Hallo<br><br>ein Artikel im Aktuellen dds 03/2003 erregete mein besonderes Interesse. Ein Bericht über einen Meistschüler der in Folge eines mit mangelhaft Bewerteten Gesellenstückes durchgefallen ist. <br>Da das Leserforum von dds offensichtlich recht wenig besucht ist rege ich hier mal eine Disskusion hierzu an.<br>Manche Punkte kann man sicher nur Beurteilen wenn man zumindest mal ein Bild des Meisterstückes gesehen hat. Da ich mal davon ausgehe das eine Vielzahl der User dieses Forums auch Zugriff auf die Zeitschrift dds haben hoffe ich das vielen das Bild zugänglich ist. Online habe ich das Bild bis dato leider nicht gefunden. <br>Die Begründung der Jury basiert offensichtlich auf 10 Punkten negativer Art. Ich zitiere diese mal hier:<br>1. Die Proportionen des goldenen Schnittes wurden nicht eingehalten.<br>2. Die Mischbauweise aus Rahmen und Brettbau entspricht nicht dem handwerklichen Regelwerk.<br>3. Man hat den Eindruck das Stück stehe auf dem Kopf, da es auhc unten mit einem Kranzprofil endet.<br>4. Offenen Gitter sind für einen Kleiderschrank unpraktisch.<br>5.durch die Querfüllungen entstehn optische Spannungen.<br>6. Die Rundbögen sind zu breit.<br>7. Ein Brett der massiven Rückwand weist entgegen der DIN 68360 auf der Rückseite einen Längsriss auf.<br>8.Für die Türfriese ist Spiegeleiche mit starken Markstrahlen und Holz mit Streifenwuchs verarbeitet worden.<br>9. Das Holz zeigt Farbfehler und weiße Einläufe. Holzfehler sind grundsätzlich herauszuschneiden.<br>10. Füllungen sind grundsätzlich mit aufrechter Maserung einzusetzen<br> <br>Der Meisterschüler ist in erster Instanz mit seiner Klage gegen die Beurteilung gescheitert, obwohl ein vorgelegtes Gutachten positiv ausfiel.<br>Auch eine Autorin des dds bescheinigt ihm eine feinfühlige Form in der Gestaltung und entkräftet die vom Prüfungsausschuss aufgestllten Dogmen; leider werden diese Argumente nicht aufgezählt. Zitat: "was haben sie angestellt das man Ihr Meisterstück so polemisch abwertet."<br>Revision ist beantragt.<br><br>Meine Meinung zu den oben erwähnten Gründen für einen negative Bewertung durch den Prüfungsausschuss.<br><br>1. Der Goldene Schnitt mag zwar erstrebenswert sein kann jedoch wohl kaum als Pflicht angesehen werden.<br>2. Ob man Rahmen- und Brettbau mischen darf, darüber kann man sich sicher streiten aber wenn sie harmonisch miteinander harmonieren sollte es kein Kritikpunkt sein.<br>3. Alleine die Rundbögen der Türen untersteichen bereits die Richtung des Schrankes und fallen wohl eher ins Auge als das dezente "Kranzprofil" als unterer Abschluss.<br>4.Die offenen Stabgitter entsprechen vielleicht den den üblichen Gepflogenheiten eines Kleiderschrankes (fast schon hermetische Abriegelung nach außßen) ab als unpraktisch würde ich sie nicht bezeichnen. <br>5. Hierüber möchte ich mir anhand des Bildes kein Urteil erlauben. Ich habe selbst schon Querfüllungen und senkrechte gemixt und fand das Ergebnis recht harmonisch.Aber das hängt denke ich vom jeweiligen Möbel ab.<br>6. Der Durchmesser der Rundbögen ergibt sich aus der Breite der Tür. Der Rücksprung der Biegung des Frieses gegenüber dem aufrechten Teil lockert die Front ein wenig auf. Eine gleichbleibende Friesbreite würde denke ich wesentlich strenger und langweiliger wirken. Folglich ergibt sich für die Breite der Bögen ein größeres Maß. Das ist ein Versuch einen ANsatzpunkt zu finden wo der Prüfungsausschuss einen Mangel gefunden haben könnte mir fäält keiner auf.<br>7. Der Riss auf der Rückseite der massiven Rückwand ist sicher der einzige Mangel den ich gelten lassen will, wenn ich es auch als kleinkariert finde einen im alltag nicht sichtbaren "Fehler" zu bemängeln.<br>8. Ist die Holzauswahl konstruktiv unpassend (d.h. arbeiet das verwendete Holz (sichtbare Markstrahlen , Streifenwuchs) mehr als "normales Holz ? Wenn ja wäre es auch ein Mangel. Allein wegen der Optik liegt hier sicher kein Mangel vor.<br>9. Die Jury spricht hier von Farb- bzw noch schlimmer von Holzfehlern. Da Holz ein Produkt der Natur ist, sollte man hier nicht von Fehlern sprechen sondern höchstens von für den Menschen unerwünschten Merkmalen. Die weißen Einläufe sind ein Merkmal des Holzes und damit kein Fehler. Ich geh mal davon aus das man ein Meisterstück für sich persönlich baut also auch selbst mit der Optik zurecht kommen muss. Wenn sich ein Jury an solchen optischen Fehlern stört sollte es jedoch nicht die Bewertung beeinträchtigen.<br>10. Das Füllungen grundsätzlich nur in senkrechter Maserung einzusetzen sind ist mir nicht bekannt.<br><br><br>So und jetzt hoffe ich auf eine rege,sachliche Disskusion.<br><br>Ciao von now <br>Carsten <br>