Arbeitsplatte aus Bauholz behandeln. Öl/Lack?

jakek

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Hallo Woodworker,

ich plane aus Kostengründen und weil mir die rustikale Optik von Bauholzbohlen sehr gut gefällt selbige in meiner Küche als Arbeitsplattenersatz einzusetzen. Ich plane die Bohlen zu verleimen und zusätzlich mit Flachwinkeln zu verbinden. Vorher werde ich sie abschleifen.

Nun stellt sich für mich die Frage, wie ich die Bohlen (wahrscheinlich Kiefer) behandeln soll. Normalerweise würde ich hier zu Hartöl greifen, bin nun aber unsicher, ob sich für weiches Kiefernholz ein Lack nicht besser eignet um die Oberfläche etwas härter zu machen.

Ich hoffe hier einige Expertenmeinungen dazu zu hören. Im voraus möchte ich mich dafür bereits bedanken.

Viele Grüße.
 

schreiner02

ww-eiche
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Hallo jakek,

die Oberfläche wird nicht härter durch den Einsatz von Lack; der ist viel zu dünn, um dem weichen Holz zu widerstehen (Glasplatte auf Teppich und drauftreten); Ich schlage Dir vor, zu ölen und zu wachsen. Vor dem Verleimen der Bretter solltest Du auf das Kopfholz blicken, und die Bohlen so aneinander fügen, daß der Kern des Baumes im Wechsel 1x oben und 1x unten liegt. Man nennt das Stürzen. Die Jahresringe haben die Tendenz, sich gerade zu ziehen und durch dieses Stürzen erreichst Du, daß die Platte nicht zufällig komplett nach oben oder unten krumm wird. Wenn Du die Möglichkeit hast, hobel (oder säge) die zu verleimenden Kanten erst mal gerade, dann werden sie auch einigermaßen dicht. Die Idee mit den Lochplatten unten drunter ist OK, aber stören die nicht auf den Corpen darunter? Wenn Du die Bohlen einigermaßen gut verleimst, ist das stabil genug; das Holz reißt eher neben der Leimfuge auf... Verwende Leim, auf dem D3/D4 steht, der ist eingermaßen wasserfest. Es ist auch sinnvoll, die Unterseite ebenfalls zu ölen, sonst zieht das Holz womöglich von unten Feuchtigkeit und wird krumm (wie ein Bimetall). Ich würde die Bohlen auf der später oben liegenden Seite bündig aneinader setzen und erst dann schleifen, sonst hast Du womöglich die Schleifarbeit 2x, wenn sich beim verleimen eine Stufe ergeben sollte. Baubohlen sind nur ungefähr maßhaltig. Viel Erfolg,

Stefan
 

jakek

ww-pappel
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Danke für das rasche und umfassende Feedback.

Warum ölen UND wachsen? Ich lese, das wachsen "nachölen" unmöglich macht und deshalb für Arbeitsplatten nur bedingt geeignet ist. Also Hartöl und danach ein Spezialwachs oder Hartwachsöl verwenden?


Den Tipp mit dem Stürzen nehme ich gerne an und natürlich ist mir klar, dass die Geschichte durchaus in die Hose gehen kann, die Bohlen sind aber schon recht trocken, insofern hoffe ich, dass sich Risse etc. in Grenzen halten werden. Wasserfesten Leim (D4) habe ich, elektrischer Hobel, Bandschleifer usw. ist auch alles vorhanden (nur eben leider keine Oberfräse)...mal sehen was kommt, ich werde das Resultat hier in jedem Fall präsentieren.
 

schreiner02

ww-eiche
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Hi,

Ölen um das Holz zu schützen, Wachsen um die Oberfläche dicht zu machen. Dann brauchst Du nicht nach-Ölen, sondern nach-wachsen.
Öle sind (und bleiben sehr lange) seifenlöslich; Wachs nicht. Achte beim Wachs auf einen geringen Anteil Bienenwachs, auch wenns sich gut anhört: das Zeug wird bei Sonnenschein oder nem warmen Topf klebrig; denk an Kerzen...

mfg,

Stefan
 

jakek

ww-pappel
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Gut, danke. Ich tendiere dazu zwei verschiedene Produkte also Hartöl und Wachs zu verwenden, anstelle alles in einem Arbeitsschritt mit Hartwachsöl zu machen. Mache ich mir damit nur zusätzliche Arbeit oder lohnt es sich hier besonders sorgfältig mehrfach zu ölen, dann alles durchtrocknen zu lassen und dann zu wachsen?
 

WinfriedM

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Bei Arbeitsplatten verzichte ich bewusst auf Wachsprodukte und benutze nur Öl. Ausnahme sind Produkte, wo Wachs und Öl zu einer Einheit verarbeitet wurden, die dann homogen zäh-elastisch aushärtet, z.B. Osmo Hartwachsöl oder Topoil. Auch die haben sich gut bewährt. Das ist was ganz anderes, als Öl + Wachs anschließend! Auch gibt es viele Wachs-Öl Produkte, wo Wachs und Öl nur trennbar vermischt sind - Öl zieht ein und Wachs legt sich auf die Oberfläche. Solche Produkte verhalten sich ähnlich, wie zuerst ölen und dann wachsen.

Wachs auf der Oberfläche bringt nach meinen Erfahrungen mehr Probleme, als es nützt. Wasserdicht wird da nach meinen Tests auch nichts, Wasser zieht leider nach wenigen Minuten durch Wachs hindurch. Ganz anders, als man eigentlich erwartet.

Bei manchen Arbeitsplattenölen sind minimale Mengen Wachs enthalten, die aber keine Wachsschicht auf der Oberfläche bilden. Die sollen eher eine bessere Verarbeitung unterstützen. Damit lässt sich der Überstand besser abnehmen und die Eindringtiefe des Öles wird reguliert, womit die Anfeuerung gleichmäßiger ist.

@Stefan: Kannst du mal die konkreten Produkte nennen (Öl und Wachs), die sich bei dir in Kombination gut bewährt haben? Bin etwas erstaunt darüber, dass sich Wachs bei dir gut bewährt hat. Wir haben das Thema hier schon öfters diskutiert und die Stimmen gegen Wachs waren meist in der Überzahl.
 

jakek

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Danke Winfried. Gibt es Empfehlungen wie ich das Holz ölen kann ohne das es zu stark anfeuert (ich möchte weißpigmentiertes Öl verwenden)?
 
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