Altbausanierung: Dachbalken verlängern und austauschen?

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Hallo,
wir sind momentan dabei ein kleines Häuschen zu sanieren und beim Abriss ist die Flut an Problemen noch mal ordentlich angestiegen aber ich möchte euch heute erstmal nur zu 3 Problemen befragen. Wir werden auch noch einen Statiker zu Rate ziehen aber ich vertraue dem Forum natürlich mehr :emoji_wink:

Problem 1 (Dachbalken verlängern):
Nachdem wir eine abgehängte Decke entfernt haben, sind wir auf einen Dachbalken gestoßen, der von einer Zwischenwand getragen wird, die wir eigentlich entfernen wollten. Ich verlinke hier mal ein Video vom besagten Balken - das ist bestimmt anschaulicher als jede Skizze. Der Balken hat folgende Maße: 8,5x23cm und ist ca. 320cm lang und liegt im Moment bei 290cm auf der Trennwand auf. Den Balken wollen wir jetzt verlängern sodass er wie die restlichen Balken die gesamte Breite von ca. 500cm überspannt und als 1-Feldträger von den beiden Außenwänden getragen wird. Wie verbinde ich am besten die Verlängerung an dem Balken unter dem Gesichtspunkt, dass ich den alten Balken nicht ausbaue?

Problem 2 (Dachbalken austauschen):
Hier haben wir wieder eine abgehängte Decke entfernt und zum Vorschein kam ein alter Balken, der stellenweise stark von Termiten zerfressen wurde, sodass man ohne Probleme mit dem Finger drin herumstochern kann. Dass das Haus einen Termitenbefall hatte, wussten wir. Die Termiten wurden, so wurde uns gesagt, erfolgreich pestiziert und daraufhin der Dachstuhl Mitte/Ende der 90er erneuert. Diesen Balken haben sie aber anscheinend aus welchem Grund auch immer drinnen gelassen. Jetzt stellt sich natürlich die Frage wie wir diesen Balken am besten austauschen. Zunächst einmal natürlich das Dach durch solche Spreizpfosten (wie heißen die richtig?) abstützen, dann den alten Balken entfernen, neue Balkenauflager (Problem 3) anlegen und den neuen Balken einbauen. Hier aber das Problem, dass wir den neuen Balken aus logistischen Gründen ja nicht am Stück einbauen können, sondern ihn aus 2 Teilstücken zusammensetzen werden. Welche Art von Balkenverbindung eignet sich hier beim 1-Feldträger?


Problem 3 (Balkenauflager):
Wie arbeitet man am besten ein Balkenauflager im Mauerwerk aus und wie verbindet man Balken mit Mauerwerk oder wird das nur mit beispielsweise Keilen in Form gehalten?

Danke für eure Zeit und Mühe.
 
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Ja das habe ich mir schon fast gedacht. Falls trotzdem noch jemand irgendwelche Tipps oder Hinweise hat wäre ich dankbar.
 

happyc

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Einen a.d. Waffel
Es gibt hier einige Zimmermänner*innen im Forum, die dir die Fragen wohl fundierter beantworten können als ich. Nur soviel von mir:
soweit in deinem letzten Video erkennbar, ist der eine Balken der einzige erhalten gebliebene, der Rest in neu / wurde erneuert. Wenn der Balken damals marode gewesen wäre, hätte man den im Zuge der Sanierung des Daches mit ausgetauscht, das hätte weder von den Kosten noch von den Mühen her den Rahmen gesprengt. Wenn der Balken allerdings jetzt marode ist, liegt es nahe, dass es nach der Sanierung noch ein Schädlingsbefall gegeben hat… Ob der Schädling noch aktiv ist, solltest du halbwegs zügig klären…
 

happyc

ww-robinie
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Einen a.d. Waffel
Jetzt stellt sich natürlich die Frage wie wir diesen Balken am besten austauschen. Zunächst einmal natürlich das Dach durch solche Spreizpfosten (wie heißen die richtig?) abstützen, dann den alten Balken entfernen, neue Balkenauflager (Problem 3) anlegen und den neuen Balken einbauen. Hier aber das Problem, dass wir den neuen Balken aus logistischen Gründen ja nicht am Stück einbauen können

das geht schon:
Voraussetzungen
(!) du weißt was du tust, und hast das nicht nur mal irgendwo bei YouTube gesehen
(a) du hast im Innern genug Raum um mit dem Balken zu hantieren
(b) es handelt sich nicht um Außenwände, die von mehreren Häusern gemeinsam genutzt werden (Reihenhäuser z.B.)
(c) es ein ausreichend Muskelkraft oder Hebewerkzeuge vorhanden um einen solchen Zahnstocher auch in der dritten Dimension zu bewegen
- Gebäude sichern / Dach abstützen, dabei darauf achten dass man sich nicht den Arbeitsraum zu sehr einschränkt
- den alten Balken raus
- auf der einen Seite ein Auflager schaffen, auf der anderen Seite ein ausreichend großes Loch durch die Wand stemmen (deutlich größer als der einzusetzende Balken, der muss sich in dem Loch gut bewegen können)
- den Balken von innen (wenn’s von außen geht ist’s auch gut) durch das Loch einfädeln und durchschieben, soweit bis der Balken im Raum angehoben und auf das Auflager der anderen Seite gelegt werden kann
- den Balken aufs Maximum anheben, auf der Lochseite das Auflager herstellen
- Feierabendrotwein
ist ne Kraftanstrengung, der Balken wird nicht ganz leicht sein. Wobei meiner Erfahrung nach beim Hantieren die Länge schwieriger ist als das Gewicht.
 

Mitglied 24010 keks

Gäste
Zu Problem 1:
Vermutlich wirst du alle Balken verstärken müssen, auch die, die schon durchlaufend sind. Oder bleibt die Wand als Zwischenauflager? Wenn die Wand bliebe, brauchst ja einfach nur neben der jetzigen Pfette das kurze Stück ansetzen.
Wenn das alles raus soll... Dann wäre es definitiv angesagt die Pfetten nachzurechnen.

Zu Problem 2+3 hat ja @happyc schon was geschrieben. Er hat nur etwas "übertrieben". :emoji_grin: einen 10/20 mit 5m Länge kann ein kräftiges Kerlchen noch ganz viel alleine bewältigen. Zu zweit ist das machbar. Bisschen Seile zu Unterstützung und gute Arbeitsplattformen dann geht das schon.

Gruß Daniel

PS: ist das Objekt in Südfrankreich? Frage hauptsächlich wegen den Lasten.
 
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@happyc die Nachbarshäuser stehen Stoß an Stoß links und rechts aber laut Gutachten gibt es keine gemeinsamen Wände und dadurch, dass die Nachbarshäuschen auch nur ein Erdgeschoss besitzen grenzt da bei mir im OG sowieso nichts an. Ich müsste das mal mit einem 5m langen Stiel oder was weiß ich durchspielen, wie man den Balken da bewegen könnte - wollte eigentlich ungerne da ein riesiges Loch da beim Auflager in die Wand bohren nur um den Balken einigermaßen bewegen zu können aber vielleicht stell ich mir das auch nur zu schwierig vor.

@keks010982
Die Wand soll schon raus ansonsten ist die Raumaufteilung ganz mies... Naja wir haben jetzt Mittwoch einen Termin mit nem Statiker, der sich das mal vor Ort anguckt und ja das Objekt befindet sich in der Nähe von Bordeaux also keinerlei Schneelast. Wir überlegen aber stark durch die gute Südausrichtung des Daches PV zu installieren.
 

artibi

ww-birnbaum
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Bevor du das selber machst aber ein paar Tipps (aus Erfahrung):
- du wirst nen fetten Schrauber benötigen
- du brauchst ne Menge Hebezeug (Flaschenzüge, Hebeschlaufe, Spanngurte)
- eine stabile Arbeitsbühn- viele Zwingen

und unmengen Zeit.
 
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happyc

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Zu Problem 2+3 hat ja @happyc schon was geschrieben. Er hat nur etwas "übertrieben". :emoji_grin: einen 10/20 mit 5m Länge kann ein kräftiges Kerlchen noch ganz viel alleine bewältigen. Zu zweit ist das machbar. Bisschen Seile zu Unterstützung und gute Arbeitsplattformen dann geht das schon.
jau, das sind ca. 50 kg, das geht schon.. In der Ebene bewege ich das alleine, nur in die Höhe & einfädeln wird etwas aufwändiger.

@happyc die Nachbarshäuser stehen Stoß an Stoß links und rechts aber laut Gutachten gibt es keine gemeinsamen Wände und dadurch, dass die Nachbarshäuschen auch nur ein Erdgeschoss besitzen grenzt da bei mir im OG sowieso nichts an. Ich müsste das mal mit einem 5m langen Stiel oder was weiß ich durchspielen, wie man den Balken da bewegen könnte - wollte eigentlich ungerne da ein riesiges Loch da beim Auflager in die Wand bohren nur um den Balken einigermaßen bewegen zu können aber vielleicht stell ich mir das auch nur zu schwierig vor.
Rede auf jeden Fall mal mit den Nachbarn, spätestens zum Verschließen des Durchbruchs musst du auch auf deren Dach rumturnen. Da wäre es gut, wenn die vorher Bescheid wissen…
Die Idee, die Balkendimensionen mit Dachlatten zu simulieren, um mal das Händeln im Raum zu versuchen ist gar nicht so verkehrt.
 
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Andreas W.

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Hallo marcelluswallace,

die Kollegen haben ja schon was dazu geschrieben.

Du mußt auf jeden Fall wissen, was Du tust! Abstützungen, Arbeiten in der Höhe, Eingriff in das "Tragwerk".

So wie Du Deinen Fall beschreibst, würde ich möglichst beide alte Pfetten durch neue, durchgehende ersetzen. An ihrer alten Stelle.
Dann sparst Du Dir das Verbinden. Wie Daniel schreibt, muß dazu die Angabe vom Statiker kommen (Dimension Pfette, ggf. Ausführung der Verbindung - Megalaschen)

In jedem Fall müßtest Du sicherheitshalber jeweils vor und hinter der vorhandenen Pfette eine Abstützung einbauen.

Z.B. Schalungsträger aus Holz und Baustützen sind da gut geeignet, weil handlich. Es geht aber natürlich auch mit einfacheren Mitteln.
Wichtig ist auf jeden Fall, daß Du weißt, was Du tust!
Deine senkrechte Abstützung muß an den schrägen Sparren halten, Deine Abstützung muß stabil sein, sie darf natürlich nicht umkippen oder irgendwas Unvorhergesehenes machen, der Untergrund muß halten (Lastverteilung, notfalls Decke OG vom EG aus abstützen).
Das ist aus der Ferne nicht einzuschätzen, das mußt Du oder eben jemand, der sich auskennt, vor Ort angeben.

Wenn die Abstützung steht, kommen die alte(n) Pfette(n) raus. Wahrscheinlich sind die Sparren angenagelt, da wirst Du eine Eisensäge oder einfacher eine Säbelsäge benötigen.
Evtl. lassen sich die Pfetten dann in handliche Stücke schneiden, dazu benötigst Du dann wieder eine bzw. mehrere Abstützungen, sonst fällt Dir bzw. euch irgendwas auf den Kopf, und das ist natürlich absolut zu vermeiden.

Die neue Pfette kommt dann rein, am einfachsten von oben außen mit einem Kran. Das wird wegen des fertigen Daches schwer gehen, also wirst Du von innen einfädeln müssen, dabei natürlich ein Loch in die Außenwand schlagen bzw. zumindest das vorhandene Auflager erweitern.
Oder Du öffnest das "außen freie" Auflager und fädelst die neue Pfette von außen durch.

Die Sparren (sind das eigentlich Sparren?) dann an der neuen Pfette befestigen.

Das Auflager wird wahrscheinlich gemauert sein, vermutlich kein umlaufender Ringanker am Giebel. Für so etwas gibt es sog. Giebelanker aus Stahl. Vielleicht sind die alten Pfetten einfach eingemauert?
Kenne mich mit der südeuropäischen Bauweise allerdings nicht aus.

Ausschlaggebend ist was der Statiker vor Ort angibt.

Von der Ausführung her ist das schon eine Aufgabe. Für jemanden, der das schon öfter gemacht hat, jedoch kein Hexenwerk.
Ich kenne Dich nicht, Deine Fähigkeiten, Kraft und Möglichkeiten mußt Du selbst einschätzen können.
Es wird bei aller Planung immer Unvorhergesehens auftauchen, darauf mußt Du dann adäquat reagieren können.

Gruß, Andreas
 
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