Alte Dielen neu verlegen

höag

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Nabend zusammen.
Ich renoviere gerade mein Haus, Bj 1926.
Überall Dielenböden, Erdgeschoss und erster Stock Ochsenblut, , 2. Stock so ein braunes Zeug. Scheint eine Lasur zu sein, sehr fleckig, sehr unregelmäßig, aber geile Optik.
Diesen Boden richte ich gerade her.
Die Dielen sind 20mm dick, wenn ich die Fläche abschleife, werden mir die zu dünn, da die mit etwa 3mm Höhenunterschied liegen.
Um Netzwerkkabel zu verlegen, werde ich die Dielen rausnehmen und dann wieder neu verlegen.
das bietet mir die Möglichkeit, die Fugen zu verkleinern (derzeit bis zu 5mm).
Wie groß muss ich die Fugen lassen, damit das Holz arbeiten kann? Reicht 1mm? (Für die am Ende des Raumes entstehende Fehlstelle habe ich noch material übrig).
Ich überlege, die Dielen zu schrauben. Bin noch nicht schlüssig, ob ich die Köpfe sichtbar lasse und lieb habe oder versenke und zuspachtele.
4*60, Torx Senkkopf mit Schaft, zwei Schrauben pro Balken und Brett.
Spricht aus technischer Sicht etwas gegen Schrauben iA oder speziell gegen diese Schrauben?
LG und Danke,
Klaus
 

Claus P.

ww-robinie
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Hallo Klaus,

dein Dielenboden muß schon ein- oder mehrfach abgeschliffen worden sein. 20mm Stärke ist dünn, m. M. sehr dünn. @Fichtenelch hat ja schon geschrieben, dass normalerweise Dielen nicht dünner als 28mm verbaut werden.
Das kann ich bestätigen.

Ich habe im Obergeschoß von mehreren Scheunen und Carports selbst gemachte Dielen sowohl mit Nut- und Feder, als auch ohne verlegt insofern kenne ich beides. Ich hab 30er Bretter genommen und von beiden Seiten 1,5mm gehobelt. Also bin ich auf eine Reststärke von 27 mm gekommen.

Es wäre erst einmal wichtig, wie die Unterkonstruktion von deinem Dielenboden aussieht. Dein Haus wird vermutlich auch wie meines einen Fehlboden haben und die Dielen auf einer Balkenlage aufliegen. Diese Balken sollten einen lichten Abstand nicht größer als 60 cm max. 70 cm haben. Hier sind 20er Bretter schon zu dünn, noch dazu wenn sie keine Nut und Feder haben.
Wenn du es richtig machen möchtest, würde ich dir empfehlen den kompletten Boden auszubauen und einen Unterboden aus 25er oder 28er OSB- Platten auf die Balkenkonstruktion für deine Dielen einzubauen. So bekommst du einen stabilen Unterbau und darauf kannst du dann problemlos die Dielen nageln oder Schrauben.
Wenn die Dielen heute schon einen Höhenunterschied von 3mm haben, wirst du auf jeden Fall bei einer Endhöhe von deinen Dielen von 16mm kommen. Das wird ohne Unterkonstruktion viel zu dünn. So kannst du wenigstens noch die Dielen retten und brauchst keine neuen.

Die Frage ist, ob du dir den Aufwand antuen möchtest. Dieser ist nicht ganz ohne.
 

höag

ww-pappel
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Hallo Claus,
Danke für deine ausführliche Antwort.
Dass die Dielen schonmal geschliffen wurden, kann ich ausschließen.
Die sind im ganzen Haus nicht dicker, haben aber überall noch die originale Ochsenblut-Oberfläche (außer den Stellen, wo es durch Benutzung abgelaufen wurde).
Die Distanz zwischen den Balken ist 56 cm. Auf den meisten Balken ist eine dünne Leiste, um die Höhe der Balken zu nivellieren. Zwischen den Balken ist eine Füllung, scheint Lehm zu sein. Darauf eine dünne Schicht feinkörniger Bauschutt.
Die unterfütterung mit OSB gefällt mir.
Bleibt die Frage, wie viel Fuge ich den Dielen geben muss, damit sie arbeiten können.
LG Klaus
 

Claus P.

ww-robinie
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Hallo Klaus,

ich kann jetzt nur die Situation von meinem Haus beschreiben, vielleicht hilft dir der Vergleich. Mein Haus wurde 60 von meinen Eltern erbaut. 1990 haben wir es saniert. Die Dielen hatten auch Spalte unterschiedlich breit zwischen 1 und 5 mm, sehr unregelmäßig verteilt. Das komplette Obergeschoss (außer Bad) hatte so einen Boden. Die Dielen sind aus Kiefer, aus unserem eigenen Wald.

Der Balkenabstand ist ungefähr 60 cm lichte Weite (75mm Balkenmitte zu Balkenmitte). Die Dielen sind aber keine durchgehenden Bretter sondern haben alle eine Länge von ungefähr 1,2 m. So ist ein Schiffsboden entstanden. Außerdem haben die Dielen eine umlaufende Nut, die vermutlich auf der Tischkreissäge hergestellt wurde. In die wurden kleine Fremdfedern gesteckt und so die Dielen untereinander stablisiert. Die Dielen für den Boden hat damals ein lokal ansässiger Schreiner angefertigt. Das ist keine Industrieware.
Wir haben den Boden von einem Bodenleger ausbauen lassen. Die Dielen waren in der Nut genagelt. Teilweise sind die Nuten beim Ausbau etwas ausgebrochen, was man aber nach dem Einbau nicht mehr sieht. Er hat die Dielen ohne Spalte wieder verlegt. Als der Boden mit den alten Dielen wieder verlegt war hatten 10 cm durch den Ausgleich der Spalte gefehlt. Diese fehlenden 10 cm haben wir mit lufttrockenen Kiefernbrettern, die gleich gefertigt wurden ausgelichen. Der Fußbodenleger hat die Dielen so eingebaut, dass kein Unterschied zwischen alt und neu erkennbar war.
Nach dem Verlegen wurde der Boden grob vorgeschliffen und die Höhenunterschiede ausgeglichen. Anschließend erfolgte ein Feinschliff. Mit dem Schleifstaub wurden kleine Spalte noch zugespachtelt und nochmals ganz leicht fein drüber geschliffen und zum Schluss mit Parkettbodenlack mehrfach (3x) versiegelt.

Der Boden blieb so bis 2010. Er hatte an manchen Stellen kleine Spalte bekommen (ca. 1 bis 2mm) aber bei weitem nicht mehr so groß. Ich habe dann vor meinem Einzug ins Haus den Boden abschleifen lassen. Darauf wurde dann Fertigparkett verklebt. Bis heute gibt es keine Probleme.

Insofern würde ich dir Empfehlen, deine Dielen ohne Spalte zu verlegen. Die liegen jetzt 100 Jahre und sind trocken. Wenn du den Boden nicht tropfnass wischt, wird da auch nicht mehr viel passieren. Schleifen wirst du den Boden sowieso nach dem Verlegen müssen, damit du die Unebenheiten heraus bekommst. Wenn du den mit Parkettlack versiegelst sollte m. M. nach der Boden auch bei leicht feuchtem Wischen nicht mehr soweit quellen, dass er sich aufstellt. Das ist die Erfahrung, die ich machen konnte.
 
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isso

ww-esche
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Ich nehme stark an, dass die untereinander vernagelt sind. Das würd bis bis 1920 oft gemacht. Problem dabei ist, dass man die massiv beschädigt beim Ausbau. Meist raumlang, an den Enden Putz drüber und untereinander vernagelt.
Boden ist immer mal feucht, also sind das richtige Rostklumpen.
Die sind in den Kanten vernagelt untereinander. Also Drahtstift in die Kante des liegenden Bretts und dann das andere vorgekloppt. Danach von oben genagelt. Also maximal beschissen auszubauen. Am besten funktioniert der Ausbau mit Handkreissäge und 1meter Enden.

Wenn du hobelst werden die noch dünner und die Qualität des Holzes ist eh eher suboptimal.

Ohne Feder und Nut zu verlegen heißt, dass dir der Dreck immer wieder hochkommt. So ein Boden federt ja auch und bewegt dadurch den Staub.

Was ist drunter? Gebrannter Sand?

Kurzum, ich habe das immer getauscht und bin froh drum.

Weitere Unterkonstruktion einzubringen ist meist eher nicht zu realisieren. Bei mir ist es 30(?) mm Kiefer geworden. Nicht aus meinem Altbau, aber aus nem Altbau. Das Ergebnis wäre mit dem Zeug nie zu realisieren gewesen.
 

höag

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Hallo Claus,
Vielen Dank, das hilft mir weiter.
Über Fremdfedern habe ich auch schon nachgedacht. Werde ich wahrscheinlich machen.
Duden Boden werde ich nur ganz leicht anschleifen, von Hand oder mit dem Schwingschleifer, feine Körnung. Die Unebenheiten werden beibehalten, ich werde sie einfach lieb haben.
Das wird mein musikzimmer und Proberaum. 100 Jahre alte Unebenheiten passen besser zu Stromgitarren als ein Katalogfähiger Schöner-Wohnen-Schliff.
In den anderen Räumen, Wohnzimmer Schlafzimmer Küche werde ich es aber so machen, wie du gesagt hast: Fremdfeder, OSB-Unterbau, perfekt eben abschleifen.
Danke und viele Grüße,
Klaus
 

höag

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Hallo Isso,
Danke. Die gehen zum Glück sehr einfach raus. 10min pro Diele, ohne Schäden.
Neue wären einfacher.
Aber ich will, gegen alle Vernunft, genau die behalten.
LG Klaus
 

Fichtenelch

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Aber ich will, gegen alle Vernunft, genau die behalten
Ist möglich, aber dann natürlich so wie @Claus P. schon beschrieben hat.

Hast du vielleicht ein paar Bilder von dem Dachboden?

Im Anhang mal ein Bild wie neue Dielen aussehen.
Feder Nut 28mm stark und ohne Fuge verlegt.
 

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höag

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Hi Carsten,
Ha, das wäre für einen perfekten Boden die sauberste Lösung. Ich möchte die Optik erhalten, inklusive der unsauber aufgetragenen Farbe und den verzogenen Bretter. Ich schleife die nur ganz leicht an, dann werden die geölt.
LG Klaus
 

höag

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Das ist das gute Stück.
Farbflecken von einer Heizungsstreichaktion sind auch noch irgendwo, die werde ich entfernen.
Teilweise frassspuren vom Holzbock, entweder kitte ich die zu oder schleife sie runder.
Die fünf Bretter links sind lose und nur reingelegt.
Wenn der frisch geputzt ist und noch leicht feucht glänzt sieht das hammermäßig aus (als Lebensraum für Stromgitarren).
Die Optik möchte ich mit Öl dauerhaft haben.
 

Claus P.

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Dem Boden sieht man an, dass er schon ein bischen was durchgemacht hat. Scheint Fichte zu sein. Jetzt ist auch verständlich, warum du den Boden nicht abschleifen willst. Wenn die Optik so erhalten bleiben soll, dann würde ich an dem Boden nicht viel machen. Ein Unterbau aus OSB wäre zwar trotzdem möglich, aber gut, das ist deine Entscheidung.
Das ist ein alter Boden und der wird nicht neu werden, egal was du machst. Das einzige was ich tatsächlich machen würde ist die Spalte so gut es geht zu schließen und die Dielen wieder festnageln - nicht mehr. Die Löcher vom Holzbock kannst du zwar spachteln. Entweder du nimmst dazu einen dunkel gefärbten Holzspachtel. Sollte der Boden in der Zukunft irgendwann doch geschliffen werden, hast du lauter dunkle Punkte. Nimmst du einen hellen Holzspachtel, passt er nicht zum Boden.
Deswegen würde ich die Löcher offen lassen, wie sie sind und nicht spachteln.

Wenn die Spalte geschlossen sind und Dielen wieder fest sind, alles mit Hartwachsöl mehrfach einölen, bis der Boden nichts mehr aufnimmt. Ich kann mir schon vorstellen, wie der Boden danach aussieht. So einen Boden bekommst du neu nicht mehr. Der wird einzigartig schön.
 

Fichtenelch

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Hi Fichtenelch, dein Boden ist saugeil geworden.
Vielen Dank!

Das ist das gute Stück
Ja da kann ich verstehen das du das erhalten willst, diese Charakteristik gibt's nirgends von der Stange zu kaufen.

So einen Boden bekommst du neu nicht mehr. Der wird einzigartig schön
So sieht's aus!

In diesem Sinne wünsche ich frohes Schaffen!
Halte uns auf dem laufenden.
 
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