Altersbestimmung und Infos zu Vertiko

Gregor08

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Liebe Forummitglieder,

wir haben uns ein altes Vertiko angeschafft. Jetzt fragen wir uns natürlich, wie alt es. Könnte Ihr aus den Bildern Rückschlüsse ziehen? Weitere Infos (Bauart, Epoche, Herkunft usw.) sind herzlich willkommen.

Viele Grüße

Gregor
 

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Friederich

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So ist es angenehmer.
 

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Gregor08

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OK, vielen Dank. Aber nach der Schlepperei hatten wir einfach nicht mehr die Kraft, den Schrank noch umzudrehen :emoji_slight_smile:
 

rafikus

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Hallo

Keine Arme, keine Kekse.

Oder anders gesagt, wenn es für dich nicht so wichtig ist die Bilder richtig herum zu drehen, dann ist es für andere vielleicht nicht so wichtig zu antworten.

Rafikus
 

Mathis

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Hallo Gregor,

das ist wahrscheinlich ein Möbel von Mitte bis Ende des 19. Jhdts, also wohl 1850 bis 1880 entstanden.
Möglicherweise unter Verwendung älterer Teile, die mal ein ganz anderes Möbel, z.B. einen älteren Schrank dargestellt haben.
Der Stil wird Historismus genannt, eben weil er sich auf historische Formen und Bauweisen bezog, hier im relativ reinen Stil der Renaissance, später wurde dann alles mögliche und unmögliche zusammengerührt, und das war dann der Stil, der als Gründerzeitstil allseits bekannt wurde.
Das Ganze ist aus Eiche gebaut, und näheres zur eventuellen Verwendung älterer Teile könnte ich wohl nur nach detaillierter Prüfung sagen.
 

Gregor08

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Guten Morgen Mathis,

vielen Dank für die Info. Ich habe keine Ahnung von zeitlichen Einordnungen. Aber alles, was Du schreibst, ergibt Sinn. Zum Beispiel hat der Schrank keine ebene Oberseite, sondern diese Bretter, die auch von der Unterseite auf dem vorletzten Bild zu sehen sind. Ausbesserungen sind ganz klar zu erkennen.

Viele Grüße

Gregor

@ Friedrich: Danke fürs Drehen. Wie hast Du das hingekriegt?
@ Rafikus: Die Originalbilder waren in der richtigen Position und wurden erst nach dem Upload verdreht angezeigt. Ich habe dann versucht, die Bilder nachträglich im Forum in die richtige Position zu drehen aber dazu die Funktion nicht gefunden.
 

Mitglied 30872

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Es wurde auch schon etwas ergänzt. Das Prisma auf dem 3. Bild ist aus Buche und passt auch farblich nicht ganz.
 

teluke

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Es wurde auch schon etwas ergänzt. Das Prisma auf dem 3. Bild ist aus Buche und passt auch farblich nicht ganz.

Hatte ich auch so gesehen, mich aber zurückgehalten damit ich nicht gleich Watschn kriege.
Es sind noch mehr Flickstellen am Schrank.

Würde ich zwar nicht nachbauen wollen, aber auch nicht zum Sperrmüll stellen.
Schöner Schrank.
 

Khartak

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@ Friedrich: Danke fürs Drehen. Wie hast Du das hingekriegt?

Ich bin war nicht Friedrich aber du hast sicher einen Windows PC oder?
Die simple Windows Bildanzeige gibt dir schon die Möglichkeit Bilder zu drehen und den Zustand auch zu speichern.
Probier es mal aus. Öffne ein Bild mit der Standard Windows Bild und Faxanzeige und benutze unten mal den Knopf fürs drehen :emoji_grin:
 

andama

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Schau dir das PDF an, da habe ich es erläutert.
 

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  • Schrank Kranzprofil.pdf
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teluke

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Ich kann mir nicht vorstellen dass da noch ein weiteres Bauteil hinsoll.
Ich denke das ist das Kranzprofil.
 

andama

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So sieht es unfertig aus.
An meinem Schrank ist über den Zinnen wie Friedrich sie nennt noch ein Kranz.
Interessant wäre Werners Einschätzung zu hören.

Jetzt mit Bild.
 

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Friederich

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So sieht es unfertig aus.
An meinem Schrank ist über den Zinnen wie Friedrich sie nennt noch ein Kranz. ...
Jetzt mit Bild.
Da sind aber doch keine Zinnen auf deinem Bild?
Zinnen zeichnen sich doch dadurch aus, daß sich dazwischen (Schieß-)Scharten befinden.
 

derdad

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Lieber Andreas,
Wenn du wüsstest wie viel verschiedene Gesimse es bei Schränken gibt. Es gibt grobe Muster der einzelnen Stile. Doch innerhalb dieser hat es starke Unterschiede gegeben. Speziell auch regionaltypische Unterschiede. Und im Historismus hat man gern kombiniert. Dein Bild fällt eher in die Kategorie Zahnschnitt, wie es vielfach in der Renaissance verwendet wurde. Auf dem gefragten Möbel soll es vielleicht eher das gotische Zinnengesims darstellen. Aber wie bereits öfters erwähnt, im Historismus wird vielfach kombiniert.
LG
Gerhard
 

andama

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Hallo Gerhard,
Danke für die ergänzenden Infos.
Klar kann ich mir denken, dass es unzählige Geometrien für Gesimse gibt.
Hast du dir mal mein kommentiertes PDF dazu angesehen. Wie erklärst du dir die an die Zinnen abgearbeiteten Stege, welche ich gekennzeichnet hatte.
 

derdad

Moderator
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Hallo Andreas, für mein Gefühl war auf deinen Zinnen nichts mehr aufgesetzt. Das sollte einfach eine optische Erhöhung sein. Nur kleine Klötzchen um Material zu sparen. Material war teuer. Oder der Tischler hat das irgendwo so gesehen.
Aber was genaues weiß man nicht, hat der gute alte Karl Valentin schon gesagt. Übrigens auch gelernter Tischler/Schreiner.
LG
Gerhard
 

Mitglied 30872

Gäste
Ich denke auch, daß da kein Profil mehr drauf war. An den Seiten finden sich ja auch die Zinnen und wie soll das denn dann ausgesehen haben? Nur schwer vorstellbar. Für eine Profilbefestigung würde man auch irgendwelche Hinweise finden. Die Zinnen werden es m. E. nicht sein.
 

Mathis

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Ich hab mir die Fotos nochmal in Ruhe angesehen und gehe mal etwas ins Detail:
Das ganze Möbel ist ganz sicher ein sog. Pasticcio, als ein Neu-Um-Ausbau unter Verwendung älterer Teile von ganz anderen Möbeln, das ist ganz klar ersichtlich.

Auf Foto 3 sieht man rechts unter der falschen Bosse aus Buche einen länglichen Flicken aus hellerem Holz eingesetzt, wahrscheinlich kaschiert dieser einen versehentlich durchgestemmten Zapfen von der rechten Seitenwand des Schranks.
Auch sind alle Dübellöcher wie die 2 über dem Buchenteil exakt rund, während alte Dübellöcher bis ins 19. Jhdt. immer duch das Eintreiben eines durch das Spalten hergestellten eckigen Dübels auch eckig werden. Der Bastler hat ebenfalls vergessen, den Dübel diekt über dem Buchenteil links dunkel zu beizen, während der Dübel im Gesims farblich schon passt.
Auch der in Kerbschnitttechnik obere horizontale geschnitzte Fries neben dem Buchenteil ist ganz sicher nachträglich so beschnitzt worden, um das Bild ein wenig aufzumotzen, die Arbeit ist sehr primitiv gemacht.
Das Gesims wurde durch Heraussägen und -Stemmen von Lücken in ein antik wirkendes Zinnengesims umgebaut, aber die ganzen Ecken und Konturen sind viel zu scharf, als dass sie jahrhunderte der Umgebung und Nutzung ausgesetzt waren.

Zu Foto 4: der gesamte Sockel ist neu, die Konturen auch hier viel zu scharfkantig, überhaupt nicht bestoßen und gar nicht abgenutzt: nur zehn Jahren normaler Nutzung würden hier deutlich sichtbare Spuren hinterlassen haben. Auch völlig unmotiviert aufwendige Schnitzerei ausgerechnet direkt am Boden- sowas gabs früher nicht.

Foto 1 zeigt eine reich in drei Füllungen gegliederte Seitenwand, die drei Füllungen mit je 4 flach eingeschnitzen Blumen in den Zwickeln jeder Füllung, die Farbe der Füllungen lässt ganz klar erkennen, dass diese nicht original zusammengehören und mit dem Rest des Möbels nichts zu tun haben. Noch verräterischer ist aber, dass diese Seitenwand mit so reichem Dekor einer völlig schlichten, gar nicht gegliederten Fronttür zur Seite steht: Sowas gabs gar nicht, immer war die Front als Frontalansicht viel reicher verziert und gestaltet als die Seiten.
Ein Wort zum Schloss, Foto 5 und 6: das Schloss war nie an diesem Möbel angebaut, sondern ist mit seinem Buntbartschlüssel nach 1900 entstanden, es hat das falsche Dornmaß, es ist ein halb eingelassenes Aufschraubschloss, das vierte Loch hat nie eine Schraube geshen, im Holz darunter ist nicht mal ein Loch für eine Schraube gebohrt.
Das Schlüsselloch des originalen Schlosses ist oberhalb des wohl antiken Schlüsselbeschlags mit einem quadratischen Stopfen im Rahmenholz ausgeflickt.

Auf Foto 8 sieht man besonders schön, wie primitiv und schlampig der Fälscher vorgegangen ist; alle Bretter des oberen Bodens sind zwar mit Nut und Feder verbunden, aber kein bisschen gebeizt oder die helle Farbe des neuen Holzes sonstwie angepasst an die Farbe der wohl älteren Bauteile, auch sehe ich Sägespuren von einem Gatter: Neuzeit, niemals antik, einfach nur nachgebaut. Auch die runde Auslaufspur eines Fräsers vermutlich vom Anfräsen der Feder sieht man hinter der vorderen Traverse, auch kann man sehr gut sehen, dass der hintere Stollen komplett neu ist.

Diese guten und scharfen Fotos lassen so viele Details einer unbedarft hergestellten Bastel-Fälschung erkennen, dass ich ganz sicher bin, dass dieses die Arbeit eines eher nicht so begabten Antikhändlers ist, das ganze Möbel ist wahrscheinlich um einen wenig attraktiven einfachen 2-türigen Halbschrank aus dem 17. Jhdt. herumgebaut worden unter wilder Verwendung teils originaler, teils nachgebastelter oder aufgemotzter bzw. nachgeschnitzter Versatzstücke.

Fazit: meine Eingangs gemachte Beurteilung als Möbel des Historismus muss ich insofern widerrufen, es steckt zwar etwas antikes im Kern des Pudels, aber deutlich mehr neuere Zutaten.

Doch wenn Du nicht gerade einen vierstelligen Betrag dafür gezahlt hast, ist das völlig schnuppe:
Da der Schrank dir gefällt (sonst hätteste ihn sicher nicht gekauft), erfreue dich an seinem Anblick, denn der Schrank ist sicher dekorativ anzusehen, und gut isses!
 

andama

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Hallo Mathis, sehr umfangreiche und fundierte Begutachtung, die auf viel Erfahrung basiert. Deine Einschätzung ist schlüssig, leider bist du nicht auf meine Annahme eingegangen. Was denkst du, war auf den Zinnen noch ein Abschlusskranz? Es interessiert mich einfach nur, sieh dir in meinem Vorpost doch bitte mal das kommentierte PDF an. Welche Funktion haben die angearbeiten Stege (Federn) auf den Zinnen? Meine Annahme ist, dass im Kranz eine Nut war, die in die Federn als Halt und Zentrierung diente.
 
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