Fatso Katz
ww-birnbaum
- Registriert
- 10. November 2010
- Beiträge
- 230
Hallo zusammen,
ich hatte hier vor einiger Zeit schon um etwas Hilfe gebeten. Seitdem habe ich mich mit der größten Hürde beschäftigt: Holz biegen mit Dampf.
Zusammenfassend findet man schon ausreichend grundlegende Informationen, aber gerade zum Knackpunkt "wie lange wird das Holz bedampft" wirds schwammig. Deshalb möchte ich hier meine Versuche darstellen.
Grundlagen
Folgende Bedingungen sollte das Holz erfüllen:
Insgesamt habe ich bestimmt 3 Tage investiert, dass ich jetzt überhaupt Holz biegen kann. Also Form bauen, Biegeband fertig machen, Seilwindeaufbereiten, Dampfkammer bauen usw. Größtes Problem war für mich der große Weg, den ich mit der Seilwinde kurbeln musste. Ich habe einen Halbkreis von 54 cm Durchmesser plus 13 cm gerade auf jeder Seite. Es musste also eine Holzleiste mit ca 120 cm Länge um die Form gebogen werden - dazu muss ein ganz schönes Stück Seil mit der Seilwinde aufgekurbelt werden.
Es geht schon recht viel Bastelei und Hirnschmalz drauf, bis man soweit ist.
1. Versuch (Fehlversuch)
Teststück Eiche KD: 114,5 x 3,5 x 2,8 cm
Wässern im Wasserbad: 24 Stunden
Dämpfen: 1:30 Std
Aufbau: Biegeform an Hobelbank zwingen, Seilwinde befindet sich über eine Umlenkrolle unter der Biegeform. Nur so konnte ich "genug Weg rausholen" (später geändert). Endanschläge am Biegeband waren "nur" Eicheklötze. Jetzt erstmal Bilder:
Aufbau der Endanschläge am Biegeband
Dampfkammer, noch im orangenen Rohr. Wie ich leidlich feststellen musste, hält der Kunststoff keinen hohen Temperaturen stand
Befestigung Seilwinde am Fußgestell der Hobelbank. Hier schon ein Bild nach dem Biegeprozess. Es hat die Befestigung leider Zerrissen, wegen der hohen Kraft, die zum Biegen nötig war. Nervig bei der Anbringung war auch die Position der Kurbel.
Gesamtüberblick des Aufbaus. Schon nach dem Biegen. Man muss etwas genau hingucken, um alles zu erkennen. Man sieht aber die Umlenkrolle, die Seilwinde ist schon aus dem Bild draußen, befindet sich aber "zu meinen Füßen"
Ergebnis und Erkentnisse: Das Holz ist an einer Stelle gerissen. Es war seeeehr viel Kraft nötig, um das Holz zu biegen. Ich denke, die Leiste hätte deutlich länger im Dampf bleiben müssen. Außerdem zieht das Stahlseil zum Ende hin nur noch an der ganzen Biegeform und nicht mehr 'das Holz Richtung Form'. Später habe ich da eine Art Öse zum Umlenken angebracht.
Außerdem habe ich mich nicht wirklich wohl gefühlt hinter der Holzleiste (die dann doch noch ganz schön unter Spannung stand), in die Hocke zu gehen und zu kurbeln. Der Kopf war eigentlich voll in "Schussrichtung".
(Bild vom Ergebnis kommt noch)
Außerdem war ich ganz schön erstaunt, wieviel Kraft die gestauchten Holzfasern haben. Obwohl das Stahlseil mit hoher Kraft am Biegeband zieht, haben die inneren Holzfasern mehr Kraft und drücken die Endanschlagklötze nach außen. Deshalb habe ich dann später den Spannklotz von Veriats besorgt und noch eine Leiste außen angebracht, damit man die zu biegende Leiste besser daran befestigen kann.
2. Versuch (erfolgreich):
Teststück Esche KD: 130 x 3 x 2,4 cm
Wässern im Wasserbad: 24 Stunden
Dämpfen: 2 Std
Holzleiste nach 12 Stunden aus der Form befreit und gegen "zurückbiegen" gesichert
Geändert: Anstelle der Umlenkrolle habe ich jetzt die Seilwinde auf einen Balken geschraubt und diesen an meiner Hobelbank festgezwungen, um den notwendigen Verfahrweg zu bekommen. Außerdem habe ich jetzt das Spannelement von Veritas eingesetzt und die Klötze etwas modifiziert. An die Biegeform habe ich unten eine Leiste angeschraubt und daran in die Vorderzange gespannt. Außerdem habe ich das Stahlseile durch eine Öse geführt, damit die Zugrichtung gegen Ende noch passt. Außerdem habe ich noch mehr Zwingen gekauft
Ergebnis und Erkenntnisse: Die längere Zeit im Dampf hat ganz schön was gebracht (niedrigeren Querschnitt der Holzleiste beachten) Man merkt es am niedrigeren Kraftaufwand beim Kurbeln. Die Umlenk-Öse hat es zerrissen. Gegen Ende haben die Stahlseile die Schrauben ordentlich nach außen gedrückt und das Ding gesprengt (hätte ich mir auch vorher denken können, aber man denkt schon an so viel). Außerdem hat das Spannelement den Prozess komfortabler gemacht.
Hier das Ergebnis
3. Versuch (erfolgreich)
Teststück Esche KD: 130 x 3 x 2,4 cm
Wässern im Wasserbad: 39 Stunden
Dämpfen: 2:30 Std
Holzleiste nach 3 Wochen aus der Form befreit und gegen "zurückbiegen" gesichert.
Hier habe ich nur eine neue Umlenk-Öse gebaut. Der Rest war gleich. Die nochmal längere Zeit im Dampf hat nochmal einiges gebracht. Ich habe bisher nichts negatives gemerkt. Vielleicht stelle ich später noch fest, dass das Holz spröder geworden ist.
Ab morgen kann ich dann das Bild des ersten Fehlversuchs nachreichen. Jetzt muss ich erstmal in den Biergarten.
ich hatte hier vor einiger Zeit schon um etwas Hilfe gebeten. Seitdem habe ich mich mit der größten Hürde beschäftigt: Holz biegen mit Dampf.
Zusammenfassend findet man schon ausreichend grundlegende Informationen, aber gerade zum Knackpunkt "wie lange wird das Holz bedampft" wirds schwammig. Deshalb möchte ich hier meine Versuche darstellen.
Grundlagen
Folgende Bedingungen sollte das Holz erfüllen:
- Laubholz (insb. Eiche, Esche, Buche, ...)
- absolut geradliniger Faserverlauf
- Luftgetrocknet (ich habe nur kammergetrocknetes bekommen, hat auch geklappt)
- eine Biegeform
- ein Biegeband (außer bei sehr kleinen Radien)
- eine Dampfkammer mit Dampferzeuger (ich habe ein graues Abflussrohr mit Dampf-Tapetenlöser benutzt)
- evtl. eine Seilweinde und entsprechendes Drahtseilzubehör
Insgesamt habe ich bestimmt 3 Tage investiert, dass ich jetzt überhaupt Holz biegen kann. Also Form bauen, Biegeband fertig machen, Seilwindeaufbereiten, Dampfkammer bauen usw. Größtes Problem war für mich der große Weg, den ich mit der Seilwinde kurbeln musste. Ich habe einen Halbkreis von 54 cm Durchmesser plus 13 cm gerade auf jeder Seite. Es musste also eine Holzleiste mit ca 120 cm Länge um die Form gebogen werden - dazu muss ein ganz schönes Stück Seil mit der Seilwinde aufgekurbelt werden.
Es geht schon recht viel Bastelei und Hirnschmalz drauf, bis man soweit ist.
1. Versuch (Fehlversuch)
Teststück Eiche KD: 114,5 x 3,5 x 2,8 cm
Wässern im Wasserbad: 24 Stunden
Dämpfen: 1:30 Std
Aufbau: Biegeform an Hobelbank zwingen, Seilwinde befindet sich über eine Umlenkrolle unter der Biegeform. Nur so konnte ich "genug Weg rausholen" (später geändert). Endanschläge am Biegeband waren "nur" Eicheklötze. Jetzt erstmal Bilder:
Aufbau der Endanschläge am Biegeband

Dampfkammer, noch im orangenen Rohr. Wie ich leidlich feststellen musste, hält der Kunststoff keinen hohen Temperaturen stand


Befestigung Seilwinde am Fußgestell der Hobelbank. Hier schon ein Bild nach dem Biegeprozess. Es hat die Befestigung leider Zerrissen, wegen der hohen Kraft, die zum Biegen nötig war. Nervig bei der Anbringung war auch die Position der Kurbel.

Gesamtüberblick des Aufbaus. Schon nach dem Biegen. Man muss etwas genau hingucken, um alles zu erkennen. Man sieht aber die Umlenkrolle, die Seilwinde ist schon aus dem Bild draußen, befindet sich aber "zu meinen Füßen"

Ergebnis und Erkentnisse: Das Holz ist an einer Stelle gerissen. Es war seeeehr viel Kraft nötig, um das Holz zu biegen. Ich denke, die Leiste hätte deutlich länger im Dampf bleiben müssen. Außerdem zieht das Stahlseil zum Ende hin nur noch an der ganzen Biegeform und nicht mehr 'das Holz Richtung Form'. Später habe ich da eine Art Öse zum Umlenken angebracht.
Außerdem habe ich mich nicht wirklich wohl gefühlt hinter der Holzleiste (die dann doch noch ganz schön unter Spannung stand), in die Hocke zu gehen und zu kurbeln. Der Kopf war eigentlich voll in "Schussrichtung".
(Bild vom Ergebnis kommt noch)
Außerdem war ich ganz schön erstaunt, wieviel Kraft die gestauchten Holzfasern haben. Obwohl das Stahlseil mit hoher Kraft am Biegeband zieht, haben die inneren Holzfasern mehr Kraft und drücken die Endanschlagklötze nach außen. Deshalb habe ich dann später den Spannklotz von Veriats besorgt und noch eine Leiste außen angebracht, damit man die zu biegende Leiste besser daran befestigen kann.

2. Versuch (erfolgreich):
Teststück Esche KD: 130 x 3 x 2,4 cm
Wässern im Wasserbad: 24 Stunden
Dämpfen: 2 Std
Holzleiste nach 12 Stunden aus der Form befreit und gegen "zurückbiegen" gesichert
Geändert: Anstelle der Umlenkrolle habe ich jetzt die Seilwinde auf einen Balken geschraubt und diesen an meiner Hobelbank festgezwungen, um den notwendigen Verfahrweg zu bekommen. Außerdem habe ich jetzt das Spannelement von Veritas eingesetzt und die Klötze etwas modifiziert. An die Biegeform habe ich unten eine Leiste angeschraubt und daran in die Vorderzange gespannt. Außerdem habe ich das Stahlseile durch eine Öse geführt, damit die Zugrichtung gegen Ende noch passt. Außerdem habe ich noch mehr Zwingen gekauft


Ergebnis und Erkenntnisse: Die längere Zeit im Dampf hat ganz schön was gebracht (niedrigeren Querschnitt der Holzleiste beachten) Man merkt es am niedrigeren Kraftaufwand beim Kurbeln. Die Umlenk-Öse hat es zerrissen. Gegen Ende haben die Stahlseile die Schrauben ordentlich nach außen gedrückt und das Ding gesprengt (hätte ich mir auch vorher denken können, aber man denkt schon an so viel). Außerdem hat das Spannelement den Prozess komfortabler gemacht.
Hier das Ergebnis

3. Versuch (erfolgreich)
Teststück Esche KD: 130 x 3 x 2,4 cm
Wässern im Wasserbad: 39 Stunden
Dämpfen: 2:30 Std
Holzleiste nach 3 Wochen aus der Form befreit und gegen "zurückbiegen" gesichert.
Hier habe ich nur eine neue Umlenk-Öse gebaut. Der Rest war gleich. Die nochmal längere Zeit im Dampf hat nochmal einiges gebracht. Ich habe bisher nichts negatives gemerkt. Vielleicht stelle ich später noch fest, dass das Holz spröder geworden ist.

Ab morgen kann ich dann das Bild des ersten Fehlversuchs nachreichen. Jetzt muss ich erstmal in den Biergarten.