Dielenboden von Hand schleifen? Oder gibt es eine andere Lösung? Fotos im Post.

Mukomio

ww-pappel
Registriert
19. September 2024
Beiträge
1
Ort
Kiel
Hallo, Ich habe den Teppich in einem ca. 18qm großen Zimmer entfernt und der Dielenboden darunter sieht leider fieser aus als ich gehofft hatte. Im Rest der Wohnung war er viel besser erhalten.

Der Dielenboden ist Klarlack versiegelt aber an vielen Stellen wurde die Versiegelung wegen starker Nutzung wahrscheinlich abgerieben. Zusätzlich sind rote Lackspritzer an einer Seite der Wand entlang. Ich habe nun überlegt ob es nicht am besten wäre den Dielenboden mit einem Schwing oder Exzenterschleifer von Hand zu schleifen. Ich würde mit 80er Schleifpapier anfangen und mit 240er Körnung abschließen. Auch wenn es lange dauert. Nur um die Oberfläche von dem Lack und den Verunreinigungen zu befreien. Nicht um die Dielen plan zu schleifen. Eine richtig professionelle Maschine würde ich mich nicht trauen zu bedienen und die Dielen sind auch stark gewölbt. Ich würde mich eher trauen die Dielen einzeln abzuschleifen.

Ist das realistisch? Was würden die Profis empfehlen?
Ich habe ein paar Fotos angehängt.

image5.jpeg

image0.jpeg
image3.jpeg
image1.jpeg
 

Anhänge

  • image2.jpeg
    image2.jpeg
    177 KB · Aufrufe: 10

IngoS

ww-robinie
Registriert
5. Februar 2017
Beiträge
9.430
Ort
Ebstorf
Hallo,

das ist tatsächlich was für eine ordentliche Fußbodenschleifmaschine und nen Kantenschleifer. Damit bekommt man den Boden wieder super hin. Man kann sich beim Verleiher der Maschinen gut einweisen lassen.
Auch deine Vorstellung vom Schleifpapier ist nicht richtig. Da fängt man mit 24er, oder 40er an und als feinste Körnung 100er, oder 120er.

Gruß

Ingo
 

MarcBerlin

ww-esche
Registriert
12. April 2022
Beiträge
432
Ort
Berlin
Was immer Du mit "von Hand" oder "einzeln" abschleifen meinst: Vergiss es. Tatsächlich kann man das mit einem großen, starken Winkelschleifer und sehr vielen Schleifscheiben händisch machen (schleift dann aber auch plan). Aber das erfordert nicht nur starke Nerven sondern auch ganz viel Erfahrung im Umgang mit dem Schleifteller und wäre nicht meine Empfehlung.

Ich stimme @IngoS voll zu: Einfach klassisch eine Lägler mieten und mithilfe der meist ganz passablen Anleitung, die man in diesen Geschäften erhält, das Projekt angehen. Manche Baumärkte vermieten auch Fußboden-Schleifmaschinen, wo man dann meistens eine eher schlechte Beratung erhält. Besser sind die kleinen Läden, die sich auf den Verleih spezialisiert haben. In Berlin gibt es die wie Sand am Meer, aber mindestens einen sollte es in jeder mittleren Stadt geben.
 

MarcBerlin

ww-esche
Registriert
12. April 2022
Beiträge
432
Ort
Berlin
Aber nicht als Anfänger mit 24 er auf weichem Holz
Doch, beim vorliegenden Boden würde ich schon mit K24 beginnen. Die entsprechende Vorsicht natürlich vorausgesetzt, aber die bekommt auch ein Anfänger hin. @Mukomio , wenn Du die Muße hast, kannst Du mal in meinem Beiträgen suchen: in irgend einem Thread habe ich mal alles übersichtlich zusammengefasst, was man beim Boden Schleifen nicht falsch machen sollte. Der wichtigste Merksatz, dessen Missachtung die Quelle der schlimmsten Fehler (@brubu nennt sie oben "Furchen") ist lautet:
Ist die Walze unten, ist die Maschine in Bewegung, steht die Maschine, ist die Walze oben.
 
Zuletzt bearbeitet:

weissbuche

ww-robinie
Registriert
7. Februar 2010
Beiträge
2.031
Ort
29549 Bad Bevensen
Es ist alles gesagt. Vernünftige Maschine ( wenn möglich eine Trio) und Schleifpapier in der richtigen Abstufung ( 24, 36, 40, 60 usw. und bei 120 oder 150 ist Schluss). Eventl. mal das Merkblatt für das Öl oder den Lack studieren, da steht immer, welche Körnung für den letzten Schliff empfohlen wird. Der Hinweis auf die Nägel ist sehr wichtig. Ganz wichtig ist auch, die Erwartungen an so einen Boden nicht zu hoch hängen. Das ist Fichte und bleibt Fichte.
 

IngoS

ww-robinie
Registriert
5. Februar 2017
Beiträge
9.430
Ort
Ebstorf
Hallo,

mein Fichte Dielenboden aus den 50iger Jahren sah ähnlich aus. Geschliffen und mit Osmo Hartwachsöl behandelt, ist es ein sehr schöner Boden geworden. Das Laminat, welches ein paar Jahre drauf lag, musste, weil verschlissen, entsorgt werden. So gesehen ist selbst ein Fichteboden Laminat haushoch überlegen.

IMG_20240919_100415.jpg

Gruß Ingo
 

flüsterholz

ww-robinie
Registriert
18. Juli 2022
Beiträge
1.521
Ort
Wald-Michelbach
Ich bin vor 26 Jahren einen ähnlichen Weg gegangen, wie er Dir vorschwebt. Kein Geld mehr über, andere Maßnahmen bei der Renovierung des Hauses wurden teurer als geplant. Der Fichtenboden, aus den 50ern, in ähnlichem Zustand wie Deiner, sollte erstmal aufgearbeitet werden. Wichtig war uns damals aber, dass er seinen alten Charakter behält und nicht wie neu verlegt wirkt. Er liegt noch immer, zumindest im Gästezimmer.
Wir haben uns damals für folgende Vorgehensweise entschieden. Der Boden wurde von Hand abgelaugt, was überraschend gut ging. Das ist, je nach Lack, leider nicht immer so. Nach dem Trocknen noch mit Essigsäure neutralisiert und nach erneutem Trocknen dann mit dem Exzenterschleifer mit 120er geschliffen. Wobei ich auch hier Glück hatte, dass der Boden nach dem Ablaugen kaum gefasert war. Ich hatte eigentlich mit einem ersten Schleifgang mit 80er gerechnet. Danach grundiert, gewachst und per Hand den Wachs poliert. Alles sicher sehr aufwendig, aber es geht. Auch wenn Du auf das Ablaugen verzichtest, da sollte man doch schon einige Erfahrung haben, ist nicht ganz ungefährlich, meiner Meinung nach geht das, nur mit einem Exzenterschleifer und entsprechendem Arbeitseinsatz.
Der Boden sieht heute nach 26 Jahren so aus:
 

Anhänge

  • 20240919_111029.jpg
    20240919_111029.jpg
    80,6 KB · Aufrufe: 22

Lico

ww-robinie
Registriert
9. August 2019
Beiträge
1.440
Ort
Ostheide
Hallo,

mein Fichte Dielenboden aus den 50iger Jahren sah ähnlich aus. Geschliffen und mit Osmo Hartwachsöl behandelt, ist es ein sehr schöner Boden geworden. Das Laminat, welches ein paar Jahre drauf lag, musste, weil verschlissen, entsorgt werden. So gesehen ist selbst ein Fichteboden Laminat haushoch überlegen.

Anhang anzeigen 179596

Gruß Ingo
Fairerweise muss man aber auch sagen, dass auf derartigen Böden früher immer Teppiche gelegen haben. Die Mode mit den nackten Dielenböden ist meiner Erinnerung nach ein Kind der späten 70er.

Lico
 

MarcBerlin

ww-esche
Registriert
12. April 2022
Beiträge
432
Ort
Berlin
@flüsterholz Vorschlag ist eine tolle Vorgehensweise, die ich allerdings für mindestens so aufwändig halte, wie einen kompletten Abschliff. Aber bei 18qm absolut machbar. Ich habe so etwas auch schon gemacht, sogar professionell, genauso wie Maschinenschliffe. Als Hinweis: Die händische Methode war bei mir deutlich teurer, als die maschinelle. Die Methode hat aber ein paar Vorteile gegenüber der maschinellen:
  • Es geht weniger Substanzverloren.
    • Gerade diese schmalen Dielen waren von der Stärke her gern mal an der unteren Grenze dimensioniert. Wenn dann der Balkenabstand noch etwas großzügig gewählt war, kann sich solch ein Boden nach einem Schliff, der - je nach Verwölbung - gern mal seine 2 bis 3, lokal auch mal 4mm verliert, als ganz schön nachgiebig erweisen.
    • Die oberen Nutwangen werden besonder geschwächt - nicht selten brechen die nach einem Schliff an den belasteten Bereichen
  • Die, oder besser "eine" Patina wird erhalten. Für meinen Geschmack passt das viel besser zu solch einem alten Boden, als ein cleaner Abschliff. Aus der Beratung meiner Kunden weiß ich aber, dass das wirklich extrem subjektiv ist. Viele Leute können oder wollen nicht zwischen einer Patina im Sinne eines "in Würde gealtert" und schlicht abgeranzt, schäbig oder kaputt unterscheiden. Trotz gewisser Überzeugungskraft kam ich in solchen Fällen mit meiner Patina-Philosophie nicht weiter
Noch ein paar Tipps dazu:
  • Als zusätzliches Werkzeug sollte dann unbedingt eine gute Ziehklinge her. Da gibt es eigentlich nur die große Bahco, vormals Sandvik. Für solch ein Vorhaben gleich mal 4 bis 5 Ersatzklingen dazu kaufen. Die sind zwar HM, aber 18qm sind auch ein Wort.
  • Der vorliegende Lack ist fast sicher ein KH-Lack, der sich alkalisch recht gut abbeizen lässt. Man könnte es sogar mit einer konzentrierten Soda-Lösung versuchen.
  • Weicher wird der damit sicher. Abziehversuche feucht und trocken machen und schauen, was besser geht.
  • Nächste Eskalationsstufe wäre Natronlauge, die man zunächst stark verdünnt anwendet und dann die Konzentration soweit erhöht, bis der Lack ausreichend angelöst wird. Das ist aber schon eine recht gefährliche, wenn auch billige Chemikalie, die nur mit ausreichend Schutzausrüstung eingesetzt werden sollte. Ist aber immer mein Mittel der Wahl. Auf jeden Fall erst an unauffälliger Stelle probieren. Sollte es ein DD-Lack sein (was zwar nicht arg wahrscheinlich aber eben auch nicht ausgeschlossen ist), wäre sogar Natronlauge machtlos. Dann bleibt nur Schliff.
  • Einen organischen Abbeizer würde ich bei solch einer Fläche eher nicht einsetzen und wenn dann nur mit Gasmaske und A2 Filter. Meiner Erfahrung nach, braucht man jenseits von Natronlauge keine weiteren Versuche starten. Einzig Dichlormethan wäre noch stärker, aber das ist auf solch einer Fläche nicht machbar.
  • Neutralisation mit Essigsäure geht, aber man erstickt fast dabei. Besser ist Zitronensäure, die es überall gibt und nahezu geruchsneutral ist. Einen besonderen Effekt erhält man mit Oxalsäure (bei Interesse PN an mich). Indikatorpapier besorgen um am Ende grob neutral (~ph7) zu landen.
  • Keine Scheu vor einer ziemlich nassen Angelegenheit; Fichte und Kiefer Dielen halten das gut aus und die Fugen sind groß genug, um die Bewegung aufzunehmen. Vor der Behandlung mit Öl oder Wachs sollte man dem Boden dann aber ein paar Tage Trocknung gönnen.
  • Zweckmäßig ist der Einsatz eines Nasssaugers um zwischendurch die Flotte aufzunehmen und die Durchnässung in Grenzen zu halten.
  • Wie @flüsterholz erwähnt, ist ein Schliff zwischen Abziehen und Ölen erforderlich. Dabei nicht zu grob arbeiten! Denn wenn man teilweise aufs helle Holz runter schleift, kann das richtig schlimm scheckig werden! Also Exzenter als Technik und max K80. Wahrscheinlich reicht K100 als einzige Körnung, was auch eine gute Oberfläche hinterlässt, in die auch noch ordentlich Öl rein geht
Wenn Du das versuche solltest, bitten wir um ausführliche Dokumentation hier!
 
Oben Unten