Borkenkäfer – Das große Fressen im Stadtwald von Zittau/Sachsen. Ein höhrenswerter Beitrag aus dem Deutschlandfunk.

dieweltistrund

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Hallo Kollegen,
an ganz, ganz vielen Stellen in Deutschland wütet z.Z. der Borkenkäfer und der DLF https://www.deutschlandfunk.de/bork...im-stadtwald-von-zittau-dlf-931fb875-100.html hat in diesem 5min. Beitrag die Verantwortlichen für den Stadtwald Zittau in Sachsen zu Wort kommen lassen. Eine kurze und knappe Beschreibung der schrecklichen aktuellen Situation, die ganz viele von uns jeden Tag vor Augen haben, egal ob sie diese sehen und erkennen oder einfach es nicht bewusst mitbekommen, es passiert und die Schäden sind enorm.

Da ich viel mit Förstern und Verantwortlichen zutun habe, höre ich das regelmäßig (auch oft hinter vorgehaltenen Hand) und finde es gut, das es in solcher Klarheit im öffentlichen Rundfunk gesendet wird.

Hier der im Beitrag erwähnte link https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/41252 zum Waldzustandsbericht Sachsen 2022.

Aber hört mal selber.

Gruß
Jörg
 

Seanathair

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Wenn es nicht so traurig wäre, könnt man es lapidar abhandeln mit "Gier frißt Hirn".
 

U.Tho

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Das Thema Borkenkäfer ist nicht neu - die ersten Probleme gabs ja schon in den 1980er Jahren. Hatte wohl damals aber andere Gründe. Heutzutage liegt es an den trockenen Jahren - ist halt leider nicht gut für den Flachwurzler.
Zumal es im Beitrag aus Sachsen kommt, wird sicher @Túrin was dazu sagen können, wie das vor Ort aussieht.
Bilder aus dem Harz (Bekannte waren erst die Tage dort) sehen echt grausig aus. Der Thüringer Wald scheint nicht ganz so schlimm betroffen.
Bei uns im Gleichberggebiet hat es auch vereinzelt alte Eichen erwischt - die hat wohl z.T. auch Probleme, zumal die historisch gesehen eher eine südlichere Pflanze ist (hatte ich mal gelesen).
 

dieweltistrund

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Das Thema Borkenkäfer ist nicht neu - die ersten Probleme gabs ja schon in den 1980er Jahren. Hatte wohl damals aber andere Gründe. Heutzutage liegt es an den trockenen Jahren - ist halt leider nicht gut für den Flachwurzler.
Zumal es im Beitrag aus Sachsen kommt, wird sicher @Túrin was dazu sagen können, wie das vor Ort aussieht.
Bilder aus dem Harz (Bekannte waren erst die Tage dort) sehen echt grausig aus. Der Thüringer Wald scheint nicht ganz so schlimm betroffen.
Bei uns im Gleichberggebiet hat es auch vereinzelt alte Eichen erwischt - die hat wohl z.T. auch Probleme, zumal die historisch gesehen eher eine südlichere Pflanze ist (hatte ich mal gelesen).
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Mitglied 30872

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Nein, ich kann nichts dazu sagen, war nicht vor Ort. Zittau besitzt knapp 4.200 ha Wald und ist damit größter Kommunalwaldbetrieb in Sachsen. Naturgemäß (hä?) sehr hoher Fichtenanteil.
Der Betrieb ist natürlich aufgrund der Größe intensiv in die städtischen Finanzen eingeklebt. Somit steht die Stadt hinsichtlich der großen Freiflächen vor erheblichen Herausforderungen.
 

FredT

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Das Problem hat sich so hochgeschaukelt, weil man irgendwann in den 90ern glaubte, auf chemische insektenvernichtung verzichten zu können/zu müssen... Vorher hat der Staat das in die hand genommen, jetzt war man "plötzlich" selbst für alles verantwortlich... Nun alles auf Ertrag und Effizienz getrimmt, funktioniert halt nicht so
 

Mitglied 30872

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Das Problem hat sich so hochgeschaukelt, weil man irgendwann in den 90ern glaubte, auf chemische insektenvernichtung verzichten zu können/zu müssen... Vorher hat der Staat das in die hand genommen, jetzt war man "plötzlich" selbst für alles verantwortlich... Nun alles auf Ertrag und Effizienz getrimmt, funktioniert halt nicht so
Interessant. Du denkst, mit Chemie kann man die Folgen der Klimaerhitzung abwehren!?
Die Borkenkäfer sind doch nicht das Problem, sondern die Folge des Problems.
Und vorher hat der Staat das auch nur auf eigenen Fläche getan. Wer möchte schon DDR- Forstwirtschaft mit Flächenenteignung zurück haben?
 

FredT

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Jo, und das waren eben schon 99,8% der Waldflächen. Btw, mancher Waldbesitzer sehnt sich jetzt, nach den Jahren des (privaten) Ertrags, nach der Hilfe des Staates... (wenn man Medienäußerungen so glauben kann...). Und nein, Borkenkäfer sind mitnichten nur Folgen des Problems, seit 1991...
 

Mitglied 30872

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Es gibt durchaus positive Beispiele für funktionierende "öffentliche" Träger.
Lübecker Stadtwald
Ja. Das hat so gut funktioniert, dass die Stadt den langjährigen Forstbetriebsleiter kürzlich rausgeschmissen hat.
Davon abgesehen ist der Vergleich von so unterschiedlichen Forstverwaltungen höchst schwierig. Sollte man bleiben lassen, da die Grundlagen sehr verschieden sind.
 

fragnix

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Knuth Sturm ist nicht wegen forstlicher Belange nicht mehr da. Was dort geschah, kann jedem passieren, wenn nur ein anderer pingelig genug ist. Ich meine das weder als Wertung noch als Freispruch für eine der beiden Seiten, sondern nur als Hinweis, dass es _nichts_ mit Waldwirtschaft zu tun hat.

Soweit ich es habe verfolgen können, kamen auch in Lübeck keine Chemikalien im Sinne von Insektenvernichtungsmitteln (was für ein Wort...) zum Einsatz (als Lockstoff eventuell aber schon, denke ich).
 

Mitglied 84747

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Das Problem hat sich so hochgeschaukelt, weil man irgendwann in den 90ern glaubte, auf chemische insektenvernichtung verzichten zu können/zu müssen... Vorher hat der Staat das in die hand genommen, jetzt war man "plötzlich" selbst für alles verantwortlich... Nun alles auf Ertrag und Effizienz getrimmt, funktioniert halt nicht so
Ich wüsste nicht das ind Westdeuschland überhaupt jemals grossflächig im Wald Insektizide eingesetzt wurden, und da hat es ja auch funktioniert.
 

Mitglied 30872

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Knuth Sturm ist nicht wegen forstlicher Belange nicht mehr da. Was dort geschah, kann jedem passieren, wenn nur ein anderer pingelig genug ist. Ich meine das weder als Wertung noch als Freispruch für eine der beiden Seiten, sondern nur als Hinweis, dass es _nichts_ mit Waldwirtschaft zu tun hat...
Wenn man aber weiß, dass der Landesrechnungshof bereits vor 8 Jahren die Bewirtschaftung des Waldes sehr kritisch gesehen hat, sieht es schon anders aus. Da kamen einem die Verfehlungen des Betriebsleiters wohl grade recht: https://www.forstpraxis.de/sites/forstpraxis.de/files/2023-04/bemerkungen2015_tz18(1).pdf

Insofern bezog ich mich auf
Es gibt durchaus positive Beispiele für funktionierende "öffentliche" Träger.
Lübecker Stadtwald
Funktionierende öffentliche Träger.
 

dieweltistrund

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Hallo Kollegen,
bei allem Verständnis für Kleinklein und persönliche Einzelschicksale.
Mein Hinweis auf den DLF Beitrag über Zittau, sollte doch Beispielhaft jedem klar machen wie es Außer in den Hochlagen z.Z. überall aussieht oder schon aussah z.B. im Westerwald.

Hier in der Eifel sah es unterhalb von 350-400m üNN schon Übel aus und es geht immer weiter und höher. Der Borkenkäfer schwärmt und wüted immer weiter und die "Entfichtung" schreitet rasant voran...

Gruß
Jörg
 

Andreas W.

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Das Problem hat sich so hochgeschaukelt, weil man irgendwann in den 90ern glaubte, auf chemische insektenvernichtung verzichten zu können/zu müssen... Vorher hat der Staat das in die hand genommen, jetzt war man "plötzlich" selbst für alles verantwortlich... Nun alles auf Ertrag und Effizienz getrimmt, funktioniert halt nicht so

Hallo FredT,


m.W. gibt und - vor allem - hat es keine "chemische Insektenvernichtung" gegen Borkenkäferbefall noch stehender Bäume gegeben. Auch nicht in den chemieaffinen 1960er,70er,80er Jahren und auch nicht im vielleicht noch etwas chemieaffineren "real existierenden" Sozialismus.

Spritzen kann und konnte man aufgearbeitetes Holz, also Holz an Waldwegen, das zu Poltern aufgestapelt werden soll.
Das ist aber auch aufwendig, da das Gift nur bei Kontakt mit den Käfern wirkt und deshalb jeder Stamm komplett überall benetzt werden muß, damit es richtig wirken kann.
Weißt Du da näheres über die Situation in der ehemaligen DDR?

Ob es dort bis Ende der 1980er Jahre größere Borkenkäferreignisse gegeben hat, weiß ich nicht.
Weißt Du da näheres?

Soweit mir bekannt, hängt das derzeitige Problem annähernd 100%ig sicher damit zusammen, daß es in vielen ehemals stabilen Fichtengebieten immer weniger regnet und immer wärmer wird.
Das bedeutet weniger Abwehrkraft der Bäume, gleichzeitig bessere Bedingungen für Schädlinge (eine, evtl zwei Generationen mehr pro Jahr).

Mit Gift ist da nichts in den Griff zu bekommen.

Gruß, Andreas
 

dieweltistrund

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Hallo Andreas, hallo Kollegen,

Hallo FredT,


Soweit mir bekannt, hängt das derzeitige Problem annähernd 100%ig sicher damit zusammen, daß es in vielen ehemals stabilen Fichtengebieten immer weniger regnet und immer wärmer wird.
Das bedeutet weniger Abwehrkraft der Bäume, gleichzeitig bessere Bedingungen für Schädlinge (eine, evtl zwei Generationen mehr pro Jahr).

Mit Gift ist da nichts in den Griff zu bekommen.

Gruß, Andreas
ganz genauso ist es und das ganze Geschwätz zum Gift und der Ruf nach Gift o.ä. zeugt von Ignoranz und Unwissen. Die Borkenkäferfallen sind bei kleinen Populationen wirksam, bei diesen Größenordnungen reicht das schon lange nicht mehr.

Genauso ist es erschreckent immer wieder die selben dünnen Vergleiche mit den 1980er zu lesen bzw. von temporären Maßnahmen zu hören wie Notschlachtung, Notentnahmen, Noteingriffe.... Der Blick reicht wohl nicht über den eigenen Tellerrand...

Wer aufmerksam durch die Landschaft fährt, sieht das es sich um den großflächigen, rasanten Verlust der Baumart Fichte (Entfichtung) handelt und das weitere Baumarten wie die Kiefer schon folgen.

Gruß
Jörg
 

brubu

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Hallo zusammen
Bei uns wurden vor langer Zeit im grossen Stil Borkenkäferfallen aufgestellt. Das soll damals sogar genützt haben auch wenn es nur wie Symptom-
bekämpfung ausgesehen hat. Trotzdem sieht und hört man heute nichts mehr davon, als ob dieses Wissen verloren wäre.
Auf andere Art wurde unser Land mit der Impfung der Füchse über Impfstoff in Hühnerköpfen tollwutfrei. Klar nicht direkt zu vergleichen aber für mich ein kleines Wunder.
Gruss brubu

Ergänzung: Es heisst schon lange die Fichten Monokulturen wären nicht standortgerecht in tiefen Lagen. Das hat über Jahrzehnte funktioniert aber
wenn es wärmer wird nicht mehr. Hier oder andernorts wurde schon über Versuche mit wärme- und trockenheitsbeständigeren Baumarten berichtet. Da werden wir kaum darum herum kommen.
 

Andreas W.

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Hallo brubu,

die Borkenkäferfallen in Deutschland sind nicht zur Bekämpfung, sondern um zu kontrollieten, wie hoch der aktuelle Bestand an fliegenden ("schwärmenden") Käfern in einem vestimmten Gebiet zu einer vestimmten Zeit ist.
Wird es kritisch (zu viele Käfer, Abwehrfahigkeit der Bäume uberschritten) wird das Gebiet genauer auf Befall kontrolliert, inkl. evtl. folgender Maßnahmen.
Ist es in der Schweiz auch schon so schlimm?

Gruß, Andreas
 

Andreas W.

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Hallo Jörg,

Hallo Andreas, hallo Kollegen,


ganz genauso ist es und das ganze Geschwätz zum Gift und der Ruf nach Gift o.ä. zeugt von Ignoranz und Unwissen. Die Borkenkäferfallen sind bei kleinen Populationen wirksam, bei diesen Größenordnungen reicht das schon lange nicht mehr.

Genauso ist es erschreckent immer wieder die selben dünnen Vergleiche mit den 1980er zu lesen bzw. von temporären Maßnahmen zu hören wie Notschlachtung, Notentnahmen, Noteingriffe.... Der Blick reicht wohl nicht über den eigenen Tellerrand...

Wer aufmerksam durch die Landschaft fährt, sieht das es sich um den großflächigen, rasanten Verlust der Baumart Fichte (Entfichtung) handelt und das weitere Baumarten wie die Kiefer schon folgen.

Gruß
Jörg

zu den Entnahmen - befallene Bäume entnehmen und die befallenen Stämme aus dem Wald fahren inkl. der Kronen ist die einzige Methode, die zur Bekämpfung akut hilft.
Problem dabei: man muß den Befall rechtzeitig erkennen.
In großen Waldgebieten ist das utopisch.

Diese Art der Bekämpfung ist natürlich nur akut und kurzfristig zu sehen, wenn es wärmer und trockener wird.
Aber auch verständlich, weil es um die betroffenen Gebieten/Firmen um immensen Schaden geht, auch auf zukünftige Jahre/Jahrzehnte gesehen. D.h. es sterben jetzt Einkünfte, die z.B. für 2050, 2060 usw. virgesehen waren.
Dramtisch für die Besitzer, virallem, wenn die davon leben müssen.

Ich wohne in einer Kieferngegend, für Fichten war es großräumig schon immer zu trocken, der Boden zu schlecht.
Fichten gibt es nur vereinzelt, wo die Verhältnisse etwas besser sind.
Dort hat der Borkenkäfer, sprich Buchdrucker, hedoch schon gehörig "aufgeräumt".

Wie Du schreibst, auch bei der Kiefer gibt es teilweise große Probleme, inkl. "Notschlachtungen"

Gruß, Andreas
 

brubu

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Ist es in der Schweiz auch schon so schlimm?
Im Moment hört man nichts davon, das kann sich aber ändern. Probleme gibt es immer wieder besonders bei grosser Trockenheit, letzten Sommer besonders in tiefen Lagen. Bei uns sind die zusammenhängenden Waldflächen kleiner und die Lage allgemein etwas höher, aber keine Ahnung wie
weit das hilft. Jedenfalls ist allgemein bekannt, dass in tiefen Lagen eher wieder Buche-Eiche Laubmischwald hin gehört wie es vor längerer Zeit vor den Fichtenkulturen war.
Gruss brubu
 

Andreas W.

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Hallo brubu,

tu felix Helvetia!
Die Waldgebiete in der Schweiz dürften allgemein höher liegen, von daher mehr natürliches Fichtengebiet und somit von Grund auf geeigneter.

Mit dem Buchen-Eichen-Laubmischwald hast Du m.E. recht, insbesondere mit den Eichen.

Nur sind wir als Mitteleuropäer auf Nadelholz angewiesen (Bauholz, Schalungsholz, Verpackungsholz uswusw.), in erster Linie eben Fichtenholz. Schnellwachsend, hoher Ertrag.
und das auch noch in 50 Jahren.

Wie sich das entwickeln wird, bleibt spanend.

Gruß, Andreas
 
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