Wunderkessel
ww-pappel
Moin allerseits,
ich habe einen günstigen Frästisch im Eigenbau hergestellt und möchte dem Forum etwas zurück geben: Die dokumentierten Ergebnisse und eventuell den einen oder anderen Kniff für Neulinge wie mich. Es ist ein Tisch mit zwei Führungsschienen (1x T-Nut, 1x einfache Holznut), mit Anschlägen aus Aluprofilen und einer einfachen Feinverstellung für die Anschläge. Die Absaugung erfolgt durch Selbstbauadapter nsowohl im Anschlag als auch von unten an der Fräse.
Achtung: Die Handgriffe der Fräse habe ich dem Umbau geopfert und abgesägt. Sie ist nun ein dediziertes Tischgerät.
Vorläufiges Fazit:
Ich liebe meinen Frästisch! Die Gesamtkosten liegen durch die ausgewählten Materialien bei ca. 120 Euro. Dennoch habe ich ein paar Fehler gemacht, die ich nicht empfehlen kann. Zum Beispiel sind die beiden Führungsschienen zu weit vom Fräser entfernt. Schmale Werkstücke erfasst mein in die T-Schiene eingesetzter Kamm dann leider nicht mehr.
Ein Frästisch ist für mich nun nicht mehr wegzudenken: zu oft benutze ich ihn nun statt der Oberfräse, da ich meine Werkstückkanten hier serh schnell frei hand bearbeiten kann. Die grüne Bosch reicht mir bislang von der Leistung aus.
Historie:
In einem anderen Thread hatte ich um Beratung für den Kauf von Oberfräse(n) für Frästisch und Handführung gefragt. Hierbei kam der für mich unerwartete Rat " Hau dir die POF 1200 in den Tisch". Da ich die grüne Bosch POF 1200 zuvor nicht als besonders präzise, verlässlich oder in irgend einer Art für den Tisch geeignet wahrgenommen hatte, ließ mich das grübeln und ich war bereit, diesem Versuch eine Tischplatte zu opfern. Als Handgerät hatte ich zuvor eine Festool OF 1400 angeschafft, mit der ich zusammen mit Führungsschine alle Fräsungen an der Tischplatte vorgenommen habe.
Als Grundlage habe ich Guido Henns Anleitung aus dem Handbuch Oberfräse benutzt. Allerdings wollte ich etwas stationäres und habe einen vollen Tisch mit klappbarer Tischplatte daraus gemacht.
Das Tischgestell (ca. 40 Euro)
Ich habe eine Konstruktion aus Fichtenholz gewählt. Die Tischbeine sind 54x54mm groß und einer dieser 54mm Balken bildet hinten im Tisch die Auflage für zwei Scharniere. Mir war wichtig, die Platte hochklappen zu können, da ich dies z.B. beim Fräser- und Geschwindigkeitswechsel praktisch finde. Die vier Tischbeine sind oben und ca 20 cm über dem Boden jeweils mit dünneren Fichtenbalken verbunden. Stabilität gibt auf jeder Seite ein Fichtenbalken, der hier schräg von der oberen Leiste zur unteren geführt ist. Jeweils mit 2-3 Schrauben verschraubt ist das Gestell stabil gegen Kräfte in allen Richtungen.
Die Gesamtkonstruktion ist sehr leicht - für meine Zwecke und Werkstückanforderungen steht der Tisch stabil auf dem Boden und rutscht nicht. Ggf könnte man ihn natürlich noch beschweren oder festdübeln.
Klappbare Tischplatte sichern:
Die Scharniere habe ich ganz simpel in den Balken eingefräst. Damit die Platte beim Fräsen sicher aufliegt (nicht verdreht und nicht hochklappern kann) habe ich rechts in die Tischplatte und das Tischbein Löcher für einen 5mm Regalbodenträger gebohrt. In die linke vordere Ecke habe ich eine Einschraubmutter in das Tischbein eingesetzt, so dass ich die Platte von oben mit einer Gewindeschraube festschrauben kann. Ich war anfangs nicht sicher, ob das ausreicht - in Praxis hat sich gezeigt, dass beides zusammen mit den Klappscharnieren die Platte sicher hält. Will ich den Tisch aufklappen unm an die Fräse zu kommen, muss ich nur eine Schraube lösen.
Tischplatte, Fräsanschlag und Höhenverstellung
Diese Teile entsprechen weitgehend den Vorgaben von Guido Henn, angepasst an die grüne Bosch POF 1200. Gemäß den Spzifikationen von Guido Henn ist die Tischplatte aus Birke Multiplex 24mm. Den gesamten Fräsanschlag habe ich bis auf die Anschlagbacken nach seiner Anleitung gebaut. Die Anschlagbacken sind bei mir allerdings Aluprofilschienen, in die ich Muttern als Endanschläge einsetzen kann.
Feineinstellung am Fräsanschlag:
Inspiriert von Guidos Anleitung habe ich hier eine Mutter direkt an die Aluschiene gesetzt und schraube diese am Anschlag mit Flügelmuttern.
Modifikationen an der Fräse:
Die Bosch POF 1200 ist überhaupt nicht dazu gedacht, irgendwo eingespannt zu sein. Wenn man die Grundplatte entfernt, hat man 5 Schrauben zum befestigen am Tisch plus das Gestänge - das passt. Doch die Griffe wären an die Tischplatte gestoßen, daher mussten sie abgesägt werden, damit der gesamte Hub erhalten bleibt. Zuvor hatte ich die Griffe auseinander genommen, um sicher zu sein, dass dort keine Kabel oder andere Teile entlang laufen. Die Fräse kann nach diesem Umbau NICHT mehr per Hand geführt werden.
Für die Holzscheiben als tauschbare Einsätze am Fräser hat mir mein Schwiegervater geholfen und 4mm Muttern in die Fräse eingebaut (hier hat er den AluFuß der Fräse durchbohrt. Die Muttern sind von der Gegenseite mit kurzen Schrauben gesichert und mit 2K verklebt). Die Lochpositionen sind nicht genau im 120°-Abstand zueinander. Daher haben wir diese dann per Abdruck auf die Holzscheiben übertragen und ich habe die Positionen der Scheiben mit einem Strtich markiert, damit ich weiß welches Loch wohin kommt.
Den Startknopf der Fräse habe ich mit Kabelbinder festgezurrt. Die Sicherheitsfunktion übernimmt der Nullspannungsschalter(!) am Tisch.
Was ich unglaublich nützlich finde, ist die doppelte Absaugung an der Maschine und am Fräsanschlag. Hier dient eine Küchen-Vorratsdose als Verteiler.
Lessons learned - was ich besser machen würde:
Wie schon geschrieben ist die Position der Führungsschienen nicht gut, sie müssen dichter an den Fräser, um einen Kamm auch bei kleinen Werkstücken benutzen zu können. Bei der Holznut ist mir die Fräse irgendwie von der Führungsschiene abgeruscht, die ist nicht ganz sauber geworden - reicht für meine Zwecke aber noch aus.
Zum hochstellen der Tischplatte fehlt noch eine verlässliche Konstruktion, in die eine Stange fest eingeklinkt werden kann.
Was mir bei der Höhenverstellubng von Guido Henn negativ aufgefallen ist: Beim Kurbeln erzeugt man auf Dauer einiges an Metallspäne und der Korb ist nicht besonders biegesteif, der schwankt beim Kurbeln ordentlich hin und her. Eine seitliche Versteifung könnte noch nützlich sein.
Ich hoffe, dass ich der:m eine:n oder anderen Einsteiger:in hier das Vorhaben einigermaßen dokumentieren konnte, so dass ihr für euch eine bessere Entscheidungsgrundlage habt, was ihr umsetzen wollt.
Auch auf konstruktive Kritik und Verbesserungsideen freue ich mich - das Projekt ist ganz sicher nicht über Zweifel erhaben
ich habe einen günstigen Frästisch im Eigenbau hergestellt und möchte dem Forum etwas zurück geben: Die dokumentierten Ergebnisse und eventuell den einen oder anderen Kniff für Neulinge wie mich. Es ist ein Tisch mit zwei Führungsschienen (1x T-Nut, 1x einfache Holznut), mit Anschlägen aus Aluprofilen und einer einfachen Feinverstellung für die Anschläge. Die Absaugung erfolgt durch Selbstbauadapter nsowohl im Anschlag als auch von unten an der Fräse.
Achtung: Die Handgriffe der Fräse habe ich dem Umbau geopfert und abgesägt. Sie ist nun ein dediziertes Tischgerät.
Vorläufiges Fazit:
Ich liebe meinen Frästisch! Die Gesamtkosten liegen durch die ausgewählten Materialien bei ca. 120 Euro. Dennoch habe ich ein paar Fehler gemacht, die ich nicht empfehlen kann. Zum Beispiel sind die beiden Führungsschienen zu weit vom Fräser entfernt. Schmale Werkstücke erfasst mein in die T-Schiene eingesetzter Kamm dann leider nicht mehr.
Ein Frästisch ist für mich nun nicht mehr wegzudenken: zu oft benutze ich ihn nun statt der Oberfräse, da ich meine Werkstückkanten hier serh schnell frei hand bearbeiten kann. Die grüne Bosch reicht mir bislang von der Leistung aus.
Historie:
In einem anderen Thread hatte ich um Beratung für den Kauf von Oberfräse(n) für Frästisch und Handführung gefragt. Hierbei kam der für mich unerwartete Rat " Hau dir die POF 1200 in den Tisch". Da ich die grüne Bosch POF 1200 zuvor nicht als besonders präzise, verlässlich oder in irgend einer Art für den Tisch geeignet wahrgenommen hatte, ließ mich das grübeln und ich war bereit, diesem Versuch eine Tischplatte zu opfern. Als Handgerät hatte ich zuvor eine Festool OF 1400 angeschafft, mit der ich zusammen mit Führungsschine alle Fräsungen an der Tischplatte vorgenommen habe.
Als Grundlage habe ich Guido Henns Anleitung aus dem Handbuch Oberfräse benutzt. Allerdings wollte ich etwas stationäres und habe einen vollen Tisch mit klappbarer Tischplatte daraus gemacht.
Das Tischgestell (ca. 40 Euro)
Ich habe eine Konstruktion aus Fichtenholz gewählt. Die Tischbeine sind 54x54mm groß und einer dieser 54mm Balken bildet hinten im Tisch die Auflage für zwei Scharniere. Mir war wichtig, die Platte hochklappen zu können, da ich dies z.B. beim Fräser- und Geschwindigkeitswechsel praktisch finde. Die vier Tischbeine sind oben und ca 20 cm über dem Boden jeweils mit dünneren Fichtenbalken verbunden. Stabilität gibt auf jeder Seite ein Fichtenbalken, der hier schräg von der oberen Leiste zur unteren geführt ist. Jeweils mit 2-3 Schrauben verschraubt ist das Gestell stabil gegen Kräfte in allen Richtungen.
Die Gesamtkonstruktion ist sehr leicht - für meine Zwecke und Werkstückanforderungen steht der Tisch stabil auf dem Boden und rutscht nicht. Ggf könnte man ihn natürlich noch beschweren oder festdübeln.
Klappbare Tischplatte sichern:
Die Scharniere habe ich ganz simpel in den Balken eingefräst. Damit die Platte beim Fräsen sicher aufliegt (nicht verdreht und nicht hochklappern kann) habe ich rechts in die Tischplatte und das Tischbein Löcher für einen 5mm Regalbodenträger gebohrt. In die linke vordere Ecke habe ich eine Einschraubmutter in das Tischbein eingesetzt, so dass ich die Platte von oben mit einer Gewindeschraube festschrauben kann. Ich war anfangs nicht sicher, ob das ausreicht - in Praxis hat sich gezeigt, dass beides zusammen mit den Klappscharnieren die Platte sicher hält. Will ich den Tisch aufklappen unm an die Fräse zu kommen, muss ich nur eine Schraube lösen.
Tischplatte, Fräsanschlag und Höhenverstellung
Diese Teile entsprechen weitgehend den Vorgaben von Guido Henn, angepasst an die grüne Bosch POF 1200. Gemäß den Spzifikationen von Guido Henn ist die Tischplatte aus Birke Multiplex 24mm. Den gesamten Fräsanschlag habe ich bis auf die Anschlagbacken nach seiner Anleitung gebaut. Die Anschlagbacken sind bei mir allerdings Aluprofilschienen, in die ich Muttern als Endanschläge einsetzen kann.
Feineinstellung am Fräsanschlag:
Inspiriert von Guidos Anleitung habe ich hier eine Mutter direkt an die Aluschiene gesetzt und schraube diese am Anschlag mit Flügelmuttern.
Modifikationen an der Fräse:
Die Bosch POF 1200 ist überhaupt nicht dazu gedacht, irgendwo eingespannt zu sein. Wenn man die Grundplatte entfernt, hat man 5 Schrauben zum befestigen am Tisch plus das Gestänge - das passt. Doch die Griffe wären an die Tischplatte gestoßen, daher mussten sie abgesägt werden, damit der gesamte Hub erhalten bleibt. Zuvor hatte ich die Griffe auseinander genommen, um sicher zu sein, dass dort keine Kabel oder andere Teile entlang laufen. Die Fräse kann nach diesem Umbau NICHT mehr per Hand geführt werden.
Für die Holzscheiben als tauschbare Einsätze am Fräser hat mir mein Schwiegervater geholfen und 4mm Muttern in die Fräse eingebaut (hier hat er den AluFuß der Fräse durchbohrt. Die Muttern sind von der Gegenseite mit kurzen Schrauben gesichert und mit 2K verklebt). Die Lochpositionen sind nicht genau im 120°-Abstand zueinander. Daher haben wir diese dann per Abdruck auf die Holzscheiben übertragen und ich habe die Positionen der Scheiben mit einem Strtich markiert, damit ich weiß welches Loch wohin kommt.
Den Startknopf der Fräse habe ich mit Kabelbinder festgezurrt. Die Sicherheitsfunktion übernimmt der Nullspannungsschalter(!) am Tisch.
Was ich unglaublich nützlich finde, ist die doppelte Absaugung an der Maschine und am Fräsanschlag. Hier dient eine Küchen-Vorratsdose als Verteiler.
Lessons learned - was ich besser machen würde:
Wie schon geschrieben ist die Position der Führungsschienen nicht gut, sie müssen dichter an den Fräser, um einen Kamm auch bei kleinen Werkstücken benutzen zu können. Bei der Holznut ist mir die Fräse irgendwie von der Führungsschiene abgeruscht, die ist nicht ganz sauber geworden - reicht für meine Zwecke aber noch aus.
Zum hochstellen der Tischplatte fehlt noch eine verlässliche Konstruktion, in die eine Stange fest eingeklinkt werden kann.
Was mir bei der Höhenverstellubng von Guido Henn negativ aufgefallen ist: Beim Kurbeln erzeugt man auf Dauer einiges an Metallspäne und der Korb ist nicht besonders biegesteif, der schwankt beim Kurbeln ordentlich hin und her. Eine seitliche Versteifung könnte noch nützlich sein.
Ich hoffe, dass ich der:m eine:n oder anderen Einsteiger:in hier das Vorhaben einigermaßen dokumentieren konnte, so dass ihr für euch eine bessere Entscheidungsgrundlage habt, was ihr umsetzen wollt.
Auch auf konstruktive Kritik und Verbesserungsideen freue ich mich - das Projekt ist ganz sicher nicht über Zweifel erhaben
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