Das war der Stil der Zeit.
Heute haben wir andere "Marotten", über die sich in dreißig Jahren die nächste Generation lustig macht.
Mein Vater hatte schon damals diese "Rustikal-Beizen" umgangen, soweit es bloß ging.
Und auch mir widerstreben die Lösungsmittelbeizen (immer noch).
Trotzdem kommt man nicht herum, (immer noch) das eine oder andere nachgefertigte Möbelstück an vorhandene Einrichtungen anzupassen.
Damit habe ich aber keine Probleme.
Nun reden wir hier allerdings nicht über "Allerwelts"-Möbel aus industrieller Produktion.
Sondern über ein Gesellenstück.
Eine Prüfungsaufgabe, die sich der angehende Schreiner selbst stellt, deren Bewältigung er sich stellt(e).
Abseits aller Moden ist das doch schon etwas Besonderes.
Etwas Einzelnes, etwas Eigenes.
Oder etwa nicht?
Also ich (ganz persönlich) identifiziere mich immer noch mit Allem, was ich entworfen habe, und in meiner Werkstatt herstell(t)e.
Die "Prüfer" heißen seit vielen vielen Jahren "Kunden", und es stecken gewiß nicht weniger Herzblut und Mühen hinter jeder meiner Arbeiten, und ich lasse auch jedes Stück eigentlich ungerne los.
Ja, die Vorlieben haben sich mit der Zeit geändert.
Das werden sie auch weiterhin tun.
Trotzdem sind "meine" Möbel mein Werk.
Sie tragen meine gestalterische "Handschrift" und sie wurden von mir entworfen und konstruiert, aus Dielen und Brettern und Platten, Furnier, Beschlägen und Lack einzeln hergestellt.
Natürlich auch meinen (vom Zeitgeist nicht unbeeinflussten) Vorstellungen und sogar (das unterscheidet sie wesentlich von Prüfungsstücken) der Wirtschaftlichkeit unterworfen.
Aber sie sind unterscheidbar, identifizierbar, erinnerbar.
Um wieviel mehr sollte das ein Gesellenstück sein?
Da kann ich die Leichtigkeit, sich von seiner eigenen Arbeit zu distanzieren / verabschieden, bloß weil sie nicht mehr in unsere Zeit passt, nicht wirklich nachvollziehen.