Dicke Hochglanz-Lackschicht bei Auto-Holzapplikationen

Merlin

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Hallo!

Ich habe mir vorgenommen bei meinem Wagen die Holz-Applikationen zu erneuern. Also Mittelkonsole, Türapplikationen, vorne am Amaturenbrett usw. Gerade in der Mittelkonsole sind leider 2 Risse im Lack und auch ansonsten relativ zerkratzt.

Ich würde nun gern den Lack komplett bis aufs Furnier abschleifen und neu lackieren.

Gibt es eine Möglichkeit, mit heimischen Mitteln so etwas hinzubekommen? Ich bin da ziemlicher Perfektionist. Also wenn ich das mache muss da am Ende wirklich eine 100% spiegelglatte Fläche rauskommen. Ist so etwas möglich ohne entsprechende Lackierkammer mit Absaugung, Trockenkammer usw?

Also ich wollte es so in etwa versuchen... Einen entsprechenden Hochglanz-Lack holen, diesen in sehr vielen Schichten Auftragen jeweils mit Zwischenschliff einer sehr kleinen Körnung. Also ich denke am besten wirklich den Hochglanz-Klarlack den auch die Autohersteller verwenden? Falls es möglich ist, würde ich den Lack einfach per Pinsel oder Sprühdose oder so etwas auftragen, entsprechend trocknen lassen, anschleifen und neue Schicht drauf. Und zwar so lange bis die entsprechende Dicke und "optische Tiefe" erreicht ist. Ich denke mal locker 10 Schichten... Und zum Schluss als Finish dann den Lack richtig auf Hochglanz polieren. Entweder mit 000 Polierwolle, mit einem Polieraufsatz auf der Bohrmaschine oder so etwas, eventuell sogar mit entsprechenden Polierpasten etc... Ist es möglich am Ende mit solchen Mitteln eine wirklich perfekte Oberfläche hinzubekommen, wie man es ab Werk kennt? Also ohne "Orangenhaut" oder unregelmässigkeiten usw...

Oder gleich von Anfang an einsehen das es da keine Chance gibt ohne Staubfreien raum, Kompressor und Lackpistole?

Ich bin für jeden Tip dankbar :emoji_slight_smile:
 

carsten

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Merlin schrieb:
Ist so etwas möglich ohne entsprechende Lackierkammer mit Absaugung, Trockenkammer usw?

NEIN

Merlin schrieb:
Oder gleich von Anfang an einsehen das es da keine Chance gibt ohne Staubfreien raum, Kompressor und Lackpistole?

JA

TIP: an einen Schreiner wenden aber gleich darauf hinwisen das du Perfektionist bist und auch dementsprechende Arbeit erwartest. Die wahrscheinlich bessere Anlaufstelle ist ein professioneller Lackierbetrieb ( Autolackierer). Im Bereich Oldtimer dürften sich einige Spezialisten tummeln die sich auch auf das Lackieren von Holzapplikationen spezialisiert haben.
 

schreinerlacke

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Hochglanz in nicht staubfreier Umgebung mit Polyesterlacken.

Hallo,

falls eine Becherpistole vorhanden ist, und in der zu lackierenden Umgebung keine leichtentzündlichen Stäube vorhanden sind (z.B. Nirocelluloselack-Spritznebel in der Lackierkabine und noch besser in den Filtermatten :emoji_wink: ) könnte man mit Polyesterlacken arbeiten. Sie füllen sehr stark und lassen sich hinterher auf Hochglanz polieren. Wichtig ist nur, daß man die einzelnen Schichten streng nach Gelierzeiten übereinanderlegt. So lassen sich wahnsinnige Schichten in kurzer Zeit aufbauen. Die letzte Schicht wird dann mit abgestuften Schliff und anschließendem Polieren auf Hochglanz gebracht. Mit Polyesterlacken wird auch in der Dashboardindustrie gearbeitet.

Varianten Paraffinhaltige Polyester. (wie eben beschrieben)
Oder Fertigpolyester (glänzt schon von Hause aus und es wird nur nachpoliert)

Mit freundlichen Grüßen,

Jörg (Farben-Remmers)
 

edelres

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Polyesterlacke

Hallo Joerg,

Wie kann man die von dir vorgeschlagenen Polyesterlacke wieder entfernen? Hast du schon mal einen solchen Lackauftrag von einer furnierten Flaeche entfernt?

Bedanke mich im Voraus fuer eine Antwort.

mfg

Ottmar
 

schreinerlacke

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Hallo Ottmar,

sorry. Ich mußte noch keinen Polyester wieder runterholen. Bei Polyesterlacken hatte ich es immer mit Erstlackierungen zu tun.

Ich würde es mit einem richtigen Abbeizer probieren (Methylenchloridhaltig). Sehr gut ist der Abbeizer Grüneck. Diese Art Abbeizer darf ich aber nur an gewerbetreibende Fachkunden verkaufen.

Grüße,

Jörg
 

edelres

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Polyesterlacke

Hallo Joerg,

das habe ich vermutet, mir ist es noch nicht gelungen Polyesterlacke Porentief von Holzoberflaechen zu entfernen. Hier in den USA habe ich die verschiedenen Abbeizerhersteller intensiv ausgefragt, keiner konnte mir eine brauchbare Loesung liefern. Ich verwendete einen Markenabbeizer einer lokalen Firma um ein Polyesterfinish zu entfernen, der Chemiker der Firma empfahl mir den Zusatz einer weiteren Chemikalie mit dem Erfolg, das Furnier ging mit ab. In Conservatoren/Restauratorenkreisen gilt Polyesterfinish als unreparierbar, in der modernen Kunst wurde Polyester oefters verwende, dies Restaurierung solcher Oberflaechen wird erforscht, bis dahin hilft nur Wachs.

Es besteht ein japanisches Patent. Polyesterlackierungen auf Metalloberflaechen, welche in der Lebensmittelindustrie viel benutzt werden, durch einbringen in eine Gefrierkammer und bei (minus) -150°/C zu Entfernen.

Danke fuer deine rasche Antwort.

mfg

Ottmar

PS: Mich hat es nur interessiert ob in D eine Moeglichkeit besteht Polyesterfinish zu entfernen. Ich selbst habe Polyesterharz nur in Verbindung mit Fiberglas vor zig Jahren mal benutzt.
 

Erik

ww-buche
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Merlin schrieb:
Gibt es eine Möglichkeit, mit heimischen Mitteln so etwas hinzubekommen? Ich bin da ziemlicher Perfektionist. Also wenn ich das mache muss da am Ende wirklich eine 100% spiegelglatte Fläche rauskommen. Ist so etwas möglich ohne entsprechende Lackierkammer mit Absaugung, Trockenkammer usw?

Ja.
Ich hab schon mehrere Armaturenbretter für Autos und auch Flugzeuge gemacht.
Dabei wurde von mir aber kein Lack, sondern eine Giessharzbeschichtung aufgebracht.
Surfbrettlbastler kennen das Zeug auch als "Gloss Coat".
Damit bekommt man in einem Auftrag Schichten von knapp einem Millimeter Stärke zustande und an den Kanten der Umrisse und der Ausschnitte die gewünschte Wölbung der Oberfläche.

Das Zeug verläuft sehr gut und wird glashart mit hochglänzender Oberfläche.
Kann also bei Fehlern geschliffen und dann mittels Schleifpaste wieder hochglanzpoliert werden.
Auch mehrfacher Auftrag ist, nach leichtem Nassanschliff, möglich.
Trotz der Härte ist das Material ausreichend elastisch, um über die Zeit keine Haarrisse zu produzieren.

Eigentlich kannst Du fast alle entsprechend beschriebenen glasklaren Polyester-Giessharze benutzen.
Epoxy-Systeme gibts aber auch.
Die riechen weniger, sind aber deutlich giftiger beim Verarbeiten.
Eine gute Adresse war damals die Firma Vosschemie in Uetersen und Ratingen.


Der Erfolg hängt vom Geschick und der Erfahrung des Verarbeiters ab.
Mein erstes Werk vor über zwanzig Jahren ist aber auch mit meinem heutigen Blick brauchbar gewesen.

Gruss Erik

PS.
Wie kann ich hier Bilder einstellen?
 

Merlin

ww-kirsche
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Erik: Vielen Dank für den Tip! Klingt sehr interessant... vielleicht werde ich damit mal herumexperimentieren...

Bilder einfügen ist hier sehr einfach. Beim neuen Post kannst du unten unter "Zusätzliche Einstellungen" beim Bereich "Dateien Anhängen" auf den Button "Anhänge verwalten" klicken. Dann öffnet sich ein Fenster wo du direkt die Grafik von dem Datenträger wählen und hochladen kannst.

An den Bildern bin ich auf jeden Fall sehr interessiert :emoji_slight_smile:

Wieviele Schichten würdest du für Holz-Applikationen im Auto verwenden? Oder reicht eine Schicht? Oder besser 2, weil ja beim polieren sicher noch etwas Material mit weg geht...

Und dieser Giessharz ist wirklich komplett farblos durchsichtig? Oder feuert er an wie bei der Verwendung von Ölen etc? Wie unempfindlich gegen Kratzer und Risse sind entsprechende Oberflächen gegenüber der Serienmässigen Lackierung der Holz-Applikationen? Und: Der Innenraum eines Autos kann im Sommer wenn das Auto in der Sonne steht ja durchaus 60 Grad und Höher werden, im Winter auch mal gegen 0 Grad. Ist das ein Problem für die Giessharze (Rissbildung). Wobei man sagen muss dass selbst die Original-Beschichtung nach 10 Jahren schon oft rissig wird, gerade im Bereich der Mittelkonsole... Soweit ich weiss passiert das meist im Winter, dass sich mal ein riss Bildet (Beschichtung zieht sich zusammen)
 

Erik

ww-buche
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Bilder dauert dann noch etwas.

Als Schichtstärke reichte mir eine Lage.
Gerade beim Flieger kämpft man ja um jedes Gramm.
Leichte Einschlüsse (Haar/Fusel/kleine Insekten) an der Oberfläche bedingen nur eine geringe Materialabnahme durch Schleifen.
Polieren nimmt fast nix weg.

Glasklar sind die meisten Laminierharze auf Epoxybasis.
Bei den Giessbeschichtungen aus Polyester sind das entsprechend ausgerüstete Varianten.
Das hat jetzt aber alles nichts mit dem "Anfeuern" zu tun.
Jede Art von glasklarer Beschichtung, ob Lack oder Harz (die Unterschiede sind da eh fliessend) frischt den Farbton auf.

Die Kratzfestigkeit liegt deutlich über den üblichen Lacken.
Temperaturbeständigkeit ist, zumindest im KFZ-Bereich, gegeben.

Kleinste Fehler (Risse) im Furnier habe ich mit dem gleichen Giessharz vor dem eigentlich Beschichten ausgebessert.
Dabei habe ich minimal Material mit dem Zahnstocher auf die Fehlstellen aufgebracht.
Anschliessend mit einem braunen Filzstift eingefärbt. :emoji_grin:

Nach dem Beschichten war da nichts mehr zu sehen...
 

Erik

ww-buche
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So, die Bilder:

"Panel S6 total"
zeigt ein Aluminiumarmaturenbrett aus 1,5mm Dural, dass mit Wurzelholz furniert ist.
Die Verklebung ist unter Vakuum mit Epoxidharz gemacht worden.
Anschliessend erfolgte die Oberflächenbeschichtung mittels Gloss-Coat.

"Panel S6"
zeigt die Ausrundungen der Oberfläche an den Ausschnitten für die Instrumente.
Die Aufnahme ist vor dem Polieren gemacht worden und zeigt deshalb noch teilweise matte Stellen des Nassschliffs.

"Panel J3" zeigt das Armaturenbrett eines kleinen Einsitzers, das federnd aufgehängt auf ein, ebenfalls mit Wurzelholz furniertem, Sperrholzbrett befestigt ist.
Die weissen Pünktchen auf dem Bild sind Staubkörnchen, die vom Blitz hervorgehoben werden.
Die Oberfläche ist aber hochglänzend und die Beschichtung glasklar.
 

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