Der große Holzmangel | ARTE Re:

dieweltistrund

ww-robinie
Registriert
31. März 2014
Beiträge
1.694
Alter
60
Ort
Eifel
Hallo Sebastian,
Danke fürs teilen. Ja ein guter Beitrag von arte, er spielt quasi bei mir um die Ecke, einen der Beteiligten kenne ich persönlich und das lässt sich auch auf die Verhältnisse in der Eifel übertragen.
Durch die Einführung der regionalen Vermarktungsgesellschaften in RLP ist man verschiedenen Klagen gegen die lokale Holzvermarktung zuvor gekommen und hat den Gemeinden und den Förstern/Forstämtern das aus der Hand genommen.
Gegenüber solchen Großen wie Karl Decker o.a. hat man damit eine etwas bessere Verhandlungsposition und kann mit großen Halbjahres-Kontigenten hantieren.
Aber der Komunalforst, die Gehöferschaften und die Privatwaldvereinigungen haben dadurch nicht mehr die Autonomie wie vorher.
Als Beispiel:
Früher hat der Gemeinderat zum Förster gesagt, wir brauchen Holz oder Summe X für den Umbau der alten Dorfschule zum Gemeindehaus mit Veranstaltungssaal o.ä, oder für irgendwas Gemeinde wichtiges. Dann ist der Förster durch den Gemeindewald gegangen und hat den entsprechenden Hieb in Abstimmung mit dem Forstamt/Vorschriften ausgezeichnet und durch geführt. Der Erlös oder die Stämme wurden selbst vermarktet bzw. vergeben und es blieb auf dieser unteren flachen Ebene.
Heute darf der Förster noch Brennholz vermarkten und Alles weitere über gibt er bzw. geht über die Vermarktungsagenturen.
Ich kenne Förster die sagen Sie wissen gar nicht mehr wo Ihr Holz hingeht, was es kostet/wert ist und wie es weiter geht...

Die einzigen Förster die davon ausgenommen sind, sind die Jungs die den Staatsforst betreuen.

Ich habe das bewusst sehr kurz und knapp geschrieben und wer möchte kann sich mal bei Google in diese schwierige Entwicklung einlesen mit Stichwort Regionale Holzvermarktung Rheinland-Pfalz oder auch Baden-Würtemberg.

https://mkuem.rlp.de/de/themen/sonstiges/neuausrichtung-der-holzvermarktung-in-rheinland-pfalz/

Die Preisentwicklung am Weltmarkt und die Problematik dieser riesigen Mengen an Käfer- und Kamalitätenholz ist ein weiteres komplexes Thema.
Leider folgt dem jetzt der immer größer werdenen Anteil an Eiche, Buchen und Buntlaubholz aus Zwangsnutzung in Folge von Trocknis. Da kommt eine Menge von Stämmen auf uns zu, die ab Stkl. 3b viel zu jung/schwach sind, aber leider vertrocknet sind. Aber es vertrocknen auch rapide dicke Klamotten ab Stkl. 6-8 und es ist zum heulen wenn man durch den Wald läuft und das sieht...


Gruss
Jörg
 
Zuletzt bearbeitet:

brubu

ww-robinie
Registriert
5. April 2014
Beiträge
4.411
Ort
CH
Hallo
Danke für den Link. So schlimm ist es bei uns zum Glück nicht. Die Tendenz ist für mich klar, lange Zeit haben wir uns daran gewohnt, dass Material
nichts kosten darf. (Geiz ist geil etc.) Lokale Sägewerke und andere Betriebe sind daran zugrunde gegangen. Nun sind wir von der Grossindustrie
abhängig und ausgeliefert. Ich kann nicht verstehen, dass diese Gemeinden nicht mindestens einen Teil ihres eigenen Holzes von Lohnsägern einschneiden lassen damit die Wertschöpfung an Ort bleibt. Da kann ich nur den Kopf schütteln ab dieser Art zu wirtschaften, dazu braucht es
wahrlich kein Hochschulstudium, im Gegenteil es zeigt wo es hinführt bei zu vielen Hochstudierten in unserer Gesellschaft. Der gesunde Menschenverstand geht komplett verloren. Entschuldigt wenn ich gewissen unter euch zu nahe trete, es gibt ja auch viele gut gebildete Leute mit
guten Ideen.
Gruss brubu
 

uli2003

ww-robinie
Registriert
21. September 2009
Beiträge
13.943
Alter
57
Ort
Wadersloh
lange Zeit haben wir uns daran gewohnt, dass Material
nichts kosten darf. (Geiz ist geil etc.) Lokale Sägewerke und andere Betriebe sind daran zugrunde gegangen.
Warte, ich muss mir eben die Tränen abwischen.
Was ein Produkt kostet regelt in der Regel der Markt. Als Unternehmer zahle ich natürlich gewinnorientiert so wenig wie möglich, und nicht aus Mitleid mehr. Ich möchte meine Angestellten ja auch entlohnen können.
'Wir schließen Halbjahresverträge, wissen aber nicht wohin die Preise in 2-3 Monaten gehen'. Super Aussage.

Die meisten Probleme sind da wohl hausgemacht.
 

Gelöscht Mitglied 91199

Gäste
Fällt mir auch nichts zu ein. Haben alle Wald und jammern, dass sie kein holz kaufen können. Unfassbar. Vielleicht mal bei Christian oder saw fragen, was mit eigenem Holz gehen könnte
 

dieweltistrund

ww-robinie
Registriert
31. März 2014
Beiträge
1.694
Alter
60
Ort
Eifel
Hallo Kollegen, hallo Admins, dies soll kein politischer Beitrag sein, wenn das zu politisch formuliert ist, dann bitte löschen.

ja es fliessen reichlich Tränen, bei den Einen vor lauter Freude über die aktuelle Hochpreissituation für die Produkte die "Hinten" bei Ihnen rauskommen und bei den Anderen, die ganz bitteren Tränen, weil die Ihre über mehrere Generationen gewachsene Nadelholzbestände zu Spottpreisen dort "Vorne" rein stecken (müssen).
Dazu können wir als Steuer-Bürger auch anfangen zu heulen, denn die Schäden und Kosten im Kommunal - und Staatswald tragen wir direkt und die notwendigen Hilfszahlungen an die auch vielen kleinen Privatwaldbesitzer um auch da eine Aufforstung und den Umbau des Waldes zu unterstützen, dann indirekt mit.

Als woodworker können wir jetzt schon heulen, den der wunderbare Lebensraum Wald, der auch noch unseren geliebten Rohstoff hervorbringt, geht schleichend vor die Hunde.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es aussehen würde, wenn wir jetzt noch 1-2 Winterstürme bekommen sollten, wie 2018 Friederike, 2020 Sabine usw. usw.

Das im Film erwähnte Sägewerk Karl Decker gehört zu einer sehr großen belgischen Gruppe und wenn man sich deren Website anschaut bekommt einen guten Eindruck was für Dimensionen dort bewegt werden, ist aber nur ein Beispiel für den Konzentrationsprozess in der Branche.

Vor ziemlich genau 10 Jahren waren die in Kurzarbeit und mussten die Mitarbeiter entlassen, weil nicht genug Holz da war und somit der Holzpreis sehr hoch war...

https://www.volksfreund.de/region/m...prozent-der-belegschaft-entlassen_aid-6394254

http://www.fruytier.com/de/#Better and Faster everyday

Gruss
Jörg




Gruss
Jörg
 

uli2003

ww-robinie
Registriert
21. September 2009
Beiträge
13.943
Alter
57
Ort
Wadersloh
Ich verstehe dich schon Jörg, dennoch sehe ich die Waldbesitzer - egal ob privat oder nicht - in der Verpflichtung das Jammern aufzuhören und gemeinsam ihre Vertriebsstrukturen zu ändern und anzupassen.
Wenn die Sägewerker gezwungen sind teurer einzukaufen, machen sie das auch.
Das ist doch in allen Gewerken so.
 

Martin45

ww-robinie
Registriert
10. März 2013
Beiträge
4.653
Wenn die Sägewerker gezwungen sind teurer einzukaufen, machen sie das auch.
Das ist doch in allen Gewerken so.
Sag das mal den Bauern, die Aldi die Milch lange Zeit unter den Produktionskosten geliefert haben, mangels Alternative. Das ist nicht so, weil die Leute morgens den Kaffee schwarz trinknen. Leider ist es nicht so einfach wie bei der FDP mit Angebot und Nachfrage etc. Da kommen noch viele Faktoren hinzu.
 

uli2003

ww-robinie
Registriert
21. September 2009
Beiträge
13.943
Alter
57
Ort
Wadersloh
Sag das mal den Bauern, die Aldi die Milch lange Zeit unter den Produktionskosten geliefert haben,
Von welcher wieviel subventioniert ist?
Wenn ich für weniger Geld etwas verkaufe, als ich es herstellen kann, höre ich direkt auf zu verkaufen, denn im ersten Fall steigen die Schulden noch schneller.
Dass der Bauer dennoch gut leben kann, liegt dann nicht an Aldi, sondern woran?
 

KalterBach

ww-robinie
Registriert
1. Oktober 2017
Beiträge
4.820
Ort
Markgräflerland
Wenn ich für weniger Geld etwas verkaufe, als ich es herstellen kann, höre ich direkt auf zu verkaufen, denn im ersten Fall steigen die Schulden noch schneller.

Ggf. bist Du auch an langfristige Verträge gebunden und fühlst Dich Deinen Tieren verbunden. Die Hoffnung auf Besserung stirbt zuletzt.

Wenn es im Schreinerbetrieb mal ein schlechtes Quartal gibt, hörst Du doch auch nicht direkt auf?
 

herumtreiber

ww-buche
Registriert
8. April 2018
Beiträge
267
Ich hatte die Doku schon gesehen danke, dass die verlinkt wurde. Wichtiges Thema.

Was ich erstaunlich / erschreckend finde, dass erst mal ein Neubau im Neubaugebiet her soll --> Maximale Selbstverwirklichung. Als das nicht klappt schaut man sich in der gleichen Gemeinde auf dem Gebrauchtmarkt um und findet scheinbar relativ zügig was. Ganz ehrlich das Häuschen sah schnuckelig aus.

Warum wird überhaupt Fläche versiegelt wenn es Leerstand gibt? Ich wohne in einer der teuersten Regionen Deutschlands. Hier baut die städtische Wohnungsbaugesellschaft für 5000 / m². Heute lese ich in der Zeitung, dass in einer kleinen Gemeinde unweit von hier 110 Immobilien leer stehen. Gleichzeitig versucht die gleiche Gemeinde immer weiter Bauland auszuweisen. Total gaga so was.
Leider herrscht Goldgräberstimmung und die die in solchen Gegenden erben werden über Nacht zum Millionär. Dadurch entsteht, bei hoher Nachfrage eine so krasse Schieflage, so das es für Nichterben und überdurchschnittliche Normalverdiener völlig unmöglich ist etwas zu kaufen. Von denen die weniger haben ganz zu schweigen weil die sich dann auch die Mieten nicht mehr leisten können. Ich frage mich ernsthaft wo das enden soll.
Leerstand hilft jedenfalls nicht und die Gemeinden sollten hier entsprechende Instrumente zur Hand bekommen.

Jetzt steigen also die Rohstoff,- und vor allem Energiepreise massiv an und ein Ende ist nicht wirklich in Sicht. Bin gespannt wann es da die ersten erwischt und ob wir lokal nicht doch eine Immobilienblase haben.

Grüße
 

inselino

ww-robinie
Registriert
15. Januar 2017
Beiträge
1.107
Warum wird überhaupt Fläche versiegelt wenn es Leerstand gibt? Ich wohne in einer der teuersten Regionen Deutschlands. Hier baut die städtische Wohnungsbaugesellschaft für 5000 / m². Heute lese ich in der Zeitung, dass in einer kleinen Gemeinde unweit von hier 110 Immobilien leer stehen.

Das ist dann aber eine Definitionsfrage von "unweit" und aus meiner Sicht ein großer Sonderfall. Im Umkreis von 30-40 min, was viele so als angemessenen Arbeitsweg verstehen um die Innenstädte von Köln/Frankfurt/Berlin/München gibt es
a) nur wenige kleine Gemeinden
b) in denen finden sich sicher keine 110 vernünftige leere Immobilien zu angemessenen preisen, die dringend neue Bewohner suchen

Aus meiner Sicht stellt es sich eher so da:
1. Unser Wohnraumbedarf (Bedarf im Sinne von Verbrauch nicht im Sinne von was man tatsächlich braucht) steigt stetig.
Während meine Großeltern mit ihren Kindern noch auf 86qm wohnten, waren es bei mir schon 110 und auch da hatten meine Eltern Schlaf- und Wohnzimmer in einem, damit jedes Kind sein Zimmer hat.

2. Die Kosten zwischen Haus bauen und Bestandsimmobilie kaufen rücken näher zusammen.
a) Der Grund ist heute viel mehr Wert und der Hauswert fällt somit weniger ins Gewicht
b) Energiekostens sind deutlich gestiegen und ein ernergetisch neues Haus verursacht weniger Folgekosten
c) Individuelle Planung, Gestaltung und Selbstverwirklichung können in einer Bestandsimmobilie nur in teilen Platz finden
d) Ein Haus ist für viele eine Lebensinvestition und unter den oben genannten Bedingungen investiert man dann lieber etwas mehr in "neu und nach meinen Vorstellungen" als gebraucht zu kaufen.

3. Zinsen sind so niedrig, dass
a) Viel mehr Menschen bauen können und der Flächenverbrauch steigt
b) Leute Wohnungen und Häuser als Investitionsobjekt erkannt haben und diese daher teuer weitervermieten

Also ein sehr vielschichtiges Problem, Leerstand ist aber aus meiner Sicht ein sehr geringes davon.
 

dieweltistrund

ww-robinie
Registriert
31. März 2014
Beiträge
1.694
Alter
60
Ort
Eifel
Hallo Uli, Hallo Sebastian, Hallo Kollegen,

oft ist es sehr abstrakt und von Außen schwer zu vestehen, wie Bauern mit der Situation umgehen. Am Beispiel der Famile Weber kann man glaube ich ganz gut verstehen, wo die Probleme liegen, wie schwer es ist das Schiff auf Kurs zuhalten und die unweigerlich notwendigen Schritte einzuleiten auch wenn es sehr weh tut.

Von welcher wieviel subventioniert ist?
Wenn ich für weniger Geld etwas verkaufe, als ich es herstellen kann, höre ich direkt auf zu verkaufen, denn im ersten Fall steigen die Schulden noch schneller.
Dass der Bauer dennoch gut leben kann, liegt dann nicht an Aldi, sondern woran?

Ggf. bist Du auch an langfristige Verträge gebunden und fühlst Dich Deinen Tieren verbunden. Die Hoffnung auf Besserung stirbt zuletzt.
Wenn es im Schreinerbetrieb mal ein schlechtes Quartal gibt, hörst Du doch auch nicht direkt auf?

Ich hoffe der Link funktioniert, trotz der paywall und ihr könnt den wie ich finde guten Beitrag lesen.

https://www.volksfreund.de/region/v...en-schweinemast-stall-kilo-preis_aid-64952557

Ich kenne den Senior, mag seine kluge und konsequente Art und bin sehr traurig, das da auch ein Lebenswerk zu Ende geht.

https://eifelschreiber.com/2019/02/22/webers-kapellchen/

Gruss
Jörg
 

uli2003

ww-robinie
Registriert
21. September 2009
Beiträge
13.943
Alter
57
Ort
Wadersloh
Ich hoffe der Link funktioniert, trotz der paywall und ihr könnt den wie ich finde guten Beitrag lesen.
Ich habe die Seite noch nie besucht:
Wir freuen uns, dass Ihnen volksfreund.de gefällt! Die letzten Artikel haben wir Ihnen spendiert - Ihr Gratis-Kontingent ist diese Woche leider ausgeschöpft.
Nene, Bauernfang für 1 Euro 'zum Testen' mache ich schon lange nicht mehr.

Woher kommt das denn? Größtenteils ist es doch pandemiebedingt. Außer Haus Essen war lange Zeit nicht oder nur erschwert möglich, die Tiere haben sich durch die Schließung der Schlachthäuser (Hohe Coronaausbrüche) gestaut, ersatzweise wurde natürlich auch im Ausland eingekauft - das wirkt jetzt nach, aber nicht nur in der Branche. Ich wüsste nicht, warum man da wieder - wie so oft - Ausnahmen in der Unterstützung machen sollte.
Aber lass uns beim Thema Holz bleiben.
 

dieweltistrund

ww-robinie
Registriert
31. März 2014
Beiträge
1.694
Alter
60
Ort
Eifel
Hallo Kollegen,
habe jetzt gehört/gesehen, das die paywall das lesen kostenfrei verhindert.
Im Focus war auch der fast gleiche Beitrag, den konnte ich mit Werbung kostenfrei aufrufen und lesen und hoffe es klappt auch bei Denen, die den auch lesen wollen.

Denke auch, das uns das Thema Holz/Wald in den nächsten Wochen weiter beschäftigen wird.

https://m.focus.de/politik/deutschl...ehnten-die-schweinezucht-auf_id_32321101.html


Gruss
Jörg
 

magmog

ww-robinie
Registriert
10. November 2006
Beiträge
13.728
Ort
am hessischen Main & Köln
Moin,

was soll das Gejammere?
Wir alle, auch ich, schauen auf die Preise, viele müssen es einfach.
Dass wir für die daraus resultierende Auswirkungen auf
die Umwelt und die sozialen Verwerfungen einst werden zahlen müssen,
ist doch schon immer (fast) allen klar gewesen.
Jetzt kommt es halt doppelt und dreifach dicke auf uns alle zu!
 

KaiX0

ww-robinie
Registriert
2. November 2021
Beiträge
2.118
Ort
Stubben bei Bad Oldesloe
Das ist dann aber eine Definitionsfrage von "unweit" und aus meiner Sicht ein großer Sonderfall. Im Umkreis von 30-40 min, was viele so als angemessenen Arbeitsweg verstehen um die Innenstädte von Köln/Frankfurt/Berlin/München gibt es
a) nur wenige kleine Gemeinden
b) in denen finden sich sicher keine 110 vernünftige leere Immobilien zu angemessenen preisen, die dringend neue Bewohner suchen

Aus meiner Sicht stellt es sich eher so da:
1. Unser Wohnraumbedarf (Bedarf im Sinne von Verbrauch nicht im Sinne von was man tatsächlich braucht) steigt stetig.
Während meine Großeltern mit ihren Kindern noch auf 86qm wohnten, waren es bei mir schon 110 und auch da hatten meine Eltern Schlaf- und Wohnzimmer in einem, damit jedes Kind sein Zimmer hat.

2. Die Kosten zwischen Haus bauen und Bestandsimmobilie kaufen rücken näher zusammen.
a) Der Grund ist heute viel mehr Wert und der Hauswert fällt somit weniger ins Gewicht
b) Energiekostens sind deutlich gestiegen und ein ernergetisch neues Haus verursacht weniger Folgekosten
c) Individuelle Planung, Gestaltung und Selbstverwirklichung können in einer Bestandsimmobilie nur in teilen Platz finden
d) Ein Haus ist für viele eine Lebensinvestition und unter den oben genannten Bedingungen investiert man dann lieber etwas mehr in "neu und nach meinen Vorstellungen" als gebraucht zu kaufen.

3. Zinsen sind so niedrig, dass
a) Viel mehr Menschen bauen können und der Flächenverbrauch steigt
b) Leute Wohnungen und Häuser als Investitionsobjekt erkannt haben und diese daher teuer weitervermieten

Also ein sehr vielschichtiges Problem, Leerstand ist aber aus meiner Sicht ein sehr geringes davon.
Nicht zu vergessen: Seit der Finanzkrise werfen Staatsanleihen und ähnliche Papiere fast nichts mehr ab. Aktien sind riskant. Institutionelle Anleger (Rentenfonds und Andere) müssen das Geld aber anlegen/vermehren. Die sind mit unglaublichem Kapital auf dem Markt unterwegs und kaufen Immobilien. Dieser Effekt ist deutlich in der Preisentwicklung zu sehen.
 

ChrisOL

ww-robinie
Registriert
25. Juli 2012
Beiträge
5.888
Ort
Oldenburg
Woher kommt das denn?

Kurz zu dem Preis für Schweinefleisch.

In Deutschland wird deutlich mehr produziert als verbraucht wird. Vor zwanzig Jahren lag der Selbstversorgungsgrad bei ca 100%. Seit dem waren die Zeichen klar auf Wachstum, es werden jetzt jährlich deutlich mehr als 1 Millionen Tonnen Schweinefleisch zusätzlich erzeugt als vor 20J.
Der Konsum hier geht aber deutlich zurück. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei ca 125%.

Das Fleisch muss also in den Export, vornehmlich China, durch die afrikanische schweinepest sind die Märkte aber weggefallen. Der Konsum geht hier weiter zurück plus ein paar Corona Tücken und schon gibt es deutlich mehr Angebot wie Nachfrage. Also gibt es kein Geld mehr für das Tier.

In China werden immer mehr Schweine gehalten, so dass perspektivisch die Nachfrage sinkt.

So brutal das auch für einzelne Betriebe und Familien ist, aber es braucht eine Marktbereinigung bzw. Weniger Tiere.
Die breite Masse der Konsumenten ist aber auch nicht bereit zu verzichten oder für das gleiche Geld weniger, möglicherweise besseres Fleisch zu bekommen.

Da kann man kurzfristig als Politik bestimmt stützen, nur kann man langfristig nicht am Nachfrager vorbei agieren.
 
Oben Unten