Labormöbel Reinraum

Schneekönig

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Hallo liebe Kollegen,
wir haben ein (kleine) Anfrage für den Austausch von Labormöbeln in einem Reinraum (biologische Sicherheitsstufe 2).
Hat von Euch jemand damit Erfahrung?
Ich such noch Infos zum Thema Material und Beschläge.

Ich freue mich über kurze Rückmeldung.

Vielen Dank.
 

inselino

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Von was reden wir denn genau? Reden wir über so Arbeitsplattenunterschränke/Hängeschränke oder von Dingen mit technischer Ausstattung (Laborschränke mit F60 Anforderung/Absaugung/o.ä., Abzüge, Sicherheitswerkbänke etc.)
In Chemielaboren sind diese Unter- und Hängeschränke in der Regel zur Lagerung von Glasware etc. Das sind fast immer grau beschichtete Platten so wie das Zeug bei so Büromöbeln. Ob das die gleiche Beschichtung ist oder nicht kann ich dir nicht sagen.
Wenn Hersteller solche Infos haben würde ich mal schauen wie beständig die gegen das Abwischen mit Desinfektionsmitteln (Ethanol und Isopropanol) sind. Alterantiv mal schauen, was so in Krankenhäusern verbaut wird, das dürfte ähnliche Anforderungen.
Von technischem Kram würde ich die Finger lassen. Kann mir aber auch nicht vorstellen, dass man dafür mal ebenso irgendwen anfragt, das läuft ja meist über Ausschreibungen und da hängt dann sicherlich ein Haufen Zertifikatskram etc. dran.
 

Besserwisser

ww-robinie
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Reinraum ist ein sehr weites Feld. Ich bin vorwiegend im Bereich Reinraum in der medizintechnik unterwegs.
Was in meinem Umfeld stets nicht statthaft ist: Massivholz, roh. Dick lackiert geht. Offene Spankanten. Jede Form von textilen Beschichtungen.
Ansonsten geht quasi jedes Standardmöbel aus Vollkern oder HPL-beschichtet.
Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass da die Kunden je nach reinraum komplett andere Anforderungen haben, was bei dem einen in Ordnung ist, geht bei anderen gar nicht.
 

Micha83

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Die Anforderungen an die jeweilige Reinraum Stufen sollten doch vom Auftraggeber ganz präzise benannt werden können.
Mein Kumpel ist bei Infineon im Rohrleitungs- und Apparatebau unterwegs.
Dort darf selbst der Zollstock nur aus Kunststoff sein. Ganzkörperanzugbund Überziehschuhe sind obligatorisch.
Grüße Micha
 

Schneekönig

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Vielen Dank für die schnellen Antworten.

Das Labor selber schickt nur Auszüge aus dem Regelwerk:
Die Anforderungen an das Material sind für die vorliegende Reinraumklasse in den gesetzlichen Vorgaben wie folgt beschrieben:
- 4.5 In Reinräumen und kritischen Zonen sollten alle freiliegenden Oberflächen glatt, undurchlässig und ununterbrochen sein, um die Ablagerung oder Ansammlung von Partikeln oder Mikroorganismen zu minimieren.
- 4.7 Die in Reinräumen verwendeten Materialien, sowohl für die Konstruktion des Raums als auch für die im Raum verwendeten Gegenstände, sollten so ausgewählt werden, dass die Partikelbildung minimiert wird und die wiederholte Anwendung von Reinigungs-, Desinfektions- und Sporizidmitteln möglich ist, sofern diese verwendet werden.


In diesem Labor hat zuletzt ein anderer Tischler Möbel geliefert, die komplett aus Kompaktplatte gebaut sind, das auch durchgezogen bis hin in die Schubkästen. Entsprechend sind die Teile auch sehr hochwertig/-preisig.
Aus unterschiedlichen Gründen sucht das Labor nach einer preiswerteren Lösung (Budget-Pläne etc.).

Ich habe mit einem Kollegen gesprochen, der hat ein Reinraum-Labor einer LED-Firma komplett mit Verbundelementen und PUR-Kante gebaut, ohne Probleme.

Was die Beschläge angeht, gibt es da Anforderungen die gegen Vollauszüge und Topfbänder sprechen?
 

inselino

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Also vielleicht müsste man nochmal etwas genauer klären worum es geht.
Eigentlich sind ein biologisches Labor nach Schutzstufe 2 und ein Reinraum in gewisser Hinsicht gegensätzliche Dinge. Beim Reinraum darf nichts reinkommen, beim Labor darf nichts rauskommen. Sprich in einem Labor wird die Luft angesaugt, sodass beim Türöffnen ein Sog nach innen entsteht und nichts entweicht. DIe angesaugte Luft wird durch Filter dann nach draußen gepustet.
Bei einem Reinraum ist es umgekehrt. Die Luft wird von draußen angesaugt und druch einen Filter partikelfrei in den Reinraum gepustet. Wenn man die Tür aufmacht entsteht der Zug nach außen, damit kein Staub nach innen gelangt.
Für die Möbel ist das aber eigentlich nachrrangig. Vollauszüge und Topfscharniere sehe ich überall im Labor. Kein Massivholz nehmen. Es soll "clean" aussehen also keine Struktur auf den Flächen, keine Farben. Bisher war jedes Labor grau. Spanplatte mit Anleimer auf allen Seiten und einer Beschichtung (gut möglich, dass das HPL ist, da kenne ich mich nciht aus).
Wenns nur um Möbel geht und kein weiteren Anforderungen hat ist es kein Hexenwerk.
Ich würde mir mal die Arbeitsplatten anschauen. die sind oft aus Keramik o.ä. und haben entsprechend Gewicht, was man einplanen sollte.
 

inselino

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Hier mal ein Bild aus der Uni. Da ist es mit Rollcontainern unter einer Stahlrahmenkonstruktion gelöst. Vorteil ist, du weist oft nicht genau, an welchem Tisch gearbeitet (stehen) und an welchem Tisch mal gesessen wird.
Sitzen geht aber nur mit Beinfreiheit. Daher die Container. Hier weiße Oberflächen, eine Schublade oben und Türen unten. Hängt ein bisschen davon ab, was man braucht. Große Rundkolben brauchen viel Platz aber in so einem Unterschrank zu suchen ist nervig, eigentlich sind Schubladen deutlich besser.
Auch die kleinen Apothekerschränke sind gut zu gebrauchen.

https://cdn.prod.website-files.com/...4462ca01b1dbf358a64756_UNI_Potsdam_Golm_5.JPG
Gleiche Technik an der Uni in Hamburg
https://www.lup-architekten.com/wp-...ten-01-labor-universitaet-lup-architekten.jpg

Oder auch fest verbaut wie in Münster
https://www.uni-muenster.de/imperia...che_biologie2/studium/Toolbox/c__dsc4714.jpeg
Oder Halle
https://jsp-architekten.eu/fileadmin/_processed_/5/4/csm_Labor_farbkorrigiert_c49a9d5a06.jpg

Du siehst 90% haben eine Schublade oben und eine Tür darunter oder durchgehend Schubladen. Alles in weiß oder Grau, kein sichtbares Holz.
 

Bunjin

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Hallo,

ich habe jahrelang in einem biologischen Reinraum gearbeitet (IVF-Labor). In meinem Labor war alles aus Metall. Ich bin mir unsicher, ob Holz bzw. Holzwerkstoffe das geeignete Material sind. Ich gebe noch mit in die Überlegungen, mögliche Ausdünstungen aus diesen Materialien zu berücksichtigen.
Unsicher bin ich auch, ob sich ein "normaler" Tischlerbetrieb an so etwas rantrauen sollte. Dafür gibt es Spezialausrüster, die sich damit auskennen. Die sind natürlich (sehr) teuer, deshalb suchen die Chefs häufig den Kontakt zum günstigen kleinen Handwerker. Günstige Lösungen, die irgendwie sauber und grau aussehen, aber irgendwelche Normen nicht erfüllen, können ein Schuss nach hinten werden und dann ist die Streiterei da.
Am Besten fährt man nach meiner Erfahrung, wenn man die überwachende Behörde mit in's Boot holt, bzw. sich mit denen abstimmt. Das muss natürlich der Auftraggeber machen.
 

brubu

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Hallo
Ich kann nur über meine Erfahrungen aus dem Operationsbereich in Spitälern berichten. Ursprünglich waren Korpen aus Decorspan mit Fronten in HPL solange mit Gas bzw. Nebel desinfiziert wurde. Dann wurde auf flüssige Desinfizierung umgestellt und alles sehr feucht gewaschen.
Dem haben die Spanplattenmöbel nicht standgehalten, danach haben wir alles in Compactplatten ausgeführt und nie mehr etwas gehört.
Wenn nicht nass desinfiziert und gereinigt wird sollte HPL reichen.
Gruss brubu
 

magmog

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Guuden,

Läuft für mich auf Völkern wie z.B. Trespa raus.
Mit dem Auftragsgeber klären.

Melamin- oder HPL beschichtete Platten mit ABS-Kanten kommen mit der Desinfektion nicht klar.
 

jjoerg

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Hallo,
ich habe mich mal vor ca. 25 Jahren mit um eine Arzneimittelproduktion gekümmert, da war auch die Anzahl von Partikeln in der Luft (in ppm) ein Thema. Da wurde z.B. die waagerechte Oberkante eines Kabelkanals mit einem 45 Grad Winkel versehen damit sich dort kein Staub absetzt. Aus gleichem Grund stand auch die Forderung der Aufsichtsbehörde im Raum dafür Sorge zu tragen, dass nach Abschluss der Installation Schlitze von Schrauben senkrecht stehen sollen (fast nur Edelstahlmöbel).
Es scheint also wie geschrieben viele unterschiedliche Anforderungen zu geben.
Viele Grüße
Jörg
 

OmnimodoFacturus

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Du belegst eine Spanplatte beidseitig mit einem Mineralwerkstoff (ich glaube unserer hatte ca. 3mm, das ist schon etwas her) und klebst von vorne einen Streifen von dem Belagstoff auf. Am Stoß Mineralwerkstoff zu Mineralwerkstoff nimmst du dann diesen Spezial 2K Kleber und erreichst so die nahtlose geschlossene Oberfläche.
Aber natürlich ist das super aufwändig und teuer.
 

depitter

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ich wäre da auch bei Kompaktplatten. Holzwerkstoff HPL beschichtet würde natürlich auch gehen, aber um die Kanten absolut sicher zu versiegeln ist nach meiner Meinung der Aufwand so hoch, das der Preisvorteil gegen Kompaktplatte gering ausfällt.
 

brubu

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Hallo
Orsopal Giessharzbeschichtung gibt es schon sehr lange, hat eine Schichtstärke von ca. 3mm. Wie beständig es ist schaut bitte selber im Link.
Prüfberichte sind unter "Produkte" zu finden, Laboreinrichtungen sind auch aufgeführt.
Gruss brubu
 

willyy

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wir haben letzte Jahr eine neue Chemie Zeile bekommen. Ich meine das ist alles Trespa. Kann ich mal nachfragen oder schauen.
Chemie ist halt oft bissl Gepansche, wo mal was daneben gehen kann. Insofern würde ich da Spanplatte komplett ausschließen. Die quillt immer irgendwo.
 
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