Begriffserklärung "flüglich"

MukerBude

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Hallo,

kennt jemand den (Fach)Begriff “flüglich“, im Zusammenhang damit, dass sich Bretter verziehen,
nachdem sie von einem größeren Stück Holz abgesägt wurden?

Der Begriff könnte auch aus dem ostdeutschen Sprachgebrauch kommen.

Danke
 

Mitglied 127910

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Warum könnte der Begriff aus dem ostdeutschen Sprachgebrauch kommen. Klingt doch gesamtdeutsch, also ohne Dialekt.
 

rafikus

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Ob es sich dabei um das handelt, was ich unter "Propeller" kenne? Ein Brett hat dabei eine Form, die einem Flugzeugpropeller ähnelt.
 

agnoeo

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Das Brett ist 6 x 100 x 1000 mm.
Kommt das bei Padouk häufiger vor?
Bekommt man diese Unwucht wieder gerade?

Was willst du denn damit machen? Wenn du das aufleimst oder einfasst, sollten sich die 6mm gerade ziehen lassen.
Wenn du das als flaches Brett brauchst, musst du im Grunde stehende Jahresringe haben und das sehr vorsichtig aushobeln und dann bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit halten :emoji_wink: besser aber dann Sperrholz zu verwenden; im Zweifelsfall selber anfertigen oder furnieren.
Holz ist kein einfaches Material, wenn man an Feder dessen Grenzen geht.

Gruß, David
 

seschmi

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Ein Brett in zwei dünnere aufzutrennen ist oft kritischer, als von beiden Seiten dünner zu hobeln. Oder in drei Bretter auftrennen und die Mittellage nehmen.

Das ist natürlich Verschwendung, aber funktioniert besser, weil dann wenigstens die Feuchte konstant ist.

Mit Deinem Brett würde ich jetzt erstmal abwarten: Eventuell wird es etwas gerader, wenn sich die Feuchtigkeit ausgleicht. Glückssache.

Die Holzfeuchte in einem Brett ist ja nie gleichmäßig, aber bei luftiger Lagerung auf beiden Seiten gleich. Heute zum Beispiel ist es heiß und schwül, da steigt die Holzfeuchte nahe der Oberfläche, in der Tiefe ist es trockener. Wenn Du das Brett auftrennst, hast Du eine trockene (wo vorher Innen war) und eine feuchte Seite (vorher schon außen).

Wie gesagt: Von beiden Seiten abwechselnd hobeln bringt gleichmäßige Feuchte, aber man verliert halt viel Holz.
 

fahe

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Coswig
..."flügelig", nicht "flüglich". Also, es sei denn: Breites Sächsisch. :emoji_wink:

Hörte ich in Sachsen zumindest mehrmals von einem Orgelbauer, der damit meinte, dass das Brettchen verdreht war und damit eher einem Propeller ähnlich sah.

Aber wenn es sich dabei um einen fachlich über jeden Zweifel erhabenen Experten in seinem Bereich handelt, verkneife selbst ich mir die despektierlich-dreiste Anmerkung, dass ich "flügelig" nur gemeinsam mit einer Zahlenangabe im Zusammenhang mit Türen, Toren und Fenstern kenne. :emoji_wink:

Keine Ahnung, ob das wirklich von vielen im geschilderten Sinne verwendet wird, eine gewisse Verbreitung scheint es ja aber bekommen zu haben.


Was willst du denn damit machen? Wenn du das aufleimst oder einfasst, sollten sich die 6mm gerade ziehen lassen.
...wenn man Avatarbild, Holzauswahl und Größe des Brettchens zusammennimmt, sagt die Glaskugel ziemlich bestimmt: Musikinstrument.

Ansonsten: Man steckt meiner Erfahrung nach auch bei gut abgelagerten Hölzern nicht drin, was die sich so denken, wenn man deren Gefüge ändert. Es passiert halt zuweilen, dass sich beim Trennen innere Spannungen lösen, die vorher vom Holzblock im Zaum gehalten wurden.

Angesichts der eventuell zunichte gemachten Arbeit würde ich das als Griffbrett nicht riskieren. Ein Brettchen von der anderen Seite der Bohle abgetrennt kann mit etwas Glück schon ganz anders agieren.

Ob/dass Padouk besonders zu Drehwuchs neigt? Keine Ahnung, dafür waren die Stücke, die ich bisher in der Hand hatte stets zu klein... und problemlos.

@Herr Dalbergia ist sicher der beste Ansprechpartner hier.
 

Wolfgang EG

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Als Thüringer kannte ich »flügelig« nur als »windsch«, also sozusagen windschief=gedreht ...

Wolfgang
 

rafikus

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Bekommt man diese Unwucht wieder gerade?
Das hat aber mit einer Unwucht nichts zu tun.
Wenn du ein solches Brett in der ganzen Länge verwenden möchtest, dann bleibt nach der Begradigung von den 6mm nicht viel übrig.
Wie oben schon geschrieben: es hängt alles davon ab, was du damit machen möchtest.
 

MukerBude

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@fahe,
gut kombiniert!
Ja, es ist sogar noch schlimmer, wenn es in drei Leisten aufgeschnitten ist, wird es ein Gitarrenhals werden.
Auch das breite Sächsisch stimmt!

Es ist also nicht zu hobeln. Dafür habe ich mir das Holz extra zuschneiden lassen.

Unter Zuhilfenahme der Sonne, Wasser und großen Gewichten habe ich ca. 65 cm gerade bekommen.

Noch zwei Fragen:
- Wenn das Brettchen in 30mm breite Streifen geschnitten ist, wird sich die Drehung durch das anleimen an das andere Brettchen begradigen? Die Theorie sagt, das sich beide Bretter um die Hälfte der Biegung annähern.

- Was spricht dagegen, die beiden krummen Brettchen (nach dem Aufschnitt) unter Hitze zu biegen, genau so wie man es mit den Zargen macht?

Danke an alle, sagt
 

flüsterholz

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Drehwuchs scheint wohl tatsächlich vorzukommen. Musste ich jetzt aber auch erst selber nachlesen. Hatte mit Padouk bisher noch nie Probleme. Glück gehabt. Padouk lässt sich eigentlich gut formen. Kaum Schwindverhalten. Hab es schon als Ersatzholz für nicht mehr erhältliche Furniere bei Marketerien, auch bei gebauchten Formen genutzt und für Rahmentrommeln. Hat dann auch immer gut die Form gehalten. Ob das dann auch bei Drehwuchs funktioniert? Ich würd es versuchen.
Ich versteh nur nicht, wie du aus dem Brettchen einen ganzen Gitarrenhals machst?
Ach ja. Für die Oberfläche besser nichts mit Alkohol machen, also Schellack oder ähnliches direkt aufs Holz. Färbt total ab. Damit hab ich mir schon mal eine ganze Marketerie versaut. Vorher Ölen, dann geht es. Oder ganz was anderes als Oberfläche nehmen.
Gruß Michael
 

MukerBude

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@flüsterholz,

Marketerien aus der Barockzeit sind eine absolute Augenweide!


Als fan der Stabilität von Brettschichtholz, wende ich diese Methode bereits bei allen vorherigen drei Gitarren an.
Hier ein rechtwinkliger Schnitt durch den Gitarrenhals.
Rot = Padouk, beige = Ahorn
Anthrazit, zeigt die beiden 4 x 4 mm übereinander geklebten Carbon Stäbe.
Schnitt durch den Hals.png
Oben drauf kommt noch das Griffbrett, welches aus 6 mm Ahorn hergestellt wird.


Apropo “Färbt total“. Kennst du eine Methode, wie ich später beim Schleifen, das helle Ahorn vor der totalen Rötung durch das Padouk schütze?


Bei meiner III. KonzertGitarre, habe ich einen guten Kompromiss in Sachen Oberflächenveredelung gefunden. Leimtränke in zwei Konsistenzen 1 : 10 und 1 : 5, fein geschliffen, darauf habe ich Wachsöl bzw. Carnauba-Wachs aufpoliert.

Es grüßt
 

Mitglied 127910

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...und was ist jetzt mit dem(Fach) Begriff "flüglich"?

Kennt den jemand? Könnte auch aus dem ostdeutschen Sprachgebrauch kommen...
 

miho

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Ja, als geborener Sachse kenn ich den. Hauptsächlich für in sich verdrehte Türen oder Fenster. Propellerform trifft es gut. Ein gelernter Tischler nennt drehwüchsige Bäume auch Propellerbäume.
 

flüsterholz

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MukerBude

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...und was ist jetzt mit dem(Fach) Begriff "flüglich"?
Kennt den jemand? Könnte auch aus dem ostdeutschen Sprachgebrauch kommen...
Wurde das nicht schon ausreichend geklärt?

Nicht wirklich, nur Geduld. Aber man bekommt den Schleifstaub irgendwie raus.
Kannst Du "irgendwie" präzisieren?
Wird das Holz da nicht gräulich? Welchen Leim verwendest du denn?
Ja, das stimmt, nach dem Feinschliff ist dieser Grauschleier jedoch so gut wie weg.
Die Leimtränke dient nur zur Porenfüllung, also kann man sie bis nahe ans Holz runter schleifen.
TiteBond blau, der mit der längeren Standzeit, weil er flüssiger ist.

es grüßt
 
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flüsterholz

ww-robinie
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Nur das übliche. Absaugen und abbürsten. Als Bürste nutze ich Rosshaar und Ziegenhaar. Damit bekomm ich bei feinporigem Holz bisher alles raus.
Ist jetzt keine Barocktruhe, nur eine Uhrenbox aus Ahorn, Ami Nussbaum und Padouk. Da habe ich nach dem Schleifen auch nur abgesaugt und gebürstet
Kommt auf den Bildern vielleicht nicht ganz so gut rüber, ist aber wirklich Padouk.
Gruß Michael
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