Anfängerfragen zum Lautsprechergehäuse-Furnieren

Daniel K

ww-ahorn
Registriert
10. Juli 2019
Beiträge
131
Ort
Hannover
Liebe Gemeinde,

ich möchte Lautsprechergehäuse aus MDF bauen, ca. 1 m hoch, und habe da im Prinzip auch hinreichend Erfahrung. Schallwand, Seitenwände und Rückwand werden auf Gehrung miteinander verleimt (mit Flachdübeln stabilisiert). Neu für mich: Das ganze soll mit 0,6 mm starkem Esche-Furnier belegt werden. Bei dem Thema bin ich leider blutiger Anfänger, daher ein paar Furnier-Fragen zur Sicherheit:

- In welcher Reihenfolge erreiche ich die saubersten Ergebnisse? Lautsprechergehäuse fertig bauen und im Nachgang furnieren? Oder erst die Einzelwände furnieren, dann MIT aufgeklebtem Furnier die exakten Zuschnitte inkl. Gehrungen machen und das ganze zusammensetzen?

- Muss ich auch bei einem solchen Lautsprechergehäuse unbedingt beidseitig furnieren, um Verzugprobleme zu vermeiden? Das Gehäuse besteht aus MDF 19 mm und ist innen versteift.

- Nur Weißleim per Spachtel fein auftragen und großflächig pressen, oder auch Bügeleisen verwenden?

Danke!
 

rafikus

ww-robinie
Registriert
26. Juni 2007
Beiträge
3.849
Ort
Ruhrgebiet
Bei fertigem Gehäuse dürfte es schwierig sein, wenn nicht unmöglich, gleichmäßige Pressung auf den Flächen zu erhalten. Wie willst du da von Innen gegen halten?
Wenn, dann würde ich sowas vorher furnieren.
 

Vaultdoor

ww-robinie
Registriert
25. Januar 2019
Beiträge
825
Ort
Braunschweig
Hallo Daniel,

wie @rafikus schon gesagt hat, muss vorher furniert werden. Und bei einem Meter Bauhöhe kommen recht große Flächen zusammen. Wie bist du denn mit Schraubzwingen so aufgestellt? Wenn genügend davon vorhanden sind, so mindestens acht oder zehn große und ein paar kleine Zwingen, dann musst du dich um die Zulagen kümmern, d. h. um Bretter, mit denen du den Druck der Zwingen auf die ganze Fläche verteilst, die furniert werden soll. Ich vermute, dass du mit Weißleim furieren willst. Der muss mit einem Zahnspachten gleichmäßig auf die zu furnierende Fläche aufgespachtelt werden.

Wenn dein MDF stark genug ist, sollte es genügen, von einer Seite zu furnieren.
 

netsupervisor

Gäste
Erst zusammenbauen und dann furnieren wird wohl was die Eckübergänge betrifft am besten funktionieren.
Natürlich kann man auch bei einem Meter Größe erst die Box fertig bauen und dann furnieren. Mit Balligen Zulagen auf der Pressoberfläche bekommt man mit Zwingen schon ausreichend Druck. (untechnisch 2,5 kg/cm²) auf die Fläche.
Die Notwendig vom Gegenfurnieren hängt davon ab wie deine Box konstruiert ist. Bei einer Standbox, die schlank gehalten ist, würde ich die Gefahr des Schüsselns als gering betrachten; durch die Verleimung wird die Konstruktion ausreichend stabil gehalten. Wenn die einen Klotz mit 30x30cm Standfläche hast, sieht es anders aus.
Ich spare mir die Zahnspachtel, seit Jahren arbeite ich - ähnlich wie Pfohl - mit einem Tapetenroller, damit bekomm ich immer die richtige Leimmenge hin und habe keinen Kürschner mehr.

Ich presse ausschließlich mittlerweile - wenn es geht - im selbstgebauten Vakuumsack.
 

Daniel K

ww-ahorn
Registriert
10. Juli 2019
Beiträge
131
Ort
Hannover
Danke euch allen für die Tipps! Ich sehe, es gibt Befürworter für beide Methoden, ich habe also die Qual der Wahl... (Naja, ich hab ja 2 Lautsprecher. :emoji_grin:)

Thema Pressen: Ich bin bei Schraubzwingen recht gut ausgestattet und hatte bisher geplant, das ganze in Multiplex- oder Siebdruckplatten einzuklemmen und per Zulagen mit zahlreichen Zwingen zu pressen. Empfiehlt es sich, diese Platten mit Folie oder Klebeband zu belegen, um Leim-Verkleben zu vermeiden?

Sonstige verbleibende Fragen aus meiner Sicht:

1. Falls ich mich für Variante 1 entscheide und die Flächen erst furniere und dann verleime, würdet ihr den finalen Zuschnitt bereits im furnierten Zustand machen, oder gibt das erfahrungsgemäß Furnier-Ausrisse trotz scharfem Feinsägeblatt? Falls ja, würde ich erst zusägen, dann mit Überstand furnieren und per Einhandhobel die Kanten bündig machen. Welche Technik ist erfahrungsgemäß schlauer?

2. Bügeleisen hält also keiner von euch für notwendig, sehe ich das richtig? (Der Sinn war mir ohnehin nicht richtig klar, solange ich den Leim gleichmäßig verteile und gleichmäßigen Druck aufbaue.)

Danke nochmals, ihr helft mir sehr weiter.
 

roland44

ww-eiche
Registriert
12. Januar 2015
Beiträge
364
Ort
Brandenburg
Ich komme mit der Bügeleisen Methode gut hin. Damit gehen auch runde Flächen. Furnieren nach der Montage, Kanten mit Schleifpapier durchschleifen. Das, was oben vorn wie Falten aussieht, ist Riegelung im Furnier.

1608301689212.jpg So, jetzt hast Du drei Methoden :emoji_slight_smile:
 
Zuletzt bearbeitet:

roland44

ww-eiche
Registriert
12. Januar 2015
Beiträge
364
Ort
Brandenburg
2. Bügeleisen hält also keiner von euch für notwendig, sehe ich das richtig? (Der Sinn war mir ohnehin nicht richtig klar, solange ich den Leim gleichmäßig verteile und gleichmäßigen Druck aufbaue.)

Danke nochmals, ihr helft mir sehr weiter.
Mit dem Bügeleisen und dessen Hitze und Druck erzwingst Du die schnelle Trocknung des Leims und benötigst keine Zwingen. Wie oben geschrieben, auch runde Flächen sind damit kein Problem, s. Foto.
 

Daniel K

ww-ahorn
Registriert
10. Juli 2019
Beiträge
131
Ort
Hannover
Danke! Sieht von hier aus sehr überzeugend aus. Dann werde ich wohl doch mal nach dem Bügeleisen kramen...
 

Ratsuchend

ww-nussbaum
Registriert
27. Oktober 2012
Beiträge
84
Wenn Du auf Gehrung arbeitest, dann würde ich vorher furnieren. Aber Achtung bei einem Quader ist sehr hohe Genauigkeit notwendig, wenn die Gehrung minimal im Winkel abweicht, oder die Platten nicht exakt zugeschnitten sind, dann sieht man das auch. Durch die zusätzlichen Flachdübel (die konstruktiv nicht notwendig sind) wird es nicht unbedingt leichter. Grade auf Gehrung verrutscht man recht leicht mit der Flachdübelfräse.

Ich habe selber Mal zwei Lautsprecher gebaut, auch MDF, auf Gehrung und mit Flachdübeln. Bei verleimen hat zuerst alles perfekt ausgesehen, nur die letzte Seite hat sich dann nicht exakt aufsetzen lassen. Im Endeffekt hat man das gut kaschieren können, war nur eine kleine Abweichung, aber man ärgert sich trotzdem.

Letztendlich wird es wahrscheinlich schwieriger die Platten so exakt zu schneiden, dass alles exakt passt, das furnieren wird die leichtere Übung.
 

Eder Franz

ww-robinie
Registriert
7. Dezember 2008
Beiträge
830
Als Schüler habe ich das so gemacht, wie Opa beim Selbermachen Küchenbau. Die Boxen habe ich stumpf zusammengesetzt. Die Gehrung sieht man ja eh nicht. Anschließend habe ich furniert und zwar mit Kontaktkleber (Pattex) und einer Druckrolle. Kleber beidseitig dünn mit Zahnspachtel aufzragen, ablüften lassen, auflegen und anwalzen. Die Pattex Andruckwalze findet man heute noch in eineigen Shops oder bei ihbäh. Ich habe mehrere Boxen auf diese Weise gebaut. Ich erinnere mich an Mahagoni und Vogelaugen-Ahorn. Ging prima.
 

Daniel K

ww-ahorn
Registriert
10. Juli 2019
Beiträge
131
Ort
Hannover
Danke auch für die späteren Beiträge! Das Benachrichtigungssystem des Forum hat leider mal wieder nicht funktioniert, daher habe ich sie erst jetzt entdeckt.

Die Boxen habe ich stumpf zusammengesetzt. Die Gehrung sieht man ja eh nicht.

Ja, das habe ich mich inzwischen auch gefragt...

Schöne Feiertage allerseits.
 

Gelöscht stwe

Gäste
Ich habe auch Lautsprecher gebaut und furniert (siehe https://www.woodworker.de/forum/threads/mona-2-1-lautsprecher-in-tineo-furnier.103940/), die waren jedoch etwas kleiner als die von dir geplanten Boxen. Da konnte ich das Furnier einfach mit Weißleim aufpressen. Habe dabei immer die zwei gegenüberliegenden Seiten furniert.

Ich habe auch Stumpf verleimt, was meiner Meinung nach auch die beste Methode ist. Aufpassen muss man aber trotzdem: Bei ein paar Kanten habe ich nicht genau aufgepasst und habe nun einen Versatz zwischen Fläche und Kante. Das zeichnet sich natürlich minimal im Furnier ab, man kann auch mit dem Finger eine leichte Stufe spüren. Deshalb würde ich z.B. schauen, dass die Front komplett aufgesetzt ist, du etwaige Überstände oder Kanten also nur auf den Seitenflächen hast und nicht von vorne.
 

Eder Franz

ww-robinie
Registriert
7. Dezember 2008
Beiträge
830
Die Klebeband-Metode ist sicher gut. Zu Schulzeiten kam der Holzzuschnitt aus dem Baumarkt. Die machen da keine Gehrungsschnitte. Da blieb mir nichts anderes, als die Kiste stumpf zusammenzuleimen.
 

netsupervisor

Gäste
Ich mag der Klebebandmethode ohne Dübel (Flachdübel, Domino) immer noch nicht so recht vertrauen. Angst-Dübel hab ich daher immer eingesetzt.

Daher meine Frage: hat jemand schon mal die Festigkeit im Vergleich zu Dübel und Zwingenveleimung getestet?
 

carsten

Moderator
Teammitglied
Registriert
25. August 2003
Beiträge
18.992
Alter
50
Ort
zwischen Koblenz und Wiesbaden
Hallo

einen direkten Vergleich nicht. Aber vor Jahren versucht eine auf Gehrung verleimte Ecke 19 mm MDF zu zerstören Länge war ca 1000mm die Schenkel ca 200 mm.
1. Versuch: auf den Boden (Beton) knallen: erfolglos.
2. Versuch: draufstellen und Wippen ( dreistelliges Kampfgewicht) : erfolglos
3. Versuch: mit 4 t- Stapler darüberfahren: klappt nicht wird nur weggeschoben
4. Versuch: mit absenkenden Gabeln zerdrücken: klappt nicht Gewicht zu gering
5. Versuch: Gewicht aufgenommen ( war glaube ne Gitterbox mit Holzabfällen) und ruckartig auf der Kante abgesetzt: jetzt endlich hat es Knack gemacht. Die Bruchstelle war aber immer im MDF nie die Leimfuge selbst.

Fazit für Möbelbau reicht die Verleimung ohne die Angstdübel/ -Lamello auf jeden Fall.

einfach mal zwei Reste nehmen, Schräge ansägen und verleimen und nach zwei Stunden versuchen die Leimfuge wieder aufzubrechen
 

Ratsuchend

ww-nussbaum
Registriert
27. Oktober 2012
Beiträge
84
Die Luftdichtigkeit erreicht man indem man von innen mit Heißkleber über alle Fugen drüber geht. Über die Öffnungen der Lautsprecher Chassis geht das normalerweise auch. Anschließend einen "Blasetest" machen.

Die professionelle Lösung ist sicher vorher zu furnieren, die Platten auf Gehrung zuschneiden und dann das ganze zu verleimen. Aber dann muss wirklich alles ganz präzise sein. Unbedingt einen Testlauf machen und am besten schon vorher ein, zwei Platten für eventuellen Austausch furnieren.

Alternativ noch ein Vorschlag: stumpf verleimen und dann mit Starkfurnier arbeiten. Da zeichnet sich dann sicher nichts ab.
 
Oben Unten