Hallo, Joe,
einfach durch die Reibung. Ich gebe zu, das klingt ein bißchen unwahrscheinlich, aber es funktioniert.
Mein Problem war ursprünglich, daß der Bauherr sich - ausgerechnet für die ganz dicken Wälzer - etwa 50 cm unter der Decke über die gesamte Raumlänge einen einzelnen Regalboden ohne sichtbare Befestigung wünschte, der zudem wegen der für die edlen Bücher notwendigen Hinterlüftung mit 2 cm Abstand zur Wand montiert werden sollte, freischwebend sozusagen. Handelsübliche Tablarträger kamen also nicht in Frage, und wegen der hohen Biegebelastung habe ich also alle 40 cm einen Bolzen M 16 hingerechnet. Soweit die Theorie.
In der Praxis kriegst Du natürlich ein Problem mit den Toleranzen. Versuch 'mal, ein 3-m-Brett gleichzeitig auf 7 Gewindestäbe aufzustecken...
Schon ein Stab M 16 rutscht gar nicht gern in ein 15 cm tiefes 16-mm-Bohrloch (ich habe das Ganze aus Spanplatte gebaut und in amerikanischer Kirsche mit 2-mm-Massivkanten furniert), jede weitere Bohrung wird in der Tiefe nicht wirklich parallel, und 18-mm-Löcher waren mir zu wackelig. Daher die Idee mit der Oberfräse. So bekommst Du rechteckige Löcher in 20 mm Breite, die in der Höhe aber absolut planparallel sind, und die Schwergängigkeit des Bolzens, der ja nun nur noch oben und unten anliegt, kannst Du durch die Frästiefe sauber dosieren.
Nun mußt Du "nur" noch eine Reihe Idealbohrungen in die Wand kriegen, auch hier mit wenig seitlicher Toleranz und möglichst ohne jede Höhen- oder Winkelabweichung. Ich habe mir dafür eine sehr solide Bohrschablone gebaut. Stell Dir einen überdimensionierten Besenschrank (aus ausgedienter Küchenarbeitsplatte) vor, mit 4 bequem von oben bedienbaren Stellschrauben zum Ausrichten an den unteren Ecken, und obendrauf die eigentliche Schablone, also ein 30 cm breites 40-mm-Brett, in das ich eine Reihe von Führungshülsen (aus Messing, der Reibwert von Stahl auf Messing ist recht gut) wie vor beschrieben eingelassen habe. Die anfangs noch benutzte zweite Hülse zum Ausgleich des Durchmessers von Widiazahn und Bohrspindel habe ich bald weggelassen. Die Bohrungen wurden auch so genau genug, obwohl der ganze Aufbau beim Bohren seinem Gewicht zu Trotz ganz schön getanzt hat.
Beim Anprobieren habe ich es dann 'rausgekriegt: In ordentlichen Löchern hält sich der Gewindestab schon durch das Verkanten unter seinem eigenen Gewicht so fest, daß ich das vorsorglich schon gekaufte teure Sauzeug wieder fein zum Händler zurückgetragen habe.
Ich weiß nicht, wie stark Deine Wände sind, aber in der natürlich nahezu durchgebohrten 7-cm-Wand habe ich die Bolzen nach der Anprobe doch mit ein bißchen Baukleber festgeklebt, um zu verhindern, daß sie beim Einbau der Böden doch noch den Putz auf der anderen Wandseite beschädigen.
Willst Du zwei Bolzen senkrecht übereinander anordnen (das Problem hatte ich ja nicht), mußt Du den oberen natürlich - zumindest theoretisch - gegen Herausziehen sichern. Da wird es dann aber auch ein ordentlicher Baukleber tun.
Viel Erfolg,
mfG Schraubfax