Liebes Fantom,
hier bin ich, der Cellomann, der aber Cembali baut, und das Cello nur spielt.
Viel hat Gerhard ja schon geschrieben, und das ist alles wahr.
1. Schichtholz formverleimt: Ein eher industrieller Prozess, der großes Gerät, Vakuumtechnik und wasweißichnoch erfordert. Für Kleinserien und Einzelprojekte nicht praktikabel.
Il fasciame | Fazioli Pianoforti
2. Biegeholz: Industriell "gestauchtes" Buchenholz. Das lässt sich zwar biegen, ist aber nicht längenstabil. Unbrauchbar.
3. Biege-MDF: das ist einseitig geschlitztes MDF. Man kann zwei davon in der gewünschten Biegekurve jeweils mit den geschlitzten Seiten aufeinanderleimen. Das hält super, ist erstaunlich stabil, lässt sich spachteln und furnieren, ist aber in meinen Augen stillos und für Musikinstrumente ein Hohn.
4. Traditionelle Verfahren: Wasser und Hitze oder gleich Dampf. Damit geht das.
Hier mein Vorgehen bei meinem letzten Cembalo (das noch nicht ganz fertig ist):
Die Querrippen sind auf den Gehäuseboden geleimt und geben die Form somit vor.
Die gebogene Seite besteht aus einem Brett massiver Eiche, 6,5 mm dick, 27 cm breit und 200 cm lang.
Dieses Brett (aus einem Stück und ohne Äste) wird über Nacht zwischen klatschnassen Frottiertüchern ordentlich durchnässt.
Inzwischen baue ich aus zwei aufrecht stehenden, in der gewünschten Kurve gesägten Brettern und ein paar Abstandhalten eine Biegeform.
Das eher gerade Ende des nassen Brettes zwinge ich an die Form. Die gebogene Sektion wird nun mit zwei Bügeleisen (eins in der Hand meines Sohns) gut erhitzt und Stück für Stück über die Form gezwingt.
Eine Woche trocknen lassen.
Dann aus der Form nehmen und an den Rahmen leimen (der Klavierbauer sagt "Rast") .
Dann kommen andere Arbeiten.
Der Bereich der gebogenen Wand oberhalb des Resonanzbodens wird dann mit einem weiteren Brett Eiche von 6,5 mm Stärke aufgedoppelt (auch vorher biegen, s. Bild).
Im siebzehnten Jahrhundert wurden in Flandern auch schon gebogene Wände aus Massivholz Pappel in voller Stärke von 16 mm gebogen. Das ging auch mit Wasser und über offenem Feuer, wie in diesem Film:
https://www.youtube.com/watch?v=K48FezBoPWg
Das ist jetzt zwar sehr gewöhnungbedürftig, vor allem die peinlichen Kostüme und der Sprachduktus des Kommentars, aber die Jungs haben was drauf.
Unter der Ölfarbe flämischer Cembali findet man übrigens heute noch Reste von verkohlten Oberflächen. Die haben damals das Schwarze vor dem Spachteln und Lackieren einfach mit einer Ziehklinge abgeschabt. Die gebogenen Seiten dieser Instrumente sind nie gleich dick.
Weitere Fragen beantworte ich gern per PN, das würde unser Forum sonst mit Nerd-Talk zudröhnen.
Mich interessiert, welche Art von Tasteninstrument Dir vorschwebt, bei nur 20 cm Zargenhöhe.
Grüße sendet
Michael