Esstisch aus Eichenbohlen bauen

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Hallo zusammen,

mal wieder ein Thema in dem es um einen Esstisch aus Eichenbohlen geht. Gibt ja schon einige hier, hab auch schon die letzten Stunden damit verbracht mich hier einzulesen, gibt aber noch ein paar Unklarheiten.

Ich möchte mir einen Esstisch aus Eichenbohlen bauen, Maße ca. 1800mm x 900mm x 40mm. Ich würde mich nicht als Handwerklich ungeschickt bezeichnen, allerdings habe ich noch nicht viel Erfahrung beim Verarbeiten von Holz. Ich hab bis jetzt nur mit weichem Holz gearbeitet, mit so hartem Holz wie Eiche noch nie. Die Wahl ist auf Eiche gefallen, weil mir die Maserung und Farbe sehr gefällt.

Ich hätte die Möglichkeit, 20 Jahre alte Eichenbohlen zu bekommen, die in einer Halle luftig gelagert wurden. 5cm dick.

Kann ich die direkt weiterverarbeiten, oder muss ich die noch ein paar Monate bei mir zuhause liegen lassen? Habe gelesen, Holz sollte eine Feuchtigkeit von um die 8% haben, wenn man es für Möbel verwenden möchte. Ich denke nicht, dass ich die Eichenbohlen ohne Trockenkammer auf 8% bekomme. Luftfeuchtigkeit bei mir Zuhause ist gerade um die 60%, im Sommer vermutlich höher.

Hab geplant, die in 15-20cm breite Lamellen zu sägen, abzurichten und dann den Verleimregeln entsprechend zusammenzuleimen.
Starke Tischkreissäge ist vorhanden, bloß das Hobeln dürfte ein Problem werden, da ich nur einen billigen elektrischen Handhobel besitze. Ich bin bereit, etwas Geld in einen besseren elektr. Hobel zu investieren - oder lohnen sich auch ganz normale Handhobel? Zeit ist bei mir kein Problem.

Als Unterkonstruktion würde ich mir Kufen zusammenschweissen, wie im Thema hier Beitrag #13 gezeigt:
https://www.woodworker.de/forum/threads/esstisch-mit-stahlgestell.111170/#post-710541Bin hier natürlich offen für Vorschläge.

Die Unterkonstruktion aus Stahl wird kein Problem werden, ich mache mir eher Sorgen um die Tischplatte, einfach weil mir hier die Erfahrung fehlt. Was sagen die Profis, passt mein Plan so, falls nicht, was soll ich anders machen?

Vielen Dank schonmal und viele Grüße

kurzschlusselektriker
 

LaettaLight

ww-eiche
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Hallo Kurzschlusselektriker,
Zu deinen Fragen:
Holzfeuchte - wenn in einer ungeheizten, mehr oder weniger offenen Halle gelagert, wird die Feuchte wahrscheinlich 12-15% liegen - also wäre ein Vorgehen die Bohlen grob zu zu schneiden und dann einige Monate im Zielklima zu lagern. Hast du echt eine so hohe Luftfeuchtigkeit im Wohnraum? Ab dauerhaft über 60 würde ich mir schon Sorgen über Schimmel machen.

Zum Abrichten der Lamellen vor dem Verleimten - mit dem Handelektrohobel wird das eher nix. Insbesondere das Fügen der Leimkanten geht damit nicht. Wenn keine Abrichte mit entsprechend langen Tischen zur Verfügung steht sind 2m und sehr schwere Teile nicht so einfach abzurichten.
Mein Tipp frag in einer örtlichen Schreinerei nach ob sie es dir hobeln. Handhobel geht, ist aber eine Übungssache und echt eine Aufgabe bei den Dimensionen. Da gibt es bei YT unter Tischlermeister Jakob echt tolle Videos.
Alternativ gibt es im Holzhandel sogenannte Treppenbauplatten mit 40mm Stärke und fallenden Lamellenbreiten. Aus denen lassen sich sehr ansehnliche Tischplatten bauen.

Zum Untergestell sag ich mal nix - da gibt's ja hier genug Lesestoff.

Grüße
Tobias
 

VolkerDK

ww-robinie
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Wenn du eine Platte verleimen willst, dann musst du ja nicht nur die Kanten fuegen vor dem verleimein, du musst ja auch erstmal die gesamte Bohle Planhobeln (Abrichten und auf Dicke bringen).
Dafuer braucht man einen Abricht-Dickenhobel (ADH), oder eben zwei Einzelmaschinen, Abrichter und Dickte.
Die kosten richtig Geld, daher ist Tobias Vorschlag vollkommen richtig, gehe zu einer Tischlerei und lass das machen.

Das Verleimen ist auch nicht mal so eben. Du brauchst so alle 20cm eine starke Zwinge...Bessey-Rohrzwinge zum Beispiel. Also so 8-10 Stueck duerfen es schon sein. HAst du die? Kosten 25 Euro das Stueck plus das Eisenrohr....

Du kannst auch von Hand "hobeln"...dann brauchst du Schrupphobel, Rauhbank, Schlichthobel. Und viiiel Zeit und Geduld, und Voltaren fuer die Sehnenscheidenentzuendung.

Nun bleibt aber die Frage: Wenn du den Kernprozess der Herstellung an einen Tischler vergibst...tja...dann lass ihn doch einfach die Platte machen.

Was das lufttrockene Holz angeht: Bei mir wird es draussen nicht trockener als 15-17% (Sueddaenemark). Aber nach 2-3 Monaten im beheizten Raum trocknet es gut nach. 8% ist ein theoretischer Wert, das ist in jedem normalem Raumklima untertrocknet, wird also wieder feuchter. Darum sind Hoelzer ja auch oft eingeschweisst in Folie, wenn sie geliefert werden. (Bei uns werden gehobelte Bohlen einzelnd in Folie verkauft im Baumarkt).
 
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Vielen Dank für eure Antworten.

Das Verleimen ist auch nicht mal so eben. Du brauchst so alle 20cm eine starke Zwinge...Bessey-Rohrzwinge zum Beispiel. Also so 8-10 Stueck duerfen es schon sein. HAst du die? Kosten 25 Euro das Stueck plus das Eisenrohr....

Nein, solche Schraubzwingen hab ich leider nicht. Die größten Schraubzwingen die ich habe gehen nur so bis etwa 70-80cm Länge. Ich denke, da lohnt es sich nicht, das ganze Werkzeug nur für diese eine Tischplatte zu kaufen. Vom Preis bin ich da dann nicht mehr viel billiger, als wenn ich die Tischplatte gleich bei einem Tischler machen lasse, vor allem wie du ja meintest, wenn ich die Hauptarbeit den Tischler machen lasse (also Hobeln + Leimen), kann er mir auch gleich die ganze Platte machen.

Alternativ gibt es im Holzhandel sogenannte Treppenbauplatten mit 40mm Stärke und fallenden Lamellenbreiten. Aus denen lassen sich sehr ansehnliche Tischplatten bauen.

Das ist ein sehr guter Tipp, vielen Dank dafür. Ich denke, ich werde diesen Weg gehen.
Da die Platten technisch auf 8% getrocknet sind, muss ich die nur ein paar Tage bei mir im Raum liegen lassen, bevor ich die weiterverarbeiten kann, richtig?
 

LaettaLight

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Hi,
Wenn du auf Treppenbauplatten setzt, die gibt es meist bis 65 cm Breite. Wenn du hier 2 verleimen willst lässt sich die Fuge gut mit einer Tauchkreissäge mit Führungsschiene fügen. Hierzu hat Heiko Rech mal ein gutes Video erstellt.

Viel Glück
Tobias
 

sonicbiker

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Bei nur noch zwei Lamellen mittels der Treppenbauplatten geht das mit etwas Vorbereitung (Kantenschutz, Verhinderung von Versatz an der Fuge) auch mit einigen kräftigen Spanngurten, würde ich meinen.
Grüße, Wolfram
 

flo20xe

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Es gibt die Platten mit 40er Stärke auch mit 1,20m Breite. Wir haben aus denen schon mal Tische für den Objektbereich gebaut. Die sind, mit fallenden Breiten, echt ganz schön.
 
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Wäre extrem hoch, für die Heizperiode. Ich z.B. habe momentan meist unter 30.
Ja, da hab ich wohl zu einem ungünstigen Zeitpunkt gemessen. Es variiert zwischen 30% und 60%, ist aber meistens eher im Bereich um die 30%.

Es gibt die Platten mit 40er Stärke auch mit 1,20m Breite. Wir haben aus denen schon mal Tische für den Objektbereich gebaut. Die sind, mit fallenden Breiten, echt ganz schön.
Habe ich auch gesehen. Denke, darauf werde ich zurückgreifen.

Danke für eure Hilfe!
 
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Ich hätte noch eine kurze Frage zur Oberflächenbehandlung:

Ich werde die Tischplatte ölen, da ich möchte dass man die Maserung gut sieht und das Holz eventuell auch noch etwas dunkler wird. Bisher habe ich immer einfach Leinölfirnis benutzt, für die Tischplatte kann es aber gerne etwas "besseres" sein.

Hier im Forum hab ich oft den Name Natural Parkettöl gelesen, also würde ich auch das verwenden (https://shop.natural-farben.de/Oele-fuer-Holz-Kork-und-Stein/Parkettoel-Fussbodenoel:::1_8.html).
Zusätzlich dazu ist auch immer mal wieder das Finish-Öl (https://shop.natural-farben.de/Oele.../Finish-Oel/Natural-Finish-Oel-025-l::19.html) erwähnt worden, sowie das Tec Oil, auch von Natural Farben.

Lohnt es sich, die Platte auch noch mit dem Finish-Öl/Tec Oil zu bearbeiten, oder reicht das Parkettöl? Je widerstandsfähiger desto besser natürlich, die Frage ist bloß, ob es sich lohnt nochmal 30€ für etwas Finish-Öl/Tec Oil zu investieren? Bzw. was ist denn überhaupt der Unterschied zwischen dem Finish und dem Tec Oil?

Vielen Dank schonmal!
 
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Um mal meine Frage selbst zu beantworten: Finish-Öl hat die gleiche Funktion wie Tec Oil, bloß Tec Oil härtet matt aus, Finish-Öl glänzend.

Ich hab mich jetzt für das Möbel-Hartöl von Natural entschieden, da es dünnflüssiger als das Parkettöl ist und mehr ins Holz einzieht, zumindest hab ich das in dem Blog von Natural-Farben gelesen.

Die Tischplatte die ich mir gekauft habe wurde gebürstet, mir gefällt die rustikale, raue Oberfläche, die möchte ich weitestgehend behalten.
Mein Plan ist die Platte abzuschleifen mit 120er Körnung und danach einzuölen. Passt das so?

Im Holz sind außerdem noch ein paar Risse, wie schließe ich die am besten? Mir gefallen die Risse, auch wegen dem rustikalen Look. Würde es kein Esstisch werden, bei dem Risse unhygienisch werden könnten, würde ich die sogar so lassen. Hätte an Epoxy gedacht, oder geht auch Wachs?
 
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