Hallo,
ich war heute im Bröhan-Museum in Berlin. Dort gibt es eine Sonderausstellung zum Thema „Do it yourself“. Die Ausstellung lohnt sich, es gibt einige kreative Ideen zu sehen. Am Ende der Ausstellung bin ich über ein Zitat gestolpert, das ich hier als Gedankenanstoß wiedergeben möchte (Auslassungen im Original der Museumstafel):
ich war heute im Bröhan-Museum in Berlin. Dort gibt es eine Sonderausstellung zum Thema „Do it yourself“. Die Ausstellung lohnt sich, es gibt einige kreative Ideen zu sehen. Am Ende der Ausstellung bin ich über ein Zitat gestolpert, das ich hier als Gedankenanstoß wiedergeben möchte (Auslassungen im Original der Museumstafel):
D.I.Y. ist gestohlen worden, und wir scheinen es nicht mal bemerkt zu haben. Mit dem ideal der Selbstermächtigung auf ihren fahnen fegt eine Seuche über unser land und hinterlässt von beschissener Heimwerkerei entstellte Wohngebiete, von schlecht gekochten Gourmetmahlzeiten zerstörte Familien und haufenweise kaum benutzte Werkzeuge, übrig gebliebene Verbrauchsmaterialien und unvollendete Projekte. Dieses eigenartige Elend erreicht uns unter den vertrauten Initialen D.I.Y., was „Do it yourself“ bedeutet. Die Idee war gut gemeint, aber ihre Wirklichkeit ist unheimlich.
Diejenigen firmen, die jetzt D.I.Y. anpreisen, haben den Geist unserer unter dem gleichen Namen bekannten Bewegung vereinnahmt, indem sie einen idealistischen, konsumkritischen Unabhängigkeit fördernden, vorausschauenden Ethos in eine weitere Gelegenheit zum Einkaufen verwandelten. (...) Sie schmeicheln uns indem sie uns glauben machen, wir könnten in der Tat alles genauso gut wie Fachleute. Dank ihrer Gaunerei fühlen wir uns besonders, begabt, geschickt und gut aussehend. (...)
Wir sind hungrige Monster geworden, die danach geifern, die Produktion zurückzuerobern, egal, was es uns kostet. Unsere Gesinnung wurde als Geschenk verpackt und an uns zurück verkauft. Unsere Revolution wurde geklaut.
Don’t do it yourself heißt unser neuer Schlachtruf. D.D.I.Y. bedeutet mit Freunden zusammenzuarbeiten, Professionelle anzuheuern, klug und gewissenhaft zu konsumieren und uns selbst zu versorgen, während wir mit anderen arbeiten. Wir tun, was wir am besten können, wovon wir wissen, wie es geht, und wir lassen uns von anderen helfen wofür wir nicht ausgestattet sind. (...) D.D.I.Y. zwingt uns in Menschen statt in Material zu investieren. Wir müssen verstehen, dass Expertenwissen existiert und dass es nicht über Nacht, aus der „Idiot’s Guide“ – oder „For Dummies“ Ratgebereihe, erlernt werden kann. (...)
D.D.I.Y. begünstigt Freiheit, Kreativität, Erdbewusstsein und die Bündelung von Fähigkeiten. Die Tage des Do it yourself sind vorbei. Im Angesicht der Übernahme unseres Aufstandes gegen die globalisierte Konsumkultur durch die Konzerne müssen wir unsere Ideologie einmal mehr abwandeln und die Ungerechtigkeit beheben, die im Namen unserer ehemaligen Revolution gegen die Menschlichkeit begangen worden sind. Don’t do it yourself bringt uns zusammen, und wir lassen die „Armee der Einzelnen“ hinter uns zurück, um uns auf eine von uns selbst gestaltete Welt zu zu bewegen.
Lisa Anne Auerbach, 2013