Buffetschrank mit Biozid behandelt

Steffffaaaan

ww-pappel
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Moin,
mein Buffettschrank wurde, um einen Holzwurm zu erledigen, mit einem Holzschutzmittel „Remmers Anti Insekt 5L farblos“ behandelt. Dort steht überall, dass es jahrelang noch zu Ausdünstungen kommen kann. Kann ich den Schrank trotzdem noch im Wohnzimmer aufstellen oder gibt es eine Möglichkeit, die gefährlichen Ausdünstungen zu stoppen (Lack, Schutzgrund oder ähnliches)?

vielen Dank für eure Hilfe!
Lieben Gruß
Stefan
 

mj5

ww-robinie
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Moin auch!

Auf der Produktseite steht "Anwendung nur durch Fachbetriebe". Welcher Fachmann pinselt einen Buffetschrank mit dem Zeug ein???
Dachbalken zur Not vielleicht... aber ein Moebelstueck? Und das technische Merkblatt (vorbeugender Schutz, Aufenthaltsraeume 4 Wochen nach Anwendung nicht nutzbar) liest sich auch nicht so schoen.
Mir kaeme das Teil nicht mehr ins Haus.

Falls Du es trotzdem versuchen willst, dann solltest Du das Teil mal mehrere Wochen (mit offenen Tueren!) auf der Terasse durchlueften.
Wie gesagt: Mein Ding waer das nicht. Und sollte das ein wertvolles Moebel sein wuerde ich zunaechst das Gespraech mit einem Remmers Anwendungstechniker und danach mit dem Fachbetrieb suchen.
 

seschmi

ww-robinie
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Das Produkt enthält als Wirkstoff Permethrin, ein Insektizid aus der Gruppe der Pyrethroide. Das ist nicht unumstritten, weil es in höheren Dosierungen u.a. Wirkungen auf Nerven zeigt. Es ist aber auch nicht besonders giftig, was sich daran zeigt, dass es auch auf der Haut eingesetzt wird, zum Beispiel gegen Läuse.

Außerdem sind einige Lösungsmittel enthalten, die dürften aber inzwischen größtenteils verdampft sein.

Das Permethrin wird vor allem über Nahrung und Haut aufgenommen, eher nicht über die Luft. Ich würde also keine Nahrungsmittel in den Schrank tun, vor allem keine fetthaltigen. Hautkontakt hat man mit so einem Schrank ja auch nur selten.

Permethrin gibt es schon sehr lange (70er Jahre), und auch als Creme oder Shampoo. Es gibt auch getränkte Arbeitskleidung für den Wald (Zecken). Die Wirkungen und Nebenwirkungen sind also gut untersucht, nach 50 Jahren kann man die Gefährlichkeit eines Stoffes gut einschätzen.

Wenn der Schrank schön ist oder einen ideellen Wert hat, würde ich ihn im Wohnzimmer stehen lassen, wenn er meiner wäre. Das Risiko würde ich als hinreichend gering einschätzen. Ich würde halt keine Schokolade oder andere fetthaltige Lebensmittel darin aufbewahren.

Behandeln würde ich Möbel mit sowas nicht, gegen Holzwurm hilft Hitze oder CO2 sowieso besser. Aber wenn es halt nunmal passiert ist, würde ich den Schrank deshalb nicht wegwerfen.

Läuseshampoo enthält auch Permethrin, und das schmiert man Kindern direkt in die Haare.

Falls die Behandlung erst kürzlich passiert ist, würde ich den Schrank erstmal an einem gut belüfteten Ort auslüften lassen, schon wegen der Lösungsmittel.
 

mj5

ww-robinie
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In Chemie war ich immer eine Niete! :emoji_grin:

@seschmi: Herzlichen Dank fuer die ausfuehrliche Erlaeuterung!

Mir waere das Produkt aber trotzdem immer noch nicht ganz geheuer. In der Dosis liegt das Gift. Wie sehr wurde das Moebel eingejaucht?
Aber wir sind jetzt schon zu zweit: Gut auslueften. Und sehr wichtig ist auch dein Hinweis auf die Lebensmittellagerung.
 

seschmi

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Wann hat denn die Behandlung stattgefunden?

Permethrin zerfällt schneller im Sonnenlicht, nur noch als Hinweis.

Lackieren würde ich, soweit es nicht anderweitig sinnvoll ist, eher nicht.

So einen Schrank berührt man ja nicht ständig, ist ja kein Stuhl. Und Essen tut man davon auch nicht. Dann bleibt eigentlich nur eine Verbreitung über Staubpartikel, das Zeug haftet an Oberflächen. Das ist aber vermutlich eher ein Thema bei Teppichen.

Wollteppiche sind übrigens oft behandelt, überhaupt Wollsachen (wegen Motten). Das wissen viele gar nicht. Das ist eher kritisch, weil sich von so einem Teppich ständig Fasern ablösen.
 

ksyOnWW

ww-kiefer
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in den 70ziger Jahren gab es das Thema Xyladecor, Bayer, Leverkusen. Wie bei allen Mittel, die ins Holz einziehen gibt es ein Verdünnungsmittel. Das verdampft über einen oft langen Zeitraum. Der Verdünner nimmt zusätzlich das Biozid auf und dann hat man eine wenige gesundheitlich förderliche Kombination.

Standardmethode für einen Schrank wäre: zerlegen so weit möglich und in eine Wärmekammer stellen in Abhängigkeit der erreichbaren Kerntemperatur: ca. 60 grad Celsius. Vorher entlacken. Dann hat man mit gasförmigen Stoffen keine Probleme, aber sicher einige Tierleichen im Holz.
 

seschmi

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Xylamon/Xylodecor war ein ganz anderes Thema, das enthielt ja noch PCP und Lindan. Das war damals ein großer Skandal, weil die Gefährlichkeit schon nachgewiesen war, das Mittel aber noch lange zugelassen.

Man kann schon sagen, dass das heute nicht mehr möglich wäre. Es gibt ja umfangreiche EU Regeln zu Chemikalien, da kann auch eine nationale Regierung nicht einfach Ausnahmen zulassen. Die EU wird ja oft als bürokratisch empfunden, aber solche Regeln haben schon Vorteile.

Damals gab es übrigens massive Proteste der Bauern gegen das Verbot von Lindan in der Landwirtschaft. Da musste ich bei den jüngsten Bauernprotesten dran denken - wäre es damals nicht doch noch verboten worden, wären wohl inzwischen zahlreiche Bauern mehr an Krebs gestorben. Das es so lange gedauert hat, bis es vom Markt genommen wurde, kam natürlich schon von den Protesten.

Heute sind Chemikalien schon deutlich besser untersucht. Das ganz schlimme Zeug ist in den 80ern und 90ern verboten worden. Außerhalb der EU ist das natürlich anders. Und ohne vernünftige Untersuchungen kommt nichts neues auf den Markt, anders als früher, wo erst verkauft und dann untersucht wurde.

Der Schrank ist ja kürzlich behandelt worden, nicht 1980…
 
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