Gehrung an der TKS für Schublade

Thomas_Allgäu

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Ich habe das Werkeln für mich entdeckt und baue gerade nen schönen Unterschrank für meine Bosch GTS 10 XC. Bislang bin ich echt überrascht von meinen ‘Fertigkeiten”.

Eine Frage umtreibt mich aber, weil ich es gerne genau machen will. Also exakt genau....

Ich baue meine Schubladen selbst. Unter der TKS baue ich nen Mehlbehälter ein, aus 10mm MDF.
Ich habe alle Elemente, also Seitenteile und Bodenplatte auf Maß gesägt. So weit, so gut.

Nun möchte ich also die Bodenplatte und die Seitenteile mit einer Gehrung versehen, diese später verleimen, hochklappen und mit nem Gurt anpressen (hab ich jetzt auch so gemacht).

Aaaber, wie kann ich den exakten Anschlag berechnen für die TKS, damit ich beim Gehrungsschnitt (Schrägschnitt) tatsächlich nur Material für die Gehrung abnehme ohne etwas Maßeinbuße am Grundmaß?

Hintergrund ist, dass ich mich jetzt irgendwie hin getastet und hingeschoben habe. Als ich dachte, jetzt hab ich es kapiert, habe ich mir beim nächsten Teil was vom Grundmaß abgesäbelt.

Beispiel:
Die Bodenplatte hat 600 x 500 mm. Materialstärke ist 10 mm.
Muss ich dann nicht an der Säge 10 mm weniger an der jeweiligen Seite einstellen und dann müsste ich exakt mit 45Grad durchlaufen? Dann müsste die Bodenplatte doch ein Außenmaß von 600 x 500 mm und ein Innenmaß von 580 x 480 mm haben, oder nicht? Irgendwie hab ich mir immer das Außenmaß verkleinert.

Oder muss ich beim Gehrungsschnitt nen anderen MeßPunkt am Blatt nehmen?
Händisch mess ich ja vom Anschlagswinkel zum Blatt und nehme beim Blatt die Mitte als Maßpunkt. Sprich, die Rote Einlegeplatte hat ja exakt 10mm Spalt, nimmt man also 5mm +/- links/rechts als Anhalt, so trifft man exakt das geforderte Maß. (Oh Gott, ist das kompliziert geschrieben, aber ich denke, Bosch-Nutzer wissen was ich meine).

Kann mir jemand hierzu weiterhelfen?
 

Friederich

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wie kann ich den exakten Anschlag berechnen
MMn geht das garnicht präzise, da es auch von der jeweilgen Sägeblattdicke abhängt.
Auf dem Werkstück die Länge anzeichnen, und dann herantasten. Das geht doch ganz einfach und präzise.
Sollte man sogar bei einem normalen Schnitt so machen, wenn man sich auf die Präzision der einstellung nicht 100% verlassen kann.

Und grundsätzlich immer alle Schnitte mit dem selben Maß direkt nacheinander machen.
Dann ist die Wiederholgenauigkeit garantiert.
 

Thomas_Allgäu

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Danke dir für die Antwort.
Ja, so hab ich es nach dem ersten Verschnitt dann auch gemacht.

Bei der Bosch (Anschlag rechts) kommt es eigentlich mit der absoluten Mitte in der Sägeblattführung genau hin. Ich hab ein 2.6er Blatt drin, welches bei der Bosch quasi leicht links von der Mitte sitzt. Die rechte Seite des Blattes befindet sich exakt in der Mitte.

Misst man also von der Mitte der Aussparung zum Anschlag, so entspricht der Schnitt exakt dem gewünschten Maß.

Aber sonst, ja, hast du natürlich recht, daran dachte ich noch gar nicht.

Ist es also gängig so, sich an den exakten Schnitt heranzusägen?
 

FredT

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Rohmaß in Überlänge, und dann mit Anschlag am Queranschlag, da kannst du dann millimeterweise verstellen, bis dein Außenmaß stimmt. Aber eigentlich nicht so genau wichtig, weil nur die jeweils gegenüberliegenden Seiten gleichmaßig sein müssen
 

ManuelS

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Ja. Und dafür macht man natürlich nicht den ganzen Schnitt, sondern sägt nur einen Millimeter tief ein. Das Herantatsten geht nicht nur millimetrweise genau, sondern sogar eher zehntelmillimeterweise.

Wie machst du das an der GTS mit zehntel? Der Anschlag an sich ist ja eher grob und kann nur durch schieben verstellt werden. Einmal verstellt ist der alte Wert weg. Oft passiert das etwas ruckartig dann ist er nen Millimeter daneben... Und das Spiel beginnt von vorne
Gibt's dafür nen Trick?

Bisher habe ich meine (wenigen) Gehrungen so gemacht
Einen Zahn (rechts schneidend) auf Höhe des Tisches gedreht und dann mit einem Stahllineal auf den Anschlag gemessen. In den Beispiel dann 590mm. Dann sägen Platte umdrehen und mit der gleichen Einstellung die zweite Seite schneiden.
Die Skala an der Maschine stimmt nicht weil der Drehpunkt sich unterhalb des Tisches befindet. Wird geschwenkt ergibt sich damit auch eine Verschiebung der Skala.


Gibt es Fotos von deinem Unterbau? Steht bei mir demnächst auch an...
 
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Thomas_Allgäu

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Jepp, ich werde mal morgen welche reinstellen. Ich denke, das wird ganz gut. Und zum Glück scheint doch nicht alles mit Mathematik zu stehen oder zu fallen... Manchmal denkt man vielleicht einfach zu kompliziert... Oder denkt halt einfach zu viel
 

raziausdud

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Hallo Thomas,

wenn ich, Amateur-Holzwerker mit einer ähnlichen/ähnlich großen Säge, es recht verstanden habe, meinst Du so etwas:

bau Dir ein einseitiges Schiebebrett, dessen Kante säbelst Du einmal mit dem 45 Grad schräg gestellten Sägeblatt ab. Die Schnittkante am Schiebebrett zeigt Dir nun, wo das Schnittgut unten geschnitten wird. Jetzt musst Du die größere Länge am Schnittgut auf der Rückseite anreissen, mit dieser Markierung oben legst Du es per Peilung über die Kante des Schiebebretts. Der Schnitt wird so oben also schmaler.

Bei mir ist das so eingerichtet, dass das Sägeblatt zum Schiebebrett hin geneigt ist. Ich hab noch nicht durchgespielt, ob es anders herum auch geht oder eventuell sogar besser ist.

Ein exakt eingebauter Queranschlag am Schiebebrett erleichtert das Anlegen.

Wenn es nicht auf nen halben Millimeter ankommt, kann man so auf Anhieb gute Ergebnisse bekommen (tolle Weisheit, nicht ... :emoji_wink: ). Fehlerquelle kann schiefes Peilen sein, aber man hat das schon gut im Gefühl, und sieht ja auch, dass man entlang des Risses un dnicht etwa schräg zu ihm peilt. Besonders aber wenn man für mehrere Werkstücke die Anlegestelle des ersten Schnitts am Schieberett markiert, fixiert oder abliest, bekommt man so sehr gut identische Schnitte für die Folgetteile ohne Herumprobieren.

Herantasten an haargenaue Ergebnisse ist aber auch bei mir gängige Praxis.

p.s. (und wieder mal fällt mir bei Runterfahren des Rechners noch etwas ein): sehr feines Herantasten kann man bei Verwendung eines Reiters am Queranschlag durch Zwischenlegen von dünnen Papp- oder Furnierstücken erreichen, wenn man deren Dicke kennt, sogar definiert.

Rainer
 
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ManuelS

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Du kannst auch einmal einen Wert einstellen. Mit diesem Wert ein Reststück zusägen und dieses anschließend möglichst genau vermessen (Tischseite). Die Differenz zwischen eingestelltem Wert und gemessenem Wert ist für diesen Winkel an deiner Maschine immer konstant.
 

Friederich

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Sagt mir nichts.
Einmal verstellt ist der alte Wert weg.
Dann schiebt man einfach das Brett ans stehende Sägeblatt (nicht an den Körper sondern an die Zähne natürlich), und schiebt den Anschlag bis ans Brett. Dann hat man wieder den alten Wert.
Drückt man ein wenig fester, so dass das Brett eingeklemmt ist, dann hat man den alten Wert minus Haaresbreite.
Hatte noch nie Probleme, ein Brett ganz exakt auf den Riss abzulängen.

Generell, wenn man eien Anschlag präzise einstellen will: Die Festststellschraube /Feststellhebel nur mäßig anziehen, so dass man durch leichtes Klopfen mit den Fingerknöcheln den Anschlag verschieben kann.
 
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ManuelS

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https://www.bosch-professional.com/de/de/products/gts-10-xc-0601B30400
Es handelt sich dabei um eine eher einfache Tischkreissäge der Firma Bosch für den Einsatz auf Baustellen mit ordentlich Kunststoff und wenig Stahl. Leider nicht mit einer stationären Maschine vergleichbar. Aber unter den Tischkreissägen noch eine der besseren und auch bezahlbar.
Der Anschlag wird über einen Hebel geklemmt lässt sich aber leider nicht leicht klemmen. Gefühlt gibt es nur fest oder lose.
 

FredT

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Wenn Anschlag fest, dann mit Zwischenlage: ein Stück Klebeband oder Druckpapier zwischenlegen. macht zwischen 0,1 und 0,2mm. Alternativ ist auch der Spielkartentrick in ähnlicher Weise...

Nochmal: es müssen immer nur die gegenüberliegenden Seiten einer Schublade das gleiche Maß haben. Entweder Breite oder Länge. I.A. ist nur die Breite von Bedeutung, die man mit dem gemeinsamen Schnitt erreicht.
 

HJH

ww-nussbaum
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@Thomas_Allgäu
Wenn es dich nervt, dass du keine Feineinstellung an einer Maschine hast, dann kannst du dir sehr einfach eine Hilfsvorrichtung bauen. Das ist eine gemütliche Arbeit für einen verregneten Sonntagnachmittag und kostet nur ein paar Cent.
Vom Prinzip her sieht das dann ungefähr so aus wie auf den Fotos
Die Bilder sind eigentlich selbst erklärend, zum besseren Verständnis ein paar Infos:
  • Die Grundplatte so gestalten dass du sie bei Bedarf schnell an deiner Maschine anschrauben kannst
  • Die Gewindestange ist M6. M6 hat eine Steigung von 1mm, folglich ist eine Umdrehung genau 1mm Verstellweg. Wenn du also den Umfang des Verstellgriffs in 10 Teile unterteilst, dann entspricht jeder Teilstrich 0,1mm Verstellweg
  • Die Gewindestange ist in 2 Stück Einschraubmuttern geführt. Durch Verdrehen einer der beiden Muttern kannst du die Gewindestange absolut spielfrei einstellen und jegliches Umkehrspiel eliminieren
Foto 1.JPG Foto 2.JPG
 

Thomas_Allgäu

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Das ist ja mal ne coole Idee. Ich denke, das werde ich mir mal basteln. Gut, die Bosch hat schon ne gute Feineinstellung (ja, da gehen die Meinungen auseinander), also man kann den Anschlag auch mit Gefühl sehr fein verstellen. Aber so ein Teil hier ist schon cool, da man den Anschlag festlassen kann.
 

Mister G

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Hallo Thomas,
ich schneide solche Gehrungen anders – ganz ohne Messpunkt, Überlänge und jegliche Rechnerei:
• Werkstück auf die exakten Fertigmaße zuschneiden
• Sägeblatt auf 45° stellen
• Parallelanschlag komplett bis vor das Sägeblatt zurückziehen
• mit Hilfe eines Reststücks vom gleichen Material den Parallelanschlag so einstellen, dass die Gehrung exakt an der Kante ausläuft
• das Werkstück liegt dabei links vom Sägeblatt am Winkelanschlag, Außenseite nach oben und mit der rechten Kante am Parallelanschlag

Ich hab mich mal an einer Skizze (Vorderansicht + Draufsicht) versucht, ich hoffe, man erkennt, wie es gemeint ist.

Gehrungsschnitt.jpg

Wichtig ist, dass das Probestück exakt die gleiche Dicke hat, wie das zu schneidende Werkstück. Damit tastet man sich solange an die richtige Einstellung des Parallelanschlags heran, bis die Kante exakt scharf ausläuft. Das geht auch ohne Feineinstellung mit etwas Übung ganz gut.

Falls sich bei der GTS der Parallelanschlag nicht so weit zurückziehen lässt, spannst Du Dir entsprechend eine Latte oder ein Kantholz daran.

Zum Verleimen von Gehrungen verwende ich keinen Spanngurt sondern Paketklebeband:
• Teile wie bei einem Kartonbastelbogen mit der Außenseite nach oben auf den Werktisch legen
• jede Fügestelle mit Klebeband überkleben (am besten über die volle Länge)
• darauf achten, dass die Fugen wirklich dicht sind, aber nicht übereinandergeschoben
• Klebeband überall gut anreiben
• alle Teile vorsichtig gemeinsam umdrehen (ggf. eine Leiste mit Klemmen drüberspannen und/oder sich helfen lassen)
• Leim in den Gehrungsfugen angeben (nicht zu viel!)
• den Korpus oder Rahmen zusammenklappen und die letzte Fuge mit Klebeband zusammenziehen
• Leim abbinden lassen
• Klebeband entfernen

Bewährt hat sich bei mir das transparente Paketklebeband von Tesa – dies ist etwas elastisch, so dass man etwas Spannung aufbringen kann, es reißt nicht und man kann hindurchsehen, ob die Fugen schön dicht werden. Außerdem lässt es sich rückstandsfrei wieder entfernen.
 

Alley Man

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Hallo Thomas_Allgäu!

da ich das Gehrungsschneiden an ausgewachsenen Formatkreissägen gelernt habe, bei denen das Sägeblatt nach rechts schwenkt und der Parallelanschlag über eine Feineinstellung verfügt, mußte ich auch ziemlich grübeln, wie ich das daheim auf der kleinen Bosch hinbekomme.

Da das Sägeblatt bei der GTS 10 XC nach links schwenkt, säge ich rechts vom Sägeblatt.

In 90°-Stellung des Blattes messe ich von der rechten Seite der Hartmetallzähne bis zum Parallelanschlag und stelle folgenden Wert ein:

[ursprüngliche Materialbreite - (Materialdicke - Sägeblattstärke)]

Dann neige ich das Blatt auf 45° und schneide mit Bedacht.

Es empfiehlt sich immer, ein Probestück gleicher Materialstärke zu nutzen und zu bedenken, das die obere Seite die ausrißärmere sein wird.
 
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