Absaugung bei älteren Maschinen

Gelöschtes Mitglied 109767

Gäste
Hallo Forengemeinde
ich bin der Alois (<40 Jahre) und ich komme aus den Alpen. Beruflich bin ich als Projektingenieur für Offshore-Spezialfahrzeuge / Spezialtransporte sehr viel auf der ganzen Welt unterwegs und lese hier schon eine ganze Weile als Gast mit. Wegen Corona + Einreiseverboten kann ich aktuell bei vielen Projekten nicht direkt vor Ort sein (China, Russland, Alaska, etc.) und feiere deshalb die zahlreichen angesammelten Überstunden ab.
Momentan richte ich mir eine Holz-Werkstatt ein und bin gerade an der Beschaffung von Maschinen. Und da stellt sich mir eine Frage bei der ich eure Meinung bräuchte. Oft werden hier ja ältere / alte Maschinen empfohlen. Habe mir auch schon ein paar Bandsägen (500er-600er)angeschaut.
Zu meiner Frage: hier im Forum werden sehr engagiert Sicherheitsthemen diskutiert und Fehlverhalten an Maschinen analysiert. Wenn ich mir aber alte Bandsäge-Maschinen anschaue, dann sind ja oft keine / mangelnde Sicherheitseinrichtungen und im Besonderen keine Absaugmöglichkeiten vorhanden. Nachträglich hingebastelte Lösungen sind sicher nicht das gelbe vom Ei. Wie passt das eigentlich zusammen? Was soll ich den Vorzug geben: neue Maschine mit Absaugmöglichkeit, oder alte Maschine ohne Absaugmöglichkeit und immer Maske aufsetzen?

Bleibts gsund
Alois
 

Mitglied 30872

Gäste
Hallo Alois,
bemerkenswert, Du bist m.E. der erste hier, für den die Absaugmöglichkeit einer BS offensichtlich ein Kaufkriterium ist.
Auch wenn ich selbst hinsichtlich der Modifikation von Maschinen nicht wirklich gut bin, wäre der Einbau einer Absaugmöglichkeit an einer BS nicht so das Problem. Einfach die untere Bandführung unter dem Tisch einhausen und eine Öffnung nach außen schaffen, für den Schlauch. Bei einer alten Maschine hätte ich auch kein Problem, dran rumzuflexen. Die Einhausung würde ich aus MPX bauen und ins BS-Gehäuse einkleben.
 

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.938
Ort
Mittelfranken
Turin hat recht. Ich finde es grade nicht mehr, aber irgendwo war mal eine Anleitung, da hat jemand eine kleine Kiste um die untere Führung gebaut und einen normalen Staubsauger angeschlossen, mit guten Ergebnissen. Der Staub entsteht ja an einem bestimmten Punkt, da wo das Sägeblatt durch den Tisch tritt.

Eine Bandsäge macht ja relativ wenig Staub, weil der Sägeschnitt schmal ist und wenig Material zerspant wird. Dafür ist der Staub recht fein (hoher Anteil lungengängiger Partikel). Also kann man ihn gut absaugen, sollte es aber auch tun. Eine Nachrüstung sollte aber machbar sein.

Zu anderen Sicherheitsthemen müssen sich die Fachleute äußern: Meine BS ist recht neu und BG-konform. Bei einem Abspringen des Bandes passiert nichts, weil alles gekapselt ist (schon unfreiwillig ausprobiert). Da würde mich auch interessieren, wie sowas bei den alten Geräten abläuft, wo alles offen ist.
 

Gelöschtes Mitglied 109767

Gäste
Hallo Turin, danke für deine schnelle Antwort. Wenn ich richtig informiert bin, dann müssen auch Bandsägen wegen BG-Vorschriften etc. über eine Absaugung verfügen (Merkmal holzstaubgeprüft?).
In unserem Produktionswerk haben wir auch eine Schreinerei - alles eher grobmotorisch weil da hauptsächlich aus dicken Bohlen und allen möglichen Holzarten Verschleißböden für Fahrzeuge gehobelt und zugeschnitten werden. Aber auch da sind die Bandsägen alle abgesaugt. Alle alten Maschinen wurden unter anderem deshalb entsorgt. Oder ist das nur wegen den teilweise exotischen Hölzern erforderlich die wir verarbeiten?
Unser Schreinermeister / Abteilungsleiter hat dazu eine ganz klare Meinung: Absaugung muss sein - die Gesundheit der Mitarbeiter geht vor. "Ein bisschen Hozstaub" verursacht halt auch "ein bisschen" Lungenkrebs. Da kann man ja eigentlich nicht widersprechen. Oder gibt es da irgendwo einen Denkfehler?

Grüße von Alois aus den Bergen
 

Mitglied 30872

Gäste
Dein Schreinermeister hat recht.
Zur Art der Absaugung: Auch wenn wir bei allen größeren Holzbearbeitungsmaschinen eine Absauganlage (Volumenstrom) anhängen, würde ich in diesem Fall einen Staubsauger nutzen. Für die Absaugung der Einhausung sicher besser als eine richtige Absaugung.
 

Dietrich

ww-robinie
Registriert
18. Januar 2004
Beiträge
6.149
Ort
Taunus
Hallo Alois,

als alt gelten heute ja auch Maschinen der 80iger Jahre, die m.W. weitgehend schon eine Absaugmöglichkeit hatten.
Ebenfalls vorhanden bei vielen Maschinen dieses Alters ist die Bremse, verschleißfrei elektrisch.
Auch den absenkbaren Bandschutz findet man an Maschinen dieses Alters.
Was praktisch immer fehlt ist der Schalter der beim Öffnen der laufenden Maschine diese abschaltet.
Allerdings, sollte dieser Mangel in einer ein Personen Privatwerkstatt organisatorisch zu lösen sein.
Oder man rüstet es nach evtl. mit Unterstützung einer Elektrofachkraft.

Viel Freude beim Beschaffen von Maschinen!

Gruß Dietrich
 

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.938
Ort
Mittelfranken
https://www.bghm.de/fileadmin/user_upload/Webshop/Webshopmedien/Holzbranche/BG_96.18.pdf
Hier ist auf Seite 50 ziemlich übersichtlich dargestellt, was die Anforderungen heute sind.

Wie gesagt: Für privat halte ich es für machbar, eine Absaugung nachzurüsten. Für gewerblich gilt das natürlich nicht: Hier müsste dann im Schadensfall der Betriebseigentümer nachweisen, dass seine selbstgebaute Lösung wirksam war. Das ist fast unmöglich, deshalb gewerblich lieber eine neue Säge, dann muss der Hersteller nachweisen.

Alos: Da wird nicht zwischen exotisch und einheimisch unterschieden, siehe das PDF oben.
 

Johannes

ww-robinie
Registriert
14. September 2011
Beiträge
7.110
Alter
67
Ort
Darmstadt/Dieburg
Hallo,
bei dieser Frage gibt es verschiedene Aspekte. Bandsägen, sind im Normalfall recht einfache Maschinen, da hat sich technisch nicht viel getan in den letzten 60 Jahren.
Ein Vorteil der alten Maschinen ist meist, das sie "für die Ewigkeit" gebaut sind.
Neue Maschinen sind meist, entweder sehr teuer, oder bis an die Grenze des Möglichen abgespeckt. Dies wird teilweise leider inzwischen soweit getrieben, das der eigentliche Zweck der Maschine nur noch unzureichend gegeben ist.

Staub möchte man natürlich möglichst nicht haben. Aber eine Bandsäge schneidet recht langsam und grob. Da entsteht kaum lungengängiger Staub. Da ist eine Absaugung mit Staubsack schlimmer.
Übrigens wurde bei mir zweimal eine selbstgebastelte Absaugvorrichtung, vom technischen Aufsichtsdienst der BG, als vorbildlich eingestuft.

Die technischen Sicherheitseinrichtungen lassen sich meist relativ einfach nachträglich installieren.
Wie weit man das treibt, ist bei einer privaten Nutzung, der eigenen Verantwortung überlassen.

Es grüßt Johannes
 

magmog

ww-robinie
Registriert
10. November 2006
Beiträge
14.392
Ort
am hessischen Main & Köln
https://www.bghm.de/fileadmin/user_upload/Webshop/Webshopmedien/Holzbranche/BG_96.18.pdf
Hier ist auf Seite 50 ziemlich übersichtlich dargestellt, was die Anforderungen heute sind.

Wie gesagt: Für privat halte ich es für machbar, eine Absaugung nachzurüsten. Für gewerblich gilt das natürlich nicht: Hier müsste dann im Schadensfall der Betriebseigentümer nachweisen, dass seine selbstgebaute Lösung wirksam war. Das ist fast unmöglich, deshalb gewerblich lieber eine neue Säge, dann muss der Hersteller nachweisen.

Alos: Da wird nicht zwischen exotisch und einheimisch unterschieden, siehe das PDF oben.

Guuden,

eine Maschine muss entsprechend der Bestimmungen ihres Baujahrs ausgerüstet sein
und der gesamte Betrieb die Regelung einhalten:
DGUV Information 209-044 - Holzstaub (vbg.de)

Hier sind Details der Entstaubung beschrieben und an welchen Merkmalen eine bestimmungsgemäße Ausführung und Benutzung zu erkennen sind:
TRGS 553 - Holzstaub / 4 Schutzmaßnahmen / 4.2 Absaugung (vbg.de)

Der Punkt (5) sollte auch betrachtet werden, z.B. Kettenstemmer, Lalos und andere Raritäten können darunter fallen.

Bei alten Bandsägen muss besonders auf eine funktionierend beidseitigen Verkleidung der Laufräder, Schutz des Mitarbeiters vor ablaufenden und gerissenen Sägeblättern sowie vor dem aufsteigenden und unter dem Tisch laufenden Blatt gewährleistet sein.
Wie gute Späne/Stauberfassungselemente ausgeführt werden können zeigen die Seiten 39 und 41
der oben bereits verlinkten Druckschrift die insgesamt von allen Nutzern zur Kenntnis genommen werden sollte.

BG_96.18.pdf (bghm.de)
 

brubu

ww-robinie
Registriert
5. April 2014
Beiträge
5.163
Ort
CH
Hallo
Das mit dem Absaugtrichter möglichst nahe unter dem Tisch ist nach meiner Erfahrung falsch. Da werden durch den Spalt im Brettchen des Trichters
zu viele Späne nach unten mitgerissen. Der Absaugstutzen sollte möglichst unten im Schutzkasten sein, bis ganz nach unten haben sich die Späne
besser aus dem Bereich des Sägeblattes getrennt. Wäre ich nicht zu faul, hätte ich dies bei uns geändert. Wie sieht das bei Euch aus?

Macchia hat, glaube dieses Jahr, ein Video verlinkt wie ein Franzose eine sehr schöne, alte, schwarze Gussbandsäge restauriert hat. Dann hat er in bester Möbelqualität sehr schöne Schutzkästen in Naturholz gebaut, wirklich sehr vorbildlich. Aber suche bitte selber mit der Suchfunktion.
Gruss brubu
 

Falken28

ww-nussbaum
Registriert
4. Januar 2016
Beiträge
79
Ort
Oldenburger Münsterland
Guten Abend Aloys, also ich habe auch zwei "ältere" Bandsägen mit modernster Absaugtechnik NACHGERÜSTET, weil mir das bei Sägen von größeren Mengen einfach zuviel des Staubes und des Sägeschnitts war! An meiner ersten Bandsäge während der Lehrzeit hatte ich einmal 1250 defekte Paletten sämtlicher Abmessungen in Brennholz verwandelt und das ohne Absaugung! Da stand ich jeweils bis zu den Pausen komplett mit den Schuhen im Sägeschnitt und der wurde dann zusammen gekehrt und zur Nolting Holzheizung verbracht und gleich verfeuert oder dort abgekippt. Das ist aber 32 Jahre her. Ach ja, von der SAUEREI der eigenen Arbeitskleidung möchte ich garnicht sprechen und wenn der Tisch der Bandsäge zu sehr voll war, hat man(n) es einfach mit der nächsten Palette runter geschoben! Irgendwann lag ich dem Meister in den Ohren, dass es doch mal ne NEUE Bandsäge geben muss und auch immer das Umfeld der Bandsäge schön eingedreckt wurde. Dann kam nach dieser Palettenmasse doch tatsächlich ein Bandsägen Luxusmodell auf den Plan, nämlich ne Pehaka Bandsäge mit Absauganschluss die deutlich staubfreier arbeitete! Ich selbst habe mir bei einer alten Bandsäge der Marke Lorzen+Kirsten aus Leipzig einen Absaugkasten gebaut und das funktioniert eigentlich ganz gut! Jedoch deutlich besser ist die Absaugung an meiner Bäuerle BS 80 vom Baujahr 1960. Diese Maschine war ihrer Zeit einfach 20 Jahre voraus und läuft noch perfekt! Nun nochmals zu deiner Frage......neu und mit Absaugung oder alt und ohne.....ich würde nach GEBRAUCHT und mit Absaugung schauen, am besten von Bäuerle, Kölle, Pehaka oder HEMA und wenn es günstiger sein darf auch den EUMACOP Eigenmarken oder den ital. Modellen, welche vielleicht nicht ganz das Kampfgewicht der deutschen haben und auch qualitativ nicht unbedingt einem Mercedes S Klasse entsprechen, aber ein guter VW Golf tuts ja auch und sehr oft hatten die auch schon ab den 80iger Jahren gute Absauganschlüsse!
 
Oben Unten