Frage zu Korpussen in Rahmenbauweise

Dalbergia

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Hallo Forum,

Ich habe vor kurzem einfach mal im web nach schönen Gesellen- und Meisterstücken gesucht, und bin dabei auch auf Vitrinen gestoßen, wo der Korpus komplett in Rahmenbauweise konstruiert war (also alle 4 Seiten, jeweils mit Glasfüllung). Da stellt sich mir jetzt eine Frage, die während der Ausbildung bisher nie so direkt gefragt bzw. geklärt wurde: Welche im Tischlerhandwerk legitimen Möglichkeiten gibt es, einen 4-seitigen Koprus in Rahmenbauweise zu verbinden? Man kann ja schlecht an einer Ecke einfach 'n Dübel durch Rahmen und Schlitz hauen oder einen Lamello reinsleimen, oder? Auf Gehrung stelle ich mir auch ein bisschen seltsam vor, und ansonsten fällt mir da irgendwie nicht ein, wie man das ästhetisch alles korrekt machen kann. Die Seite mit Tür ist ja nicht das Problem, aber wenn auch die Rückwand als Rahmen gemacht ist, muss die ja irgendwie mit den restlichen 2 Seiten fest verbunden sein - nur eben wie... hoffe, die Frage klingt nicht all zu lächerlich. Ausschlaggebend für meine Frage war dieses Bild: Klick

Hinten siehts für mich so aus, als würden die sich stumpf treffen, aber mir will nicht so recht in den Schädel gehen, dass das so einfach erlaubt ist, bzw., dass da niemand schief guckt, wenn man das bei einem Meisterstück so konstruiert. Bei einer Stollenbauweise wäre mir auch alles klar. Da treffen eben immer 2 Wangen auf einen Eck-Stollen. Die Vitrinen sind aber oft in Rahmenbauweise und man bekommt im Web immer schlechte Sicht auf die mir unklaren Stellen.

Tausend Dank im Voraus an den jenigen, der mir diese "Rätsel" löst...
 

yoghurt

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Hallo Dalbergia,
doch doch, dass ist schon so wie Du annimmst, dass es nicht sein kann.....
Die Rahmen werden gedübelt, auf Gehrung, mit Fremdfeder oder angefräster Feder verleimt. Gegen den Lamello spricht dabei auch nur die "Hohe Tischlerkunst" die ja besagt, dass der Lamello für Plattenwerkstoffe gedacht ist. In der rauen Wirklichkeit unseres Handwerks kann man da auch einfach Lamellos einfräsen (Puristen bitte weghören!).
Ohne jetzt die Rückseite dieses Möbels gesehen zu haben, möchte ich hier eine Gehrung vermuten. Alle anderen Lösungen wären eher unelegant, da man immer eine Fuge hätte an der die Maserung nicht passt.....

Gruß

Heiko (der sich über genau diese Frage auch schon mal den Kopf gründlich zerbrochen hat!)
 

wicoba

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Hallo,

ist an sich doch ganz einfach und logisch: Es sind ja jeweils senkrechte Rahmenteile, die sich an der Ecke befinden. Wie schon gesagt, diese können doch jederzeit durch Nut-Feder oder ähnlichem zusammen verbunden werden (an den festen Ecken könnte man dies sogar mit einem Gehrungsverleimfräser machen). Für die Türen gibts dann verschiedene (für Meisterstücke extra teure :emoji_wink:) Gehrungsbänder. Den jeweiligen Abschluss oben und unten bilden dann die Platten bzw. Sockel.

Gruß
Wilfried
 

Dalbergia

ww-kirsche
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Für mich waren die stumpf aneinander gefügten Rahmenteile eben so ein kleines, innere Tabu-Thema, da man ja sonst bei Möbelstücken auch immer Gehrungen oder Zinken nimmt, um die Teile - sage ich jetzt einfach mal so ganz primitiv - mit einander zu verschmelzen. Die Gehrung bei Rahmen kam mir nur komisch vor, da man da ja die Schlitz- und Zapfenverbindung der beiden Teile auch dann schräg geschnitten vor einander leimt. Dachte da an Probleme beim Quellen und Schwinden. Aber da man für Rahmen ja Herzbretter verwenden soll, würde sich da wohl nichts gegenseitig "absprengen".

Gut, vielen Dank für die Antworten.
 

yoghurt

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Hallo Dalbergia,
"absprengen" ist natürlich zumindest theoretisch denkbar... Ich würde bei Rahmen, deren Kanten ich hinterher aneinander setze, die Zapfen 2mm kürzer schneiden als die Friese (mit den Schlitzen) breit sind. Das ändert an der Festigkeit der Rahmenecke wenig und spart mir beim Verputzen der Rahmenkanten Mühe. Ähnlich ließe sich auch bei entsprechenden Befürchtungen mit auf Gehrung verleimten Rahmen umgehen... Aber wie gesagt, ich halte das für eine eher akademisch-theoretische Überlegung.

Gruß

Heiko
 

Dalbergia

ww-kirsche
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Die Begründung, warum man bei Schubkästen mit Doppel trotzdem halbverdeckt zinken soll, ist ja die, dass ansonsten durch das unterschiedliche Schwinden die Hirnholzenden vor das Doppel drücken und es "absprengen". Bei so einem Rahmen müsste das vom Prinzip her dann ja in etwa gleich sein, wobei natürlich auch noch eine ganz schön große Fläche verleimt ist, wo dieses Problem nicht auftritt. Kann man davon ausgehen, dass bei einem ca. 1700mm langem, aufrechten Rahmenfries, von dem vielleicht 50mm mit diesem "Hirnholz-Längsholz-Konflikt", die gesamte, auf Gehrung verleimte Fläche stark genug wäre, das ohne spätere, offene Brüstungen zu halten? Platte und Sockel kämen dann noch dazu, und jeder Rahmen wird ja bei der Länge noch durch ein Querfries gestützt.

Für mein Gesellenstück (ebenfalls Vitrine) habe ich mir bspw. darüber hinaus auch noch überlegt, auf der Höhe der Querfriese einen Zwischenboden mit Schubkasten einzubauen, der dann quasi versteckt hinter dem vorderen Querfries liegt. Das ist ja in etwa so bei meinem verlinkten Bild auch so. Das wäre noch ein "Stabilisator" mehr, der den Korpus hält.

Ich frage so genau nach, weil's ja eben für so viele Sachen gewisse Normen gibt, und ich auf Gehrung verleimte Korpusse bisher echt nur in Plattenbauweise gesehen habe. So eine Vitrine massiv aber trotzdem auf Gehrung wäre aber zumindest bis jetzt in meinem Kopf eine schöne Sache.
 

Heiner

ww-birnbaum
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Hallo zusammen! Schubkästen mit Doppel finde ich total unelegant. Bei der Vitrine würde ich zwei Teile mit Zapfen und Schlitz verbinden und das Dritte Teil mit einem Dübel anschliessen. Gruß Heiner
 
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