Seltsame Esche?

LeChucklon

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Moin liebes Forum,

vor ca. 3 Monaten habe ich einen Stamm Esche für verschiedene Aufträge gekauft. Der Stamm sah meines Wissens nach erstklassig aus, schön gewachsen, keine Astlöcher, Braunkern nur im wirklichen "Kernbereich", beim anhobeln typische helle, gleichmäßige Eschefarbe (s. Foto 1). Diese wurde dann in meine Werkstatt geliefert, besäumt und entsprechend mit kleinen Leistchen in einer warmen Werkstatt gelagert.

Foto 1.jpg

So, Zeitsprung. Zwei Monate später. Mittlere Bohlen habe ich vorgeschnitten und zu Bretter verleimt. Beim hobeln ist aufgefallen, dass die ganze Oberfläche super aussieht! Allerdings ist ist beim weiter hobeln die Oberfläche immer fleckiger geworden und hat nicht nur einen, sondern mehrere Farbtöne und auch Struktur angenommen. Ich habe ein Probestück geölt und hoffe, dass sowohl die Flecken als auch die Farbunterschiede zu erkennen sind (s. Foto 2-5). Mein erster Gedanke war, dass leider "Holzfehler" bei den Kernbohlen zum Vorschein kommen, die vorher nicht zu sehen waren. Tja, habe mich zwar geärgert aber auch schnell abgefunden. Vielleicht ja ein Braunkern, der sich anfängt auszubreiten oder so.

Foto 2.jpg


Foto 4.jpg

Foto 5.jpg

Dann ist mir allerdings aufgefallen, dass sämtliche Bohlen, sowohl Seiten- als auch Mittelbretter, eine Gemeinsamkeit haben. Bei allen ist zu erkennen, dass auf der Ober-/ & Unterseite ca. 5-10mm hell und der mittlere Bereich Verfärbungen aufweisen (s. Foto 6+7, schlecht auf den Fotos zu erkennen...). Alle Bohlen haben das selbe Phänomen und entwickeln nach den ersten paar mm eine fleckige Oberfläche. Dadurch kann es nach meinem Verständnis kein natürlicher Holzfehler sein, sondern muss nach dem Auftrennen entstanden sein.

Foto 6.jpg Foto 7.jpg

Mein Problem ist, dass ich es mit so einer Oberfläche nicht den Kunden anbieten kann, die Esche wie auf Foto 1 bestellt haben. In meinem Verständnis ist das auch nicht mehr im Rahmen.

Nun aber meine Frage an euch, das Forum, kennt ihr dieses Phänomen oder habt eine Idee, was passiert sein kann? Wie ist das entstanden und wie lässt sich das vielleicht beheben? Hattet ihr schon einmal so etwas ähnliches und habt ihr Erfahrungen mit euren Holzhändlern, ob das zu verhandeln ist?

Liebe Grüße,
Malte
 

LeChucklon

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@brubu und alle weiteren Intererssierten,

für die von euch investierte Zeit bin ich sehr dankbar und freue mich gleichzeitig über diese Diskussion. In meinem Verständnis wurde die Frage hier auch ausreichend geklärt und beantwortet, ohne sich zu sehr im Detail zu verlieren. Aber für alle, die tiefer einsteigen wollen, gibts hier Nachschub.
Ich habe nochmals beim Institut nach einer Beschreibung des Phänomens und möglicher Fachliteratur gefragt. Auf beides wurde eingegangen und darf auch hier als solches geteilt werden. Zuerst die Antwort von Dr. Koch auf meine Fotos. Im Anhang lege ich dann die von ihm beigefügten Forschungsergebnisse ab. Es wurde von ihm und weiteren Personen eine ganze Studie zu diesem Thema geführt. Diese ist mitsamt dem Ergebnissen auf Englisch beigefügt.
Ich hoffe es können nun alle ihre offenen Fragen darin beantwortet sehen.

Vielen Dank nochmal und eine schöne Woche! :emoji_v:


Antwort von Dr. Koch:

"die übermittelten Bilder sind sehr aussagefähig und zeigen "lokale" gräuliche Verfärbungen, die nach unseren Untersuchungen / Erfahrungen durch oxidative Reaktionen von löslichen Kohlenhydraten (Reservestoffe) in den Speicherzellen (Parenchym) des Holzgewebes

(a.) im frisch eingeschnittenen Holz während der natürlichen Trocknung (Lagerung) oder

(b.) zu Beginn technischen Trocknung

entstehen können.

Diese Art der Verfärbungen treten v.a. dann auf, wenn das frisch eingeschnittene Holz nicht ausreichend belüftet wird bzw. nur an den Oberflächen schnell abtrocknet, wogegen in den inneren Zonen noch hohe Holzfeuchten (Staufeuchten) vorliegen. In den noch physiologisch aktiven Speicherzellen werden die Reservestoffe dann durch Oxidationsreaktionen (eindringender Sauerstoff) in chromophore Verbindungen / Extraktstoffe umgewandelt. Diese Reaktionen können auch zu Beginn einer technischen Trocknung entstehen, wenn die Trocknungstemperaturen z.B. zu hoch bzw. zu "scharf" eingestellt sind (Reaktionen von Kohlenhydraten und Aminosäuren nach dem Amadori-Maillard-Prinzip). Die Ausprägung der Verfärbungen ist dabei abhängig von der Höhe und der Zeitdauer des Feuchtegradienten zwischen den Holzoberflächen und dem inneren Holzgewebe. Die beschriebenen Reaktionsmechanismen erklären auch die Beobachtung, dass die Verfärbungen zunächst nicht an den Holzoberflächen sichtbar sind, sondern erst nach dem Abrichten in den inneren Zonen vorkommen.



In einer grundlegenden Arbeit über die Holzverfärbungen (wood discoloration) haben wird die unterschiedlichen Mechanismen der Verfärbungen detailliert beschrieben (siehe Anlage)."
 

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MarcBerlin

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Was Thühnen schreibt, macht den Bleichversuch mit Oxalsäure wieder etwas aussichtsreicher. Denn dabei handelt es sich, wie schon geschrieben, um einen Reduktion von Oxiden. Also ganz etwas anderes, als eine Bleichung per Wasserstoffperoxid, die in einer Oxidation von Farbstoffen besteht.

Auch wenn Dir die Erklärung zu "chemisch" ist, würde ich es auf einen Versuch ankommen lassen, denn man kann damit überhaupt nichts kaputt machen.
 

brubu

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Hallo zusammen
Laut Trocknungsleitfaden Bollmann soll die Trocknung von Eiche über Fasersättigung bei Anfangstemperaturen über 30-40°C heikel sein und kann zu Verfärbungen führen. Für Esche finde ich dazu nichts. Esche wird nur in den normalen Tabellen aufgeführt, Anfangstemperatur über Fasersättigung je nach Stärke nur 45°C mit dem Hinweis bei über 50% Holzfeuchte die Temperatur um 5-10°C zu reduzieren also 35°C.
Da könnte ich mir gut vorstellen, dass die geringe Temperatur nicht eingehalten wurde.

Frisches Holz lassen wir an der Luft trocknen, somit ist Eiche bei uns nicht heikel.
Bei Esche wüsste ich immer noch gerne unter welchen Temperaturen/Bedingungen diese Flecken auftreten.
Gruss brubu
 

Claus P.

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Bei Esche wüsste ich immer noch gerne unter welchen Temperaturen/Bedingungen diese Flecken auftreten.
... ich auch. Vor allem, die roten Flecken, die bei mir im Splint auftreten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Ursache auch eine lokal schlechte Feuchtigkeitskonzentration bzw. schlechtere Be-/Durchlüftung ist.
 

Claus P.

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MarcBerlin

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Hoch interessant, obwohl wir abdriften. Es gibt übrigens Hoffnung für die Esche. Es sah mit dem Eschensterben ja bereits so düster aus, dass Fachleute eigentlich davon ausgingen, dass unsere Breiten in wenigen Jahrzehnten "eschenfrei" seien werden. Neulich berichtete "Forschung heute" (DLF), dass erste Jungbäume Widerstandskraft gegen den Pilz entwickeln. Man möchte jetzt durch Selektion von Saatgut die resistenten Eschen gezielt verbreiten. Ich hoffe, dass ich das richtig wiedergegeben habe. Wenn jemand genauere Infos hat, bitte ggfs korrigieren. Ich suche später noch den Link zum Beitrag.
 
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