FKS, Lagerwechsel

VolkerDK

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Moin Moin!
Viel diskutiert wird es ja, der Zustand gebrauchter Maschinen, ob und wie "die Lager" verschlissen sind etc.
Daher dachte ich es ist vielleicht interessant, wie denn so ein Lagerwechsel nun vor sich geht, im Nachfolgendem durchgeführt an einer Griggio SC1600 aus den 90ern.
Der Wechsel wird natürlich von Hersteller zu Hersteller etwas anders sein. Die Sägenwelle ist ein kritisches Bauteil, wie im Auto die Bremse. Jeder ist für sein Tun in seinen Räumen selbst verantwortlich. Fehler in der Ausführung können unter anderem zum Blockieren der Säegewelle führen, Kontakt vom Sägeblatt mit dem Gusstisch / Spaltkeil etc und zu schweren Verletzungen. Wer kein Mechaniker ist, lässt sich lieber helfen (will ich damit sagen).
Nun aber los!

Bild1.JPG
Zuerst die Säge vom Netz trennen. Danach probieren, ob die Säge sich noch einschalten lässt. Wenn das nicht der Fall ist, Sägeblatt und Flansche entfernen.
Nun Spaltkeil 1, Spaltkeil Verstellkinematik 2 und Befestigungsmutter 3 entfernen. Mutter 3 ist durch 3 Madenschrauben geklemmt, die zunächst 2 Umdrehungen gelöst werden. Die Mutter lässt sich dann abdrehen, entweder mit Bandschlüssel oder durch mit einem Durchtreiber leicht gegenschlagen (linksrum).

IMG_20231026_125749.jpg
Riemen abnehmen, zentrale Halteschraube der Riemendscheibe lösen, und Riemenscheibe abziehen. Der Abzieher hier ist von Amazon, kostet 22 Euro, hat 100mm Spanntiefe und 140mm Ausladung. Vollkommen ausreichend. Auf Lage der Passfeder achten, und dass diese nicht nach unten ins Gehäuse fällt.
 

VolkerDK

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bild3.JPG
Nachdem Rundmutter 1 und Spaltkeilführplatte 2 entfernt sind, kann man drei Schrauben 3 entfernen und das gesamte Lagergehäuse nach vorne entnehmen.
 

VolkerDK

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IMG_20231026_150924.jpg
Hier sieht man das Lagergehäuse, schon gereinigt, und mit neuem Lager versehen. Die Welle samt alten Lagern kann man einfach nach unten rauskloppen. Das Lager kommt ja sowieso neu.
Bei diesem Sägentyp muss ein Lager von der einen, das andere von der anderen Seite ein- und ausgebaut werden.
 

Micha83

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Danke für die Dokumentation, das mit dem Abzieher und der Riemenscheibe kann aber auch gehörig schief gehen.
Ging mir im Frühjahr so, als ich an einem Bandschwader die Riemenscheibe abziehen wollte.
Bin schon mit Gefühl an die Sache rangegangen. Es gab plötzlich einen Ruck, der Abzieher flog runter und der Riemenscheibe fehlte ein Stück.
Die ist aus Guss und findet punktuelle Belastungen nicht cool.
Zum Glück hab ich einen Kumpel im Maschinenbau, der sehr gut Schweißen kann.
Das würde ich allerdings bei einer schnelldrehenden Riemenscheibe an einer Kreissäge nicht mach wollen.
Grüße Micha
 

Alceste

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wie macht man das dann besser? Hab die Riemenscheibe bei meinem Hobel auch mit dem Abzieher runtergeholt. Wie geht ihr eigentlich mit der Spitze des Abziehers um? Ich hab mal gehört da sollte man was zwischenpacken, damit die Spitze einem nicht das Gewinde (wenn da eines drin ist ) vernudelt.

@VolkerDK Finde ich super, dass du das hier dokumentierst! Ich bin ja der Meinung, dass man beim Maschinenkauf da peinlichst genau auf den Lauf der Welle achten sollte, auch bezüglich Rundlauf. Andere meinen diese Maschinen wären unkaputtbar.
 

Micha83

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Moin, in meinem Fall habe ich die Welle mit der Festsitzenden Riemenscheibe bei meinem Kumpel abgegeben, der hat es dann mit der Hydraulischen Presse gelöst.
Vorher hatte ich es schon mehrfach mit Heiß machen und abschrecken probiert und auch Rostlöser war schon ne Menge im Einsatz.
Mein Schwader stand in seinem erste Leben viel unter freiem Himmel, dementsprechend verrostet war er er auch.
Darum war wohl mit dem Abzieher auch nix zu machen.
Es gibt aber auch noch Riemenscheiben aus einer Art Pertinax, dort könnte es ebenfalls Probleme geben beim Abziehen und festem Sitz.
Grüße Micha
 

Oloide

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Hallo ,
die Zerstörung von Keilriemenscheiben aus Grauguß beim Abziehen ist nicht selten . Meine Drechselbänke von Geiger ( G 25 ) haben sehr dünnwandige Riemenscheiben und haben gebraucht oft durch zu ruppigen und unüberlegten Lagerwechsel Defekte an den Riemenscheiben . Ich hatte daher zum Abziehen einer Keilriemenscheibe vom Motor zwecks Lagerwechsel zwei Bohrungen mit Gewinden in die Riemenscheibe gesetzt und dann risikolos über Gewindestangen abgezogen , ich habe hier ein Foto der Abziehvorrichtung unten im Link :
https://forum.zerspanungsbude.net/v...598697&hilit=Geiger+keilriemenscheibe#p598697
Die Geiger Riemenscheiben sind noch deutlich dünnwandiger als die Riemenscheibe der Kreissäge oben und kosten wohl als Ersatzteil um 500 € .:emoji_rage:
Grüße
Andreas
 
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VolkerDK

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Danke für die Dokumentation, das mit dem Abzieher und der Riemenscheibe kann aber auch gehörig schief gehen.
Ging mir im Frühjahr so, als ich an einem Bandschwader die Riemenscheibe abziehen wollte.
Bin schon mit Gefühl an die Sache rangegangen. Es gab plötzlich einen Ruck, der Abzieher flog runter und der Riemenscheibe fehlte ein Stück.
Die ist aus Guss und findet punktuelle Belastungen nicht cool.
Zum Glück hab ich einen Kumpel im Maschinenbau, der sehr gut Schweißen kann.
Das würde ich allerdings bei einer schnelldrehenden Riemenscheibe an einer Kreissäge nicht mach wollen.
Grüße Micha
Hallo Micha!
Die Riemenscheibe meiner Saege ist aus Aluminium. Wie du siehst spanne ich mit dem Abzieher hinter dem zweiten Ring, so weit Innen wie moeglich. Da es eine Passfeder-Verbindung ist, ließ sich die Scheibe ohne großen Kraftaufwand abziehen (das muss aber nicht immer so sein, ich hatte da Glück). Da die Riemenscheibe größer ist, als die Aussparung im Sägenträger, MUSS die Riemenscheibe vorher abgezogen werden, sonst kann das Lagergehäuse nicht ausgebaut werden. Andere Sägen sind da anders konstruiert, und erlaube anderes Vorgehen.
Ich gehe immer zunächst so einach wie möglich und so sanft wie möglich, aber gleichzeitig so kräftig wie nötig zur Sache.
Jeder der so etwas öfter macht wird schon Fälle gehabt haben, wo Naben derartig festgebacken waren, dass sie bei der Demontage leider zerstört wurden (trotz Kriechöl, Flamme, Eisspray, Prellschlägen usw.) Das gehört zum Geschäft dazu. Daher mein obiger Hinweis, lieber fachkundige Hilfe holen als ein schwer- oder nicht mehr verfügbares Ersatzteil zu zerstören.
Das Einbringen von Gewinden etc. kann man machen. Hier wurden gekapselte Lager verwendet, normalerweise wird eine Neulagerung wohl nicht mehr als 1 mal im Sägenleben vorkommen. (Hand aufs Herz, welche Sägen laufen noch mit dem ersten Lagersatz problemlos?)
 

VolkerDK

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IMG_20231026_150929.jpg
Jetzt wurde es "tricky". "Normalerweise" ist das Lagergehäuse innen hinterdreht, also die Lagersitze sind der kleinste Durchmesser.
Dann kann man beide neuen Lager auf der Welle montieren (Presssitze) und zum Gehäuse ist eine Übergangspassung. Durch Erwärmen des Gehäuses kann man dann die Welle mit neuen Lagern in das Gehäuse einbringen, und beim Erkalten ergibt sich leichte Vorspannung des Gehäuses auf dem Aussenring.

In diesem Fall sind die Lagersitze aber kleiner im Durchmesser als das Gehäuse Innere. Es müssen die Lager also von der jeweiligen Aussenseite montiert werden.

bild4.JPG
Wurde die Welle also aus dem Inneren Lagerring ausgetrieben (Pfeilrichtung), muss sie jetzt wieder in diesen rein. Auf keinen Fall sollte das Lager montiert werden, wenn Spannung auf Innerem und Äußerem Ring vorliegt. Dann wird beim Schlagen auf Inneren (oder äußeren) Lagerring die Kraft durch die Kugeln und die Laufbahn übertragen. Das kann zur Zerstörung des neuen Lagers führen.

Was also tun?
Ich habe zunächst das Ein Lager auf der Welle montiert (erwärmt auf ca.80-100 Grad, dann "fällt" es auf Position). Dann erkalten lassen.
Dann habe ich das Lagergehäuse erwärmt, and beiden Seiten, auf ca. 100 Grad. Beide Lager sind dann zum Gehäuse hin "lose". Natürlich nur für einen kurzen Moment, sobald sie Temperatur annehmen, können sie fest sitzen.
Das Lager im Gehäuse 1 war im Bild nur zur Ermittlung der Passung montiert, wurde zunächst wieder entnommen.
Dann wurde die Welle (erstes Bild) mit montiertem Lager von unten in das Lagergehäuse eingeführt, bis das untere Lager im Sitz war. Dann wurde die Welle auf den Schraubstock gestellt, und das obere Lager montiert, durch leichte Mechnikertreibschläge auf den Innenring. (Durch das Erwärmen des Gehäuses ist der Aussenring in diesem Augenblick mit Spiel.
 

VolkerDK

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Das Vorgehen hört sich kompliziert an, ist es letzlich aber nicht.
1. Unteres Lager auf der Welle montieren, abkühlen lassen.
2. Gehäuse erwärmen, Welle mit unterem Lager montieren.
3. Oberes Lager montieren auf der Welle, Lager auf den Sitz pressen durch Treibschläge auf den Innenring (mittels Rohr in genaumen Durchmesser des Innenringes)
4. Sicherungsring und Tellerfeder einbauen
5. Voila

Dann in umgekehrter Reihenfolge alles wieder in die Säge.
Ich hatte mir vorgenommen bessere Bilder des Montagevorganges zu machen, aber sobald Erwärmen ins Spiel kommt muss alles in Sekundenschnelle gehen, und man hat keine Zeit für die Kamera mehr.
 

VolkerDK

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Zuletzt sei gesagt, dass immer mehrere Wege nach Rom führen. Wichtig sind ein paar Grundregeln:
1. Lager können eingepresst / oder mit dem Hammer eingetrieben werden. Besser ist Arbeiten mit Temperatur (100 Grad) erlaube normalerweise eine Montage ganz ohne Kraft.
2. Immer das korrekte "Treibwerkzeug" zur Hand haben. Das kann zum Beispiel ein Rohr sind, das Präzise auf den Innen oder AUssenring passt.
3. Zunächst mal schauen, wie die Passung sind. Es gibt immer Toleranzen...in meinem Beispiel hatten die äußeren Lagerring nur minimale Vorspannung zum Gehäuse, nachdem alles gereinigt wurde, jedoch eine solide Presspassung im Innenring.
4. Wenn sich etwas verkanntet, lieber Vorgang abbrechen und wiederholen.
5. Alles parat legen, Hammer, Treibdorn (Rohr) Lager, Handschuhe etc. Sobald warmes Lager und kalte Welle (Gehäuse) in Kontakt kommen, egalisiert sich die Temperature in Sekunden.
6. Welche Lager soll ich einbauen? Die Teilenummer steht den Lagern auf dem Aussenring. In meinem Fall ein 6007 RS2 7 C3 lager (beidseitig mit Kunststoff gekapselt). Auf der Innenseite war ein 2Z Lager verbaut (gekapselt mit Metallscheiben). Was ich sehen konnte, wurde da schon mal rumgefummelt...ich habe beide Lager durch RS2 ersetzt. Normalerweise steht sowas im Ersatzteilkatalog, nach dem soll man sich richten ohne wenn und aber.

Hoffe es war trotz der wenigen Bilder am Ende etwas anschaulich. Ein "Lagerschaden" an einer Gebrauchtmaschine kann also ein gute Möglichkeit sein, den Preis kräftig zu drücken. Die Lager meiner Säge kosteten 7.50 Euro :emoji_slight_smile: das Stück, der Aufwand war etwa 3 Stunden, auch weil ich keine Anleitung / Exlposionszeichnugn etc. zur Hand hatte.

Andersrum weiß man bei einer Maschine mit verschlissenen Lagern, dass sie schon hart arbeiten musste (oder schlecht gewartet wurde). Das ist dann wiederrum ein Grund vielleicht Abstand zu nehmen.
 

VolkerDK

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wie macht man das dann besser? Hab die Riemenscheibe bei meinem Hobel auch mit dem Abzieher runtergeholt. Wie geht ihr eigentlich mit der Spitze des Abziehers um? Ich hab mal gehört da sollte man was zwischenpacken, damit die Spitze einem nicht das Gewinde (wenn da eines drin ist ) vernudelt.

@VolkerDK Finde ich super, dass du das hier dokumentierst! Ich bin ja der Meinung, dass man beim Maschinenkauf da peinlichst genau auf den Lauf der Welle achten sollte, auch bezüglich Rundlauf. Andere meinen diese Maschinen wären unkaputtbar.

Mein Abzieher hatte schon eine Teflonscheibe montiert über dem Dorn der Spindel. Sonst ja, einfach eine Unterlegscheibe drunterlegen (eventuell mit etwas Fett einschmieren, damit sie nicht wegfaellt). Du kannst auch einfach den Bolzen in die Welle wieder eindrehen, und er Abzieher stuetzt sich dann auf den Bolzenkopf.
 
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