Alte Stuhllehne Wiener Geflecht restaurieren

yask

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Hallo zusammen.
Das hier scheint genau mein Thema zu sein.
Ich habe 4 wunderschöne Stühle bekommen, die zwar etwas ramponiert aussahen (Oberfläche unschön, Geflecht defekt), aber im Kern noch gut waren (sind) und zu schade zum wegwerfen.
Diese habe ich vom Holz her soweit aufgearbeitet, dass ich alle alten Lackreste (ich nehme an Schellack) entfernt habe, die Stühle geschliffen habe (teilweise graue Stellen durch Feuchtigkeit), gebleicht gebeizt und anschließend mit Schellack mattiert habe.
Nachdem ich nun herausgefunden hatte, dass das Wiener geflecht gesteckt worden zu sein scheint, habe ich mich mal darin versucht (vorher nie geflechtet). Dabei musste ich feststellen, dass dieses eine sehr Zeit intensive Arbeit ist.
Nachdem bisher alles soweit relativ gut geklappt hat. Es geht wahrscheinlich schöner, aber fürs erste Mal sicherlich nicht schlecht (siehe Bilder), stehe ich nun vor einem Problem.
Wie bekomme ich die Abdeckleiste in/über die Löcher fixiert?
Ich habe schon versucht die Abdeckleiste mit dem Peddigrohr mittels der kleinen Holzkeile in die Löcher zu fixieren (Löcher sind nicht durchgebohrt). Auf deutsch soll das heißen, dass ich versucht habe kurze Peddigrohr Stücke seitlich an den kleinen Holzkeilen (zum fixieren in den Löchern) zu fixieren und dann entweder die Abdeckleiste an der Oberseite der Keile, also zwischen Keil und dem Peddigrohr, welches die Abdeckleiste hält, zu schieben,.....oder aber die Abdeckleiste nicht hindurch zu schieben sondern direkt so zwischen Keil und Peddigrohr halte. Und dann alles zusammen in die Löcher, zum fixieren, stecke. (ich hoffe die Ausführung war verständlich)
Meine Theorie, dass dieses so funktionieren könnte klang soweit logisch. In der Praxis sah das ganze aber ganz anders aus. Hat also nicht funktioniert.
Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben.
Habe 4 von den Stühlen, bei einem ist das Geflecht hin. Mir kommt es vor, als ob hinten,unter dem Furnier, ringsum ein Nutrahmen drin ist, so als ob dieser nachdem flechten eingefüllt worden ist und das deswegen Furnier drauf ist, kannst du das bestätigen? Obwohl ich Handwerklich sehr geschickt bin, denke ich drüber nach, ob ich diese einfach aufpolstern soll, aber neues probiere ich gern aus. Bei mir scheint es ein 1,75 er zu sein. Kannst du mir was empfehlen um den Lack gut zu entfernen?
 

derdad

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Guten Morgen! Wenn du ein Foto zeigst kann ich es bestätigen, oder auch nicht.
Zur Lackentfernung gibt es sicher kompetentere Kollegen als mich die helfen können. Z.B. Werner (@welaloba), der Melanie (@Holzsinn), und andere.
LG Gerhard
 

yask

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Hallo zusammen.
Das hier scheint genau mein Thema zu sein.
Ich habe 4 wunderschöne Stühle bekommen, die zwar etwas ramponiert aussahen (Oberfläche unschön, Geflecht defekt), aber im Kern noch gut waren (sind) und zu schade zum wegwerfen.
Diese habe ich vom Holz her soweit aufgearbeitet, dass ich alle alten Lackreste (ich nehme an Schellack) entfernt habe, die Stühle geschliffen habe (teilweise graue Stellen durch Feuchtigkeit), gebleicht gebeizt und anschließend mit Schellack mattiert habe.
Nachdem ich nun herausgefunden hatte, dass das Wiener geflecht gesteckt worden zu sein scheint, habe ich mich mal darin versucht (vorher nie geflechtet). Dabei musste ich feststellen, dass dieses eine sehr Zeit intensive Arbeit ist.
Nachdem bisher alles soweit relativ gut geklappt hat. Es geht wahrscheinlich schöner, aber fürs erste Mal sicherlich nicht schlecht (siehe Bilder), stehe ich nun vor einem Problem.
Wie bekomme ich die Abdeckleiste in/über die Löcher fixiert?
Ich habe schon versucht die Abdeckleiste mit dem Peddigrohr mittels der kleinen Holzkeile in die Löcher zu fixieren (Löcher sind nicht durchgebohrt). Auf deutsch soll das heißen, dass ich versucht habe kurze Peddigrohr Stücke seitlich an den kleinen Holzkeilen (zum fixieren in den Löchern) zu fixieren und dann entweder die Abdeckleiste an der Oberseite der Keile, also zwischen Keil und dem Peddigrohr, welches die Abdeckleiste hält, zu schieben,.....oder aber die Abdeckleiste nicht hindurch zu schieben sondern direkt so zwischen Keil und Peddigrohr halte. Und dann alles zusammen in die Löcher, zum fixieren, stecke. (ich hoffe die Ausführung war verständlich)
Meine Theorie, dass dieses so funktionieren könnte klang soweit logisch. In der Praxis sah das ganze aber ganz anders aus. Hat also nicht funktioniert.
Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben.

Guten Morgen! Wenn du ein Foto zeigst kann ich es bestätigen, oder auch nicht.
Zur Lackentfernung gibt es sicher kompetentere Kollegen als mich die helfen können. Z.B. Werner (@welaloba), der Melanie (@Holzsinn), und andere.
LG Gerhard
 

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yask

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Schau Mal was hinter dem Furnier kam, ist doch wahrscheinlich so wie ich dachte, oder?
 

derdad

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Schau Mal was hinter dem Furnier kam, ist doch wahrscheinlich so wie ich dachte, oder?
Ja.
Die Fäden sehen aber nicht nach 1,75 aus. Ich schätze von Mitte Doppelstrang zu Mitte Doppelstrang sind es so 12-13 mm. Da wären dann 2,0 oder auch 2,25mm angebracht.

Eine allgemeine Frage an viele Fragesteller: Warum geizen alle mit Fotos? 1-2 Fotos vom gesamten Möbel. Und 1-2 Detailfotos. Das würde sehr viel Antworten einfacher, und den Gebrauch der Glaskugel hinfällig machen.
LG Gerhard
 
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Zimmerling203

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Hallo Gerhard,

vielen Dank auch von meiner Seite, für Deine Bereitschaft hier so weiterzuhelfen. Das ist aus heutiger Sicht alles andere als selbstverständlich .... DANKE

Magst Du bitte nochmal auf das Rand "X" <--> Rand "V" Thema eingehen? Denn auch ich habe mehrere solcher Stühle mit gesteckt geflochtener Lehne bei mir zuhause stehen, die noch auf eine Restaurierung warten.

LG
Danny
 

yask

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Ja.
Die Fäden sehen aber nicht nach 1,75 aus. Ich schätze von Mitte Doppelstrang zu Mitte Doppelstrang sind es so 12-13 mm. Da wären dann 2,0 oder auch 2,25mm angebracht.

Eine allgemeine Frage an viele Fragesteller: Warum geizen alle mit Fotos? 1-2 Fotos vom gesamten Möbel. Und 1-2 Detailfotos. Das würde sehr viel Antworten einfacher, und den Gebrauch der Glaskugel hinfällig machen.
LG Gerhard
Mit 12 bis 13mm liegst du richtig, warscheinlich auch mit 2 bis 2,25, da schaue ich Mal mit Ner Lupe.

İch müsste doch jetzt ringrum diese Nut freimachen, oder?

Dann überlege ich, ob ich es so wie die 3 anderen hinbekomme, ich würde dann alle grundieren und streichen, damit ich ein einheitliches Ergebnis bekomme.
 

SabineL

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Einen schönen Guten Morgen,

auch wenn die Beiträge hier schon älteren Datums sind, möchte ich gern meine Frage hier lassen.

Ich habe 2 alte Paul Bruno Stühle geerbt und möchte diese gern aufarbeiten.
1739344493259.jpg

Das Polster habe ich schon entfernt, da die Stühle in einer alten Scheune standen und nicht mehr zu retten war. Die Stühle werden nun noch abgeschliffen und neu gebeizt/ lackiert. Durch die bisherige Lagerung der Stühle ist an einem Stuhl das Geflecht an der Rückenlehne kaputt gegangen. Gern würde ich dieses erneuern und habe hier im Forum und auch auf anderen Webseiten bereits viele hilfreiche Tipps gefunden, wie das Geflecht damals hergestellt wurde und wie man es erneuern kann. Da ich handwerklich geschickt bin, würde ich es gern selbst aufarbeiten. Ein Fertiggeflecht würde ich ungern verwenden, da ich keine umlaufende Nut habe um das Geflecht anschließend zu verkeilen.
Über Materialien (Blauband-Qualität) und Werkzeuge habe ich mich schon erkundigt und bestelle diese zeitnah.

Meine Frage ist nun:
Die Rückenlehne ist ja in Längs- und Querrichtung gewölbt. Wenn ich nun also das Stuhlflechtrohr in der korrekten Reihenfolge stecke, ergibt sich dann von selbst die Wölbung? Muss man bei der "Fadenspannung" etwas besonders beachten?

Viele Grüße aus Dresden
Sabine
 

derdad

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Guten Morgen!
Da du dich in die Materie schon eingelesen hast, muss ich nicht mehr all zu umfassend erklären.
Der Holzrahmen dürfte 1 Wölbung haben. Die beiden seitlichen Friese und das untere scheinen gerade. Du fängst bei Schritt 1 mit dem ersten Aufrechten an. Schritt 2, der erste waagrechte, wird dahinter gelegt. Schritt 3, der zweite senkrechte, wird hinter 1 und 2 gelegt. Schritt 4, der zweite waagrechte, wird dann eingeflochten.
Die gebogene Linie der waagrechten Fäden musst du vor Schritt 5 und 6, dem Einkreuzen (die diagonalen Fäden) der Kurve des oberen Frieses anpassen und aufteilen.
Bei der Spannung ist es schwer Tipps zu geben. Ich kann nicht sagen:"Spanne mit xxxx Kilo", so wie bei einem Tennisschläger. So etwas ist leider Erfahrungssache. Nur soviel: die aufrechten Fäden fest spannen. Die waagrechten eher zurückhaltend. Und die diagonalen spannen sich beim Einziehen von selbst.
Deine Lehne sieht auf den ersten Blick einfach aus, hat aber viele, nicht zu unzerschätzende Herausforderungen. Die Wölbungen. Es wird "gesteckt" werden müssen, da der Rahmen hinten sicher keine sichtbaren Löcher hat. Evtl ist er sogar "französisch" gebohrt, also tunnelförmige Löcher, die sich im Holz treffen. Alles in allem für das erste Mal flechten eine Herausforderung, aber sicher machbar.
LG Gerhard
 

SabineL

ww-pappel
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Lieber Gerhard,

vielen Dank für Deine hilfreichen Infos. Die beiden seitlichen Friese sind tatsächlich gerade. Das obere und das untere sind gebogen. Dadurch entsteht in der Mitte des Geflechts eine "Wölbung nach innen", also hin zum sitzenden Körper der sich an die Rückenlehne lehnt.
Nur noch eine Frage zu dem Aufteilen, dass habe ich nicht so ganz verstanden. Meinst Du, dass ich schauen muss wie ich die Diagonalen anordnen muss, damit ich das korrekte Muster erreiche oder meinst Du was anderes?
Das Geflecht muss definitiv gesteckt bzw. gestöpselt werden, da an der Hinterseite des Rahmens keine Löcher vorhanden sind. Wäre ja auch zu einfach gewesen. :emoji_slight_smile:
Ich würde im ersten Schritt zunächst das Geflecht vorsichtig herausschneiden und schauen, dass ich die alten Stöpsel herausbekomme. Notfalls muss ich sie wahrscheinlich ausbohren. Erst dann werde ich sehen können, ob das "französisch" gebohrt wurde. Der Stuhl wurde wohl ca. 1936 produziert.
Zu finden ist er unter anderem auch hier:
https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/714432

LG Sabine
 

derdad

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Nach dem Schritt 1 bis 4 gemacht wurde muss man die jeweiligen Fädenpaare zusammendrücken und alles so ausrichten, dass es ein schönes Bild ergibt. Also die Fädenpaare eng beieinander, dazwischen größere Abstände. Aber das sind eigentlich Basics, die du ja bei den hilfreichen Tipps sicher gefunden hast. Die Diagonalen ergeben sich von alleine. In den Tipps wurde ja sicher erwähnt, dass in den Ecklöchern 2 Diagonalfäden der gleichen Richtung zusammenkommen damit es am Rand die X ergibt und keine V entstehen.
Ich nehme an bei der Originaleinflechtung wurde "normal" durchgeflochten und auf der Hinterseite liegen die Fäden in einer Nut, die später wieder verschlossen wurde. Du wirst die Löcher ausbohren müssen.
Der Sessel in deinem Link wurde übrigens von irgend einem "Profi" ausgefräst und ein Fertiggeflecht eingepresst. Aber sicher erst bei einer späteren "Restaurierung". Im Original war er sicher handgeflochten.
LG Gerhard
 

SabineL

ww-pappel
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Jetzt wo Du es schreibst, sehe ich auch das die Abdeckung der Stöpsel hier in dem Bild des Links ganz anders aussieht, als das was ich zu Hause stehen habe. Geschultes Auge sei wachsam...
 

SabineL

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Ich möchte gern ein kurzes Update geben und eine weitere Frage stellen.
Ich habe nun mühsam das alte Geflecht entfernt, die Löcher ausgebohrt, Materialreste aus den Löchern entfernt und das Polster abgenommen. Das Stuhlgestell wurde feinsäuberlich abgeschliffen und anschließend neu geölt/ gewachst. Das Gestell erscheint wieder im neuen Glanz.
Gestern habe ich das neue Polster aufgezogen und die bisherige alte Polsterung, welche aus Wolle und Stroh bestand, durch Halbwolle und Afrik-Polsterung ersetzt.
Der nächste und hoffentlich auch letzte Schritt ist nun, das Wiener Geflecht neu einzuziehen. Dafür habe ich noch eine Frage. Im bisherigen Verlauf dieses Threads habe ich gelesen, dass jemand ca. 10 Stunden für eine Rückenlehne gebraucht hat. Könnte bzw. Kann man das Geflecht auch zeitlich verteilt einziehen? Falls ja, wie muss ich das bis dahin fertige Geflecht behandeln, z.B. feucht halten? Oder muss ich alles in einem Rutsch fertigstellen?

IMG_20250215_172401[1].jpg IMG_20250219_180059[1].jpg IMG_20250228_060820[1].jpg

Viele Grüße und einen sonnigen Freitag
Sabine
 
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antoni

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Hallo. Du kannst jederzeit unterbrechen. Spielt keine Rolle. Wenn es dann weitergeht, das schon geflochtene Material kurz vor dem Weiterflechten von der Rückseite her leicht mit lauwarmen Wasser aus der Sprühflasche befeuchten.
Weniger als das neu hinzuzukommende Material. Das müsste wieder länger gewässert werden.

Antoni
 

derdad

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Man kann auch jeden Tag nur einen Faden einflechten überhaupt kein Problem. Beim bereits geflochtenen Teil braucht man in der Regel keine neue Befeuchtung, es schadet aber auch nicht. Das Material mit dem man gerade arbeitet sollte so feucht sein, dass es beim Flechten nicht bricht. Da reicht meist, es durch einen nassen Schwamm oder ein Tuch zu ziehen.
Ich habe in meiner Werkstatt ca 70% Luftfeuchte, ich wässer mein Material gar nicht. Wenn ich manchmal auf Ausstellungen oder Märkten das Wiener Geflecht vorzeige habe ich aus Interesse einen Hygrometer dabei und folgende Feststellung gemacht. Bei 60% Luftfeuchte muss ich die Fäden vor der Verwendung durch den Schwamm ziehen. Bei 50% und darunter ist andauerndes befeuchten notwendig, sonst brechen die Fäden sehr oft und ich habe zu viel Ausschuss.
LG Gerhard
 

antoni

ww-ulme
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Etwas befeuchten des vorhandenen Geflecht auf jeden Fall, wenn du dann bei Schritt 5 und 6 bist. Vereinfacht die Sache ungemein. Aber das merkst du dann schon auch selber...

Antoni
 
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