Alte Truhe aufarbeiten

freeman

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Hallo zusammen!

Ich hätte mal wieder eine Frage zu einem kleinen Projekt...
Habe eine alte Truhe auf Opas Dachboden entdeckt, die ich gerne wieder etwas herrichten würde...
Wie ich gerade bei meiner Suche nach alten Beträgen festgestellt habe, läuft gerade ein sehr ähnlicher Beitrag hier im Forum, meine Truhe ist allerdings wesentlich schlichter, Verziehrungen finden sich bei mir nicht.
Folgende Fragen gehen mir gerade durch den Kopf, zu denen ich auf euren Rat hoffe:

- Die Griffe sind nicht mehr einheitlich. Auf einer Seite ist wohl mal der Henkel kaputt gegangen und wurde durch einen dicken Draht ersetzt. Die Griffe sind aber auch so viel zu klein und die Truhe auch nur in leerem Zustand zu bewegen.
Deshalb würde ich gerne die Griffe durch größere ersetzen.
Dazu müsste ich ja wohl die Nägel ziehen, die einfach umgeschlagen wurden. Kann mir dies gelingen und wenn ja, wie am schonensten für das Holz?

- Ich vermute, dass die Truhe mal überstrichen wurde, da das Schlüsselschild übermalt ist. Da auch viele Stellen beschädigt sind bzw mit Farbspritzern verdreckt sind, würde ich das Teil abschleifen.
Sollte mir das in den kommenden Tagen gelingen, würde die Truhe gerne wieder in einem Braunton steichen, der jedoch nicht so dunkel und vielleicht auch nicht ganz deckend ist, sodass man die Maßerung des Holzes erkennen kann.
Was für eine Art von Farbe würdet ihr mir da empfehlen?

- Schließlich noch eine Frage am Rande: Wie alt mag diese Truhe wohl sein? Zu welchem Zweck mag sie gedient haben? Ich habe keine Idee und kann in meiner Famile leider keinen Zeitzeugen mehr fragen...Mutmaßungen sind willkommen!

Beste Grüße,

Johannes
 

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Friederich

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Hallo Johannes, das abgebildete Schlüsselschild ist in meinen Augen aus der Gründerzeit. Ende 19. Jahrhundert. Nicht besonders alt oder wertvoll.

Die umgeschlagenen Näge kannst du mit einem geeigenten Werkzeug (z.B. etwas angeschliffener kleiner Schraubendreher) hochhebeln. Dann mit einem leichten Hammer nach vorne herausschlagen.
Schonender fürs Holz wäre es, den Nagel mit einem sehr schmalen Stemmeisen an der Knickstelle zu durchtrennen, und dann mit einem Dorn nach vorne heraususchlagen. 1mm dürfte schon reichen, damit man ihn dann außen am Kopf packen kann.
edit: noch holzschonender: Die Nagelköpfe mit Stemmeisen abschlagen, und dann die Nägel mit einem Dorn weiter nach innen treiben, so daß man sie dort packen kann.

Das Holz würd ich abbeizen, zur Not und ungern auch ablaugen, und dann höchstens leicht schleifen, und ölen oder wachsen. Vorher evtl. mit dünnem Schellack grundieren.
 

freeman

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Vielen Dank für den Hinweis zum Entfernen der Griffe!
Lohnt sich immer wieder hier kurz zu fragen, bevor man einen Schnellschuss macht!

Das sollte übrigens keine Wertanfrage sein! auch wenn ich kein Ahnung hab, glaube ich nicht hier eine "wertvolle" Sache entdeckt zu haben, zumal ich kein passionierter Flohmarktgänger bin...mich interessiert nur Alter und früherer Verwendungszweck.

Wegen der Bearbeitung nach dem Abbeizen muss ich vielleicht nochmal nachfragen, hab bisher nur mit Öl gearbeitet...
 

Friederich

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Abbeize wird mit einem Pinsel dick aufgetragen. Es bildet sich obendrauf eine Haut, die man in Ruhe lassen sollte. Solange als möglich wirken lassen, aber nicht solange daß die Paste komplett eintrocknet.
Mit Spachtel dann abschaben. Evtl. 1-2 mal wiederholen.

Den Rest mit in Spiritus getauchter Stahlwolle runterschrubben. Handschuhe und Schutzbrille tragen.

Vorteil ist, daß das Holz nebst Verleimungen nicht so durchgeweicht wird wie beim Ablaugen. Auch die Patina bleibt erhalten.
Schleifen ist danach auch meist nicht nötig.
 

welaloba

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Hallo in die kleine Runde,
Stahlwolle würde ich nach der Abbeizaktion bei Nadelholz tunlichst vermeiden, einzelne Späne würden sich immer irgendwo verhaken und irgendwann schwarze Flecke verursachen. Da reicht oft schon die Luftfeuchte. Ich verwende an der Stelle Schleifflies von Mirlon.
Die Patina ist das was man jetzt sieht. Die ist nach dem Abbeizen unweigerlich hinfortgezogen.
Der Griff, der aussieht wie ein dicker Draht, ist der originale, wenn auch bisschen verzogen. Habe vergleichbare in der Schublade liegen.
Gruß Werner
 

freeman

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Hallo!
Ok, so einen Schleifflies habe ich sogar schon mal wegen was anderem gekauft (dieser Schrank, falls du dich erinnerst), da hattest du mir auch schon dazu geraten. Da müsste noch unverbrauchter in der Garage sein.
Die Truhe wurde wohl lange Zeit nicht besonders gut behandelt, aus meiner Sicht soll hier weniger Patina als Schmutz entfernt werden. Diese vielen Farbspritzer finde ich sehr ärgerlich. Die vielen Macken und Schrammen bleiben ja trotzdem, die werde ich auch nicht ausbessern, man soll ja ruhig sehen, dass die Truhe etwas älter ist...
Die Griffe ließen sich erstaunlich leicht lösen. Darunter ist das nackte Holz zu sehen. Vielleicht wurde sie dann doch nie gestrichen?
Mittlerweile bin ich auch draufgekommen, dass dieser Drahtgriff der originale sein muss, das Metall der Griffe ist hinten schwarz und auch an diesem Draht finden sich Reste dieser Farbe.
Ich werde dann mal einen vorsichtigen Versuch mit dem Abbeizer machen...

Beste Grüße,

Johannes
 

Friederich

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Die Patina ist das was man jetzt sieht. Die ist nach dem Abbeizen unweigerlich hinfortgezogen.
Hallo Werner, was man jetzt sieht ist doch der alte Farbanstrich? Den meinte ich natürlich nicht mit Patina. Sondern den durch das Altern entstandene Farbton des eigentlichen Holzes. Und dieser wird ja durch Ablaugen deutlich verändert, im Gegensatz zum Abbeizen.
Was die Stahlwolle angeht: Ich dachte eigentlich, Verfärbungen entstehen nur bei dem Kontakt von "normaler" Stahlwolle (also nicht Edelstahl-Wolle) mit gerbsäurehaltigem Holz wie Eiche?
Mit Kunststoffvlies ist man natürlich auf der sicheren Seite.
 

freeman

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An diese Frage schließe ich mich gerne mit Fotos des bisherigen Ergebnisses an.
Ich habe den Abbeizer zweimal für je 1/2 bzw 3/4 Stunde einziehen lassen, dann hab ich gründlich abgewaschen. Zum Schluss bin ich mit dem Schleifflies drüber, aber es hat noch nicht gereicht, um die Reste völlig abzutragen.
Es hängt immer noch recht viel Farbe dran. Sehr schön erhalten geblieben sind die vielen Kratzer und Macken im Holz.
Soll ich erneut abbeizen, um den Rest der Farbe zu entfernen

Dazu auch noch ne andere Frage am Rande: Ich hab jetzt einfach mal den Abbeizer bei Hornbach gekauft. Das ist ein ziemlicher Schlonz, der nur sehr schwer gleichmäßig aufgetragen werden kann. Gibts da vielleicht eine Produktempfehlung?

Beste Grüße,

Johannes
 

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Friederich

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Ich habe den Abbeizer zweimal für je 1/2 bzw 3/4 Stunde einziehen lassen, dann hab ich gründlich abgewaschen. Zum Schluss bin ich mit dem Schleifflies drüber, aber es hat noch nicht gereicht, um die Reste völlig abzutragen.
Es hängt immer noch recht viel Farbe dran.
Da ist wirklich noch sehr viel drauf. Schwer zu sagen, ob und was du falsch gemacht hast. Man muß halt wirklich dick auftragen und so lange als möglich ungestört einwirken lassen...
Die Abbeizerreste die sich nicht mit der Spachtel abziehen lassen, muß man mit dem in Spiritus getränkten Vlies abschrubben. Das Vlies immer wieder in den Spiritus tauchen. Vielleicht warst du hier zu zaghaft.

Diese alten (Öl-?) Farben sind eigentlich in der Regel recht gut abzulösen. Probleme gibt es eher bei manchen modernen Lacken.

Bei den Produkten gibts schon Unterschiede bez. der Wirksamkeit. Manche sind so aggressiv, daß sie der Normalverbraucher garnicht zu kaufen kriegt.
Ich glaub wir hatten früher "Krähe" verwandt. Kann dir jetzt aber auch keine Empfehlung geben. Vielleicht weiß jemand anderes was zu sagen.
 

freeman

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Ok, danke für den Rat!
Ich werde es nochmals versuchen und es diesmal länger einwirken lassen. Hab mich halt an die Packungsanweisung gehalten.
Von Spiritus war da keine Rede, ich werde aber auch das mal vorsichtig versuchen...

Beste Grüße,

Johannes
 

Friederich

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Ich werde es nochmals versuchen und es diesmal länger einwirken lassen. Hab mich halt an die Packungsanweisung gehalten.
Von Spiritus war da keine Rede
So wars in meiner Werkstatt üblich. Und wir haben eihgentlich alle sauber gekriegt.
Vielleicht taugt dein Abbeizer nichts.
Wie nennt der sich eigentlich?
 

freeman

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Der nennt sich "Hornbach Universal Abbeizer".
Zuvor war ich im örtlichen Fachgeschäft, da wollte man mir gar keinen Abbeizer mehr verkaufen.
Das Zeug, das man heutzutage als Otto-Normal-Verbraucher kaufen könne, tauge nix mehr, wegen dem Umweltschutz, hieß es. Lieber schleifen oder den Heißluftföhn einsetzen....
Naja, wenn man sich die Warnhinweise ansieht, könnte es einen schon gruseln, was man da für Gift einsetzt...
Ich nehm das ganze jetzt mal als Lebenserfahrung zur Kenntnis und kehre wohl zum Schleifen zurück!

Beste Grüße,

Johannes
 

freeman

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Noch ein kleiner Nachtrag: Habe den Deckel nun mit Spirtus abgerieben...und eine deutliche Verbesserung erreicht! Vielen Dank für den Tipp!
Hab wirklich gründlich und lange gerieben...eine noch homogenere Oberfläche werde ich wohl nur durch schleifen erreichen, oder?
Ich hab dann noch einen weiteren Versuch mit dem Abbeizer unternommen, diesmal an der Rückwand. Aber auch 1,5 Std Einwirkzeit führen nicht zu einem besseren Ergebnis.

Eine Frage, die ich mal früher stellen hätte sollen, geht mir jetzt im Kopf rum: Kann ich die Truhe noch ölen, wenn sie jetzt in Kontakt mit Spiritus gekommen ist?
Hab natürlich nach der Spiritusbehandlung wieder gründlich abgewaschen...

Beste Grüße,

Johannes
 

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Friederich

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Eine Frage, die ich mal früher stellen hätte sollen, geht mir jetzt im Kopf rum: Kann ich die Truhe noch ölen, wenn sie jetzt in Kontakt mit Spiritus gekommen ist?
Hab natürlich nach der Spiritusbehandlung wieder gründlich abgewaschen...
Johannes, keine gute Idee. Damit hast du ja das Abwaschen mit Spiritus ad absurdum geführt. Man will ja vermeiden, daß das Holz unnötig mit Wasser durchgeweicht wird und dann die Borsten stellt, die man dann Abschleifen muß.

Mit viel Spiritus die Reste des noch feuchten Abbeizers abschrubben, zwischendurch den Schmodder aus Spiritus, Abbeizerresten und Schmutz immer wieder mit einem Lappen abreiben. Der verbliebene Spiritus verdunstet in kürzester Zeit vollständig und stört keinster Weise beim Auftrag der neuen Oberfläche. Wasser muß und soll da keines mehr dran.
 

freeman

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Aha, wieder was gelernt!
Tja, bin halt ein totaler Laie...das Holz fühlt sich auch nach dem Kontakt mit Wasser nicht rauh an, sondern erstaunlich glatt...zum Glück!
Eine Seite fehlt mir jetzt noch, ich werde das Wasser jetzt weglassen!

Beste Grüße,

Johannes
 
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