unklarheiten zu beseitigen, falls solche bestehen.
Dann kann es wieder eine Phase weitergehen.

Bitte gerne mitschreiben, aber das soll hier nicht ein Sommergartenberatungsthread oder dergleichen werden.

Ich möchte auch ganz sicher nicht, das dies eine Art Tutorial wird.
Ich möchte hier lediglich einen groben Ablauf schildern wie wir das machen.
Es gibt viele Arten wie man tolle Wintergärten bauen kann, unser Vorgehen ist lediglich eine der Möglichkeiten die das Leben so bietet!

Gibt es vor dem ersten Kapitel irgendwelche Fragen oder Anregungen?
 

Christoph1981

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Hallo @fopster,
zunächst mal Danke für dein Hierbleiben und dein Angebot. Ich lerne immer gern dazu, daher freue ich mich auf deinen Faden.
Zumal wir bei uns einen Austausch des bestehenden Terrassendachs und der zugehörigen Terrasse in der Überlegung haben.
Vielleicht wird ja eine neue Idee geboren?

Grüße aus dem Ruhrgebiet
Christoph
 

fopster

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Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich wollte ein kurzes Lebenszeichen von mir geben, weil ich zwar schon begonnen habe zu schreiben, aber auf Grund einiger sommerlicher Terrassenverpflichtungen weniger Zeit als gewünscht dem Thema widmen kann.

Da ich hier aber nichts hinfetzten möchte, werde ich einen Start wohl noch bis Montag hinausschieben.

Ich hoffe ihr habt noch etwas Geduld und möchte euch ein vergnügliches Wochenende wünschen!
Von dem einen oder anderen von der Terrasse verfassten Kurzbeitrag kann ich euch natürlich aber nicht bewahren!

LG
Robert
 

Frank73

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Servus Robert, super das Du Dir die Mühe machen möchtest.
Steckt ja doch ne Menge Zeit und Arbeit drin.
Ich freue mich auf alle Fälle auf Deinen Bericht.
Achja, geschrieben auf der Terasse.
 

fopster

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Nachdem ich die letzten Tage lange darüber nachgedacht habe, wo ich mit meiner Geschichte beginne, habe ich beschlossen diese wirklich von Anfang an starten zu lassen.
Auch um den unzähligen kleinen Betrieben wie wir es sind, ein wenig Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Um zu zeigen wie arbeitsintensiv und umfangreich, aber auch schön so eine Geschäftsexistenz sein kann!

Beginnen möchte ich daher dort, wo diese Reise letztlich enden wird.
Auf der Baustelle.
Dort klingelt nämlich das Telefon meines Chefs als wir gerade einen Dachsparren eisetzten wollen und nach einem kurzen Nicken meines Chefs setzten wir diesen wieder ab, damit er den Anruf annehmen kann.

"Stimmt es dass sie Wintergärten machen...

Mit einer Engelsgeduld handelt mein Chef dieses Telefonat ab in dem er einen späteren Rückruf vereinbart und wir können weiterarbeiten, denn in zwei Stunden ist es finster und wir wollen heute noch das Gerippe fertigstellen.
Gottseidank war es heute eher ruhig und das war erst der 18te Anruf heute.

Beim festgelegten Rückruf wird zumeist ein erster Kundenbesuch vereinbart, um grundsätzliche Fragen zu klären aber auch um bautechnische Details zu eruieren und schließlich alles zu vermessen.
Dafür sind in der Regel Regentage da, wo wir in der Werkstatt arbeiten und pünktlich um 17 Uhr Feierabend gemacht werden kann.

"So sieht der Wintergarten aus den ich haben möchte, wie der von der Nachbarin nur schöner und größer...

Also ab ins Büro (ebenfalls an Regentagen abends), wo eine erste Zeichnung (bei meinem Chef noch per Hand am Zeichenbrett!) und ein erstes Angebot erstellt wird.

Dann folgt im besten Fall nur ein weiterer Kundenbesuch um alle Details zu klären.
Phantasiebegabten lasse ich hier ein wenig Luft in der Vorstellung, denn es können natürlich durchaus mehr werden bis auch das letzte Farbdetail abgeglichen ist!

Dann geht es nach erfolgreicher Auftragserteilung wieder ins Büro um den fertigen Plan zu zeichnen, alle Bleche (um diese dann pulverbeschichten lassen), Beschläge, Gläser, Profile, Dichtungen, Holz... zu bestellen.
Natürlich an einem Regentag, denn so viel sei dazugesagt, ein Samstag ist sowieso ein Arbeitstag.
Bei uns zumindest alles von meinem Chef vorfinanziert bis zur einzigen endgültigen Abrechnung.

Der zweite Teil wird dann das Abholen der Leimbinder vom Holzhändler und die erste Weiterverarbeitung thematisieren, also die erste "echte" Arbeit am Bauwerk.

LG
Robert
 

FredT

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Es gibt auch gute BT-headsets, bei deren Nutzung man weiter arbeiten kann. Und es gibt auch Mailboxen, die Gespräche bei Nichterreichbarkeit zwischenparken. Zurückrufen kann man dann in stressfreier Zeit. Das ging bei unseren Bahn-Baustellen auch gar nicht anders, wenn ich da beim Schalten und/oder Sperren war. Dafür hatte sogar ein CEO Verständnis (zu haben).
 

Christoph1981

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Es gibt auch gute BT-headsets, bei deren Nutzung man weiter arbeiten kann. Und es gibt auch Mailboxen, die Gespräche bei Nichterreichbarkeit zwischenparken. Zurückrufen kann man dann in stressfreier Zeit. Das ging bei unseren Bahn-Baustellen auch gar nicht anders, wenn ich da beim Schalten und/oder Sperren war. Dafür hatte sogar ein CEO Verständnis (zu haben).
Moin,
ich könnte mir vorstellen dass Robert bzw. sein Cheffe davon schon gehört haben. Wahrscheinlich auch von anderen technischen Errungenschaften des 20. und 21. Jahrhunderts :emoji_wink:.

Warum sie so organisiert sind und arbeiten, sollte aber im Rahmen dieses Fadens vielleicht nicht (oder erst nach fertiger Projektvorstellung) diskutiert werden. Sonst ufert es schnell wieder ins unendliche aus...

Robert will ja darstellen, wie es bei "ihm" so läuft, wenn ein Wintergarten von Kundschaft geordert wird.
Dass es auch anders geht, würde ich mal als selbstverständlich voraussetzen.

Also lassen wir ihn mal machen, einfach denken, dass es so ähnlich wie bei den immer wieder mal verlinkten Filmen zur "Handwerkskunst" ist. Anschauen, sich seinen Teil denken und vielleicht danach noch kommentieren :emoji_slight_smile:

Grüße vom Bodensee
Christoph
 

fargo

ww-birke
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Nicht unerwähnt möchte ich im Zusammenhang die gerne vergessene Vorarbeit am Haus selbst, an den sich ja der Wintergarten anlehnt , Einwänden:
Leider denkt so mancher Kunde, ob nun aus der Not, weil die finanziellen Mittel ersteinmal verbraucht sind, nicht daran, die Teile der Fassade, die über dem neu zu errichteten Bauwerk liegen und jetzt noch zugänglich wären, selbst oder vom Maler zu bearbeiten.
Lieber halsbrecherische Akrobatik und ein fürs Auge gerade so Ergebnis.
Bin gespannt, ob der Hinweis ins vorab Kundengespräch einfließt?
 

fopster

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so ähnlich wie bei den immer wieder mal verlinkten Filmen zur "Handwerkskunst" ist.
In etwa das ist mein Vorhaben.
Ich werde daher nicht zu sehr auf einzelne technische Details eingehen.
Bei uns ist noch sehr viel Handarbeit im Laufe des Prozesses enthalten und da dies seltener wird, soll es hier ein wenig Raum bekommen.

LG
Robert
 

mj5

ww-robinie
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Hallo Robert,

danke dafuer das Du auf dich und in Angriff nimmst! Ich werde diesen Faden aufmerksam verfolgen.
 

fopster

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Da stehen wir dann also, mit einem Automatenkaffee in der Hand beim Holzhändler und warten darauf, dass der Staplerfahrer unser Paket aus dem Lager holt.

Wie meist sind es auch heute insgesamt drei zukünftige Projekte zusammengefasst und während wir warten rätseln wir wie üblich, ob wir die als Sondermaß bestellten Teile davon, diesmal tatsächlich auch wie gewünscht vorabgelängt erhalten würden.

Ah, der Staplerfahrer biegt um die Ecke und lädt unser Paket ab.

Wie üblich alles 13m Stangen und während mein Chef leicht kritisierend den Lieferschein unterschreibt beginne ich damit alle Verpackungsbänder aufzuschneiden, Kantenschutze aufzusammeln und in den dafür vorgesehenen Abfallbehälter zu werfen.

Dann gibt es noch eine kurze Besprechung ob der Reihenfolge der Ablängung der einzelnen Teile, da wir dies aus Transportgründen vorausplanen müssen.
Den Professionisten hier im Forum ist dies denke ich klar, aber bereits bei der Holzbestellung und im Erstellen einer Zuschnittliste liegt ein nicht zu unterschätzender Arbeitsumfang begraben. Auf jeden Fall dann, wenn dies wie bei uns noch persönlich gemacht wird und nicht automatisch von einer Software durchgeführt wird.

Als nächstes werden die 13m Stangen der Reihen nach auf die Radialarmsäge gelegt und die einzelnen Bauteile mit ca. 25mm Übermaß getrennt und gestapelt.

Dabei achten wir darauf, immer einen perfekten Winkelschnitt auf einer Seite sicherzustellen, damit später in der Werkstatt nur mehr das Endmaß geschnitten werden muss.

Leider gilt das ebenso für Leimbinder in Dimensionen wie 16/36, daher wird in diesen Fällen von uns ein Sondermaß bestellt.
Dieses erhält man auch in 10% der Fälle, darf sich aber zu 100% sicher sein, sich immer mit einer Rechnung diesbezüglich konfrontiert zu sehen.
Tja, manche Dinge funktionieren besser als andere!

Meist sind wir dann so um die Mittagszeit fertig mit dem Trennen der Leimbinder und machen uns mit der ersten (von meist drei) Fuhre auf in Richtung Werkstatt.

Nach einer ca. 40 minütigen Fahrt entladen und sortieren wir dort die erste Ladung, nachdem wir sie zuvor noch von den Unmengen an Plastikummantelungen befreit haben.

Eine kurzen Mittagspause, dann wird noch die zweite und dritte Fuhre Richtung Werkstatt abgewickelt.

Froh diesen Knocheneinsatz jetzt erst mal für zwei drei Monate in die Zukunft verbannt zu sehen, fragt mein Chef meist kurz:

„Bier?“.

„Ja!“ lautet meist meine ebenso kurze Antwort.
 
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