Also mal ein bisschen Licht in die Sache
Die IG Metall ist im Saarland und Baden-Württemberg tatsächlich Tarifpartner für die Tischler.
Letzte Lohnrunde im Frühjahr zwischen 1,5 und 1,7 %
In allen anderen Bundesländern ist es die Verhandlungsgemeinschaft christlicher Gewerkschaften für Holz und Kunststoff mit Sitz in Berlin. Dahinter stecken die Gewerkschaft für Kunststoffgewerbe und und Holzverarbeitung im CGB - GKH mit Sitz in Paderborn und die DHV - Die Berufsgewerkschaft e.V. mit Sitz in Hamburg.
Im Gegensatz zur IG Metall ist die GKH ausschließlich auf den Holz-Kunststoff-Handwerks-Bereich organisiert. Die DHV vertritt weitestgehend die kaufmännischen Berufe und Verwaltungskräfte bis hin zum Gesundheitswesen,
Zur IG Metall kann ich wenig sagen, die machen Ihre Arbeit aber sicher auch so, dass sie das rausholen, was möglich ist und das ist in diesem Bereich halt leider viel weniger als z.B. in der Metallindustrie.
Das Problem sind die geringen Organisationsgrade auf beiden Seiten (Arbeitgeber und Arbeitnehmer).
Streik oder ähnliches ist bei Betriebsgrößen von 3-8 Mann so gut wie ausgeschlossen. Wenn die Gewerkschaften in einem Betrieb mal einen Orgnisationsgrad von 10% haben, liegt das vielleicht an der Qualität des zuständigen Sekretärs, ist aber die große Ausnahme. Im Bayerischen Elektrohandwerk geht man von einem gewerkschaftlichen Organisationgrad über alle Gewerkschaften hinweg von unter 4% aus, wobei genaue Zahlen nicht bekannt sind. Über alle Branchen hinweg sind es nicht mal 20% aller Beschäftigten. Der Streik der IG Metall in der ostdeutschen Metallindustrie vor einigen Jahren hat gezeigt, dass sogar bei höheren Organisationsgraden dieses Mittel nicht ausreichend war.
Also versucht man es über andere Wege. Ein Argument für Arbeitgeber einen Tarifvertrag überhaupt abzuschließen, ist die Wettbewerbssituation unter den Betrieben, dass nicht der eine den anderen unterbietet. Leider sind viele AG nicht tarifgebunden und können so ohnehin vereinbaren, was sie wollen. Andererseits gibt es nur wenige Betriebsratsstrukturen, die die Einhaltung von Tarifverträgen überwachen. Auch gibt es genügend tarifgebunden AG, die ihren Arbeitnehmern einfach nicht das gewähren, was im Tarifvertrag steht. Ein weiteres Argument sind Vergabegesetze, die bei öffentlichen Ausschreibung die Einhaltung von einschlägigen Tarifnormen vorschreiben. Diese Gesetze oder Verordnungen gibt es aber nicht in allen Bundeländern. Ein letztes aber nicht ganz von der Hand zu weisendes Argumnet ist die Einheitlichkeit der Behandlung von Arbeitsverträgen in einem Unternehmen. Ich muss nicht jedes Arbeitsverhältnis verschieden neu entwickeln, sondern berufe mich auf den TV.
Übrigens das mit den Lohnabschlüssen ist ein sehr zweischneidiges Schwert. Meist bleibt von der Lohnerhöhung ohnehin nicht viel übrig und was viel wichtiger ist, die Unternehmen versuchen die Gesamtlohnbelastung stabil zu halten. In einem größeren Betrieb fand nach der letzten Lohnerhöhung eine Woche später eine Betriebsversammlung statt, in der die Geschäftsführung erklärt hatte, nun aber auch die "Taktzahl" erhöhen zu müssen, hieß schneller und mehr arbeiten in der gleichen Zeit. Oder es folgt die "Umstrukturierung" in Richtung Arbeitsamt.
Die letzten Abschlüsse der GKH liegen zwischen 2,3 und 4,5 % in der Lohnrunde. Jetzt verganngene Woche für Ostdeutschland 4,0 %. Bei den Serienbetrieben in Niedersachsen waren es sogar über 4 %.
Zum Thema christliche Gewerkschaften gäbs viel zu erzählen und auch richtig zu stellen, was hier im Forum leider sehr populistisch und vor allem falsch dargestellt wurde. Aber dies vielleicht mal an einer anderen Stelle.
Wichtig ist mir, dass viel mehr Arbeitnehmer und Arbeitgeber sich organisieren. Dabei ist es mir persönlich bei den Arbeitnehmer völlig wurscht, ob bei uns oder beim DGB. Wichtig ist, dass man sich um seine ureigensten Angelegenheiten, nämlich seine Arbeitsbedingungen selbst mit kümmert und das funktioniert nur mit Hilfe der Gewerkschaften. Und wenn die nicht so wollen, wie man sich das wünscht, dann nützt es auch nichts von Außen zu maulen, sondern dann muss man halt von innen was verändern und dehalb finde ich als Christlicher Gewerkschafter es auch gut, dass der eine Kollege hier bei der IG Metall Mitglied geworden ist. Damit relativiert sich dann auch meist die Vorstellung von den großen Bewegungsspielräumen in der Tarifpolitik, nämlich durch eigene Kenntnis.
Sorry, ist ein wenig lang geworden.
Aber wer mehr wissen will, kann mich gerne weiter löchern.
m.stock@cgb.info
Kollegialer Gruß aus Berlin
Martin Stock