Esstisch "Ishitani 3.0" oder "Die fast unendliche Geschichte"

oska

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Moin zusammen, es ist vollbracht. Mein Esstisch ist nun fertig.
Daher ist die Zeit gekommen, mein Projekt auf vielfachen Wunsch hin vorzustellen. :emoji_wink:
Da dies nie geplant war, improvisiere ich einfach mal eine gewisse Struktur daher mit mehr oder weniger sinnvollen Details und Bildern und viel Text.

Wie kam es zu dieser Reise?
Vor einigen Jahren entdeckte ich den Ishitani Tisch und war von dem Design, aber auch von der präzisen Fertigung sehr angetan. Speziell die Stemmmaschine, die ich zu dem Zeitpunkt noch nie gesehen habe, fand ich cool. Daneben hatte ich noch einige Videos von "Tischlerarbeiten, Handwerk, Restaurierungen, Antiquitäten" angeschaut. Ich mag schöne Dinge und wenn mir was gefällt, dann bin ich leicht zu begeistern. Das war es dann aber auch wieder mit Tischlerunterhaltung.
Im Frühjahr 2020 bin ich dann über einige Bastler Channel gestolpert und bei Maschinenhandel Meyer, Holzwerken und co. gelandet, wo ich dann in einigen Wochen meine Ausbildung absolviert habe :emoji_wink:. Ich hatte eigentlich vor ne Sitztruhe für die Küche zu bauen. Allerdings brauchte ich auch nen Esstisch und da ich in Kurzarbeit war und viel Zeit hatte, schaute ich nochmal bei Ishitani vorbei. "Ja, der Tisch gefällt immer noch." Ich bin in soweit "Realist", als dass mir völlig klar war, dass ich keine Ahnung von Holzarbeit, aber auch nicht von Handwerk habe. Nun ist in der Nähe eine offene Tischlerei und man kann dort zusammen mit einem jungen Tischler Projekte umsetzen. Und so hatte mich der Ehrgeiz gepackt und der Entschluss standfest, der Tisch soll es ein. Mit Unterstützung und nem Plan ist es irgendwie nur Malen nach Zahlen.
Oder doch nicht? :emoji_cold_sweat:
Dann gingen die Probleme los. Kurz nach dem Holzkauf (ca. August) hat sich die Werkstatt für mich in Luft aufgelöst. Der Typ mit dem ich den Plan besprochen hatte, war nicht zu erreichen, dann wurde ein Termin verschoben, dann war Ende Oktober und Lockdown. War doch ziemlich sauer, absolut katastrophale Kommunikation. Und die super ausgestattete, gemeinnützige Werkstatt steht sehr oft ungenutzt rum.

Nun einige Arbeitsschritte "dokumentiert":
20200818_172329.jpg
Der Holzkauf hat äußerst viel Spaß gemacht. Wenn man gerade im "Holzmodus" ist, ist so ein großer Furnierhändler wie ein Freizeitpark.
Gekauft habe ich "Esche weiß". Bedeutet wohl besäumt und ohne Kern? War teuer, aber dafür wenig Verschnitt.
Natürlich ging der Plan nicht auf. Ein Tischler trennt Bohlen nicht mit der Bandsäge auf, sondern mit der Kreissäge und so blieb für einige Bauteile zu wenig übrig.
Also Holz nachgekauft. (musste ein drittes Mal Holz nachkaufen und war insgesamt vier Mal beim Tischler für Zuschnittarbeiten). Super Planung. Aber beides war ne tolleSache. Mit etwas Ehrfurcht dem Mann an der Formatkreissäge zugeschaut. Ich neige zur Vorsicht und son Ding möchte ich nicht unbedingt bedienen.
Sehr freundlich und nie nen genervten Eindruck gemacht o.ä. , obwohl mir der vierte Anruf doch etwas unangenehm war.
Darf auch wieder kommen. :emoji_thumbsup:
Nach den Zuschnitten ging es ans Verleimen:
20201030_175327.jpg
Hat etwas gebraucht bis ich mich mit den Maserungen anfreunden konnte. Inzwischen finde ich die sehr schön. Hatte beim Thema "stehende - liegende Jahresringe" eigentlich nur deren Vor- und Nachteile für den Bau im Kopf, nicht aber deren Erscheinung.
Das Verleimen hätte ich besser in Zwischenschritten gemacht. Es war stressig ohne Ende. Und letztlich waren ein paar Fugen für meinen Geschmack auch zu groß.
Dazu gab es ja nen "Hilfe" Thread. Mögliche Ursachen, zu lange Lagerung, verrutschte Lamellos o.ä.
Habe ich auftrennen lassen und neu verleimt. War die richtige Entscheidung.
Die Tischplatte habe ich dann mit der Tauchkreissäge "formatiert". Und wer schaut mich da an? Ein Lamello..... Waren auch nicht alle auf der gleichen Höhe. Hat mich fast 10cm Tisch gekostet.....

Tischplatte gefertigt, es folgten die Holzverbindungen:
20201202_181024.jpg 20201204_184616.jpg 20201209_111255.jpg

Hätte ich doch nur die Stemmmaschine gekauft. Das war brutal viel Arbeit. Leichten Tennisarm bekommen. Stundenlanges, tagelanges Gestemme, Gebohre und Gefräse. So "akkurat" wie auf Bild 2 war es überhaupt nicht. Das Stemmen der Zapfen außen war ne tolle Arbeit. Einsägen und wegstemmen, schien gut zu funktionieren fürs erste Mal. Das Freiräumen zwischen den Zapfen dagegen war ein Alptraum, genauso wie die etwa 5 cm tiefen Zapfenlöcher. Normal vorbohren und dann stemmen verträgt sich einfach nicht. Immerhin mit dem Forstner hats ganz gut geklappt bei den Löchern.
Zum Glück ist nichts rausgebrochen. Zwei Mal aber fast, weil ich unaufmerksam wurde und durchgestemmt habe gegen die Kante.
Dann ging es ans an Anpassen..... 3 von 4 haben ganz gut gepasst, nur die vierte Verbindung ging flutsch rein. "Furnier" draufgeklebt, geschliffen hin und her.
Immer wiedre gemessen, mm an den Brüstungen mit der Fräse abgenommen. Wieder Stunden damit verbracht.
Kopf zerbrochen über PU-Leim usw. Damit scheint es aber funktioniert zu haben. Bild der fertigen Beine habe ich nicht.

Die Zarge:

20201218_141310.jpg
Verleimen ist einfach stressig. Dazu ein fast sehr schlimmer Fehler.
Hatte mir viel früher ausgedacht wo die Streben hinkommen sollen und entsprechend markiert.
Dies habe ich aber nicht berücksichtigt, als ich die äußeren Streben an die Streben der Beine angepasst habe für die Bohrlöcher.
Und natürlich habe ich so eine Strebe falsch rum verleimt. Die Schrauben passten nicht mehr.... :emoji_rage:
Ein Glück hat einfaches Nachbohren gereicht.
Beim Bohren der Löcher hat alles bis aufs 8. Loch funktioniert. Unkonzentriert und schon passte es nicht. Stunde gebraucht, um das auszubessern.
Welche Löcher gemeint sind, sieht man am fertigen Tisch.


Ende Gratleisten habe ich einfach so mit der Hand gesägt. Hat imo gut geklappt.

20201220_163233.jpg

Zur Oberflächenbehandlung hatte ich kürzlich noch nen weiteren "Hilfe" Thread gestartet. Der Tisch war nicht plan genug. Kurz vor der letzten Ölung kam mir der Gedanke. Kurzbesuch beim Tischler und ab damit durch den Bandschleifer. Wieder nicht bereut die Korrektur. Nach 4 Monaten kam es auf keine Woche mehr an....

Und hier das Ergebnis. Zugegeben, ein Ölauftrag fehlt noch:

20210120_125639.jpg 20210120_125622.jpg 20210120_111628.jpg
Maße: 188cm x 87cm

Ich bin doch ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis. Auch, wenn manch einer meinen Ehrgeiz für übertrieben hielt. Besonders der eine oder andere Bekannte (nicht hier) "kommt nicht auf den mm" "ist Holz" usw. Hatte durchaus was von Ahab, gebe ich zu.
Es hat zwar meist Spass gemacht, aber das Ergebnis stand von Anfang im Vordergrund. Ich bin kein Bastler und schon gar kein Handwerker. Hatte aber sehr viel Zeit und wollte nen Tisch, den ich schön finde und den so gut herstellen, wie es nur irgendwie möglich ist für mich.
Würde ich das noch mal machen? Nicht ohne Maschinen, die bei mir im Keller stehen. Musste mir immer wieder für ein Wochenende Maschinen ausleihen. Abholen, zurückbringen usw. Toll, dass ich das gratis konnte, aber doch sehr nervig. Nen Tischler mit Zuschnitten beauftragen dagegen immer wieder. (wenn Kohle übrig ist)

Insgesamt haben drei Leute vom Tisch abgeraten. Zunächst ein befreundeter Tischler, mit dem ich kurz den Plan besprach, dann Lorenzo und letzte Woche sagt Hauke beim "Splint und Kern" Podcast: "erstes Projekt sollte kein Tisch sein". Alle haben natürlich Recht. Welcher Anfänger verbringt auch schon vier Monate mit nem Tischbau :emoji_laughing:

Eine Minikritik an die Youtuber muss sein: Sie könnten hier und da mal gezeigte Verfahren etwas mehr differenzieren. Die Größe der Bauteile spielt durchaus manchmal eine Rolle. War zumindest für mich nicht selbstverständlich.


Aller besten Dank hier bei der Community. Gerade die unterschiedlichen Vorschläge und Meinungen waren super.
Besonders bei Lorenzo, von dessen Erfahrungen ich wahnsinnig profitieren konnte, denn mehr als ein Youtube Zusammenschnitt vom Ishitani gab es ja nicht. Kein Bauplan ö.ä. Und bei Macchia für seine "Privatberatung" zur Schraubverbindung. Sauber Leute.

Nächstes Projekt, irgendwann vielleicht auch nie: Strandstuhl, Bett, Bank und vlt ne Sitztruhe :emoji_sunglasses:

Gruß Oska

PS: Ein Traum das Zusammenspiel zwischen Esche und Buche. Außerdem etwas eng dort. Wenn schon, denn schon, dacht ich mir.
 
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sonicbiker

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Moin Oska,
nicht nur dein Tisch gefällt mir sehr, sondern auch dein Text zur Projektvorstellung.
Chapeau!
Viele Grüße, Wolfram
 

mat.mix.jo

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Hallo Oska!

Insgesamt haben drei Leute vom Tisch abgeraten.

Gut dass du einen starken Willen hattest - mir gefällt der Tisch optisch sehr gut - auch ich halte es so wenn mir jemand von was abrät lege ich noch ein Schäufelchen drauf ... meist mit Lehrgeld aber man wächst ja bekanntlich mit der Herausforderung ...

Nächstes Projekt, irgendwann vielleicht auch nie

So geht das nicht wir wollen weitere Projekte sehen...

Nicht ohne Maschinen, die bei mir im Keller stehen.

Auf gehts - Werkstatt ausstatten und loslegen..

gr Josef
 
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Lorenzo

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Der Hammer Os(a)ka!
Das is mal ein Erstlingswerk... :emoji_open_mouth:
Ich geb zu, ich habe abgeraten mit diesem Tisch das Schreinern anzufangen, aber ich konnte auch nicht wirklich mit dieser Beharrlichkeit, und zwischendurch auch Frusttoleranz rechnen!
Ich hab aber ja auch schnell gemerkt dass dus ernst meinst, und dann auch nicht weiter gezweifelt. Und trotzdem, wenn ich jemanden nicht kenne, und von dieser Person so ne Anfrage kommt, würd ich weiterhin sagen: mach mal erst was kleineres... :emoji_wink:
Der Tisch sieht einfach super aus! Ich wünsch dir viel Spaß mit deinem eigenen Tisch. Es freut mich wirklich dass du nicht mit nem Haufen angehobelter und inzwischen krumm gewordenen Teile und nem stinkigen Gesichtsausdruck das Handtuch geworfen hast. Das hätte einigen Leuten durchaus so gehen können!
Da is jetz Stolz durchaus angebracht.
Gratuliere :emoji_thumbsup:
Wenn du Fragen zu einem deiner nächsten Projekte hast, von mir hörst du keine Warnung mehr. (Ich hätte da nen Entwurf für ein Bett das ich noch bauen werde, wenns soweit is, wirst du das bestimmt mitkriegen :emoji_wink: Wird nicht ganz trivial, genau das richtige also :emoji_slight_smile:

Und eins noch. Ich finds richtig gut dass du die Schwierigkeiten so offen hier teilst. Bei den meisten klappt ja alles und immer wie am Schnürchen!
 
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der_vik

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Riesen Respekt - das sieht klasse aus. Tischplatte selbst verleimen, dazu traditionelle Holzverbindungen in passgenauer Form... Das ganze als Erstlingswerk... Wenn ich überlege wie viel Luft ersten Schwalbenschwänze hatten :emoji_cold_sweat:

Lieben Gruß,
Vik.
 

oska

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Vielen Dank Euch allen fürs Lob. :emoji_thumbsup:

@U.Tho Tho
:emoji_joy:
Zu den "Verehrern" japanischen Handwerks gehöre ich trotzdem nicht. Einfach zufällig über das Design gestolpert. Aber klar, beeindruckend sind deren Fingerfertigkeiten in den Videos dann schon. Aber auch nicht mehr als z.B. die erwähnten Restaurationen. Von beiden verstehe ich aber auch viel zu wenig, um das beurteilen zu können.

@mat.mix.jo
Woher nehmen, wenn nicht stehlen. Ich schau mal, ob ich im Frühling was anschaffe :emoji_wink:


@Lorenzo
Das "hatten alle Recht" war wirklich so gemeint, wollte mich da nicht loben. Wobei es auch stimmt, es mir ein wenig beweisen zu wollen. Das ist denke ich auch nicht verkehrt, wenn man die Zeit hat. Übertrieben war es sicherlich etwas. Die beschriebenen Schwierigkeiten waren das eine, das andere natürlich auch ein paar Unsauberkeiten, die dann den Anfänger total entlarven, die man aber kaum wahrnehmen kann, wenn man nicht sucht.
edit: Stabilität ist echt top. Würde ich nächstes Mal filigraner gestalten. Aufs Bett freue ich mich. Jetzt weiß ich zumindest, was große Teile so für Tücken haben.

@der_vik

Passgenau. Huust. Könnte auch noch Detailbilder von einem "Gratnutstopfen" oder zugekitetteten Fugen zwischen Beinen und Streben posten.
Von einem ramponierten Doppelzapfen ganz zu schweigen. :emoji_wink:
Aber alles praktisch nicht sichtbar und noch funktional, würde ich vermuten. Abschließend wird das die Zeit zeigen.
Verschweigen wollte ich das allerdings nicht, nur vergessen in dem langen Text.
 
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Ankece

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Mir gefällt der Tisch sehr gut. Vielleicht könntest du noch ein paar Bilder vom fertig geöltem Tisch einstellen, würde mich sehr interessieren.

Der Bericht ist klasse geschrieben und zeigt die Probleme auf, die bestimmt jeder schon einmal erlebt hat.
Danke fürs zeigen.
 

oska

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Mir gefällt der Tisch sehr gut. Vielleicht könntest du noch ein paar Bilder vom fertig geöltem Tisch einstellen, würde mich sehr interessieren.

Der Bericht ist klasse geschrieben und zeigt die Probleme auf, die bestimmt jeder schon einmal erlebt hat.
Danke fürs zeigen.

Dank Dir.
Mach ich, dann auch mit besserer Kamera und oder besserem Licht. Denke, wird sich aber nicht viel ändern. Habe das Osmo Topoil Natural genommen. Der ist jetzt mit 120 geschliffen, geölt und mit 180 geschliffen. Warte noch auf son Auftragvlies und hoffe damit gehts einfacher. Letzter Auftrag hat zwar geklappt, aber davor war es mal fleckig und ich hatte wieder runtergeschliffen. Da er nun in der Wohnung steht, wollt ich das nicht wiederholen.
Wollte noch erwähnt haben, was Ölwachs für ne fiese Pampe ist.....
 

Lico

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Der Tisch als Erstlingswerk ist der Hammer. Hut ab!
Einen Tipp für die Zapfenlöcher hab ich. Mit dem Ausbohren macht man sich die Arbeit mMn schwerer statt leichter. Wäre aber gut, wenn sich noch andere dazu äußern könnten. Man prökelt so mit dem Stecheisen zwischen den Löchern rum, statt sauber Späne auszustemmen.

Lico
 

oska

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Der Tisch als Erstlingswerk ist der Hammer. Hut ab!
Einen Tipp für die Zapfenlöcher hab ich. Mit dem Ausbohren macht man sich die Arbeit mMn schwerer statt leichter. Wäre aber gut, wenn sich noch andere dazu äußern könnten. Man prökelt so mit dem Stecheisen zwischen den Löchern rum, statt sauber Späne auszustemmen.

Lico

Merci.
Absolut. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Bei den Zapfenlöchern konnte ich das mit dem Forstner lösen. Da hatte ich dann nur vorgebohrt, um den günstigen Forster zu schonen. Zuvor hatte ich aber die Zapfen hergestellt und da war das Vorgebohre zwischen den Zapfen völlig kontraproduktiv.
Würde in Zukunft die Größe der Zapfenverbindungen ans "Gerät" in dem Fall z.B. dem Forstner anpassen. Auch bei einer Stemmmaschine führt das vermutlich zu einem besseren Ergebnis.

edit: Die beschriebene Problematik bezieht sich in meiner Erfahrung allerdings nur auf das Ausstemmen zwischen den Zapfen. So ein Doppelzapfen ist vermutlich eher ne seltene Angelegenheit. Dabei fällt mir noch ein, dass die Verbindung ja "blind" ist. Das Stemmen scheint mir daher schwieriger, was die reine Arbeit, aber wesentlich einfacher was die erforderliche Präzision betrifft.
 
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Leibhaftiger

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Sehr schöner Tisch und als Erstlingswerk: Chapeau! Fand den Tisch bei Lorenzo schon ziemlich attraktiv, fand aber den Schwierigkeitsgrad etwas heftig für meine Fähigkeiten. Deine Vorstellung (und das Ergebnis) machen aber Mut, mich da doch ranzuwagen. Vielen Dank fürs Zeigen!
 

Lorenzo

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In Bezug aufs vorbohren: bei den Zapfenlöchern find ich das nicht ganz sinnlos. Du stemmst da ja ins Volle, und wenn erst mal der Großteil des Materials raus is, bedeutet das normal schon dass man deutlich schneller ist. Beim Doppelzapfen würd ich auch nix bohren. Da kannst du erst von der einen Seite anfangen, muss auch nicht bis zur Mitte. Du stemmst quasi eine Keilförmige Aussparung. Dann drehst du das Werkstück um, stemmt ein wenig rein, und jetz kannst du gleich an der Hirnholzseite das Stemmeisen ansetzen, etwa so weit wie du auch reingestemmt hast, und nen ganzen Klotz rausspalten. So geht es dann richtig schnell bis du an dem vorher schon gestemmten "Keil" ankommst. Durch das vorstemmen auf der einen Seite verhinderst du dort ein ausreissen. Jetz wollt ich dir grad ne Skizze malen, aber wozu gibts Youtube:
Ab 12:47 zeigt Heiko was ich hier versuche zu erklären.. :emoji_wink:
Das heisst dass du eben nicht das ganze Material mit dem Stemmeisen zu kleinen Spänen verarbeitest.
Und noch was dazu, aber das hast du ja schon erkannt. Wenn man mit Handwerkzeugen arbeitet, tut man sich einen großen Gefallen wenn man die Breite der gestemmten Löcher auf das verwendete Stemmeisen abstimmt. Wenn man grad nen mm breiter stemmen muss ist es einfach viel mehr Arbeit, und die Gefahr dass es nicht so sauber wird ist auch viel größer!
 

oska

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Das tut jetzt schon etwas weh beim Zusehen :emoji_joy:

Sehe, was ich außerdem dabei falsch gemacht habe. Also angestemmt habe ich am Riss wie zu sehen ist, dann aber gegengestemmt mit Spiegelseite nach unten. Keine Ahnung wie wichtig das ist?!
Den beinahe "Totalschaden" habe ich verursacht, als ich den Grund des Schlitzes nachgearbeitet hatte und einfach von oben nach unten durchstemmen wollte. Das war natürlich nicht sehr schlau.
Ein anderes Mal ist das Stemmeisen bei einem Zapfen der Faser gefolgt. Also bei dem Arbeitsschritt der unter "Holzverbindungen Bild 1" im Eingangsthread zu sehen ist. War vlt zu viel Material in dem Moment, keine Ahnung, war merkwürdig. Da musste ich dann "furnieren".
 
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Lorenzo

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Is oft auch eine Frage des vorhanden Werkzeuges und der Erfahrung. Mit dem Stemmeisen mach ich an einem Zapfen gar nicht rum, da verwend ich nen Hobel. Man kann natürlcih auch mal kleine Unebenheiten mit dem Stemmeisen wegschälen, dann am besten ein möglichst breites um ne gute Auflagefläche zu haben. Aber gerade die Außenkanten des Zapfens sind schieriger perfekt sauber und gerade hinzukriegen wenn man keine definierte Spanabnahme hat.
Dass du das Stemmeisen beim Zapfenloch stemmen gedreht hast und wieder die Spiegelseite Richtung Holz gezeigt hat, ist kein Problem. Kostet nur bisschen Zeit. Ich hab am Anfang immer nur in eine Richtung gestemmt, und viel neu eingespannt und so weiter. Im Lauf der Zeit merkt man was einfach nur Zeit kostet, und was die wichtigen Arbeitsschritte sind, bei denen es auf Präzision ankommt. Eigentlich vor allem die, bei denen man nicht über seinen Riss drüber hinaus kommen darf. Viel Arbeit mach das Material entfernen, da ist man irgendwann nicht mehr so pingelig und zaghaft. :emoji_wink: Wobei ich immer noch pingelig bin. Ich mags zum Beispiel gar nicht wenn das Hirnholz im Schlitz oder bei ner Zinkenverbindung mit ausreisst. Is aber im Prinzip, so langs sichs in Grenzen hält, völlig egal. Der Kleber kann da eh nicht viel machen.
Was auch gut hilft um deinen beinahe Totalschaden zu vermeiden: Spann dir nen rechtwinkligen Klotz genau auf den Riss, und nutz den Klotz als Führung für dein Stemmeisen. Und nie ganz durchstemmen, immer von beiden Seiten zur Mitte hin.
 

VolkerDK

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https://www.dictum.com/de/lie-nielsen-hobel-baea/lie-nielsen-simshobel-nr-73-703756

Simshobel ist wohl das Stichwort...300 Schleifen fuer den Grossen. Leider ausverkauft, braucht man nichtmehr anfragen zur Zeit.

Toller Tisch, wie hast du die Gratleiste gefertigt? Damit steht und faellt das ganze ja :emoji_slight_smile:
Ist auch eines der Ishitani Designs, das mir am besten gefaellt. Hut ab, die Zapfen gleich von Hand stemmen....da bin ich schnell von ab gekommen.
Jetzt fraese ich die Zapfen und stemme die Loecher mit einer kleinen Record Power BM16.

Die koenntest du dir mal angucken. Mit 50mm tiefen Loechern ist die in 1/2" bei Hartholz aber absolut am Limit....bedingte Empfehlung...aber passt halt auf jede Werkbank.
 

oska

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https://www.dictum.com/de/lie-nielsen-hobel-baea/lie-nielsen-simshobel-nr-73-703756

Simshobel ist wohl das Stichwort...300 Schleifen fuer den Grossen. Leider ausverkauft, braucht man nichtmehr anfragen zur Zeit.

Toller Tisch, wie hast du die Gratleiste gefertigt? Damit steht und faellt das ganze ja :emoji_slight_smile:
Ist auch eines der Ishitani Designs, das mir am besten gefaellt. Hut ab, die Zapfen gleich von Hand stemmen....da bin ich schnell von ab gekommen.
Jetzt fraese ich die Zapfen und stemme die Loecher mit einer kleinen Record Power BM16.

Die koenntest du dir mal angucken. Mit 50mm tiefen Loechern ist die in 1/2" bei Hartholz aber absolut am Limit....bedingte Empfehlung...aber passt halt auf jede Werkbank.

Die BM16 hatte ich schon fast im Warenkorb. Dann gedacht, mit Vorbohren klappt das schon und nur nen Bohrständer gekauft, da ich insgesamt 12 Löcher relativ genau bohren musste. Hatte zudem Lust auf Stemmarbeiten mit der Hand.
Letzteres meine ich auch mit meiner Minikritik "Differenzierung bei vorgestellten Verfahren". Einfach ein Unterschied, ob das Loch 3cm oder 5cm tief ist. Hilft dann wenig, wenn ich selbst erahnen kann oder gesagt wird, dass es Grenzen gibt. Wo diese Grenze ungefähr ist, das muss ich wissen. Sonst stehe ich da mit der Maschine und im besten Fall funktionierts nicht und das wäre schon sehr ärgerlich. Auf der anderen Seite wäre evt. viel gewonnen, wenn man damit nur vorarbeitet.
Gilt ein Stück auch für das Stemmen per Hand. Mit der Tiefe wirds schwieriger, wenn man nicht durchstemmt.

Der Hobel kostet nicht viel weniger als die BM-16 :emoji_joy:
Bei Dictum gibts auch zwei Stemmmaschinen. Würde mich sehr interessieren, was die leisten können und was nicht.

Zu den Gratleisten:
Die Leisten an einem improvisierten Frästisch eines Bekannten hergestellt. Allerdings (Fehler Nr. 1) noch nicht konisch.
Anschließend versucht dies zu schleifen (riesen Idee), was nicht funktionierte und schließlich mit Fräse und Schiene gemacht. Ging nicht so schlecht.
Dann angezeichnet.
Ablauf ungefähr wie hier:
Dann mit der Tauchkreissäge vorgesägt und den Grat gefräst. Fehler Nr.2: zu wenig Vertrauen in den Anriss und das "konische Prinzip". Also langsam vorgetastet. Fehler Nr.3: Da die Unterseite der Platte nicht 100% plan war, kam es zu Problemen mit der Auflage der Leiste. Hauptsächlich an den Flanken. Dort habe ich dann einfach stellenweise weggefräst. Sah sehr nach Baustelle aus. Das habe ich am Ende weggeschliffen.
Mit Wachs ging es aber stramm rein und auch so wie es "sein soll". Erst locker und am Ende mit dem Hammer. Gleichmäßig viel Luft an Flanken und am Grund ist sicher nicht vorhanden. War froh, dass es drin saß. Leim habe ich nicht verwendet, auch nicht für die "Stopfen".
Die Zeit wirds zeigen. :emoji_laughing:

Übrigens finde ich die kleine Makita-Fräse super. Wenn man vorsägt, reicht die auch völlig für größere Teile. Mag mit Zwischenschritten dann etwas unpräziser sein, allerdings scheint mir ne Fräse generell eine super genaue Maschine zu sein. Das Ergebnis am improvisierten Frästisch sah auch super gut aus.
 
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oska

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Is oft auch eine Frage des vorhanden Werkzeuges und der Erfahrung. Mit dem Stemmeisen mach ich an einem Zapfen gar nicht rum, da verwend ich nen Hobel. Man kann natürlcih auch mal kleine Unebenheiten mit dem Stemmeisen wegschälen, dann am besten ein möglichst breites um ne gute Auflagefläche zu haben. Aber gerade die Außenkanten des Zapfens sind schieriger perfekt sauber und gerade hinzukriegen wenn man keine definierte Spanabnahme hat.
Dass du das Stemmeisen beim Zapfenloch stemmen gedreht hast und wieder die Spiegelseite Richtung Holz gezeigt hat, ist kein Problem. Kostet nur bisschen Zeit. Ich hab am Anfang immer nur in eine Richtung gestemmt, und viel neu eingespannt und so weiter. Im Lauf der Zeit merkt man was einfach nur Zeit kostet, und was die wichtigen Arbeitsschritte sind, bei denen es auf Präzision ankommt. Eigentlich vor allem die, bei denen man nicht über seinen Riss drüber hinaus kommen darf. Viel Arbeit mach das Material entfernen, da ist man irgendwann nicht mehr so pingelig und zaghaft. :emoji_wink: Wobei ich immer noch pingelig bin. Ich mags zum Beispiel gar nicht wenn das Hirnholz im Schlitz oder bei ner Zinkenverbindung mit ausreisst. Is aber im Prinzip, so langs sichs in Grenzen hält, völlig egal. Der Kleber kann da eh nicht viel machen.
Was auch gut hilft um deinen beinahe Totalschaden zu vermeiden: Spann dir nen rechtwinkligen Klotz genau auf den Riss, und nutz den Klotz als Führung für dein Stemmeisen. Und nie ganz durchstemmen, immer von beiden Seiten zur Mitte hin.

Spannen war auch ein Thema. Dafür hat jemand "Schnellspanngriffe" erfunden.

Wie man Zapfen "nur" mit Hobel macht, würde ich gern sehen. Oder meinst du die Feinarbeit daran?
 

oska

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Wie nennt man eigentlich diese "Flecken" im Holz, die man gut auf der zweiten und dritten Lamelle sehen kann?
 

Ankece

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Hallo Oska,

wenn du mal Verbindungen mit Handwerkzeugen in Perfektion sehen willst, dann schau dir auf YT mal Dorian Bracht an.

Ich bohre eingestemmte Zapfen mit dem Forstnerbohrer bis zur gewünschten Tiefe vor. Zum Riss lasse ich aber ca. 2mm Platz. Am Anfang hatte ich auch Probleme den Boden des Zapfenlochs sauber zu bekommen, aber mit der Zeit kommt der gewünschte Erfolg.
 

Lorenzo

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Immer wenn es möglich ist, wird erst mal gesägt! Das geht am schnellsten und mit bisschen Übung auch extrem genau. Dann, wenns sein muss, stemmen, dann die Feinarbeit, und da kommt dann der Hobel ins Spiel.

Ich hab keine Stemmmaschine, und vielleicht is der Tipp bei dir wieder nicht angebracht, genau wie :"fang mal lieber nicht mit nem Tisch an" ,aber ich glaub du brauchst noch ein paar andere Dinge in der Werkstatt bevor du dir ne Stemmmaschine holst. :emoji_wink:

Und mehr Struktur beim durchführen der einzelnen Arbeiten.
Zerleg den Tischbau in einzelne Arbeitsschritte, und schau diran wie man die macht. Dorian Bracht, Heiko Rech, oder auf englisch zum Beispiel Paul Sellers oder auch Matt Estlea wenn man bisschen "flashiger" mag. Oder frag hier nach.

Bei den Flecken ist wahrscheinlich eine Welle im Faserverlauf, dann taucht mal bisschen Hirnholz an der Oberfläche auf, und das nimmt das Öl viel stärker auf. Das wirkt solange matter als der Rest, bis man genug Öl eingebracht hat um es zu sättigen. Fühlt es sich bisschen rauer an als der Rest? dann mit feinem Schleifpapier (280 oder 320) drüber streicheln, und Öl angeben.
Aber du sagst ja selbst dass noch mindestens einmal Öl fehlt. Wenn du die nächste Schicht machst, lass an den Stellen mal bis zum abnehmen des Überschusses ne kleine Pfütze stehen. Am besten funktioniert das beim ersten Auftrag da, kann das Öl noch am ungehindertsten ins Holz, geht aber auch jetz noch.
 

oska

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Immer wenn es möglich ist, wird erst mal gesägt! Das geht am schnellsten und mit bisschen Übung auch extrem genau. Dann, wenns sein muss, stemmen, dann die Feinarbeit, und da kommt dann der Hobel ins Spiel.

Ich hab keine Stemmmaschine, und vielleicht is der Tipp bei dir wieder nicht angebracht, genau wie :"fang mal lieber nicht mit nem Tisch an" ,aber ich glaub du brauchst noch ein paar andere Dinge in der Werkstatt bevor du dir ne Stemmmaschine holst. :emoji_wink:

Und mehr Struktur beim durchführen der einzelnen Arbeiten.
Zerleg den Tischbau in einzelne Arbeitsschritte, und schau diran wie man die macht. Dorian Bracht, Heiko Rech, oder auf englisch zum Beispiel Paul Sellers oder auch Matt Estlea wenn man bisschen "flashiger" mag. Oder frag hier nach.

Bei den Flecken ist wahrscheinlich eine Welle im Faserverlauf, dann taucht mal bisschen Hirnholz an der Oberfläche auf, und das nimmt das Öl viel stärker auf. Das wirkt solange matter als der Rest, bis man genug Öl eingebracht hat um es zu sättigen. Fühlt es sich bisschen rauer an als der Rest? dann mit feinem Schleifpapier (280 oder 320) drüber streicheln, und Öl angeben.
Aber du sagst ja selbst dass noch mindestens einmal Öl fehlt. Wenn du die nächste Schicht machst, lass an den Stellen mal bis zum abnehmen des Überschusses ne kleine Pfütze stehen. Am besten funktioniert das beim ersten Auftrag da, kann das Öl noch am ungehindertsten ins Holz, geht aber auch jetz noch.

Die Flecken waren vor dem Ölen bereits da. Stören mich auch nicht. Würde nur interessieren, was genau es damit auf sich hat.

Stemmarbeiten haben teils durchaus Spass gemacht, eine Leidenschaft wollte/werde ich da aber nicht entwickeln. Wie gesagt, für mich steht das Ergebnis schon im Vordergrund. Gern mit traditionellen Verbindungen, gerade wenn ein Entwurf dies vorsieht, aber nicht unbedingt mit der Hand.
 
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