Moin zusammen, es ist vollbracht. Mein Esstisch ist nun fertig.
Daher ist die Zeit gekommen, mein Projekt auf vielfachen Wunsch hin vorzustellen.
Da dies nie geplant war, improvisiere ich einfach mal eine gewisse Struktur daher mit mehr oder weniger sinnvollen Details und Bildern und viel Text.
Wie kam es zu dieser Reise?
Vor einigen Jahren entdeckte ich den Ishitani Tisch und war von dem Design, aber auch von der präzisen Fertigung sehr angetan. Speziell die Stemmmaschine, die ich zu dem Zeitpunkt noch nie gesehen habe, fand ich cool. Daneben hatte ich noch einige Videos von "Tischlerarbeiten, Handwerk, Restaurierungen, Antiquitäten" angeschaut. Ich mag schöne Dinge und wenn mir was gefällt, dann bin ich leicht zu begeistern. Das war es dann aber auch wieder mit Tischlerunterhaltung.
Im Frühjahr 2020 bin ich dann über einige Bastler Channel gestolpert und bei Maschinenhandel Meyer, Holzwerken und co. gelandet, wo ich dann in einigen Wochen meine Ausbildung absolviert habe
. Ich hatte eigentlich vor ne Sitztruhe für die Küche zu bauen. Allerdings brauchte ich auch nen Esstisch und da ich in Kurzarbeit war und viel Zeit hatte, schaute ich nochmal bei Ishitani vorbei. "Ja, der Tisch gefällt immer noch." Ich bin in soweit "Realist", als dass mir völlig klar war, dass ich keine Ahnung von Holzarbeit, aber auch nicht von Handwerk habe. Nun ist in der Nähe eine offene Tischlerei und man kann dort zusammen mit einem jungen Tischler Projekte umsetzen. Und so hatte mich der Ehrgeiz gepackt und der Entschluss standfest, der Tisch soll es ein. Mit Unterstützung und nem Plan ist es irgendwie nur Malen nach Zahlen.
Oder doch nicht?
Dann gingen die Probleme los. Kurz nach dem Holzkauf (ca. August) hat sich die Werkstatt für mich in Luft aufgelöst. Der Typ mit dem ich den Plan besprochen hatte, war nicht zu erreichen, dann wurde ein Termin verschoben, dann war Ende Oktober und Lockdown. War doch ziemlich sauer, absolut katastrophale Kommunikation. Und die super ausgestattete, gemeinnützige Werkstatt steht sehr oft ungenutzt rum.
Nun einige Arbeitsschritte "dokumentiert":
Der Holzkauf hat äußerst viel Spaß gemacht. Wenn man gerade im "Holzmodus" ist, ist so ein großer Furnierhändler wie ein Freizeitpark.
Gekauft habe ich "Esche weiß". Bedeutet wohl besäumt und ohne Kern? War teuer, aber dafür wenig Verschnitt.
Natürlich ging der Plan nicht auf. Ein Tischler trennt Bohlen nicht mit der Bandsäge auf, sondern mit der Kreissäge und so blieb für einige Bauteile zu wenig übrig.
Also Holz nachgekauft. (musste ein drittes Mal Holz nachkaufen und war insgesamt vier Mal beim Tischler für Zuschnittarbeiten). Super Planung. Aber beides war ne tolleSache. Mit etwas Ehrfurcht dem Mann an der Formatkreissäge zugeschaut. Ich neige zur Vorsicht und son Ding möchte ich nicht unbedingt bedienen.
Sehr freundlich und nie nen genervten Eindruck gemacht o.ä. , obwohl mir der vierte Anruf doch etwas unangenehm war.
Darf auch wieder kommen.
Nach den Zuschnitten ging es ans Verleimen:
Hat etwas gebraucht bis ich mich mit den Maserungen anfreunden konnte. Inzwischen finde ich die sehr schön. Hatte beim Thema "stehende - liegende Jahresringe" eigentlich nur deren Vor- und Nachteile für den Bau im Kopf, nicht aber deren Erscheinung.
Das Verleimen hätte ich besser in Zwischenschritten gemacht. Es war stressig ohne Ende. Und letztlich waren ein paar Fugen für meinen Geschmack auch zu groß.
Dazu gab es ja nen "Hilfe" Thread. Mögliche Ursachen, zu lange Lagerung, verrutschte Lamellos o.ä.
Habe ich auftrennen lassen und neu verleimt. War die richtige Entscheidung.
Die Tischplatte habe ich dann mit der Tauchkreissäge "formatiert". Und wer schaut mich da an? Ein Lamello..... Waren auch nicht alle auf der gleichen Höhe. Hat mich fast 10cm Tisch gekostet.....
Tischplatte gefertigt, es folgten die Holzverbindungen:
Hätte ich doch nur die Stemmmaschine gekauft. Das war brutal viel Arbeit. Leichten Tennisarm bekommen. Stundenlanges, tagelanges Gestemme, Gebohre und Gefräse. So "akkurat" wie auf Bild 2 war es überhaupt nicht. Das Stemmen der Zapfen außen war ne tolle Arbeit. Einsägen und wegstemmen, schien gut zu funktionieren fürs erste Mal. Das Freiräumen zwischen den Zapfen dagegen war ein Alptraum, genauso wie die etwa 5 cm tiefen Zapfenlöcher. Normal vorbohren und dann stemmen verträgt sich einfach nicht. Immerhin mit dem Forstner hats ganz gut geklappt bei den Löchern.
Zum Glück ist nichts rausgebrochen. Zwei Mal aber fast, weil ich unaufmerksam wurde und durchgestemmt habe gegen die Kante.
Dann ging es ans an Anpassen..... 3 von 4 haben ganz gut gepasst, nur die vierte Verbindung ging flutsch rein. "Furnier" draufgeklebt, geschliffen hin und her.
Immer wiedre gemessen, mm an den Brüstungen mit der Fräse abgenommen. Wieder Stunden damit verbracht.
Kopf zerbrochen über PU-Leim usw. Damit scheint es aber funktioniert zu haben. Bild der fertigen Beine habe ich nicht.
Die Zarge:
Verleimen ist einfach stressig. Dazu ein fast sehr schlimmer Fehler.
Hatte mir viel früher ausgedacht wo die Streben hinkommen sollen und entsprechend markiert.
Dies habe ich aber nicht berücksichtigt, als ich die äußeren Streben an die Streben der Beine angepasst habe für die Bohrlöcher.
Und natürlich habe ich so eine Strebe falsch rum verleimt. Die Schrauben passten nicht mehr....
Ein Glück hat einfaches Nachbohren gereicht.
Beim Bohren der Löcher hat alles bis aufs 8. Loch funktioniert. Unkonzentriert und schon passte es nicht. Stunde gebraucht, um das auszubessern.
Welche Löcher gemeint sind, sieht man am fertigen Tisch.
Ende Gratleisten habe ich einfach so mit der Hand gesägt. Hat imo gut geklappt.
Zur Oberflächenbehandlung hatte ich kürzlich noch nen weiteren "Hilfe" Thread gestartet. Der Tisch war nicht plan genug. Kurz vor der letzten Ölung kam mir der Gedanke. Kurzbesuch beim Tischler und ab damit durch den Bandschleifer. Wieder nicht bereut die Korrektur. Nach 4 Monaten kam es auf keine Woche mehr an....
Und hier das Ergebnis. Zugegeben, ein Ölauftrag fehlt noch:
Maße: 188cm x 87cm
Ich bin doch ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis. Auch, wenn manch einer meinen Ehrgeiz für übertrieben hielt. Besonders der eine oder andere Bekannte (nicht hier) "kommt nicht auf den mm" "ist Holz" usw. Hatte durchaus was von Ahab, gebe ich zu.
Es hat zwar meist Spass gemacht, aber das Ergebnis stand von Anfang im Vordergrund. Ich bin kein Bastler und schon gar kein Handwerker. Hatte aber sehr viel Zeit und wollte nen Tisch, den ich schön finde und den so gut herstellen, wie es nur irgendwie möglich ist für mich.
Würde ich das noch mal machen? Nicht ohne Maschinen, die bei mir im Keller stehen. Musste mir immer wieder für ein Wochenende Maschinen ausleihen. Abholen, zurückbringen usw. Toll, dass ich das gratis konnte, aber doch sehr nervig. Nen Tischler mit Zuschnitten beauftragen dagegen immer wieder. (wenn Kohle übrig ist)
Insgesamt haben drei Leute vom Tisch abgeraten. Zunächst ein befreundeter Tischler, mit dem ich kurz den Plan besprach, dann Lorenzo und letzte Woche sagt Hauke beim "Splint und Kern" Podcast: "erstes Projekt sollte kein Tisch sein". Alle haben natürlich Recht. Welcher Anfänger verbringt auch schon vier Monate mit nem Tischbau
Eine Minikritik an die Youtuber muss sein: Sie könnten hier und da mal gezeigte Verfahren etwas mehr differenzieren. Die Größe der Bauteile spielt durchaus manchmal eine Rolle. War zumindest für mich nicht selbstverständlich.
Aller besten Dank hier bei der Community. Gerade die unterschiedlichen Vorschläge und Meinungen waren super.
Besonders bei Lorenzo, von dessen Erfahrungen ich wahnsinnig profitieren konnte, denn mehr als ein Youtube Zusammenschnitt vom Ishitani gab es ja nicht. Kein Bauplan ö.ä. Und bei Macchia für seine "Privatberatung" zur Schraubverbindung. Sauber Leute.
Nächstes Projekt, irgendwann vielleicht auch nie: Strandstuhl, Bett, Bank und vlt ne Sitztruhe
Gruß Oska
PS: Ein Traum das Zusammenspiel zwischen Esche und Buche. Außerdem etwas eng dort. Wenn schon, denn schon, dacht ich mir.
Daher ist die Zeit gekommen, mein Projekt auf vielfachen Wunsch hin vorzustellen.
Da dies nie geplant war, improvisiere ich einfach mal eine gewisse Struktur daher mit mehr oder weniger sinnvollen Details und Bildern und viel Text.
Wie kam es zu dieser Reise?
Vor einigen Jahren entdeckte ich den Ishitani Tisch und war von dem Design, aber auch von der präzisen Fertigung sehr angetan. Speziell die Stemmmaschine, die ich zu dem Zeitpunkt noch nie gesehen habe, fand ich cool. Daneben hatte ich noch einige Videos von "Tischlerarbeiten, Handwerk, Restaurierungen, Antiquitäten" angeschaut. Ich mag schöne Dinge und wenn mir was gefällt, dann bin ich leicht zu begeistern. Das war es dann aber auch wieder mit Tischlerunterhaltung.
Im Frühjahr 2020 bin ich dann über einige Bastler Channel gestolpert und bei Maschinenhandel Meyer, Holzwerken und co. gelandet, wo ich dann in einigen Wochen meine Ausbildung absolviert habe
Oder doch nicht?
Dann gingen die Probleme los. Kurz nach dem Holzkauf (ca. August) hat sich die Werkstatt für mich in Luft aufgelöst. Der Typ mit dem ich den Plan besprochen hatte, war nicht zu erreichen, dann wurde ein Termin verschoben, dann war Ende Oktober und Lockdown. War doch ziemlich sauer, absolut katastrophale Kommunikation. Und die super ausgestattete, gemeinnützige Werkstatt steht sehr oft ungenutzt rum.
Nun einige Arbeitsschritte "dokumentiert":

Der Holzkauf hat äußerst viel Spaß gemacht. Wenn man gerade im "Holzmodus" ist, ist so ein großer Furnierhändler wie ein Freizeitpark.
Gekauft habe ich "Esche weiß". Bedeutet wohl besäumt und ohne Kern? War teuer, aber dafür wenig Verschnitt.
Natürlich ging der Plan nicht auf. Ein Tischler trennt Bohlen nicht mit der Bandsäge auf, sondern mit der Kreissäge und so blieb für einige Bauteile zu wenig übrig.
Also Holz nachgekauft. (musste ein drittes Mal Holz nachkaufen und war insgesamt vier Mal beim Tischler für Zuschnittarbeiten). Super Planung. Aber beides war ne tolleSache. Mit etwas Ehrfurcht dem Mann an der Formatkreissäge zugeschaut. Ich neige zur Vorsicht und son Ding möchte ich nicht unbedingt bedienen.
Sehr freundlich und nie nen genervten Eindruck gemacht o.ä. , obwohl mir der vierte Anruf doch etwas unangenehm war.
Darf auch wieder kommen.
Nach den Zuschnitten ging es ans Verleimen:

Hat etwas gebraucht bis ich mich mit den Maserungen anfreunden konnte. Inzwischen finde ich die sehr schön. Hatte beim Thema "stehende - liegende Jahresringe" eigentlich nur deren Vor- und Nachteile für den Bau im Kopf, nicht aber deren Erscheinung.
Das Verleimen hätte ich besser in Zwischenschritten gemacht. Es war stressig ohne Ende. Und letztlich waren ein paar Fugen für meinen Geschmack auch zu groß.
Dazu gab es ja nen "Hilfe" Thread. Mögliche Ursachen, zu lange Lagerung, verrutschte Lamellos o.ä.
Habe ich auftrennen lassen und neu verleimt. War die richtige Entscheidung.
Die Tischplatte habe ich dann mit der Tauchkreissäge "formatiert". Und wer schaut mich da an? Ein Lamello..... Waren auch nicht alle auf der gleichen Höhe. Hat mich fast 10cm Tisch gekostet.....
Tischplatte gefertigt, es folgten die Holzverbindungen:



Hätte ich doch nur die Stemmmaschine gekauft. Das war brutal viel Arbeit. Leichten Tennisarm bekommen. Stundenlanges, tagelanges Gestemme, Gebohre und Gefräse. So "akkurat" wie auf Bild 2 war es überhaupt nicht. Das Stemmen der Zapfen außen war ne tolle Arbeit. Einsägen und wegstemmen, schien gut zu funktionieren fürs erste Mal. Das Freiräumen zwischen den Zapfen dagegen war ein Alptraum, genauso wie die etwa 5 cm tiefen Zapfenlöcher. Normal vorbohren und dann stemmen verträgt sich einfach nicht. Immerhin mit dem Forstner hats ganz gut geklappt bei den Löchern.
Zum Glück ist nichts rausgebrochen. Zwei Mal aber fast, weil ich unaufmerksam wurde und durchgestemmt habe gegen die Kante.
Dann ging es ans an Anpassen..... 3 von 4 haben ganz gut gepasst, nur die vierte Verbindung ging flutsch rein. "Furnier" draufgeklebt, geschliffen hin und her.
Immer wiedre gemessen, mm an den Brüstungen mit der Fräse abgenommen. Wieder Stunden damit verbracht.
Kopf zerbrochen über PU-Leim usw. Damit scheint es aber funktioniert zu haben. Bild der fertigen Beine habe ich nicht.
Die Zarge:

Verleimen ist einfach stressig. Dazu ein fast sehr schlimmer Fehler.
Hatte mir viel früher ausgedacht wo die Streben hinkommen sollen und entsprechend markiert.
Dies habe ich aber nicht berücksichtigt, als ich die äußeren Streben an die Streben der Beine angepasst habe für die Bohrlöcher.
Und natürlich habe ich so eine Strebe falsch rum verleimt. Die Schrauben passten nicht mehr....
Ein Glück hat einfaches Nachbohren gereicht.
Beim Bohren der Löcher hat alles bis aufs 8. Loch funktioniert. Unkonzentriert und schon passte es nicht. Stunde gebraucht, um das auszubessern.
Welche Löcher gemeint sind, sieht man am fertigen Tisch.
Ende Gratleisten habe ich einfach so mit der Hand gesägt. Hat imo gut geklappt.

Zur Oberflächenbehandlung hatte ich kürzlich noch nen weiteren "Hilfe" Thread gestartet. Der Tisch war nicht plan genug. Kurz vor der letzten Ölung kam mir der Gedanke. Kurzbesuch beim Tischler und ab damit durch den Bandschleifer. Wieder nicht bereut die Korrektur. Nach 4 Monaten kam es auf keine Woche mehr an....
Und hier das Ergebnis. Zugegeben, ein Ölauftrag fehlt noch:



Maße: 188cm x 87cm
Ich bin doch ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis. Auch, wenn manch einer meinen Ehrgeiz für übertrieben hielt. Besonders der eine oder andere Bekannte (nicht hier) "kommt nicht auf den mm" "ist Holz" usw. Hatte durchaus was von Ahab, gebe ich zu.
Es hat zwar meist Spass gemacht, aber das Ergebnis stand von Anfang im Vordergrund. Ich bin kein Bastler und schon gar kein Handwerker. Hatte aber sehr viel Zeit und wollte nen Tisch, den ich schön finde und den so gut herstellen, wie es nur irgendwie möglich ist für mich.
Würde ich das noch mal machen? Nicht ohne Maschinen, die bei mir im Keller stehen. Musste mir immer wieder für ein Wochenende Maschinen ausleihen. Abholen, zurückbringen usw. Toll, dass ich das gratis konnte, aber doch sehr nervig. Nen Tischler mit Zuschnitten beauftragen dagegen immer wieder. (wenn Kohle übrig ist)
Insgesamt haben drei Leute vom Tisch abgeraten. Zunächst ein befreundeter Tischler, mit dem ich kurz den Plan besprach, dann Lorenzo und letzte Woche sagt Hauke beim "Splint und Kern" Podcast: "erstes Projekt sollte kein Tisch sein". Alle haben natürlich Recht. Welcher Anfänger verbringt auch schon vier Monate mit nem Tischbau
Eine Minikritik an die Youtuber muss sein: Sie könnten hier und da mal gezeigte Verfahren etwas mehr differenzieren. Die Größe der Bauteile spielt durchaus manchmal eine Rolle. War zumindest für mich nicht selbstverständlich.
Aller besten Dank hier bei der Community. Gerade die unterschiedlichen Vorschläge und Meinungen waren super.
Besonders bei Lorenzo, von dessen Erfahrungen ich wahnsinnig profitieren konnte, denn mehr als ein Youtube Zusammenschnitt vom Ishitani gab es ja nicht. Kein Bauplan ö.ä. Und bei Macchia für seine "Privatberatung" zur Schraubverbindung. Sauber Leute.
Nächstes Projekt, irgendwann vielleicht auch nie: Strandstuhl, Bett, Bank und vlt ne Sitztruhe
Gruß Oska
PS: Ein Traum das Zusammenspiel zwischen Esche und Buche. Außerdem etwas eng dort. Wenn schon, denn schon, dacht ich mir.
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