Allergieverträgliches Holzöl für Dielenboden

Hoschi1

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Hallo Community,
mein neuster Auftrag ist die Verlegung eines Dielenbodens.. Soweit so gut.

Nun hat meine Auftraggeberin Allergien und Unverträglichkeiten aller Art
und ich kann mein geliebtes und bewährtes Asuso Hartöl, das meiner Recherche nach aus verträglichen Komponenten besteht, nicht verwenden.

Reines Kokosöl war mein Vorschlag, aber nach Recherche im Forum scheint es keine Alternative zu sein.

So, nun suche ich nach der reizärmsten, dauerhaftesten, duftfreisten Variante der Versiegelung der Oberfläche... Naja, offenporig fände ich schön um das Holz-Feeling zu erhalten.

Wer hat Erfahrung und kann mir beratend zur Seite stehen..?!

Danke im Voraus für eure Beteiligung:emoji_thumbsup:
 

Johannes

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Hallo,
allergische Reaktionen sind immer ein schwieriges Thema. Ich habe schon mehrfach erlebt, das in ähnlichen Fällen, Öle auf Erdöl-Basis ein gangbahrer Weg ist.

Es grüßt Johannes
 

Claus P.

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Schau mal hier:

https://oli-natura-shop.de/products/oli-natura-hartwachsoel

Der Hersteller wirbt mit dem ECARF-Qualitätssiegel »Allergikerfreundlich Qualitätsgeprüft«.
Ob das Siegel nur ein Marketingtrick ist und ob das Öl für deine Anwendung geeignet ist, kann ich keine Aussage treffen. Ich hab das Öl nicht selbst eingesetzt.
Aber vielleicht kannst du über die Herstellerseite viele weitere Allergikerfreundliche Produkte finden. Vielleicht ist ja was für deinen Auftrag das passende Parkettöl auch dabei.
 

carsten

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Hallo

hatte ähnliches Problem vor Jahren bei Bekannten. Sie ist allergisch gegen so fast alles insbesondere Duftstoffe und Reinigungsmittel.
Haben extra den alten "bösen" Spanplattentisch in den Keller verbannt und sich einen neuen im BioÖko Versandhaus bestellt. Symptome sind aber nicht besser geworden. Der Tisch war nicht nur Öko sondern auch schlampig verarbeitet und verleimt, wobei ich ausdrücklich sage, das es da keinen Zusammenhang gibt.
Ich wurde also gebeten nachzuleimen. Ich hab da den "bösen" PU Leim genommen. Also musste der Tisch auf der überdachten Terrasse bearbeitet werden. Er stand dort von Freitagmittag bis Sa Nachmittag bei geschlossener Terrassentür, damit die Dämpfe vom PU nicht ins Haus ziehen obwohl warmes sonniges Wetter.
Und die Symptome wurden in den etwas mehr als 24 Stunden besser. Kaum war der verleimte Tisch wieder drin wurden die Symptome wieder stärker. Hab dann darauf hingewiesen, dass Öl auch nach Tagen, Wochen, Monaten noch nachtrocknen KANN und Inhaltsstoffe abgeben KANN. Der neue Tisch wurde dann auf die Terrasse verbannt und der alte aus Spanplatte wieder aus dem Keller geholt. Hab dann ein Muster mit 2K PU Lack gemacht 3 Tage durchhärten lassen und dann mittig auf den Tisch gestellt. Keinerlei negativen Anzeichen.
Hab dann einen neuen Tisch aus Buche gebaut und ganz normal lackiert. Steht seit 12 Jahren bei der Familie.
Moderne 2K Lacke sind nach dem Aushärten chemisch inaktiv.
Fazit nicht alle Öle sind gut und nicht alle Lacke sind böse Chemie.
Da hilft vermutlich nur Bemustern.
 

willyy

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wenn Du ein Mittel gefunden haben solltest, mach ein "Probebrett" mit 1 m² und streich es vorne und hinten damit ein.
Dann stell ihr das mal ne Woche in den Gang als Test, bevor Du den ganzen Boden damit machst.
 

Martin45

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Ich so einem ja doch etwas heikel erscheinenden Fall, würde ich die Auftraggeberin das Produkt der Wahl auswählen lassen. Soll sie sich umhören, dann bist du es hinterher nicht gewesen, denn da sehe ich die Gefahr recht hoch, für dich.
Edit: Mein Satz ist komisch geworden, aber ich glaube meinen Gedanken kann man erkennen.
 

flüsterholz

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Hanföl wäre noch eine Alternative. Gibt es als Oberflächenöl z.B. bei Dictum. Scheint bei vielen Allergien sogar symptomlindernd zu sein. Bei Einnahme aber auch Allergie auslösend. Forschung ist da noch etwas in den Kinderschuhen. Ansonsten, wie @Johannes schon erwähnte, Paraffinöl. Geruchsfrei, keine nachträglichen Ausdünstungen, feuert nicht an. Also total *Bio" :emoji_wink:
 

brubu

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Da fällt mir wieder der MAK Wert, maximale Arbeitsplatzkonzentration von Ölen an Arbeitsplätzen ein. Der ist halb so hoch wie die Geruchsschwelle. Wenn man etwas riecht ist der Wert schon doppelt so hoch wie er maximal sein dürfte. Soviel zu "gesunden" Produkten.
Da würde ich kein Öl suchen, es gibt extrem empfindliche Personen, das gibt nur Probleme.

Es gibt für Allergiker spezielle Wohnbauten, in diesem Bereich könnte etwas gefunden werden. Auf Produktangaben allein würde ich nicht vertrauen.
Gruss brubu
 

Hoschi1

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Erstmal vielen Dank für eure zahl- und hilfreichen Beiträge.
@yoghurt : Ich denke, es ist eine Mischung... Natürlich spielt da auch die Ideologie mit. Trotzdem habe ich die Herausforderung angenommen.

@ iasj : Seife ist leider keine Alternative, aber eine gute Idee. Ehrlich gesagt kenne ich mich damit nicht so aus, werde mir aber das Thema mal genauer betrachten,.

@brubu : Danke für den Hinweis, scheint als ob ich vor dem Versiegeln noch Hausaufgaben habe...
@flüsterholz : Danke, dies scheint mein erster Weg zu sein.. Hanföl und symptomlindernd... Mal schauen, ob und wie ich das an die Frau bringe... Hast Du da Erfahrung was Verarbeitung und besonders Trockenzeiten (auf Fi/Ta) anbelangt?
 

flüsterholz

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Erstmal vielen Dank für eure zahl- und hilfreichen Beiträge.
@yoghurt : Ich denke, es ist eine Mischung... Natürlich spielt da auch die Ideologie mit. Trotzdem habe ich die Herausforderung angenommen.

@ iasj : Seife ist leider keine Alternative, aber eine gute Idee. Ehrlich gesagt kenne ich mich damit nicht so aus, werde mir aber das Thema mal genauer betrachten,.

@brubu : Danke für den Hinweis, scheint als ob ich vor dem Versiegeln noch Hausaufgaben habe...
@flüsterholz : Danke, dies scheint mein erster Weg zu sein.. Hanföl und symptomlindernd... Mal schauen, ob und wie ich das an die Frau bringe... Hast Du da Erfahrung was Verarbeitung und besonders Trockenzeiten (auf Fi/Ta) anbelangt?
Nein leider nicht, bin da durch eine Bekannte drauf aufmerksam geworden, die es für ihre Möbel benutzt. Wollte es selber mal irgendwann ausprobieren. Darfst aber gerne berichten.
 

seschmi

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Mal was zu Allergien:

Das menschliche Immunsystem ist ja eigentlich dafür gemacht, Bakterien, Viren und Parasiten abzuwehren. Deshalb reagiert es vor allem auf biologisches Material, vor allem Eiweiß (Proteine) und chemische Verbindungen, die diesen ähnlich sind.

Auf komplett andere Sachen wie Stein, Keramik, Plastik reagiert es gar nicht. Es gibt da ganz wenige Ausnahmen - Nickel bindet zum Beispiel an Proteine und wird dann erkannt.

Eine Allergie ist ja nix anderes als eine Überreaktion des Immunsystems auf Stoffe, die eigentlich unschädlich sind.

Deshalb richten sich die allermeisten Allergien gegen biologische Stoffe: Milbenkot, Pollen, Wolle und ähnliches.

Am besten für die Kundin wäre also ein Lack. Wenn der ausgehärtet ist, gibt der nichts mehr ab.

Nun gibt es da oft falsche Vorstellungen: Viele glauben, biologisch sei gut. Das ist aber bei Allergien genau andersrum. Am Besten wäre Vinyl oder Linoleum. Das triggert das Immunsystem überhaupt nicht.

Viele Leute verwechseln das mit „giftig“. Natürlich gab es chemischen Holzschutz, der giftig was (Xylamon). Das ist aber etwas völlig anderes als Allergien.

Was auch noch eine Rolle spielt ist die Psychologie: Was stark riecht, löst oft Reaktionen aus.
 

seschmi

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Das ist natürlich immer etwas schwierig, wie man mit sowas umgeht.

Öle riechen ja immer irgendwie, das liegt daran, dass sie Fettsäure enthalten, die untereinander Verbindungen eingehen. Dabei spalten sich kurzkettige Bruchstücke ab, die einen typischen Geruch haben - etwas ähnliches passiert, wenn Öl ranzig wird. Da diese Reaktionen langsam ablaufen, hält das auch eine Weile an.

Öle, die nicht härten, riechen weniger (Paraffinöl), sind aber komplett ungeeignet, weil sie nicht trocknen.

Medizinisch am Besten wäre ein 2K-Lack, zB auf Wasserbasis. Wenn der trocken ist, ist das eine glatte Oberfläche und auch völlig geruchsfrei. Wenn da Allergien gegen Hausstaub oder Pollen sind, kann man da auch besser wischen als bei Öl (halt nicht nass, aber feucht geht schon).

Bei den Ölen gibt es welche, die eigentlich Alkydharze sind. Remmers nennt das „Eco“ und schreibt, dass es aus „nachwachsenden Rohstoffen“ sei, ist aber eigentlich fast wie ein Alkydharzlack. Ich kenne das nur als „Arbeitsplattenöl“, da müsstest Du schauen, ob es was vergleichbares für Fußböden gibt.

Erfahre halt mal von der Kundin, was die Präferenzen sind: Allergiearm, oder „keine Chemie“.

Bemustern ist sicher ideal, nur Vorsicht mit dem Geruch: Bei einem kleinen Probestück mag das okay sein, aber bei einem ganzen Fußboden ist das ein ganz anderes Thema.

Ganz vermeiden würde ich Orangenschalenöl. Das ist zwar rein biologisch, aber davon kriege ich auch Atemnot, obwohl ich sonst kaum allergisch bin. Der Geruch ist extrem. Also Produkte damit gleich ausschließen.
 

Timer

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Ergänzend (und zustimmend) zu dem was @seschmi schon erklärt hat, muss man auch bei Lacken vorsichtig sein weil sie organische Lösungsmittel enthalten können. Die verfliegen zwar irgendwann, das kann aber lange dauern.
Deshalb wenn Lack, dann auf Wasserbasis.

Kalken wäre auch noch eine Alternative. Ist anorganisch, allergietechnisch unbedenklich und „natürlich“.
 

seschmi

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Das Paraffinöl, dass ich in der Sauna benutzt habe, ist getrocknet. Gibt es da evtl. Unterschiede?

Das sind unterschiedliche Arten von Trocknen.

Bei Leinöl, Walnuss-, Tungöl usw verbinden sich die Fettsäuren untereinander zu einer Art Netz, was dann stabil ist. Ähnlich wie es bei Epoxy passiert. Das Netz, was da entsteht, kann dann auch nicht mehr durch Lösungsmittel aufgelöst werden.

Bei Paraffin geht das nicht, dem Molekül fehlen die „Andockstellen“. Was es tut: Es zieht in das Holz ein, das sich dann trocken anfühlt. Das ist aber viel weniger strapazierfähig.

Man sieht das, wenn man einen Tropfen auf eine Glasplatte gibt, wo nichts einziehen kann. Leinöl wird fest (oder Gummi-artig), Paraffinöl bleibt flüssig.

Paraffin ist selten eine gute Wahl: Entweder verschwindet es im Holz und schützt dann wenig, oder es macht Fettflecken. In der Sauna ist das natürlich egal, aber da kann man das Holz auch roh lassen.
 

flüsterholz

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Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Paraffinöl scheint ins Holz einzudringen, fühlt sich dann trocken an und verhindert, vermindert eine Zeitlang das Eindringen von Feuchtigkeit. An der Saunatür aus Glas bildet sich immer Kondenswasser und tropft dann auf den Holzboden. Das ging so 1 bis 2 Jahre gut, danach gab es wieder Wasserflecken.
 

WinfriedM

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Schau mal bei Livos, die haben spezielle Öle, wo das Allergierisiko gering ist.

Mit dem Objektöl 242 habe ich gute Erfahrungen bei chemikaliensensiblen Menschen gemacht:
https://www.livos.de/media/downloads/de/technische-merkblaetter/TM_242_KUNOS_Objektoel.pdf

Wichtig bei dem Thema: Viele natürliche Stoffe können Allergien auslösen. Und viele Produkte aus der Petrolchemie sind bei Allergien völlig unproblematisch. Man muss nur aufpassen, sich keine anderen Schadstoffe ins Haus zu holen. Und auch Holz kann Allergien auslösen. Bei Allergien kann es sinnvoll sein, bewusst auf natürliche Stoffe zu verzichten. So merkwürdig das erstmal klingt.
 

reo

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Einfach mit Lack versiegeln, gut Ablüften lassen, und das Thema ist erledigt.

Gruss Reo
 

frank-n

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Hab ähnliche Erfahrungen wie Carsten im Beitrag #6 gemacht. Nach dieser Geschichte und einigen Besuchen in "Ölbuden" sage ich meinen Kunden immer: Das ganze Leben ist Chemie, selbst unser Körper produziert sehr geringe Mengen von Formaldehyd. Wenn es um Allergiker geht, empfehle ich den Kunden immer, von Ölen und Wachsen abstand zu nehmen. 2K Lacke sind da meist die beste Lösung. Klar, in der Härtephase wirklich nicht ungiftig, wenn aber die Reaktion abgeschlossen ist, dann ist es neutral.
 
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