Gratleiste in bereits verzogenes Leimholz?

matchesder

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Hallo leute,

ich wollte mir für meinen halb ausgebauten Dachboden (= Bastelzimmer) einen einfachen Arbeitstisch bauen.

Voller vorfreude habe ich die 2400 mm x 600 mm x 27 mm Bucheleimholzplatte mit nem Kollegen die Treppe hochbuchsiert und auf zwei, in der Höhe verstellbare, Böcke plaziert. Zusätzlich habe ich längs auf der Unterseite zwei U-profile, die eigentlich für Wandregale gedacht sind als Versteifung gegen durchbiegen angeschraubt.

Ein paar Tage später musste ich feststellen, dass sich die platte entlang der kurzen Seite gewölbt hat. Offenbar sind die einzelnen Leimhölzer ungünstig ausgerichtet.

Wie auch immer, jetzt bin ich schonmal schlauer, allerdings ist die Platte immernoch krum. Gleiches gilt für den Schreibtisch, den ich aus einer zweiten, gekürzten Platte bauen wollte.

Nun die Frage: Macht es Sinn da Gratleisten einzubauen? Ich hätte Bedenken, dass dadurch die Leisten auseinander gehen. Wenn, was würdet ihr mir für Material für die Leisten empfehlen?
Was könnte ich sonst noch tun?

Grüße
 

michaelhild

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Das sich Massivholz, vorallem Buche verzieht oder schüsselt ist normal und muss halt bei der Konstruktion bedacht werden.
Durch entsprechend der Verleimregeln Positionierung der Lamellen in der Platte, kann zwar der Verzug minimiert werden, komplett verhindert werden kann er aber nicht.

Dafür sind halt entsprechende Konstruktionsmerkmale erforderlich.
Eine davon wäre die von Dir angesprochene Gratleiste. Diese lässt sich auch noch bei schon gewölbten Platten einsetzen, allerdings MUSS für das Fräsen der Gratnut, die Platte eben sein. Also mit Zwingen und Kanthölzern o.ä., die Wölbung kurzzeitig zurück drücken.
Warum sollten die Leisten auseinander gehen? Die Gratleiste wird ja nur an einem Ende etwas verleimt und die Platte kann weiterhin frei arbeiten, somit können auch keine Leimfugen reissen.

Da die Platte mit 27mm schon etwas "Fleisch" hat, wäre eine einfachere Variante, das Anschrauben von entsprechend dimensionierten Hölzern, welche die Platte gerade halten. Die Hölzer müssen aber für die Schrauben Langlöcher besitzen, damit die Platte wie oben erwähnt weiterhin arbeiten kann.
Hier siehst Du so ne Leiste:
DSCF7703m_1.jpg


Die Schrauben am besten mit großen Unterlegscheiben bestücken und auch nicht zu sehr anknallen, sondern nur soviel, dass sich die U-Scheibe noch bewegen lässt. Die Platte soll ja noch ohne Probleme arbeiten können.

Weitere Möglichkeit, wäre es Hirnleisten anzubringen. Die sind aber schon etwas aufwendiger und da wäre es interessant, was Du denn an Fertigkeiten und Werkzeugen mitbringst.

Als Material für solche Hilfskonstruktionen eignen sich eigentlich alle Harthölzer, wie z.B. Buche. Es sollte aber ein durchgehendes Stück Holz sein und kein Streifen von einer Keilgezinkten Leimholzplatte.
Dimensionierung für eine Gratleiste oder untergeschraubtes Holz wäre etwa eine Höhe von min. 2x der Plattenstärke, eine Breite von min. 3/4 der Plattenstärke und die Tiefe der Gratnut sollte 1/3 der Plattenstärke entsprechen.
 

matchesder

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Ahh, das ist doch mal eine Hilfreiche Antwort, vorallem auch der letze Satz :emoji_slight_smile: Danke!

Das sich Massivholz, vorallem Buche verzieht oder schüsselt ist normal und muss halt bei der Konstruktion bedacht werden.
Durch entsprechend der Verleimregeln Positionierung der Lamellen in der Platte, kann zwar der Verzug minimiert werden, komplett verhindert werden kann er aber nicht.

Immerhin weiß ich es jetzt.

...die Wölbung kurzzeitig zurück drücken.
Warum sollten die Leisten auseinander gehen? Die Gratleiste wird ja nur an einem Ende etwas verleimt und die Platte kann weiterhin frei arbeiten, somit können auch keine Leimfugen reissen.

Naja meine Bedenken waren eben, dass sich die Verleimung löst, praktisch einreißt, weil ja durch das aufbiegen der "Schüssel" die Innenseite auf Zug belastet wird.

Zur Info: die Platten sind aus nem Baumarkt.

Da die Platte mit 27mm schon etwas "Fleisch" hat, wäre eine einfachere Variante, das Anschrauben von entsprechend dimensionierten Hölzern, welche die Platte gerade halten. Die Hölzer müssen aber für die Schrauben Langlöcher besitzen, damit die Platte wie oben erwähnt weiterhin arbeiten kann.

Gute Idee, wahrscheinlich erstmal die einfachste Lösnug! Zumindest für meine Arbeitsplatte. Da bieten sich doch Einschraubmuttern an, in die dann Maschinenschrauben kommen. Oder verwendest Du Holzschrauben?
Für den Tisch würde ich das dann doch mit richtigen Gratleisten versuchen wollen.

Weitere Möglichkeit, wäre es Hirnleisten anzubringen. Die sind aber schon etwas aufwendiger und da wäre es interessant, was Du denn an Fertigkeiten und Werkzeugen mitbringst.

Ja, von Hirnleisten habe ich auch gelesen. Hier fehlt mir allerdings der passende Fräser.
Oberfräse, 8 mm und 12,5 mm Nutfräser, 12,7 mm Zinkenfräser mit 14°, Bündigfräser mit Anlaufring unten sowie ein paar Abrund- und Fasefräser habe ich. Außerdem eine Kreissäge. Für beides dann noch ne 800 mm lange Führungsschiene. Stichsäge, Schleifer und Akkuschrauber.

Erfahrung mit Holzhandwerk habe ich von diversen Lautsprecherbauprojekten. Also schon Mal was gemacht aber durchaus ausbaufähig..

Als Material für solche Hilfskonstruktionen eignen sich eigentlich alle Harthölzer, wie z.B. Buche. Es sollte aber ein durchgehendes Stück Holz sein und kein Streifen von einer Keilgezinkten Leimholzplatte.

Ja, genau das wollte ich wissen. Wäre eben einfach gewesen, aus dem Restbrocken der gekürzten Platte sowas zu bauen. Aber auch hier würde ich befürchten, dass die Klebestellen nachgeben. Außer ich würde das so dick machen, dass drei Leistenreihen nebeneinander sind.
Ne, da sehe ich, dass ich ein paar vernünftige Hartholzleisten bekomme.

In welchen Abständen sollte ich die anbringen? Reichen bei 2,4 m länge zwei oder lieber mehr?
 

michaelhild

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Ich würde ganz normale Holzschrauben nehmen. So min. 6mm und die Platte entsprechend vorbohren.
Mit den Rampamuffen, das geht auch, ist aber schon aufwendig.

Wegen der Anzahl, da kommt es auch drauf an, wie stark die Platte geschüsselt hat. So ausm Bauch raus würde ich 3-4 Streben setzen.
 

matchesder

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Soo, jetzt habe ich auch mal Bilder meiner Arbeit gemacht. Mein Bastelraum ist unterm Dach und nicht isoliert. Bei dem Wetter die letzten Wochen ist es da auch nicht wirklich auszuhalten. So geht es leider alles sehr schleppend...

Wie auch immer:

attachment.php

Die Leiste ist absichtlich so nah am Rand. Ziel dabei ist es, dass ich eine Platte anbringen kann, um dann daran Werkstücke spannen zu können.

attachment.php


Habe jetzt doch gleich Gratleisten eingezogen. Die erste, hier im bild, ist schon ganz gut gelungen. Hätte es mir schwieriger vorgestellt. Führungsschiene für die OF war da schon hilfreich! Muss ich die OF1010 mal loben. Der tiefenanschlag funktioniert super, das wackelt dann auch nicht so, wie bei der 35 € Fräse, die ich vorher hatte.

attachment.php


Hier fast komplett. Eine Leiste fehlt noch. Für den Versuch dpe Platte plan zu ziehen habe ich einfach die Leisten genutzt, die dann auch Gratleisten werden sollten. Allerdings ist die Platte schon sehr wiederspentig.

Leider ist auf einer Seite, da wo die Schraubzwingen liegen, doch auf gut 30 cm vom Rand aus die Verleimung aufgegangen. Die Gratleiste hält es und es ist "nur" die Arbeitsplatte..

Abschließend noch eine Frage: mit was schleifst Du die Oberfläche? ich habe ein Schwingschleifer Bosch GSS 23 A und pack da Ersta Super Cut drunter. Habe mit 60er Korn begonnen, allerdings passiert da gefühlt nichts. Bisher habe ich meist Spanplatte, MDF oder Birkenmultiplex bearbeitet. Da zieht das 60er Papier schon ordentliche Riefen rein. Bei den Buchenplatten ist kaum was zu erkennen.

Wie machen das die Profis?
 

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derdad

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Einen schönen Tag,
die Gratleiste sieht ja schon gut aus. Sitzt aber verdammt weit draussen. So 7-8cm sollte sie schon mindestens vom Rand entfernt sein da ansonsten die Gefahr besteht, dass die Wange der Gratnut abschert. Also das Holz wegbricht. (Ich hab das kurz in deinem Bild eingezeichnet) In der Praxis wird ein Grat leicht konisch gemacht. Er solltesich ca 2/3 der Länge von Hand einschieben lassen. Der Rest wird mit Hammer oder Zwinge eingeschoben.
Wie man jedoch auf einem deiner Bilder sieht ist beim Einschieben nichts weggebrochen. Vorsicht jedoch wenn du nun all zu viel seitlichen Druck zwischen Gratleiste und Plattenende ausübst.

Ein Schwingschleifer ist nicht unbedingt die ideale Maschine zum Schleifen von Buche. Ein Bandschleifer oder evtl (guter) Excenterschleifer ist die bessere Wahl. (Manche Leute würden dir sicher auch raten, Massivholz gehört von Hand gehobelt).
Es ist aber nicht immer nur die Maschine die nicht optimal ist. Den Schliff selbst macht ja das Papier, und da gibt es sehr große Unterschiede.
Ich glaub hier im Forum war das Thema Schleifpapier schon mal ein Thema.

lg
gerhard
 

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Manche Leute würden dir sicher auch raten, Massivholz gehört von Hand gehobelt.

Gut das du das nochmal anführst Gerhard.

Bei gekauften Leimholzplatten würde ich nie versuchen zu hobeln, da die Fasern ständig die Richtung wechseln und das unweigerlich zu Ausrissen führt:eek:
Das ist eine super Methode wenn man Leimholzplatten selber herstellt und entsprechend vorselektiert verleimt.
Die Industrie hat aber keine Zeit für eine Selektion dieser Art, da geht das Schlag auf Schlag, und es wird zusammengeworfen wie es gerade aus der Maschine kommt.
 

matchesder

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...die Gratleiste sieht ja schon gut aus. Sitzt aber verdammt weit draussen. So 7-8cm sollte sie schon mindestens vom Rand entfernt sein...

Danke :emoji_slight_smile: Gut zu wissen! An die Leiste wollte ich eine weitere Platte schrauben, dass ich Werkstücke rechtwinklig spannen kann (sofern die Leiste genau genug rechtwinklig sitzt, müsste ich dann eben noch prüfen.

...Den Schliff selbst macht ja das Papier, und da gibt es sehr große Unterschiede...

Ja, mein Vater mach viel mit GFK/CFK, der hat mir auch schon davon berichtet. Ich habe das Ersta Super cut von Starke. Soll für Holz ganz gut sein. Bisher habe ich damit nur die besagten Leimholzplatten versucht zu schleifen. Es trägt ja auch ab aber mit meiner begrenzten Geduld dauert das eeeeeeewig.

Roostie schrieb:
Die Industrie hat aber keine Zeit für eine Selektion dieser Art, da geht das Schlag auf Schlag, und es wird zusammengeworfen wie es gerade aus der Maschine kommt.

Wahrscheinlich ist das aus dem Baumarkt auch nicht die beste Qualität, d. h. der Satz trifft besonder zu. Da bin ich auch lieber vorsichtig mit Hobeln. Für ein Arbeitstisch ist das nicht so wichtig. Im Wohnzimmer als Schreibtisch wäre es aber schon wünschenswert. Möchte den dann ölen oder wachsen. Bisher ist der Plan Danisch oil zu verwenden.

Nochmal zum Schleifen: Was macht ein Excenterschleifer anders als ein Schwingschleifer? Die Excenterschleifer brauchen ja dann das Klettpapier. Bisher habe ich mit den Dingern immer das Problem gehabt, dass das Papier dann nicht richtig hält. Allerdings kann ich über den Zustand des Schleifers wenig sagen, dafür ist da zu lange her (etwa 10 oder 12 Jahre).
 

derdad

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Nochmal zum Schleifen: Was macht ein Excenterschleifer anders als ein Schwingschleifer? Die Excenterschleifer brauchen ja dann das Klettpapier. Bisher habe ich mit den Dingern immer das Problem gehabt, dass das Papier dann nicht richtig hält. Allerdings kann ich über den Zustand des Schleifers wenig sagen, dafür ist da zu lange her (etwa 10 oder 12 Jahre).

Beim Schwingschleifer schwingt die Platte nur in ein einem verhältnismßig kleinem Kreis.
Der Excenterschleifer hat ebenso diese kleine runde Schwingbewegung, aber gleichzeit ist das Teller so konstruiert, dass es auch noch eine ganze kreisrunde Bewegung ausführt. Dadurch ist der Abtrag etwas mehr.

Noch eine kleine Anmerkung zum Hobeln von Leimholzplatten (auch wenn es hier nicht angewendet wird): Die Meisten bedenken nicht, dass die Platten mit grobem Schleifkorn geschliffen sind, und bei jedem Holzschliff Schleifkörner im Holz zurück bleiben. Dies wirkt sich natürlich extrem auf die Abstumpfung des Hobeleisens aus. Wer hobelt schon gerne absichtlich in Schleifkörner.

lg
gerhard
 

matchesder

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Aha, danke. Habe mir den Kerl von Festool TV angesehen, der hat die verschiedenen Schleifbewegungen ganz gut anschaulich erklärt.
https://www.youtube.com/watch?v=u95TmIosPn4

Habe heute dann doch einen Bandschleifer bestellt. BS 75 E im Set mit Schleifrahmen. Mal sehen ob es das bringt. Der große wäre wahrscheinlich besser geeignet, war mir dann aber zu teuer. Hier kann man sehen, was das für ein Trümmer ist: https://www.youtube.com/watch?v=iyrWb_KZGkU

Sehen beide irgendwie uralt aus. Der Thread bestätigt das auch: https://www.woodworker.de/forum/neuer-festool-bandschleifer-t89231.html
Ich sehe das also erstmal positiv.
 
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