Denkmalgeschützte Treppe restaurieren

Tobias13

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Hallo zusammen,

da ich hier neu bin, möchte ich mich zunächst kurz vorstellen: ich bin Bj '61 und habe vor sehr langer Zeit eine abgeschlossene Schreinerausbildung absolviert, in der ich wirklich viel gelernt habe, und von der ich heute noch stark profitiere. Auch wenn ich dann einen ganz anderen Berufsweg (Tontechniker/IT-Administrator) eingeschlagen habe, habe ich natürlich im Lauf der Zeit noch viele Holzprojekte in meiner kleinen Werkstatt durchgeführt.

Nun zum aktuellen Problem. Wir haben ein denkmalgeschütztes Haus Bj 1919 gekauft, welches wir gerade sanieren. Prinzipiell gibt es mit dem Denkmalamt keine Probleme, da im Inneren sowieso alles in den 80ern "totsaniert" wurde, es ist also ohnehin innen nichts mehr original, außer der Treppe+Geländer und einer schönen Holzsäule. Nun wurde allerdings damals die Treppe plus der obere Flur mit Teppich beklebt. Und zwar so richtig für die Ewigkeit. Beim Herausreißen des Teppichs kam dann der Schock: Da ist mindestens 1mm Spachtelmasse und Kleber drauf, und das Schlimmste: die Treppenkanten wurden mit Blechprofilen verkleidet!

Ich bin jetzt echt am Grübeln, was tun. morgen schaue ich mal, wie es unter den Profilen aussieht. Aber zunächst mal die Fragen: glaubt Ihr, das kriegt man mit Abschleifen noch hin? Bekommt man diese Spachtelmasse restlos herunter? Oder sollte ich da gleich an Aufdoppeln denken, und wenn ja, wie würdet Ihr dabei vorgehen? Treppe ersetzen kommt nicht in Frage, da sie denkmalgeschützt ist.

Danke schon mal im Voraus für Tipps und Meinungen.

viele Grüße
Tobias

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El.Zetto

ww-nussbaum
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Moin, die Spachtelmasse scheint ja nur auf einer Stufe und dem Podest zu sein, oder?
Ich habe das gleiche vor ein paar Wochen gemacht. Da war es aber kein Teppich, sondern PVC.
Ich habe alles grob mit einem Spachtel entfernt und dann mit der Lackfräse von Metabo die Stufen abgefräst. Mit lackieren und ölen waren es alles in allem 3 Tage Arbeit.
 

wirdelprumpft

ww-robinie
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Die Stufen gehen zum Schleifen sofern man ne Rotex oder GET 75/150 hat und Korn 40
Falls das rote „Ochsenblut“ ist - Lackfräse #4
Die Setzstufen würde ich verblenden da das Schleifen wirklich mühsam ist da es nur wenig effiziente Maschinen gibt mit denen man dort schleifen kann z.b Ro90
Podest wenn Spachtel gut runtergeht schleifen wenn nicht z.b Bauwerk Monopark aufkleben der hat nur 11 mm Aufbau und es gibt auch Treppenprofile ggf. mit Unopark
 

654321

ww-birnbaum
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Hallo,

probiere mal die erste und letzte Stufe die Spachtelmasse zu entfernen. Dann sieht man wie schwer/ leicht das geht und ob die Stufen arg durchgelaufen sind.
Werkzeuge, die ich einsetzen würde: Lackfräse; Lägler Schleifer Korn 24, Rotex, Heißluft und elektrische Spachtel- je nachdem was am besten geht und wenigsten staubt.
Profile für die Stufenkanten kann man neu fertigen und anleimen, falls irgend jemand die in der Vorzeit für die Blechkanten abgesägt hätte.

Ja, ist eine Sch...arbeit mehrer Tage/ Wochen auf den Stufen zu knien (ein gutes Polster/ Knieschoner in den Arbeitshosen sind Gold wert), rentiert sich aber wenn man jeden Tag den Arbeitserfolg hoch und runter geht.

Wangen würde ich farblich gestalten- die Stufen versiegeln.

Wünsche viel Erfolg
 

pedder

ww-robinie
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Ich folge auf Instagram einem dänischen parkettschleifer. Der zeigt an solchen Stellen immer ein Festo Gerät das aussieht wie eine sanierungsfräse oder so.
 

magmog

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Guuden,

Auch wenn es auf den Bildern nicht so erscheint, die früheren Arbeiten lassen auf stark ausgetretene Stufen schließen.
In solchen Fällen verleime ich 6 oder 8 mm Sperrholz mit Dickschnittfurnier.
Vorne mittels Spundung Anleimer, die passend profiliert werden.
Mit Ponal Statik auf die alten Stufen verklebt.

So habe ich bisher noch jede Denkmalpflege überzeugen können.
 

Tobias13

ww-pappel
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So, ich habe mir das jetzt genauer angeschaut. Die Bleche sind mit Spaxschrauben verschraubt, die sich recht leicht herausdrehen lassen, wenn man sie findet. Die Spachtelmasse ist gut 1 mm stark und lässt sich recht leicht mit dem Stechbeitel heraushebeln, wenn man vorsichtig vorgeht. Darunter sieht es eigentlich gar nicht so schlecht aus. Interessant, dass noch kleine Leisten an die Treppenkante genagelt sind. Vielleicht von einer älteren, simplen Aufdopplung? Die Kanten dahinter sehn auch recht gut aus. Der Rest dürfte sich gut schleifen lassen.

Was mich jetzt nur noch beschäftigt - muss man sich wegen Asbest in der Ausgleichsmasse oder im Kleber Gedanken machen? Schon möglich. dass die Sache etwa aus den 80ern ist

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654321

ww-birnbaum
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Spachtelmasse 1 mm am Rand? Treppenstufen sind nurmalerweise in der Mitte abgetreten- schaue dir mal 1-2 Stufen komplett an.
Der Sinn der kleinen Leisten erschließt sich mir nicht- vielleicht Bleche "stützen"?

Zu Asbest kann man in Ferndiagnose nichts sagen.
 

happyc

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Die Spachtelmasse auch am Rand gleicht die Höhendifferenz zwischen Stufe und dem Blechwinkel / -Auftritt aus. Die kleinen Leisten werden wohl wirklich das Blech stützen, möglicherweise waren das fertige / handelsübliche Blechprofile, und das Maß für den Untertritt / die Unterschneidung hat nicht gepasst.
 

Ikeabana

ww-buche
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Meistens haben diese nachträglichen Manipulationen einen Grund. Den wirst Du nach dem Abtrag von Spachtelmasse und Anbauten entdecken. Bei meiner Treppe hatte man auch Teile abgeschnitten. Hoffentlich gibt es dann eine ästhetisch gelungene Lösung um diese Defizite zu beheben. Ich habe nach zwei renovierten Treppen die Erfahrung gemacht, dass unter dem ganzen Zeug selten die die schöne originale Holztreppe steckt. Deshalb würde ich zwar auch den ganzen Kram entfernen. Ich würde mich aber auch darauf einstellen, dass da weitere Arbeit druntersteckt. Da kann dann auch der Denkmalschutz ein Wörtchen mitreden wollen, was meiner Erfahrung nach teuer werden kann.
 

happyc

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Ja, oft sind die Stufen ausgetreten / abgenutzt, und bei den damals getätigten Renovierungsmaßnahmen wurde wenig Rücksicht auf den Bestand genommen, sondern Wert auf die Funktion der Treppe an sich gelegt.
Ich war aber auch schon mehrfach bei der Aufarbeitung einer Treppe dabei, wo „nur“ die Trends aus dem Renovierungszeitraum entfernt werden mussten, und darunter kamen recht gut erhaltene Bestandstreppen, teilweise 140 Jahre alt, zum Vorschein. Ist sowas wie ein Lotteriespiel, man kann auch Glück haben :emoji_slight_smile:
 

FredT

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Nur seltsam, daß der Denkmalscharakter so mit dem Blechgebamsel akzeptiert wurde... (Oder man hat halt nicht viel drumrumgeredet, sondern gemacht)
 

Martin45

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Die Sache mit Asbest (evtl.) wollte ich auch geschrieben haben.
Lass doch einfach eine Probe der in Frage kommenden Sachen untersuchen.
 
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