Alten jagdschrank restaurieren

chwt

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Hallo liebe Woodworker!
Ich habe einen uralten Jagdschrank erstanden, der in einem völlig desolaten Zustand ist :eek: Ruine wäre noch geschmeichelt.....
Aber ich habe mir fest vorgenommen, ein Schmuckstück daraus zu machen :emoji_grin:
Ich hoffe auf Eure Hilfe.......
Also, das Alter des Schrankes ist leider unbekannt, er ist aus Eichenholz gefertigt, mit gedrechselten Säulen und tollen Schnitzereien. Wenn ich es irgendwie schaffe, versuche ich noch, ein Foto ein zu stellen. Aber ich hoffe, Ihr wisst auch so, welche Art von schrank ich meine.
Der Schrank hat wohl kein so glückliches Leben gehabt, der Lack hängt überall in Fetzen runter und die Türscharniere sind ausgebrochen. Das Holz ist extrem trocken und verblasst :emoji_frowning2:
Wie würdet Ihr an die Sache heran gehen? Ich habe bisher nur Erfahrung mit Weichholzschränken. Die habe ich immer mit Natronlauge abgebeizt. Nun habe ich aber irgendwo gelesen, dass Ätznatron nicht für Eichenholz genommen werden darf, da das Holz dann schwarz wird.....stimmt das???
Was benutze ich denn stattdessen, um die Farbe herunter zu bekommen? Schleifen wird schwierig, da der Schrank viele tolle, verschnörkelte Schnitzereien hat.
Und sollte ich es wirklich schaffen, den Schrank ansehnlich herzurichten :emoji_slight_smile:, würde man ihn dann eher mit Hartöl ölen, oder mit Schellack, oder mit Wachs......:confused:
Ich hoffe, ich habe nicht zu viele dumme Fragen gestellt und strapaziere Eure Nerven nicht so arg, aber ich bin wirklich noch nicht so toll im Restaurieren und erhoffe mir Eure Hilfe........Schritt für Schritt.....vielleicht hat ja jemand Zeit, mir all meine dummen Fragen zu beantworten :emoji_grin:
Ich freue mich schon darauf, anfangen zu können. Liebe Grüße, Christina
 

chwt

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ach ja, jetzt muss ich noch was gaaanz blödes Fragen........
welches Werkzeug sollte ich mir anschaffen, um die Farbe aus den Schnitzereien heraus zu bekommen? Bisher bin ich bei meinen Weichholzschränken immer mit einem Beitel ausgekommen. Aber es gibt da doch bestimmte Werkzeuge für, womit man auch in kleinste Ecken kommt....wie heissen die denn??? Hohlbeitel???
 

TinaRestauro

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Hallo Christina,
bevor du irgend wie schleifst, ablaugst udgl. stelle bitte vorher unbedingt ein Foto ein. Schleifen und Ablaugen ist meistens die schlechteste Methode....
 

chwt

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ich kriege es noch nichtmal hin, ein Foto anzuhängen.....:emoji_open_mouth:
ich versuche es nochmal.....
 

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welaloba

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Hallo Christina,
das Foto gibt nicht wirklich viel her.
Epoche ist Historismus, denke mal cirka 1880.
Mein Eindruck ist jedenfalls, dass da schon mal nachgepinselt wurde - (weiß der Geier: mit Nitrolack oder Bootslack, das ist beim besten Willen nicht zu erkennen), sonst würde ein Oberflächenmaterial nicht abblättern. Das folgende unter Vorbehalt: Passendes Lösemittel finden - eines, das den vorgefundenen Lack löst, so dass dieser mit Bürstchen und anderen weichen Hilfsmitteln abgenommen werden kann. Anschließend den Begriff Hartöl aus dem Bewusstsein streichen. Anschließend den Begriff Wachs erstmal streichen - Wachs alleine ist nie alleiniges Oberflächenmaterial, es braucht immer eine Grundierung. Bei antiken Möbeln.
Mach erst mal alles sauber, kümmere dich um die Holzarbeiten und Mechanik wie Scharniere und was es sonst noch braucht. Dann kannst du über Oberfläche nachdenken. Und:
Versuchs noch mal mit besseren Fotos. Es wird sonst kaum weitere qualifizierte Hilfe geben.
Gruß Werner
 

chwt

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Hallo Werner!
Danke schonmal für Deinen Hilfeversuch. Ich werde morgen nochmal bessere Fotos machen (ich habe den Schrank noch nicht hier).
Ist Hartöl so schlecht? Oder nur in diesem Fall nicht geeignet?
Weisst Du etwas darüber, dass Eiche schwarz wird von Ätznatron?
 

welaloba

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Hallo, und ja, Ätznatron und Eiche gehen nicht zusammen.
Vergiss es einfach. Wenn du dieses Möbel in die Lauge werfen willst, kannst du es auch gleich wieder an die Straße stellen.
Hast dir wirklich viel Arbeit eingekauft.
Wenn du es schneller haben willst mit dem Lack abnehmen, kannst du noch versuchen, Abbeizer zu verwenden. Ich habe momentan eine preislich einigermassen vertretbare Variante, das Zeug heißt ILKA RAPID Abbeizpaste.
Ansonsten Lösemittel wie Aceton, Brennspiritus, Nitroverdünner usw. durchprobieren. An besten auch keine Stahlwolle verwenden sondern Schleifvlies aus Kunststoff.
Sorry, wenn du fragst, kann es dir passieren, unbequeme Antworten zu bekommen.
Gruß Werner
 

chwt

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O.K., ich versuche es als erstes mal mit den Lösemitteln. Werde eh nicht vorm Wochenende dazu kommen. Vielleicht kommen ja bis dahin noch ein paar gute Tipps zusammen. Dankeschön schonmal! :emoji_slight_smile:
 

chwt

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Hier sind noch ein paar Fotos....
 

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chwt

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und noch eine Frage......
Die Griffe der Schubladen sind Tierköpfe, von denen einer leider abgebrochen ist. Wie kann ich diesen wieder befestigen, damit er der Belastung des
Schublade-auf-Schublade-zu standhält? Gibt es da einen Wunderkleber? Oder soll ich den Griff mit kleinen Holzdübeln wieder fest machen? Oder welche Lösung ist die Beste?
 

chwt

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Hat niemand einen Tipp für das fachgerechte Befestigen des Griffes? Kleben? Dübeln?
wie würde es der Profi machen?
 

TinaRestauro

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Hallo Christina,
in der professionellen Restaurierung werden eigtl. ausnahmslos Glutinleime verwendet, da reversibel. Wie der Griff am Schubladen befestigt ist, kann man auf den Fotos nicht erkennen, ausser ich hab mich verschaut.
"Wundermittel" bzw. "Wunderkleber" gibt es nicht. Genauso kann man nie generelle Tips geben, wie ein Möbel zu bearbeiten ist, da jedes Möbel andere Oberflächen und Überarbeitungen im Lauf der Zeit erfahren hat. Man muß sich in jedes Stück vor der Restaurierung einarbeiten (Untersuchungen anstellen)

Auf den Fotos ersichtlich sind auch einige Verluste am Holz, z.b. das ausgebrochene Zapfenband und fehlende Profilleisten... Sowas restauratorisch zu ergänzen und farblich anzugleichen, ohne das die Ergänzungen sichtbar sind, ist meistens fast unmöglich, wenn man keine passenden Ergänzungshölzer und Überzugsmaterialien zur Auswahl hat. Vom passenden Werkzeug ganz zu schweigen...

Genauso verhät es sich mit der schlimm aussehende Oberfläche:
Auch hier braucht man eine Auswahl an Lösemitteln und vorherige Tests. Einfach irgendwas draufschmieren kann bei Eiche irreversible Verfärbungen verursachen

Wenn du dir eine Restaurierung vom Profi nicht leisten kannst oder willst, investiere zumidest einen kleineren Betrag und lass dir das von einem Restaurator erklären. Du kannst ja mal mit einer Tür des Möbels bei einem Restaurator vorbeifahren.
 

TinaRestauro

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Nachtrag:
Wahrscheinlich sind die Griffe abgebrochen, weil die Laufleisten der Schubladen ausgelaufen sind und sich diese dadurch nur schwer ziehen lässt. Da bringt es nichts, wenn du den Griff einfach wieder befestigst. Die Ursache für den abgebrochenen Griff ist die Abnutzung der Laufkonstruktion. Dieser Schaden muß zuerst behoben werden, sonst bricht der Griff irgendwann wieder ab
 

chwt

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Hallo!
Danke für Deine ausführliche, nette Antwort.
Die fehlenden Zierleisten sind noch vorhanden, müssen nur wieder befestigt werden. Hier und da ist eine Kante abgebrochen, aber das wollte ich gerne so lassen. Es ist nunmal ein sehr altes Möbelstück und das darf man auch sehen. Ich finde immer, das macht den Charm solcher Möbel doch erst aus :emoji_slight_smile:
Die Farbe habe ich soweit runter, mit viel Schweiß und roher Gewalt :emoji_slight_smile: die Schnitzereien habe ich nachgearbeitet. Dort hing überall Wachs oder was auch immer in den Zwischenräumen....
Womit behandle ich den Schrank denn jetzt? Er soll nicht mehr dunkel werden, sonder seinen natürlichen Farbton behalten. Öl und Wachs sollte ich ja schonmal aus meinem Kopf löschen....:emoji_slight_smile:
 

welaloba

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Hallo Christina,
den Kommentar zum Schubladengriff hast du ja schon gesehen, dem stimme ich zu. Mein "Wunderkleber" ist Knochenleim mit Hasenleimzusatz, damit werden kleine abgebrochene Stücke, die meist eh nicht zu zwingen sind, einfach erwärmt und mit warmem Leim angedrückt, kurz festgehalten und 1 Tag trocknen lassen. Das geht so auch mit Fischleim. Den können wir wie "Ponal" und Konsorten verarbeiten. Fischleim kannst du notfalls in 250 Gramm Flaschen bei Kremer kaufen und ersparst dir den Leimkocheraufwand.
Ich weiß jetzt nicht, was bei deiner Entlackaktion zum Vorschein gekommen ist. Wenn du zufrieden bist und alles schön sauber, wirst du beim Befeuchten mit Alkohol sehen, wie in etwa das Holz aussieht nach einem Schellackanstrich.
Mein Streichschellack (hellste Sorte) wachsfrei hat etwa 180 Gramm Harz pro Liter Alkohol.
Ein etwas flotteres Ergebnis erzielt man mit Streichschellack wachshaltig, wobei es einen Gelbstich geben kann, wenn die Schichtstärke zu groß wird.
Den Schellack kannst du nach gebührender Trockenzeit mit Schleifflies glätten und mit Schellackmattierung weiterbearbeiten oder mit gehärtetem Wachs ausbürsten.
Gruß Werner
PS: Ich empfehle dringend, Vorversuche an vergleichbaren Hölzern anzustellen.
 

chwt

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Hallo Werner!
Ich war bisher nicht dazu gekommen, zu antworten. Auch Dir vielen Dank für Deine Tipps! Der schrank wird so langsam.......
Nach anfänglichem Bestreben, alles so "ganz" wie möglich zu lassen, habe ich mich doch schnell entschieden, alles komplett auseinander zu nehmen :eek: der schrank liegt jetzt in gefühlten 1000 Teilen in meinem keller :eek: ich hoffe, ich kann nachher alles wieder richtig zusammen setzen......:rolleyes:
Liebe Grüße!
 

Stefanie_w

ww-fichte
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Der gefällt mir ja richtig gut - Glückwunsch! Aber das schöne Schmuckstück sollte nicht als "erstes" Restaurationsprojekt dienen - dafür ist es doch zu schade. Ich würde an deiner Stelle auf alle Fälle einen "Profi" mit in die Restauration einbeziehen - ggf. kann er dich die ersten Tage unterstützen und dir wertvolle Tipps geben. Danach klappt bestimmt besser.. oder?
 
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