Erfahrungsbericht: Kamelienöl doch nicht so gut als Rostschutz geeignet wie behauptet?

Java

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Da die meisten technischen Öle unangenehm riechen und ich diese Öle eigentlich nicht riechen will habe ich mir vor einiger Zeit etwas Kamelienöl bei einem Versandhändler für Holzwerkzeuge gekauft.

Das Kamelienöl habe ich anschließend gleich mal an der Auflagefläche meines Wabeco Bohrständers ausprobiert.
Das war im Dezember 2020.
Der Wabeco Bohrständer ist nicht aus rostfreiem Edelstahl und war so gut wie neu, also noch schön blank wie es sein sollte.
Das alte technische Öl habe ich entfernt und dann die Oberfläche mit dem Kamelienöl und einem Borstenpinsel eingepinselt so dass alle Flächen mit dem Öl gut benetzt waren

Die letzten 6 Monate hatte ich keine Zeit für meine Hobbywerkstatt, also habe ich sie weitgehend Ruhen lassen.
Den Raum habe ich im Winter und Frühling beheizt bis es wieder wärmer wurde.
Hin und wieder musste ich mal etwas aus der Werkstatt holen, aber so richtig drin war ich eigentlich nicht.

Heute habe ich mir meinen Bohrständer dann genauer angesehen.
Tja und mit erschrecken musste ich feststellen, dass er an einigen Bereichen eine rotbräunliche Farbe bekommen hat.

Siehe dazu die Bilder.

Also, entweder ist dieses Kamelienöl verharzt, was eigentlich laut Werbeaussage nicht sein dürfte, oder da hat sich tatsächlich Rost gebildet.
In der Werbeaussage steht jedenfalls drin, dass es säurefrei und ein nicht verharzendes Öl sei.
Weiter heißt es darin, dass es nicht flüchtig ist und daher ein ideales Rostschutzmittel sei.

Das Öl fühlt sich auf dem Bohrständer leicht zäh und klebrig an, jedenfalls nicht mehr so flüssig, wie es der Fall ist, wenn man es frisch aufträgt.
Das dunkle Zeug scheint glücklicherweise nur an der Oberfläche zu sein und geht mit einem Küchenrollenpapier und etwas reiben wieder leicht ab.
Die Fläche darunter ist dann wieder weitgehend blank. Wenn es also Rost sein sollte, dann ist der nur in den obersten Schichten, also reparierbar.

Aufnahme mit Blitz: (Anmerkung an der Ecke ganz links unten, da wo es blank ist, habe ich neues Kamelienöl aufgetragen, bevor ich die Fotos gemacht habe)
bohrstaender_mit_blitz.jpg

Aufnahme ohne Blitz:
bohrstaender_ohne_blitz.jpg

Nahansicht:
bohrstaender_vergroessert.jpg

Und so sehen die Rückstände auf dem ursprünglich weißen Küchenpapier aus, wenn man an dem Bohrstände damit reibt:
rueckstaende.jpg

Was ist das eurer Meinung nach?
Ist diese Verfärbung bei diesem Kamelienöl normal, ist es also nur das Öl oder hat sich hier tatsächlich Rost gebildet?
Das Öl ist neu aufgetragen weitgehend transparent, aber bei größeren Mengen, z.B. im 1 Liter Behälter sieht man, dass es eine leicht gelbliche Farbe hat. Es wäre also schon möglich, dass sich die Farbe des Öls ändert.

Falls sich hier Rost gebildet haben sollte, dann wäre meine Vermutung diese, dass Feuchtigkeit aus der Luft an dem Bohrständer kondensiert ist und da Wasser schwerer als Öl ist, ist es dann mit dem blanken Metall in Berührung gekommen, während das Öl dann oberhalb des Wassers schwamm.
Denn leider geht dieses Öl nicht mit Wasser eine Dispersion ein. Da bräuchte man dann wohl Zusätze, die das bewerkstelligen.

Falls es also Rost sein sollte, dann eignet sich reines Kamelienöl nicht für einen langfristigen Rostschutz, sondern nur dann, wenn man das Metallwerkzeug regelmäßig benutzt und dann auch regelmäßig wieder mit neuem Kamelienöl einschmiert. Nicht aber dafür, wenn man es unbenutzt einfach einige Monate stehen lässt.

Für den Fall das es wie vermutet Rost ist, werde ich wohl zu medizinischem Paraffinöl wechseln. Das ist auch in Ballistol drin.
 

WinfriedM

ww-robinie
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Sieht mir nicht nach Rost aus. Wenn du es mit Waschbenzin und Lappen einfach abwischen kannst, spricht das auch gegen Rost. Der lässt sich nicht so einfach wegwischen.

Dünnflüssige Öle halten nicht ewig für den Rostschutz. Die ziehen gerne weg, der Film wird immer dünner und dann kommt auch die Feuchtigkeit auch wieder an die Oberfläche.

Persönlich ist es auch meine Erfahrung, dass Kamelienöl klebrig wird, wie nahezu jedes pflanzliche Öl. Paraffinöl ist in dieser Hinsicht besser.

Statt Paraffinöl ist auch Vaseline interessant. Die zieht nicht weg. Oder Silbergleit verwenden .
 

Java

ww-kirsche
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Wenn du es mit Waschbenzin und Lappen einfach abwischen kannst, spricht das auch gegen Rost.
Das werde ich mal testen.

Ohne Waschbenzin muss ich jedenfalls ein klein bisschen reiben, aber nicht viel. Es ist also kein einfaches Aufwischen, sondern schon ein hin und her mit leichtem Druck.

Statt Paraffinöl ist auch Vaseline interessant. Die zieht nicht weg. Oder Silbergleit verwenden .
Vaseline ist ein guter Tipp.
Zumindest da, wo es nicht auf eine µm ebene Oberfläche ankommt.

Bei den Rollen, die in der Nut fahren und dafür zuständig sind, dass das Führungsgehäuse in der Mitte bleibt, würde ich jetzt aber befürchten, dass Veseline dafür zu fest ist, da es ja nicht wirklich Platz macht.
Gleiches gilt für die obige Auflagefläche wenn man Metalwerkstücke präzise Bohren wollte.
 

seschmi

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Kamelienöl wird zwar als "nicht verharzend" und "nicht trocknend" bezeichnet, enthält aber schon etwas Linolsäure und auch Ölsäure, also ungesättigte Fettsäuren, die auf Dauer schon oxidieren. Dann wird es zähflüssig bis fest. Normalerweise ist das kein Problem, es lässt sich ja trotzdem abwischen, bzw. meist benutzt man ja die Geräte und ölt die dann nach.

Paraffin (Weißöl, Ballistol) ist etwas anderes (langkettige Alkane), oxidiert nicht und reagiert auch sonst nicht gerne mit anderen Stoffen.

Alternative sind noch Gleitmittel auf Basis von Wachsen, also Silbergleit, Waxilit oder ähnliches.

Am Besten für Werkzeuge ist aber regelmäßige Benutzung. Nur wer rastet, der rostet. Wusste schon meine Oma.
 

GertG

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Ich benutze ja auch schon seit langem Melkfett oder Vaseline auf blankem Metall.
Aber unabhängig von deren Rostschutzwirkung würde ich den Schmodder auf Deinen Bildern nicht auf meinen Maschinen haben wollen.
 

Java

ww-kirsche
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Kamelienöl wird zwar als "nicht verharzend" und "nicht trocknend" bezeichnet, enthält aber schon etwas Linolsäure und auch Ölsäure, also ungesättigte Fettsäuren, die auf Dauer schon oxidieren. Dann wird es zähflüssig bis fest. Normalerweise ist das kein Problem, es lässt sich ja trotzdem abwischen, bzw. meist benutzt man ja die Geräte und ölt die dann nach.

Paraffin (Weißöl, Ballistol) ist etwas anderes (langkettige Alkane), oxidiert nicht und reagiert auch sonst nicht gerne mit anderen Stoffen.

Gut, dann werde ich Paraffin nehmen.

Das hatte ich kurze Zeit mal drauf, zuerst in Form von Ballistol, aber das enthält Parfüm und war mir noch zu unangenehm.
Später habe ich zu medizinisch reinem Paraffin als Baby Sanftöl von Pentanten gewechselt, aber das nur für kurze Zeit,
da ich dann das Kamelienöl hatte.

Alternative sind noch Gleitmittel auf Basis von Wachsen, also Silbergleit, Waxilit oder ähnliches.
Welcher wäre hier vom gesundheitlichen und Geruchsgedanken die beste Wahl?

Könnte ich auch Bienenwachs verwenden oder eignet sich das eher nicht als Rostschutz?


Ich benutze ja auch schon seit langem Melkfett oder Vaseline auf blankem Metall.
Aber unabhängig von deren Rostschutzwirkung würde ich den Schmodder auf Deinen Bildern nicht auf meinen Maschinen haben wollen.
Ja, ich werde das Zeugs im Laufe der Woche runtermachen, dann kommt wahrschienlich wieder ein Paraffinöl drauf.

Waffenöl für Metallteile korrodierender Art...
Als Waffenöl kenne ich nur Ballistol, das ist zwar ein Paraffinöl, aber leider mit Parfüm versetzt. Parfümfrei wäre mir lieber und andere Waffenöle kenne ich nicht.
 

GertG

ww-robinie
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Ballistol ist ein Reinigungs- und Pflegemittel für Waffen; kein Konservierungsmittel.
Ballistol nimmt Wasser auf und fördert den Rost.
Damit reinigt man die Waffe von Schmutz und vor allem Verbrennungsrückständen.

Deshalb gibts von Klever, dem Hersteller von Ballistol, schon seit Urzeiten "Gunex"
https://www.ballistol-shop.de/Waffenpflege/Gunex-Waffen-Oel_B_S_44_84.html
Nur das ist von dieser Firma dafür gedacht, die Knarre einzusalben und dann auch länger an die Wand zu hängen.

Ich hatte mal Gunex in Benutzung; aber die Rostschutzwirkung kommt auch da an Vaseline nicht ran, wenngleich es sich durch seine Konsistenz besser auftragen lässt und nicht so schmiert.
 

WinfriedM

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Ballistol nimmt Wasser auf und fördert den Rost.

Bei mir nicht. Hab ich schon öfter im Außenbereich getestet, so 3 Monate hält es bei Wind und Wetter durch und schützt. Irgendwann ist es runtergewaschen und kann nicht mehr schützen.

Auch im Innebereich funktioniert das bei mir super als Rostschutz, z.B. bei der Drehmaschine. Gartenscheren etc. bleiben auch gut rostgeschützt.

Welcher wäre hier vom gesundheitlichen und Geruchsgedanken die beste Wahl?

Silbergleit stinkt nach Petroleum. Wenn du es möglichst geruchlos willst, dann Paraffinöl oder Vaseline. Vaseline lässt sich übrigens auch ganz dünn im µm Bereich auftragen.

Bienenwachs alleine ist nicht geeignet. Eine Mischung aus Vaseline und Bienenwachs funktioniert generell gut, siehe auch im Internet "Gurulan" oder "Nato-Mischung PX11". Ist in der Mischung aber noch viel fester als Vaseline und lässt sich kalt nur schwer aufbringen. Ist eher was, wenn man dickere Rostschutzschichten im Außenbereich heiß aufbringt (Unterbodenschutz/Hohlraumschutz KFZ).
 

marcus_n

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Ich finde es immer wichtig zu bedenken, ob ich einen temporären Rostschutz, Schutz vor Feuchtigkeit benötige, oder ob ich etwas konservieren möchte. Ballistol wird seit Jahrzehnten (min. 50 Jahre) von der BW als Waffenpflegeöl und Rostschutzmittel verwand. Gunex kenne ich nicht, bin mir aber ziemlich sicher, dass die Basis die Gleiche ist. Das ist aber nicht so wichtig.
Bei regelmässiger Benutzung werde ich ein Mittel verwenden, das ich schnell und problemlos auftragen kann und das mir die tagtägliche Arbeit nicht erschwert. Möchte ich dagegen einen Gegenstand einlagern, dann greif ich halt zu technischer Vaseline (gibts von der BW im Kilopack günstig used zu kaufen) oder ich kauf mir ne Tonne Schmierfett und versiegel das Ding. Aber dann muss mal halt auch entsprechend die Reinigung einkalkulieren.

Kamelienöl ist ein super Pflegemittel für den Alltag. Handwerkzeuge, Küchengeräte. Aber es ist eben nicht für den längerfristigen Rostschutz in der Werkstatt gedacht. Das ist ein Naturprodukt, dass altert. Aber die Farbänderung macht das nicht gleich automatisch schlecht.

Ich persönlich nehme für meine Bedürfnisse Ballistol, technische Vaseline, Schmierfett aus der Dose und im Haushalt Kamelienöl her. Und das klappt alles super.

Die Schreiner haben früher alles mit Leinöl eingeschmiert. Geht im Übrigen auch. Riecht halt und pappt. Aber es schützt.
 

marcus_n

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@Túrin. Gerade in dem Zeitraum könnte ich drauf schwören. Wo war das bei dir? Ich habe in dem Zeitraum mein G3, die Uzi, die P1 und die P7 mit Ballistol aus der Dose jeden Tag gereinigt. Und das war sogar nicht in den Bundeswehr Plastikfläschchen, sondern in den Original Sprühdosen, angeliefert vom Mat Feldwebel.. Aber egal. Das lenkt ja ab. Gern PN.
 

Lico

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Ich mach viel mit Surface Shield. Keine Ahnung, was das ist und riecht stark aber angenehm. Funktioniert sehr gut.

Lico
 

Strawanski

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Ich nutze seit sehr langer Zeit Kamelienöl. Du musst es regelmäßig auftragen, sonst ist es den modernen Ölen unterlegen.
6 Monate ohne neu auftragen ist zu lange.
Das Öl sollte dünn mit einem Baumwolltuch aufgetragen werden. Die sollte regelmäßig wiederholt werden.

Ob es für deine Anwendung der richtige Korrosionsschutz ist, ist aber fraglich. Ich kenne es im Verwendung für täglich oder oft gebrauchte Werkzeuge, den oxidarionsfreudigen Stahl mit hohem Kohlenstoffanteil bis zum nächsten Anwenden vorm Anläufen zu schützen.

Das Kamelienöl ist super, da es lebensmittelecht ist, als verzehrt werden könnte. Das wird seit hunderten von Jahren verwendet, es funktioniert. Werbewunder solltest du dir aber nicht erwarten und wie so oft bei alten Mitteln, erfüllt auch dieses einen spezifischen Zweck. Langzeitrostschutz ist nicht dieser Zweck!
 

Lico

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Gibt es da deutliche Unterschiede zu WD40?
Ich hab nicht die leiseste Ahnung, da ich nicht weiß was drin ist. Allerdings wird es neben den mit WD40 gemeinsamen Eigenschaften als Oberflächenschutz explizit beworben, was auch tatsächlich gut funktioniert. Außerdem riecht es mMm besser.

Lico
 

WinfriedM

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Hab mal geguckt, WD40 wird auch explizit für Rostschutz beworben:
https://wd40.de/diy/werkzeug-korrosionsschutz/
Geruch finde ich auch wichtig. Von Ballistol gibt es z.B. auch das Usta Werkstattöl, was deutlich dickflüssiger als Ballistol ist und besser für Rostschutz geeignet. Das stinkt für mich aber so fürchterlich, dass ich es äußerst ungern verwende. Die Hände riechen dann auch den ganzen Tag und hat man was auf der Kleidung, riecht man es auch ständig.

Kamelienöl: Nachteil ist, dass das nach 2-3 Jahren ranzig riecht. Kann man also nicht ewig lagern, es sei denn, der ranzige Geruch stört einen nicht. Ich frage mich auch, was Kamelienöl besser kann, als z.B. Olivenöl oder Rapsöl. In der Küche kann man noch empfindliche Messer genauso mit solchen Ölen vor Rost schützen. Da braucht es kein teurer Kamelienöl.
 

WinfriedM

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Ich hab nicht die leiseste Ahnung, da ich nicht weiß was drin ist.

Im Sicherheitsdatenblatt findet man einiges. Ist wie die meisten Rostlöser: Typisch um 70-80% erdölbasierte Lösemittel (Waschbenzin/Verdünnung), etwas Öl auf Erdölbasis und ein paar Rost-Inhibitoren. Mitunter auch etwas Parfüm.

Das ist auch der große Unterschied zu Ballistol: Das enthält kaum Lösemittel, nur ein wenig Alkohol.
 

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Ich öle den Tisch meiner Ständerbohrmaschine nicht. Ich hab das Ding zum Bohren, nicht zum schön aussehen. Soll er doch rosten wenn er will. Wenns mich mal stört, kann ich fein drüberschleifen. Ich sehe da keine Funktionseinschräbkung.
 

Holzgolf

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Wenns nicht irgendwann müffeln soll, muss man auf was vollsynthetisches zurückgreifen. Addinol W18 bietet sich da an. Das hat sehr gute Korrosionsschutz- und Schmiereigenschaften.
 

Strawanski

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Hab mal geguckt, WD40 wird auch explizit für Rostschutz beworben:
https://wd40.de/diy/werkzeug-korrosionsschutz/
Geruch finde ich auch wichtig. Von Ballistol gibt es z.B. auch das Usta Werkstattöl, was deutlich dickflüssiger als Ballistol ist und besser für Rostschutz geeignet. Das stinkt für mich aber so fürchterlich, dass ich

Kamelienöl: Nachteil ist, dass das nach 2-3 Jahren ranzig riecht. Kann man also nicht ewig lagern, es sei denn, der ranzige Geruch stört einen nicht. Ich frage mich auch, was Kamelienöl besser kann, als z.B. Olivenöl oder Rapsöl. In der Küche kann man noch empfindliche Messer genauso mit solchen Ölen vor Rost schützen. Da braucht es kein teurer Kamelienöl.

Soweit ich weiß, soll Kamelienöl weniger Säureanteile haben als z. B. Olivenöl und greift somit den Kohlenstoffstahl weniger an. Ob das stimmt? Ich bin kein Chemiker.

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass da der Flair eine wichtige Rolle spielt: wer sich ein tolles Japanisches Messer/Hobeleisen/Stemmeisen kauft, will dieses auch gemäß der Tradition pflegen.
Ich denke, dass es auch andere Alternativen gibt, wie z. B. Mandelöl oder Sonnenblumen, mildes Olivenöl, denn wie bereits geschrieben wurde, ranzig wird auch Kamelienöl. Habe meine Flasche schon seit 15 Jahren rumstehen und benutze es noch immer, mich stört das nicht.
 

seschmi

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Die Speiseöle enthalten hauptsächlich Triglyzeride, also drei Fettsäuren, die über Esterbindungen an ein Glyzerin gekoppelt sind.
Freie Fettsäuren sind auch enthalten, gelten aber als Zeichen minderwertiger Qualität, weil sie z.B. durch das Heißpressen von Olivenöl entstehen, da sich das Triglyzerid spaltet. Gutes Olivenöl enthält sehr wenig freie Fettsäuren. Für Kamelienöl kenne ich da keine Zahlen, dürfte aber auch wenig sein.

Das Problem hier ist ein anderes: Dünnflüssige Öle enthalten mehr oder weniger ungesättigte Fettsäuren, deren Doppelbindungen bei Sauerstoffkontakt oxidieren. Bei einigen Ölen (Leinöl z.B.) entstehen dadurch Vernetzungen, das Öl härtet zu einer belastbaren Schicht aus, eine erwünschte Eigenschaft.
Leinöl enthält hauptsächlich Alpha-Linolensäure, eine dreifach ungesättigte Fettsäure, die extrem oxidations- und vernetzungsfreudig ist.

Bei anderen Ölen entstehen komplett gesättigte Fettsäuren, so dass das Öl fest wird (Fett) oder Bruchstücke mit mehr oder weniger angenehmen Geruch (ranzig).

Öle, die nur gesättigte Fettsäuren enthalten, sind viel stabiler, aber heißen dann Fett, weil sie bei Raumtemperatur fest sind - zum Beispiel Palmfett und Verwandte. Da fallen dann Palmin, Biskin und ähnliche drunter. Die sind stabiler, aber halt schlecht mit dem Lappen aufzutragen.

Das Problem ist also ein grundsätzliches Speise-Öle, die bei Raumteperatur flüssig sind, enthalten ungesättigte Fettsäuren, die an der Luft oxidieren, und sich verändern. Es gibt aber bei den ungesättigten Fettsäuren unterschiedlich reaktionsfreudige - Linolensäure (Leinöl) ist da extrem, wer Leinöl als Lebensmittel verwendet (zu Pellkartoffeln) weiß, wie schnell das bei Raumtemperatur an der Luft verdirbt.

Etwas völlig anderes sind Mineralöle, Weißöl (Paraffin) usw. Die werden auch als Öle bezeichnet, sind aber keine Triglyzeride, daher gilt das oben gesagte nicht.

Ich benutze übrigens auch Kamelienöl für Werkzeuge, ich trage es halt nicht so dick auf und benutze die Werkzeuge zwischendurch, dann klappt das gut... :emoji_slight_smile:
 
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