Schatzkistchen aus Rüster und Ahorn

shalafi

ww-birke
Registriert
25. Februar 2020
Beiträge
56
Ort
Erfurt
Als gemeinschaftliches Hochzeitsgeschenk wollten wir eine kleine Aufgabe stellen: das Hochzeitspaar soll einige Aufgaben lösen, um an Zahlencodes für Schlösser zu kommen, hinter denen sich das eigentliche Geschenk verbirgt. Eigentlich sollte dazu eine normale, kleine Kiste aus Fichtenholz und darum mehrere Ketten mit Zahlenvorhängeschlössern herhalten.
Da dachte ich mir, warum nicht ein richtiges Möbel, was auch weiterverwendet werden kann.

Also "schnell" mal versucht was zu konstruieren:
- 4 Schubladen
- eine Ablage
- Platz für 8 Schlösser

Modell vorn komplett.jpeg
Modell rechts.jpeg

Modell Iso.jpeg

Als Holz habe ich eine Bohle Ahorn gekauft und eine weitere Bohle benutzt, die hier im Forum als Rüster erkannt wurde.
IMG_7640.jpeg
Das gab einen wie ich finde spannenden Kontrast

IMG_7641.jpeg

Als erstes natürlich Besäumen, Ablängen und Aushobeln.

Die Maße des Korpus hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgelegt, weswegen ich alle Platten mit ordentlich Übermaß hergestellt habe. Nur die Stärke stand mit 20mm fest.

IMG_7650.jpeg

IMG_7651.jpeg

Die Schubladen sollten 300 x 300 x 60 mm groß werden. Sowohl die Seiten als auch die Böden sollten aus 10mm starken Vollmaterial hergestellt werde. Dazu habe ich den Ahorn auf der FKS aufgetrennt. Die Rüster war leider nach dem Aushobeln zu schwach dafür. Da waren nur noch 25mm übrig. Diese musste ich also auf 10mm hobeln. IMG_7838.jpeg

IMG_7849.jpeg

Die Schubladen wurden an allen Seiten jeweils mit 2 Schwalbenschwanzzinken verbunden. Die Böden wurden an allen Seiten abgeplattet und dann in die Seitenteile mit Luft eingenutet.
IMG_7877.jpeg
IMG_7876.jpeg

Aufgrund der relativ geringen Größe der Schubladen, sollten sie über Vollauszüge komplett benutzbar gemacht werden. Deswegen war der nächste Schritt, die Laufleisten herzustellen.
Diese habe ich nach dem Vorbild eines Videos von @heiko-rech gemacht.

IMG_7967.jpeg

Die Laufleisten sind an die Größe meines Gratfräsers angelehnt. Das hat es mir einfach gemacht, die entsprechenden Nuten zu fräsen. Das war auch der nächste Schritt. Die Gratnuten für die Vollauszüge habe ich direkt in die Schubladenseiten und in die Korpusseiten gefräst. Dadurch wollte ich den Spalt zwischen Korpus und Schubladen so gering wie möglich halten, da das Kistchen keine Tür bekommen soll.

IMG_7965.jpeg
IMG_7969.jpeg

Nun ging es daran, den Korpus herzustellen. Mit den Verbindungen an der Rückseite wollte ich auch die Nuten in den Seitenwänden verdecken, deswegen habe ich eine unregelmäßige Verteilung gewählt. Auch der die beiden Böden sollten mit einer Gratnut eingeschoben werden.
 

shalafi

ww-birke
Registriert
25. Februar 2020
Beiträge
56
Ort
Erfurt
IMG_7988.jpeg
IMG_7987.jpeg
Da das nun passte habe ich mir genauere Gedanken gemacht, wie ich die Schlösser einbauen kann. Ich habe mich für Briefkastenschlösser entschieden, die ich in die Rückseite des Korpus mit einem 40mm Forstnerbohrer eingelassen habe.
IMG_7985.jpeg
IMG_8018.jpeg

Damit das funktioniert, habe ich die Ausklinkungen an die Schubladen geschnitten.

IMG_8022.jpeg

Als nächstes habe ich alle Laufleisten noch angepasst. Nach dem Einsetzen der beiden Böden saßen die die Laufleisten doch sehr spack.

IMG_7982.jpeg

Nun noch ein paar Griffe herstellen und dann stundenlang Schleifen, Ölen und Polieren.

IMG_8033.jpeg
IMG_8031.jpeg IMG_8032.jpeg

Vor Allem das Polieren mit Bienenwachs hat einen richtig großen Unterschied gemacht.

IMG_8045.jpeg
IMG_8048.jpeg
 

Anhänge

  • IMG_8043.jpeg
    IMG_8043.jpeg
    197,1 KB · Aufrufe: 61
  • IMG_8042.jpeg
    IMG_8042.jpeg
    241,8 KB · Aufrufe: 69
  • IMG_8037.jpeg
    IMG_8037.jpeg
    222 KB · Aufrufe: 69

shalafi

ww-birke
Registriert
25. Februar 2020
Beiträge
56
Ort
Erfurt
Eine Einschätzungsfrage an Ausbilder von Tischlern hätte ich an dieser Stelle: würde so ein Stück als Gesellenstück durchgehen? Mir geht es bei der Frage weniger um die tatsächliche Ausführung. Hier habe ich sicherlich noch einigen Lernbedarf. Mehr geht es mir darum, ob die Komplexität des Stückes ausreichen würde.

Nun noch einige Impressionen des fertigen Stückes

IMG_8065.jpeg IMG_8064.jpeg IMG_8063.jpeg IMG_8062.jpeg IMG_8050.jpeg
IMG_8061.jpeg
 

weissbuche

ww-robinie
Registriert
7. Februar 2010
Beiträge
2.014
Ort
29549 Bad Bevensen
Die Zinken am Langholz befremden etwas. Hätte zu meiner Zeit im Prüfungsausschuss sicherlich für Diskussionen gesorgt. Wir haben ja nach dem Hamburger Model geprüft. Da gab es eine Kriterienliste die erfüllt sein mußte. Bin hier im Urlaub und habe diese Liste zufällig nicht dabei. Werde aber mal schauen, wenn wir wieder zu Hause sind.
 

Annis

ww-esche
Registriert
22. Dezember 2021
Beiträge
493
Ort
Seelze
Sieht schick aus. Nur die Richtung der Rückwand wundert mich, weil das Holz andersherum orientiert ist, als im Deckel und der Schubkästen. Macht das nicht Ärger, wenn das Holz arbeitet?
 

shalafi

ww-birke
Registriert
25. Februar 2020
Beiträge
56
Ort
Erfurt
Die Zinken am Langholz befremden etwas. Hätte zu meiner Zeit im Prüfungsausschuss sicherlich für Diskussionen gesorgt. Wir haben ja nach dem Hamburger Model geprüft. Da gab es eine Kriterienliste die erfüllt sein mußte. Bin hier im Urlaub und habe diese Liste zufällig nicht dabei. Werde aber mal schauen, wenn wir wieder zu Hause sind.
Das Hamburger Model kenne ich. Nach meiner Rechnung würde ich auf 10 Punkte kommen, weiß aber nicht, wie einige Punkte in der Praxis ausgelegt werden.
Ich würde mir folgende Punkte anrechnen:
Statische Hülle 3 Punkte
Bewegliche Teile 2 Punkte
Klassische Vollholzverbindungen am Schubkasten 2 Punkte
Klassische Vollholzverbindungen 2 Punkte
Selbst hergestellte Vollholzflächen 2 Punkte

Sieht schick aus. Nur die Richtung der Rückwand wundert mich, weil das Holz andersherum orientiert ist, als im Deckel und der Schubkästen. Macht das nicht Ärger, wenn das Holz arbeitet?
Die Orientierung der Rückwand und damit auch die Zinken im Langholz kamen zustande, weil ich an der Ablage rundherum dieselbe Maserrichtung haben wollte. Ursprünglich wollte ich auf Gehrung verleimen, fand dann aber, dass Schwalben in verschiedenen Formen auf jeder Seite sicher gut aussehen würden. Ich hoffe, dass es sich nicht negativ auswirkt.
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
6.566
Ort
Pécs
Die Orientierung der Rückwand und damit auch die Zinken im Langholz kamen zustande, weil ich an der Ablage rundherum dieselbe Maserrichtung haben wollte. Ursprünglich wollte ich auf Gehrung verleimen, fand dann aber, dass Schwalben in verschiedenen Formen auf jeder Seite sicher gut aussehen würden. Ich hoffe, dass es sich nicht negativ auswirkt.
Ich möchte Dir keinen Essig in den Wein gießen, aber Du hast gefragt.

Die Orientierung der Rückwand funktioniert so nicht.
Beide Böden laufen, richtigerweise, in die andere Richtung. Das wird, bei Schrumpfung, die Rückwand reißen lassen.
Auch die Zinken als Verbindung sind dort m.E. falsch und machen auch statisch keinen Sinn.
Auf Gehrung verleimt wäre aber auch falsch gewesen weil das die Problematik mit den Böden nicht beseitigt hätte.

Hier bleibt nur entweder Plattenware (bäh) zu verwenden oder eine Rahmen-Füllung Rückwand zu machen.

Die Zinken sind am Stirnholz zu machen, so wie Du das an den Schubladen richtig gemacht hast.

Die Nuten in den Seitenwänden (für die Schubladen) dürfen in der Front, bei geschlossenen Schubladen, nicht zu sehen sein.
Dafür hättest Du hier aufschlagende Schubladenblenden verwenden müssen. So sieht das aus als wenn die Front die offene Rückseite wäre.
Ich verstehe schon dass Du da die Zinken zeigen wolltest.
Damit zeigst Du aber zwangsläufig auch die Nuten und das ist falsch.

Aber genug der Kritik.
Handwerklich kannst Du das und beim nächsten Mal machst Du das konstruktiv richtig.
Es ist wichtig sich immer die Statik, unter der besonderen Bedingung dass sich Längsholz kaum aber Querholz stärker dehnt, zu beachten.
Bei dem kleinen Teil mag das eine Zeit gutgehen, bei einem größeren Möbel wäre das Scheitern m.E. sicher.

Ich bin kein Schreiner und schon gar kein Prüfer.
Wäre ich das würde Dein Kästchen bei mir aber durchfallen einfach weil das so, auf Dauer, nicht funktionieren kann.
Ich vermute aber Du bist auch kein Schreiner sonst solltest Du das, was ich schreibe, vorher gewusst haben.
Und nicht funktionales Zeug habe ich auch schon gemacht.
Daraus lernst Du.
 
Zuletzt bearbeitet:

weissbuche

ww-robinie
Registriert
7. Februar 2010
Beiträge
2.014
Ort
29549 Bad Bevensen
Sehe das wie teluke. Der Knackepunkt ist die Rückwand. Wenn die trocknet und damit schwindet, zieht sie den Korpus zusammen. Das kann sie aber nicht, da die eingegrateten Böden das verhindern. Also wird sie reißen. Im umgekehrten Fall würde die Rückwand breiter werden wollen, was sie auch nicht kann. Auch da würden Schäden entstehen. Die Konstruktion ist nicht fachgerecht und das würde eine Zulassung nach meiner Meinung verhindern. Ulli ist doch noch im Prüfungsausschuss aktiv, der könnte da sicher mehr zu sagen.
 

shalafi

ww-birke
Registriert
25. Februar 2020
Beiträge
56
Ort
Erfurt
Ich möchte Dir keinen Essig in den Wein gießen, aber Du hast gefragt.

Die Orientierung der Rückwand funktioniert so nicht.
Beide Böden laufen, richtigerweise, in die andere Richtung. Das wird, bei Schrumpfung, die Rückwand reißen lassen.
Auch die Zinken als Verbindung sind dort m.E. falsch und machen auch statisch keinen Sinn.
Auf Gehrung verleimt wäre aber auch falsch gewesen weil das die Problematik mit den Böden nicht beseitigt hätte.

Hier bleibt nur entweder Plattenware (bäh) zu verwenden oder eine Rahmen-Füllung Rückwand zu machen.

Die Zinken sind am Stirnholz zu machen, so wie Du das an den Schubladen richtig gemacht hast.

Sehe das wie teluke. Der Knackepunkt ist die Rückwand. Wenn die trocknet und damit schwindet, zieht sie den Korpus zusammen. Das kann sie aber nicht, da die eingegrateten Böden das verhindern. Also wird sie reißen. Im umgekehrten Fall würde die Rückwand breiter werden wollen, was sie auch nicht kann. Auch da würden Schäden entstehen. Die Konstruktion ist nicht fachgerecht und das würde eine Zulassung nach meiner Meinung verhindern. Ulli ist doch noch im Prüfungsausschuss aktiv, der könnte da sicher mehr zu sagen.

Das habe ich dann wohl einfach falsch eingeschätzt. Nun bleibt mir nichts anders übrig als abzuwarten was passiert.
Jetzt wo ich dieses Feedback so habe, würde ich die Maserung der Seitenteile waagerecht laufen lassen. Dies hatte ich tatsächlich auch überlegt, mich allerdings aufgrund der Optik dagegen entschieden.

Ich vermute die Zwischenböden andersherum einzulassen hätte auch nichts gebracht?

Die Nuten in den Seitenwänden (für die Schubladen) dürfen in der Front, bei geschlossenen Schubladen, nicht zu sehen sein.
Dafür hättest Du hier aufschlagende Schubladenblenden verwenden müssen. So sieht das aus als wenn die Front die offene Rückseite wäre.
Ich verstehe schon dass Du da die Zinken zeigen wolltest.
Damit zeigst Du aber zwangsläufig auch die Nuten und das ist falsch.

Warum sollte das Zeigen der Nuten falsch sein? Ich habe mich aktiv gegen gegen aufschlagende Schubladen und das Aufdoppeln der Front entschieden und wollte den Vollauszug zeigen.
Meiner Meinung nach ist diese Entscheidung eine rein ästhetische aber beeinträchtigt die Funktion in keiner Weise. Liege ich da falsch?
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
6.566
Ort
Pécs
Das kannst Du ja machen wie Du willst, die Funktion wird nicht beeinträchtigt.

Nur gehört halt ein aufschlagendes Doppel dazu wenn Du das so machst.
Die Funktion sieht man ja trotzdem.

Aber wenn Dir das so gefällt ist ja gut.
 
Oben Unten