Form und Montage der klassischen Hinterzange - warum?

Laurius

ww-nussbaum
Registriert
22. September 2018
Beiträge
82
Ort
Gütersloh
Abend zusammen,

Ich plane aktuell mein Gesellenstück und habe dort nun offene Fragen zur hinterzange. Diese hat klassisch eine L Form. Ich schreibe einfach mal meine Fragen mit meinen Vermutungen / Wissensstand auf.

z300650b.jpg


- Der kurze Teil des L dient als Verstärkung für die sehr nah am Rand befindliche Gewindespindel?!
- Wenn die hinterzange komplett geschlossen ist, schließt sie an der Kopfseite nicht bündig mit der Bankplatte ab. Sprich die Aussparung für die Zange ist ein "I", kein "L" in Form der Zange. Warum?
- bei komplett geschlossener Hinterzange ist zwischen Bankplatte und dem kurzen Teil immer recht viel Luft. Ich gehe nicht davon aus, dass dies zum spannen genutzt wird. Ist die Idee dahinter, die Möglichkeit zu haben die hinterzange auf der linken Seite bei nicht mehr planer Fläche abhobeln zu können. Und damit diese danach ich schließt muss rechts Luft sein?

Danke euch schon einmal.

Gruß Till
 

Dietrich

ww-robinie
Registriert
18. Januar 2004
Beiträge
6.030
Ort
Taunus
Hallo,

nein, die Spindel zieht einen stählernen Schlitten nach vorne oder hinten und nimmt den Holzblock nur mit, die Form des Holzes ist fast egal.
Richtig das abgewinkelte Seitenteil der deutschen Hinterzange schließt bei geschlossener Hinterzange nicht mit der Bankumrandung ab, die Form der Aussparung in der Bankplatte ist gut zu sehen, was soll die Frage?
Mit dem Teil wird eher nicht gespannt, also ich spanne damit nicht, der Vorteil der deutschen Hinterzange ist die mit Abstand größte Überlastsicherheit, man kann sehr große Krafte ausüben ohne das etwas Schaden nimmt, bei dem abgewinkelten Stück könnte es diesbezüglich Einschränkungen geben.
Links an der Bank ist eine Vorderzange, in dem Fall eine sog. franz. Vorderzange.
Der Einbau einer deutschen Hinterzange ist nicht zu vergleichen mit dem einer franz. Vorderzange, letzter ist sehr viel einfacher zu montieren.

Gruß Dietrich
 

ChrisOL

ww-robinie
Registriert
25. Juli 2012
Beiträge
5.896
Ort
Oldenburg
...der Vorteil der deutschen Hinterzange ist die mit Abstand größte Überlastsicherheit, man kann sehr große Krafte ausüben ohne das etwas Schaden nimmt...

Hallo Dietrich,

an anderer Stelle hast du 30mm Vollmaterial als Bankhaken empfohlen. Hier sprichst du von Überlast. Was machst du mit der Hobelbank, was spannst du darauf, dass so viel Material und Kraft notwendig ist. Oder willst du einfach nur auf Nummer sicher gehen und Reserven haben?
 

Dietrich

ww-robinie
Registriert
18. Januar 2004
Beiträge
6.030
Ort
Taunus
Hallo Christoph,

Dein letzter Satz trifft es ganz genau, man baut einmal im Leben eine Hobelbank (außer man tut es für den Verkauf) und da möchte man keine bösen Überraschungen erleben. Übrigens gut 13 Jahre ist meine Bank im Einsatz und klar hat sie ein paar Macken, aber nichts was die Funktion beeinträchtigt.

Gruß Dietrich
 

AhornBay

ww-robinie
Registriert
19. März 2015
Beiträge
601
Schönen guten Morgen in die Runde,

als ich meine Hobelbank gebaut habe, stand ich vor genau der gleichen Frage.

Meine Ergebnisse von damals dazu:
- kann an sich auch weg gelassen werden (z. B. bei den Lie Nielsen Bänken so)
- der vordergründigste Grund dürfte sein: weil's halt schon immer so war :emoji_slight_smile:
- das "L" verstärkt das lange Stück (kein Verziehen, wenig Holz zum Befestigen der Spindel...)
- ganz sicher: keine Nutzung als Spannmöglichkeit, bei der viel Druck aufgebaut werden muss. Daher ist bei den alten Ulmias da auch immer ein mehr oder weniger großer Abstand zu Bankplatte & eine überstehende Sicherungsmutter von der Bankplatte).
- Spannmöglichkeit, die gerne gemacht wird: leichtes Spannen beim Beihobeln von Schubkästen
- meine "Vermutung" des eigentlichen Grundes: spannt man ein sehr langes, breites Teil mit Hilfe eine so geformten Hinterzange (d.h. größer als die Bankplatte) hilft das "L", dass große Teil zu stützen (iSv "kippen")

Viel Spaß beim Bau & viel Erfolg bei der Prüfung!

Herzliche Grüße

Tom

PS: der Bau meiner Hobelbank ist auf dem Blog https://holzwerkstattblog.wordpress.com/projekte/2013-2/hobelbank/
 
Zuletzt bearbeitet:

yoghurt

Moderator
Teammitglied
Registriert
7. Februar 2007
Beiträge
9.794
Ort
Berlin
Hallo,
das ist ein interessantes Thema, darüber habe ich noch nie nachgedacht.

Spricht denn aus Sicht der Hobelbankbauer etwas dagegen, die Bankplatte so zu „ergänzen“, dass bei geschlossener Hinterzange eine gerade Kante entsteht?
 

ChrisOL

ww-robinie
Registriert
25. Juli 2012
Beiträge
5.896
Ort
Oldenburg
Hallo Yoghurt,

Ich wüsste nichts was dagegen spricht.

Ohne die lange Tradition und ein „haben wir schon immer so gemacht“, sind andere Länder schon auf die Idee gekommen das so umzusetzen. Tom sagte schon, Lie Nielsen macht das so.

Bsp.
https://www.lie-nielsen.com/product/lie-nielsen-workbench

Man müsste sich aber die Zangenführung genau anschauen. Evtl bleibt wenig Holz um die Spindel herum.
 

pedder

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2007
Beiträge
9.027
Ort
Kiel
Spricht denn aus Sicht der Hobelbankbauer etwas dagegen, die Bankplatte so zu „ergänzen“, dass bei geschlossener Hinterzange eine gerade Kante entsteht?

Die aktuellen von Anke, Ulmia und Dictum sehen so aus.

Korrektur: auch nicht alle aber einzelne.
 
Zuletzt bearbeitet:

Laurius

ww-nussbaum
Registriert
22. September 2018
Beiträge
82
Ort
Gütersloh
Richtig das abgewinkelte Seitenteil der deutschen Hinterzange schließt bei geschlossener Hinterzange nicht mit der Bankumrandung ab, die Form der Aussparung in der Bankplatte ist gut zu sehen, was soll die Frage?

Gruß Dietrich

Dietrich, Die Frage stelle ich, weil mir diese Art des Einbauens der Hinterzange nicht gefällt. Ich möchte einerseits eine Hobelbank bauen, die die klassischen Funktionen beinhaltet, die sich bewährt haben. Andererseits habe ich an die Optik auch meine Ansprüche und diese möchte ich ebenfalls einfließen lassen. Meine Frage wurde ja von den Nachfolgenden Forenmitgliedern beantwortet.

Hallo Till,

Im Nachbarforum gab es dazu mal eine gute Diskussion..

Danke, werde ich mir durchlesen. :emoji_slight_smile:

meine "Vermutung" des eigentlichen Grundes: spannt man ein sehr langes, breites Teil mit Hilfe eine so geformten Hinterzange (d.h. größer als die Bankplatte) hilft das "L", dass große Teil zu stützen (iSv "kippen")

Tom

PS: der Bau meiner Hobelbank ist auf dem Blog https://holzwerkstattblog.wordpress.com/projekte/2013-2/hobelbank/

Tom, danke dir, habe deinen Blog tatsächlich schon vor einigen Wochen gelesen, wenn ich auch deine Ideen dazu nicht mehr in Erinnerung hatte. :emoji_slight_smile: Deine Vermutung würde ich nicht teilen. Das letzte Bankhakenloch ist in aller Regel noch vor dem "breiten Teil".

Aktuell tendiere ich dazu die Hinterzange so zu bauen, dass diese rechts bündig mit der Bankplatte abschließt und zwischen dem kurzen Teil des "L" und der Platte ein schmaler Spalt ist, so dass die Spannfunktion an der vorgesehen Stelle immer gegeben sein wird.

Gruß Till
 
Zuletzt bearbeitet:

Dietrich

ww-robinie
Registriert
18. Januar 2004
Beiträge
6.030
Ort
Taunus
Hallo Till,

eine deutsche Hinterzange die geschlossen bündig mit der Bankumrandung abschließt schränkt den Verfahrweg ein, oder das Gestell muß extrem kurz bauen.
M.M.n. qualitativ extrem hochwertige Bänke baut Roland Epple, ich habe dessen Messestände mehrfach besucht, vor dem Bankbau:
https://www.holz-seite.de/events/L1030579.jpg
Auch seine Hinterzangen der hier diskutierten Bauart stehen hinten bzw. rechts über die Bank hinaus.

Wichtig sind auch die zusätzlichen Rundbankhakenlöcher an der Vorderkante der Hobelbank, bspw. habe ich dort schon Tischgestelle verleimt und im gespannten Zustand auf der anderen Seite weiter bearbeitet, hier braucht es robuste Bankhaken auf 30mm Alurundmaterial mit angeschrägter Spannfläche.
Ebenfalls können 3 m lange Kanthölzer die in der Vorderzange bearbeitet werden sollen mit dem langen Überhang in einen weit hinten positionierten Rundbankhaken in der Vorderkante aufgelegt werden, so entlastet man die Spannmechanik und arbeitet sicherer.

Eckige Bankhakenlöcher von oben 2 ° geneigt sind auch praktisch wenn mal etwas mit Zugeisen bearbeitet werden soll.
Mit großen etwas veränderten Bankhaken kann man Werkstücke sogar eingespannt drehen.

Ein Werkzeug, was die Hobelbank ja ist lässt sich nicht einfach verändern ohne die Funktionen zu ändern oder gar ein zu schränken.

Gruß Dietrich
 

Laurius

ww-nussbaum
Registriert
22. September 2018
Beiträge
82
Ort
Gütersloh
Hallo Till,

eine deutsche Hinterzange die geschlossen bündig mit der Bankumrandung abschließt schränkt den Verfahrweg ein, oder das Gestell muß extrem kurz bauen.

Wichtig sind auch die zusätzlichen Rundbankhakenlöcher an der Vorderkante der Hobelbank ... so entlastet man die Spannmechanik und arbeitet sicherer.

Ein Werkzeug, was die Hobelbank ja ist lässt sich nicht einfach verändern ohne die Funktionen zu ändern oder gar ein zu schränken.

Gruß Dietrich

Hallo Dietrich: der Verfahrweg wird, wenn ich die Bänke bei uns in der Firma so vor dem inneren Auge habe, um ca 10 cm verringert. Bei einer Gesamtbreite von 215 cm kann ich bei geschlossener Zange ca 195cm spannen, bei ausgefahrener Zange ca 225 cm, das reicht mir.

Ich werde in die Bank einen beweglichen Bankknecht integrieren, wie bei den "Roubo Bänken" üblich. Damit habe ich ein klassisches Element und mache zusätzlich keinen schweizer Käse aus meiner Oberfläche.

Verändern ist ja nicht zwingend verschlechtern. Ich sehe es Anpassung an meine persönlichen Wünsche und Vorlieben, ohne die grundsätzliche Funktion zu beschneiden.

Gruß Till
 
Oben Unten