Ein Frästisch nach seinem Geschmack - eine Fortsetzungsgeschichte

fragnix

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Letztes Jahr bin ich über einen der mir bis dahin unbekannten Schätze dieses Forums gestolpert: RockingHorse / Batucada mit seinen selbst konstruierten Holz-Holzbearbeitungsmaschinen. Der Anlass war die Auflösung der Werkstatt, also etwas, wonach ich gerne schaue. Denn statt eines anonymen Einzelkaufs im Internet gibt es bei Auflösungen häufig ein ganzes Ensemble, üblicherweise bewährt, vorführbar, und (auch das ist ein Argument für mich) gelegentlich im Paket günstiger.

Batucada hat mehrere interessante Maschinen gebaut - hier geht es um den Frästisch, dessen Genese von ihm ausführlich beschrieben wurde. Da ich diesen Frästisch interessant finde, werde ich seine Nutzung "in zweiter Generation" hier weiter beschreiben.

Beim dritten Besuch in seiner Werkstatt haben wir uns vorgestern den Frästisch noch einmal durchgesprochen, und dann verladen. Das hat, wie so vieles, mehr Aufwand verursacht und Zeit gekostet als wir zuerst dachten. C'est la vie, so sagt man wohl dazu. Sechs Stunden waren es am Ende, aber: Die Zeit verfliegt, wenn man Spaß hat!

"Passt der denn durch die Tür?" fragte ich noch, denn der Tisch hat schon eine komfortable Arbeitsgröße. Batucada bestätigt dies, er habe den Tisch mit den Türmassen in Sinn gebaut. Und wenn er das sagt, dann passt das auch. Zumindest nachdem wir alle nachträglichen Anbauten entfernt haben, und zwar so gründlich, dass selbst überstehende Leimreste noch plan geschliffen wurden!
Das man zumindest im Metallgewerbe auf fünf Hundertstel genau arbeitet kann ich nun bestätigen: 0,05 ist nämlich zufällig ebenfalls die Dicke der Dreckschicht auf der Türzarge, und glaubt mir, jetzt ist da kein Dreck mehr. Soweit ich das sehen konnte ist die Zarge an sich unbeschädigt, insofern kann ich bestätigen: Passt. Wackelt auch nicht. Luft war nach oben, im Sinne von "links und rechts war keine Luft mehr". Wir waren schon froh als der Tisch draußen war, denn einen Moment befürchteten wir die Notwendigkeit einer kompletten Demontage, inkl. Verkabelung der Elektrik. Das hätte mich sicherlich unglücklich gemacht...

Zuhause angekommen musste der Tisch erst einmal in's Trockene. Leider habe ich mich noch nicht zur Anschaffung eines Hubwagens durchringen können, also wurde flugs eine Rampe gebaut. Dazu kamen die beiden Douglasienbohlen zum Einsatz, die schon beim Beladen die Distanz von der Halbtreppe bis zum Anhänger überbrückt haben. Davon hätten wir eigentlich mal ein Bild machen sollen, das sah nicht schlecht aus...

20241116 Abladen Rampe 1 klein.jpg

Die Rampe ist eigentlich nix anderes als die beiden Bohlen, anhängerseitig mit zwei Stehern und einem Sparren auf Höhe gebracht. Werkstattseitig liegt ein Kantholz vor, damit der Gurt einen Ankerpunkt hat.
(Wundert euch nicht wegen der Persenning - es nieselte) (Aufmerksamen Betrachtern fällt auf, dass die Schrauben durch den Splint gehen - diese schieren Douglasienbohlen sollen ja noch etwas Schickes werden)
(Die Umrührhölzer dienten der Schonung des Gurtes. Ich war gestern mal materialschonend unterwegs)

Schön wäre gewesen wenn der Tisch noch Rollen gehabt hätte, aber die sind ja vor Batucadas Tür demontiert worden. Und auf den Rollbrettern wollte ich nicht nach Hause fahren, also haben wir die vor der Abfahrt noch rausgenommen.
Daher musste die Anhängerplatte mal wieder etwas leiden. Nachdem die Tischblock-Unterseite aber frisch abgeschliffen war, sah ich keinen drohenden Schaden.

Also ran an den Ratschengurt, und in gefühlt zwanzig Abschnitten den Tisch bis zum Kipppunkt geholt. Jener wird letzthin häufig in negativem Kontext erwähnt; ich war froh ihn erreicht zu haben, denn ab dann konnte ich Gurt und Kantholz beiseite legen und den Tisch mit einer Hand herunterziehen.

20241116 Abladen Rampe 2 klein.jpg
Unten wartete das erste Rollbrett und nahm den Tisch klaglos in Empfang. Quer wäre es mir lieber gewesen, aber hey, man kann nicht alles haben. Kurz bevor das hintere Tischende die Rampe verliess wurde das zweite Rollbrett nachgeschoben. Nachdem das Aufladen eher umständlich war, fühlte sich das Abladen recht lässig an.
(Für die Werkstattbodenfetischisten unter Euch: Der Boden ist sauberer als das Rollbrett :emoji_wink: )

In der Werkstatt angekommen verlief ein erster Funktionstest erfolgreich - sehr schön. Wie ich heute allerdings feststellte, lag das nur am unvollständigen Test... Alle Verstellungen laufen, aber der Fräsmotor nicht. Aktuell bin ich damit beschäftigt, den Strom die Spannung vom Stecker bis zum Motor zu verfolgen. Mal schauen, ob ich das alleine und fix hinbekomme - sollte eigentlich. Batucada will ich damit erst einmal nicht belästigen. Es sei denn, er hat vorauseilend irgendwo doch schon ein Kabel abgezogen - er war mental schon bei der vollständigen Demontage. Ich bin mal gespannt, was der Grund gewesen sein wird.
 
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fragnix

ww-robinie
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So, das hat ein wenig gedauert. Eine Kombination aus viel Arbeit woanders, und leider dann doch Transportschäden. Nur ganz kleine, harmlose, aber ich habe einige Zeit gebraucht, die zu finden.

Die Maschine wurde ja vor dem Abtransport vollständig erklärt und getestet, ich habe sie also einwandfrei übernommen. Tatsächlich halte ich Problem #1 für transportbedingt: einer der beiden Not-Aus-Taster (Unterbrecher) "rauschte" ordentlich, der Durchgangstester piepte also gelegentlich, häufiger aber nicht. Und kein Durchgang ist nun mal eine Unterbrechung, und damit schaltete sich die Stromversorgung ab. Nicht immer, nur mal alle Sekunde....
Da ich den Notaus früh durchgemessen und kein Problem festgestellt habe, wurde er dann eine Weile ignoriert. Erst als ich schon ziemlich ratlos war und einfach jedes Bauteil ausgebaut und gründlich getestet habe, kam ich wieder dort an, und konnte dieses Problem beheben. Da es sich um den zweiten Notaus auf der Rückseite handelte, habe ich ihn erst einmal überbrückt und ausgebaut. Zweites tat nicht not, aber ich mag keine Notaustaster die da sind, aber nicht funktionieren, also muss der solange weg aus dem Sichtbereich, bis Ersatz angekommen sein wird.

Damit kam nun Spannung am zweiten Schütz an, ein erster Erfolg. Zwischendurch hat Batucada mir noch weitere Zeichnungen zukommen lassen, und endlich habe ich die Schaltung verstanden. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine Standard-Zwei-Schütz-Kopplung handelt, zum exklusiven Schalten eines Ausgangs. Quasi die dritteinfachste Schaltung im Schützbereich. Ich hatte aber nun mal jetzt erst meinen ersten Schütz vor der Nase, und kannte die Schaltung nicht.

Da ich fest davon ausging, dass nichts kaputt gegangen ist, habe ich unnütz viel Zeit um den Schütz herum gemessen. Letztlich half alle Weigerung nicht: der NC Durchgang des Schütz war halt nicht geschlossen, weder ohne Strom, noch mit Strom aber ungeschaltet, noch mit Steuerspannung und geschaltet, noch manuell. Ich befürchte, dass muss ich dann wohl unter "defekt" buchen. Flugs den Eingang umgangen, und siehe da: Der Fräsmotor dreht!

Die gute Nachricht sind: Ich habe die Fräse besser kennengelernt :emoji_wink: Hätte meinetwegen schneller gehen können, aber was soll's. Hauptsache am Ziel angekommen, ich bin ja Hobby-Holzwurm. Und ich habe es selbst geschafft. Nicht dass ich um lachende Sonnen betteln würde, aber die selbst entworfenen Schaltungen dieses Frästisches haben mir vorab schon etwas Respekt und Demut abverlangt. Ich bin ja schliesslich kein Elektriker / Elektroniker, oder zumindest nur ein Amateur. Wenn überhaupt, dann verstehe ich etwas von HF. DC ist für mich höchstens eine halbe Rockband...

Um ein erstes Erfolgserlebnis zu haben wurde nun eben ein Kantholzrest über die Fräse geschoben. Rand mit R15 abgerundet, mit V Nut Fräser eine Front modelliert. Sieht mistig aus, kann aber durchaus an dem 59,- Max Bahr Fräserkasten aus dem Jahr 2000 liegen, sowie am Prinzip V Nut Fräser. Also eben die Fräsachse um 45° geschwenkt, einen grösseren, geraden Nutfräser eingesetzt, und noch einmal Vs gefräst. Die sehen sehr gut aus, ganz wie erwartet. Eben das Holz umdrehen, fräsen, die Fräsachse um einen Zentimeter verfahren, fräsen, umdrehen, fräsen: Voila, die Front ist fertig! Schwenkbare Fräse ist geil :emoji_wink:

Für die Fotodokumentation reicht es heute nicht mehr. Ein Grund ist dass ich den Absaugadapter bei Batucada übersehen habe, und die Arbeit daher aktuell reichlich Späne verteilt. Für Fotos muss also noch etwas vorbereitet werden.
 

Batucada

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Hallo Jörg,

es ist schön zu vernehmen, dass die Fräse bei dir einen Platz gefunden hat. Und wie ich aus deinem Bericht vernehme, hast du sie schon ins Herz geschlossen. Das freut mich ungemein. Und du hast auch schon herausgefunden, dass man keinen teueren Form-Fräser kaufen muss, um eine 45° Fase zu fräsen. Und du wirst auch bald merken, dass man jeden beliebigen anderen Winkel fräsen kann, ohne vorher verzweifelt in irgendwelchen Katlogen zu blättern, weil's den Form-Fräser, den man eigentlich brauchen würde, dann doch nicht gibt.

Na ja, du wirst dich schon mit der Fräse auseinander setzen, das spür ich. Schon mal vorab: wenn das Chassis ganz unter die obere Tischplatte gefahren ist, dann liegt der imaginäre Schwenkpunkt genau 50 mm oberhalb der oberen Tischplatte. Und wenn man das Chassis 50 mm absenkt, dann liegt der Schwenkpunkt auf dem Niveau des Tisches, ähnlich wie bei einer Formatsäge, bei welcher der Schwenkpunkt des Sägeblattes auch auf dem Niveau des Sägetisches liegt.

Lieber Jörg, vielleicht entwickelst du die Fräse auch weiter, lass es mich hier an dieser Stelle wissen, dann lebt die Idee dieser Fräse in dem Faden auch ein wenig weiter.

LG
Hubert
 
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