Tischplatte mit Hartöl verhunzt - kleine Pünktchen / Bläschen

Holzkopf32

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Hallo

Ich habe eine alten Tischplatte (Funier) abgeschliffen, 2x mit Leinöl behandelt, 2 Tage trocknen lassen und dann noch eine Schicht Biopin Hartöl (https://www.biopin.de/produkte/moebel/0200-natur-hartoel) drauf gemacht und nach 15min abgewischt.

Letztere hat aber leider ganz viele Bläschen bzw. kleine Pünktchen auf der Oberfläche hinterlassen. Siehe Bild. Die Bläschen sind auf der gesamten Oberfläche gleichmäßig verteilt. Richtig klebrig wie nach zu viel Ölüberstand ist die Oberfläche eigentlich nicht, vielleicht ein klein bischen.

Das Hartöl hatte ich war erst im März gekauft aber dann nur ein drittel voll gelagert. Es war beim Streichen auch deutlich dickflüssiger als das Leinöl. War es schon nicht mehr gut?

Komplett abschleifen ist leider keine Option weil das Funier eh schon so dünn ist, das es an einer Stelle fast durch ist.
Was kann ich jetzt noch tun, um die Oberfläche noch zu retten?

Danke!

2024-09-01-11-11-33-508.jpg
 

flüsterholz

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Leinöl dehnt sich bei "Trocknung" nochmal aus. Ich vermute, bei der Ausdehnung hat es die darüber liegende Hartölschicht partiell hochgedrückt. Im weiteren Verlauf der "Trocknung" zieht sich Leinöl wieder zusammen und hat dann die Blasen hinterlassen. Für die Zukunft könntest du dem Leinöl länger Zeit zum Trocknen geben und nur eine Schicht auftragen. Das reicht als Grundierung. Alternativ dem Leinöl Balsamterpentinöl beimischen. Das verdunstet schnell und gibt dem Leinöl Platz zum Ausdehnen innerhalb des Holzes.
Als Lösung wäre ich auch bei der Ziehklinge. Evtl könnte auch die Verdünnung von Biopin das Hartöl noch lösen. Da würde ich beim Hersteller mal nachfragen.
Gruß Michael
 

WinfriedM

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Ich vermute, bei der Ausdehnung hat es die darüber liegende Hartölschicht partiell hochgedrückt. Im weiteren Verlauf der "Trocknung" zieht sich Leinöl wieder zusammen und hat dann die Blasen hinterlassen.
Glaube ich so nicht, hab ich noch nie erlebt. Für mich sieht das nach klassischem Verarbeitungsfehler aus. Also Überstand nicht sauber abgenommen und vielleicht auch Platte nicht sauber vorbereitet, also keinen Zwischenschliff (aufgestellte Fasern) oder Platte vor dem Ölen nicht ordentlich entstaubt. Oder ein Lappen, der stark gefusselt hat.

Was ich schon gesehen habe: Wenn direkt Sonne draufknallt, schwitzt Öl aus der Platte aus, was tiefer eingezogen war und noch wochenlang dort flüssig ist. Dann hat man auf der Oberfläche auch mal ein paar Punkte. Das sieht aber anders aus, als ich im Bild sehe.
 

flüsterholz

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Zuerst hatte ich auch gedacht, dass sich vor dem Auftrag des Hartöls noch evtl. Staub auf der Oberfläche befunden hätte. Aber dann hätte es pickelig ausgesehen. Zu dick aufgetragenes Hartöl hätte eher zu einer runzeligen Oberfläche geführt. Evtl. könnte ich mir noch vorstellen, dass durch die Lagerung Verdünner verdunstet ist und die höhere Konzentration der Harze zu dem Schadensbild führt. Ist aber reine Spekulation.
Da das Furnier nur noch sehr dünn vorhanden ist, zweimal geölt wurde, und das Öl beim Ausdehnen nur noch nach oben konnte, denke ich doch, dass ich richtig liege. Das gleiche Problem hat man ja auch bei der Ölmalerei.
Aber letztendlich ist alles nur Spekulation und hilft nicht das Problem zu lösen.
Gruß Michael
 

klali

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Hast Du Leinöl - Firnis verwendet oder einfach nur Leinöl? Womöglich rohes Leinöl, also ungekochtes? Das dauert nämlich Wochen, bis das ausgehärtet und die Oberfläche bereit zur Weiterbearbeitung ist.
 

Holzkopf32

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Die ersten Schichten waren reines, ungekochtes, Leinöl. Hatte ich bisher auch immer ohne zusätzliches Hartöl verwendet aber dachte für eine Schreibtischplatte könnte die Extraschicht nicht schaden.
Habe die Hartöldose gerade nochmal aufgemacht und inzwischen hat der Rest nur noch die Konsistenz von Marmelade und reif für den Sondermüll.
Danke aber für die Tipps mit der Ziehklinge, hab mir mal welche bestellt!
 

Holzfummler

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Moin,
Öl löst Öl. Ich würde mit einem in Öl getränktem Tuch rüber reiben/polieren.
Vielleicht erst einmal an einer Stelle probieren.
Gruß
Thomas
 

WinfriedM

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In der Regel tut es das nicht. Getrocknetes Öl ist polymerisiert und diese Vernetzung ist unlöslich.

Was hilft: Orangenöl/Orangenterpene vielleicht 10min einwirken lassen und dann mit Ziehklinge drüber.

Und was das Hartöl angeht: Wenn man immer nur ganz kurz das Originalgebinde öffnet, hält so Öl sehr lange, ohne dass es geliert. Ich hab letztens erst Leinos Hartöl aus dem Jahre 2007 verarbeitet. War eine noch halbvolle Dose. War noch schön dünnflüssig wie neu und härtete auch wie neues Öl innerhalb von einem Tag. Öle richtig gelagert können sehr lange halten.
 

Holzkopf32

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Danke für den Tipp es mal mit einer Ziehklinge zu versuchen. Damit konnte ich das Hartöl tatsächlich wieder in Form von hauchfeinen, klebrigen, Spänen abnehmen. Ein neues Werkzeug in meinem Repertoire! :emoji_slight_smile:

Die Oberfläche sieht nun wieder komplett stumpf aus, mit irgendwas muss ich sie nun also noch nachbehandeln.

Soll ich die paar zehntel mm vom Funier, die noch verblieben sind nun lieber mit dem reinen, ungekochten, Leinöl behandeln, das ich zuerst aufgetragen hatte weil man damit wenig falsch machen kann oder mit einer neu gekauften Dose des Hartöls um etwaige Reste von dem schlecht gewordenen zu lösen?
 

MarcBerlin

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Nein
Getrocknetes Öl ist polymerisiert und diese Vernetzung ist unlöslich.
Genau.

Die Ursache für Dein Problem konnte nicht ganz geklärt werden und ist letztlich auch gar nicht entscheidend. Um weiter Probleme zu vermeiden wäre es am besten, jetzt erst einmal einige Wochen abzuwarten, bis alle Reaktionen zum erliegen gekommen sind und alles (wieder) ausgehärtet ist. Es kann nämlich sogar zu eine Wechselwirkung zwischen einem Öl oder Lösemittel und dem Leim/ Kleber des Furniers gekommen sein. Nach der Wartezeit in der Du den Tisch normal benutzen kannst, gehst Du nochmal mit feiner Stahlwolle oder einem feinen Schleifvlies drüber (Nein, kein Schleifpapier) und mattierst die Oberfläche etwas und machst dann eine (oder 2) hauchdünne Behandlung(en) mit einem Öl, was zuverlässig aushärtet (also ein Siccativ beinhaltet). Also mindestens Leinölfirnis oder irgendein ein Hartöl. Nimm dabei den Überstand immer gut ab. Wenn es Dir nach einer Behandlung noch zu matt ist, mach eine weitere aber bleib bei sparsamen Auftrag, da die Oberfläche kaum mehr Öl aufnehmen wird.
 
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