Gesellenstück mit Cocobolo

Mentholelch

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Hi,

ich habe mich nun seit längerer Zeit endlich entschieden, wie mein Gesellenstück aussehen soll. Da ich die Zeichnung und Färbung von Cocobolo stark finde, möchte ich nun versuchen ca. 20 cm breite Furnierstreifen auf, in einem vergilbten weiß bis ins cappuccinofarben reichend, lackierten Möbeltüren zu bringen. Die Lackfarbe steht noch nicht exakt fest, soll aber den Kontrast vom Kern- zum Splintholz des Cocobolo ungefähr wiederspiegeln, daher wird beim Furnier logischerweise auch Splint komplett weggeschnitten.

Die Idee gefällt mir sehr. Nur ergeben sich einige Probleme, die ich aus der Welt schaffen muss, bevor ich weiterplane.

1. Cocobolo gilt ja mittlerweile als gefährdet, könnte es zu Problemen führen wenn ich das für mein Gesellenstück verwende?

2. Rio Palisander darf ja nurnoch verarbeitet werden, wenn es sich um zertifiziertes Holz handelt ... gilt das für Cocobolo mittlerweile auch? Und was wäre die Folge, wenn ich kein Zertifikat habe ... jedoch benötigen sollte?

3. Mal vom Furnier abgesehen ist natürlich auch das Lackierverfahren nicht das einfachste. Und da ich als Lehrling bisher nicht lackieren durfte, seh ich das ganze als besonderes Hindernis. Die Trägerplatte wird vermutlich MDF ... Das Furnier wird, um eine bündige und plane Oberfläche zu erhalten, ca. um 0,4 mm eingefräst ... da der Füllgrund für das MDF ja auch nochmal aufträgt. Nur wird die Platte selbst ja farbig lackiert, und das Furnier lediglich mit Klarlack. Wie stelle ich das am besten an?

Ich hatte die Idee, den Cocobolo vorerst auf einem dünnen MDF-Streifen zu leimen, später wenn alles lackiert ist, einzusetzen ... nur hätte ich dann eine kleine Fuge zwischen dem Cocobolo und dem Farblack, das wollte ich verhindern ... von der Kante ganz abgesehen, da der Streifen von der Breite her über die ganze Tür gehen soll.

Unseren Lackierer habe ich um Rat gefragt und dieser meinte:

- Ich solle den Cocobolo vorm Lackieren einsetzen
- Die MDF Platte abkleben ... und den Cocobolo grundieren
- danach sofort die Platte farbig lackieren ... nur muss ich doch dafür auch irgendwie den Cocobolo abkleben? Sonst hab ich doch mind. den Lacknebel auf der Grundierung. Das geht doch aber wiederum nicht, wenn die Grundierung noch nicht trocken ist.
- jedenfalls, soll der ganze Spass am Ende mit Klarlack lackiert werden

Klingt ganz gut, wäre da nicht das Abklebproblem :emoji_grin:

Wäre echt Dankbar für jeden Tipp
 

carsten

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Hallo

optisch ist deine Idee klasse, aber die Ausführung für ein Gesellenstück ne Numer zu hoch. Wen du schon selbst keine Erfahrung im Lackieren hast würde ich von sowas Abstand nehmen. Du sollst zeigen was du in den drei Jahren gelernt hast, wenn dabei keine Erfahrungen im Lackieren dabei waren würde ich da nicht einen TOP Schwierigkeitsgrad setzen.
Das optisch ansprechende Holz COC kann man auch ale getrennte Fronten bzw Bauteile mit Lack kombinieren. Schachbrettartig oder quer, längs oder nach Funktion. Der Gestaltung und Variation sind keine Grnezen gesetzt.
ABER als erstes Furnier besorgen, Muster machen. Gerade die ausdruckstarke Farbgebung und Maserung kann man gestalterisch einsetzen.
COC ist mitunter wellig und auch ölig beides erschwert die Verleimung.
 

Mentholelch

ww-kastanie
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Wirklich Abstand nehmen will ich davon nicht und ich will auch nicht die ganze Front aus Cocobolo machen ... selbst eine Schachbrettform würde mir persönlich zuviel Cocobolo sein. Aber du wirst schon recht haben, wenn du mir mit dem Lack abrätst. Ich habe auch überlegt, ob es eventuell ansprechende Schichtstoffe gibt, allerdings muss ich da nochmal genau das Sortiment überprüfen. Mit dem Zeug, das wir in der Firma immer hatten brauch ich da garnicht erst anfangen. Lack wäre nunmal wirklich die edelste Ausführung. Ich muss es vielleicht einfach mal vorher nach Feierabend ausprobieren. Das muss natürlich noch geschehen bevor die Planung steht.
Bei der Sache mit dem Furnier hast du natürlich Recht. Ich bin schon eine ganze Weile am Suchen, weil ich ein ziemlich genaues Bild im Kopf hab, wie das Aussehen soll ... da bin ich auch bereit mal tief in die Tasche zu greifen, nur damit das passt.

Ich denke mal, dass das Verleimen mit Heißleim weniger problematisch ist ... bei Weißleimen wirds aber sicher kriminell. Mir kam nun nämlich auch noch die Idee einer Grifflösung, bei der ich ca. 5 cm lange und 2cm tiefe (ca. 5 mm stark) Vollholzwinkel um die Türkanten setze. Ein wenig rumexperimentieren muss ich so oder so, da es in meiner Firma keinen gibt, der jemals damit arbeitete. Einige kennen das Holz nichtmal.

Ich danke Dir für deinen Post
 

Mentholelch

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Eine Alternative wäre vielleicht auch, die Cocobolostreifen nach dem farbigen Lackieren auf die Fläche zu bringen ... und gewollt Überstehen zu lassen. Das müsste dann natürlich mehr als Furnierstärke sein, weils sonst wie Gewollt-und-nicht-gekonnt aussieht :emoji_grin:

Aber selbst dann würde es an Reiz verlieren, denke ich. Wäre aber einfacher, weil ichs dann wieder auf einer dünnen MDF-Platte aufleimen, mit Furnier bekannten, und separat Lackieren könnte.
 

vollholz

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Hallo,
ich stimme Carsten zu und würde auch eher Cocobolo-furnierte Fronten mit einem einfarbigen Korpus kombinieren. Diese Hölzer sind für sich schon ziemliche Hingucker, das Drumherum sollte möglich dezent ausfallen.
Die ganze Oberflächenbehandlung entschärft sich dadurch sehr.
Mach vorher genug Muster, dann klappt es nachher ohne Überraschungen.
Grüße,
Jens
 

Eurippon

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Ach, sowas ist schon machbar.
Lösung 1: Cocobolo auf Aluminium furnieren und den Alustreifen einlassen oder aufleimen, wird dadurch aber nicht mehr flächenbündig, optisch aber ganz gut vertretbar.

Lösung 2: Die MDF-Platte quasi komplett fertig lackieren inkl. mehrerer Schichten Klarlack, dann die Nut für das Furnier erstellen (bündig). Furnier einleimen und die komplette Platte schleifen. Evtl. Fugen zwischen MDF und Furnier lassen sich mit transparentem Spachtel ausfüllen. Dadurch schleift man nur auf dem Klarlack und dem Furnier OHNE auf die Farbschicht zu kommen.
Jetzt die Platte nur noch klar lackieren, bzw. würde ich mit MDF-Grundierung anfangen, die verhindert das starke einfallen des Lackes auf dem Furnier. Sollte so am besten funktionieren bzw. hat es so am besten funktioniert.
Ein Muster (kann auch anderes Furnier sein) würde ich auf jeden Fall machen, alleine um ein Gefühl für Lackdicke und das Schleifen zu bekommen. Eine Zylinderschleifmaschine mit der man auch Lackzwischenschliff machen kann erleichtert die Sache erheblich.
 

Heiner

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Hallo zusammen!
Im Biedermeier hat man gesägte Furniere mit 3 bi 5 mm Stärke verwendet. Die Möbel blieben im Grunde Massivholzmöbel. Sie altern problemlos und werden heute noch hoch gehandelt. Die heutigen Furniermöbel sind nicht mehr alterungsfähig. Schon die kleinste Verletzung und die Möbel sind Schrott. Sie sind nicht reparierfähig. Krenov hat COC massiv verarbeitet.ISBN 3- 332- 01101- 4. Holz Alu und MDF zu mischen ist für mich eine Zeiterscheinung. Es mangelt an einer ordentlichen Sprache. Schade dass bei uns die dänische Möbelkunst so wenig bekannt ist. Es würden bessere Gesellenstücke entstehen. Gruß Heiner
 

Mentholelch

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Danke Heiner,

Bei dem Holz ists etwas schwerer geeignete Exemplare zu bekommen, hab nun aber auch schon 6 mm starke Furniere davon gefunden mit einer ganz vernünftigen Blume. Denke auch, dass ich das so machen werde.

Mittlerweile bekomme ich aber immer mehr Zweifel als Hauptmaterial MDF zu benutzen ... fürs Lackieren wäre das zwar etwas einfacher, aber ohne Anleimer an den Kanten wäre jede Kante natürlich ein Risiko.
Ansonsten hatte ich nämlich überlegt, als Trägerplatte eine schwarze MDF Platte zu nutzen ... und dann gleich den Ausschnitt größer Fräsen als das Furnier um somit eine schwarze Schattennut entstehen zu lassen. Hatte nun leider nicht viel Zeit in den letzten Wochen um daran zu feilen, aber mir fehlen teilweise auch Alternativvorschläge, da ich größtenteils nur das Kenne, was wir in unserer Firma machen.
 

Heiner

ww-birnbaum
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Hallo Mentholelch!
Mir erscheint COC für ein Gesellenstück nicht angemessen. Die Kenntnis eines interessanten Holzes ist ja noch keine sonderliche Leistung. Wie wäre es mit heimischem Nußbaum? Da kann man mit Splint und Kern dramatische Holzbilder zusammenstellen. Wenn man das Ganze zur Abwechslung mal massiv baut wird man vermutlich die Prüfungskommission herausfordern. Lohnend erschiene es mir trotzdem. Irgendwann muß es ja mit der Schreinerei wieder besser werden. Habe einmal gelesen, daß die Deutschen ihre Möbel im Schnitt nach 6 Jahren wegwerfen. Fabrikneuer Sondermüll ist unser heutiges Problem. Gruß Heiner
 

Mentholelch

ww-kastanie
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Nussbaum ist für mich keine Alternative ... ich finde zwar das Holz an sich und den Kontrast zwischen Splint und Kernholz auch sehr interessant, allerdings habe ich in der ganzen Sache ein ziemlich klares Bild im Kopf, wie das ganze Aussehen soll. Und demzufolge kommt eeeigentlich auch nur Cocobolo in Frage.

Das Ziel sollte ja grade beim Gesellen- oder Meisterstück sein, ein Möbelstück mit Dauerhaftigkeitsgarantie zu produzieren. Gründerstil-, Biedermeiermöbel usw. sind ja auch seit dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben. Dein Vorschlag mit der "massiven" Umsetzung spricht mich allerdings doch sehr an, ist natürlich auch wesentlich mehr Aufwand als der einfache Griff zu einem Plattenwerkstoff, hätte aber höhere Schlagfestigkeit, besonders an den Kanten, zur Folge. Zudem erspar ich mir die Anleimer.

In diesem Fall ist allerdings dann wiederrum der finanzielle Aspekt von Belang. Habe nun statt Farblack auch überlegt, einfach Ahorn als Grundmaterial zu nutzen. Nur komm ich in der Massivholzausführung eigentlich dann garnicht mehr um eine Schattennut herum ... zwar wird es natürlich nur ein Möbelstück für den Innenbereich, aber es reichen ja manchmal schon Temperaturschwankungen um das Holz zum Arbeiten zu bringen. Und dann solls ja auch alles noch schön aussehen.
 

Heiner

ww-birnbaum
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Hallo Mentholelch !

Ziemlich viele Probleme die da zusammenkommen aber wenn Du Farblack verwenden willst könntest du auch fertige Platten verwenden. Gruß Heiner
 
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