Gratleisten und Grathobel - Was macht der ?

harris

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Ich möchte Gratleisten einbringen. Zum Fräsen verwende ich den Frästisch. Jetzt sind die Gratleisten nicht absolut passend - leicht zu stramm. Ist es der Grathobel, mit dem ich das korrigieren kann? Was genau kann man mit dem Grathobel machen? Gratnut UND Grat hobeln?
 

yoghurt

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Hallo harris,
der Grathobel ist für die Gratleiste zuständig. Für eine von Hand hergestellte Gratnut verwendet man Gratsäge und Grundhobel. Wenn Du eine Gratleiste mit dem Grathobel nacharbeiten willst, musst Du darauf achten, dass die Winkel einander entsprechen. Da gibt es z.B. bei Dick passende Kombinationen aus Fräser und Grathobel.
 

v8yunkie

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Grat Nut

Nach meiner Erfahrung ist die Herstellung einer Gratnut-Verbindung ohne Übung nicht so ohne... man kann hier einiges falsch machen.

Insbesondere, wenn das Holz, daß man fräst nicht 100% gerade ist (beim Grat) bzw. die Platte, die die Nut aufnimmt nicht 100% plan ist. In diesem Fall muß man beim Fräsen entsprechend Druck (z.B. durch Federbretter) ausüben, damit die Fräsungen wirklich auf ganzer Länge konstant gleiche Maße haben. Hier reicht wenig, damit es klemmt. Ich habe das ein paar Mal an Restholz geübt und mir dann diese kleine Anleitung aufgeschrieben:

Nut fräsen
1. Brett kontrollieren – wenn gekrümmt, Nut auf konvexe Seite fräsen, damit Tiefe konstant ist.
2. Nut mit Nutfräser vorfräsen – ca. 1mm weniger tief als Endtiefe
3. Nut mit Gratfräser fertig-fräsen (1mm tiefer als mit Nutfräser). Dabei mit Feder-Brett seitlich fixieren. Von oben Druck damit Nut konstante Tiefe hat.
4. Tiefe und Breite der Nut auf der Gesamtlänge kontrollieren. Falls nicht konstant, Grat auf mittleren Wert fräsen.

Grat fräsen
5. Tiefe für Grat 1mm weniger tief einstellen als Nut.
6. Gratfräser schaut leicht aus dem Anschlag vor und es wird normal gegen die Richtung gefräst.... also von zwei Seiten und nie Gleichlauffräsen. Werkstück mit Federbrettern führen.
7. Grat in mehreren, kleinen Schritten fräsen um Ausriß zu vermeiden
8. Grat von zwei Seiten fräsen bis er in die Nut paßt
9. Vor letztem Schritt jeden Durchlauf zweimal und prüfen, ob konstant angedrückt wird (falls das Holz nicht ganz gerade ist)

Gruß,
Thomas
 

SteffenH

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Klassisch von Hand herstellte Gratverbindungen werden am besten leicht konisch ausgeführt, das erleichtert das Einpassen ungemein.
 

harris

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Vielen Dank für die Antworten!

Also der Grathobel hat einen Winkel und man kann ihn auch nicht umrüsten?!

D.h. zu meinem 15° Gratfräser müsste ich einen 15° Hobel haben.
 

Besserwisser

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Genau so isses .
Allein: Die Gratleiste wird imho überschätzt. Ich habe bisher, vom Gesellenstück abgesehen, noch nie etwas gegratet. Vernünftige Holzauswahl, konstruktive Tricks und moderne Materialien und Möglichkeiten lassen sie meist überflüssig werden.
Ich mag sie allerdings auch optisch nicht, sie führt meist zu einem recht rustikalen Aussehen.
 

Northern Guy

ww-kastanie
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Genau so isses .
Allein: Die Gratleiste wird imho überschätzt. Ich habe bisher, vom Gesellenstück abgesehen, noch nie etwas gegratet. Vernünftige Holzauswahl, konstruktive Tricks und moderne Materialien und Möglichkeiten lassen sie meist überflüssig werden.
Ich mag sie allerdings auch optisch nicht, sie führt meist zu einem recht rustikalen Aussehen.

Die da wären?

Viele Grüße,
Tapio
 

pedder

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Zarge am Tisch,

Rahmen und Füllung bei Türen

Tischlerplatte

Gratleisten sind ja nur dann nötig, wenn man die moderne Plattenoptik aus Vollholz haben möchte.

Ich habe für einen Freund mal einen Grathobel umgearbeitet, sodass er zu den Festoolfräsern passt. Ich glaub aber nicht, dass er viel benutzt wird.

Liebe Grüße
Pedder
 

harris

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Tricks?

Gratleisten sind ja nur dann nötig, wenn man die moderne Plattenoptik aus Vollholz haben möchte.
Pedder

Aber dann sind sie nötig, richtig?! :emoji_slight_smile:

Das ist bei mir Prämisse. Was das Korrigieren mit Frästisch angeht, bin ich skeptisch. Ich habe nur einen selbstgebauten low-tech Tisch, mit dem insb. kein präzises Verschieben des Anschlags möglich ist.

Ich übe gerade Gratleisten, aber nur um dann ans Eingemachte der sonst fertigen Türplatten zu gehen. Mein Gratleisten/Gratnuten sind z.Zt. so genau/ungenau gefertigt, dass ich sie vielleicht 10 cm einschieben kann und es dann sehr stramm wird, weil sie einfach zu passend gefertigt sind.

Vorausgesetzt ich habe keinen Grathobel. Ist es realistisch und sinnvoll, das ab hier ganz simpel mit Schleifpapier o.ä. zu machen?
 

Jyge

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Gratleisten braucht man nicht nur wegen Optik sondern beim Leimholz wegen verziehen.
Das Problem verstehe ich leider nicht. Bis jetzt habe ich die Gratleisten mit Führungschiene und Parallelanschlag mit Hand gefräst (bald ist mein Frästisch einsatzbereit). Wenn es nicht gepasst hat dann paar zehntel bei der Feineinstellung von der Parallelanschlag gedreht die Leiste nochmal gefräst und schon hat es gepasst.
Werkzeugwechsel dazwischen von der Oberfräse zu Hobel verstehe ich nicht?
 

rafikus

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... Das Problem verstehe ich leider nicht. ...

Ja, Du hast Dir auch nicht eine so tolle Anleitung geschrieben.

Und ich verstehe nicht, wie man eine Nut auf mitlleren Wert fräsen kann, wenn die Breite nicht auf voller Länge gleich ist? Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass man in einem solchen Fall die maximale gemessene Breite als Endmaß nehmen muß. Nur dann ist es nach dem letzen Durchgang überall gleich (falls man nicht wieder was falsch gemacht hat).

Rafikus
 

civil engineer

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Ich übe gerade Gratleisten, aber nur um dann ans Eingemachte der sonst fertigen Türplatten zu gehen. Mein Gratleisten/Gratnuten sind z.Zt. so genau/ungenau gefertigt, dass ich sie vielleicht 10 cm einschieben kann und es dann sehr stramm wird, weil sie einfach zu passend gefertigt sind.

Vorausgesetzt ich habe keinen Grathobel. Ist es realistisch und sinnvoll, das ab hier ganz simpel mit Schleifpapier o.ä. zu machen?

Hallo,

ich bin zwar nicht Mister Gratleiste, aber ein paar hab ich schon gemacht. Wenn es stramm geht, ich aber das Gefühl habe, es geht noch, ohne daß irgendwo das Holz abschert, "schmiere" ich mit Kerzenwachs. Zum Eintreiben kann's manchmal besser sein, nicht zu schlagen, sondern mit der Schraubzwinge zu ziehen. Versuch macht klug. Und ein wenig Gefühl für die Sache entwickeln ist m. E. sowieso nötig. Das schließt auf dem Weg dahin auch mal Brennholz mit ein.

Gruß
Jochen
 

SteffenH

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Zu stramm kann allerdings kontraproduktiv sein, da das Holz sich ja bewegen können muss/soll. Mit Zwinge reindrücken ja, aber wenns Geräusche macht und nur ruckweise kommt, lieber nicht. :emoji_grin:
 

harris

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Wie fühlt sich das Einschieben der Gratleiste an, wenn sie gut passt - vielleicht bei einer 50 cm langen Leiste? Muss das mit der Hand gehen, oder muss man die mit dem Hammer einschlagen?
 

Jyge

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Ich würde es so sagen dass die Leisten müssen mit moderater Kraft beweglich sein. Das Holz von der Platte muss ja in der Richtung der Leisten ausdehnen und schrumpfen können. Gibt's zu viel Widerstand in der Richtung der Leisten klemmt es sich und die Platte biegt sich. Dasselbe Effekt hatte ich als ich mal die Leisten festgeschraubt habe (ohne Langlöchern), die Leiste hat eher dazu beigetragen mein Schranktür krumm zu ziehen (einseitiger Widerstand in Ausdehnungsrichtung) - ich schätze es hat die Sache nur verschlechtert. Die Aufgabe der Leiste ist Widerstand gegen Biegung zu leisten. Nur wie frei beweglich die Leisten in ihre Längsrichtung sind ist auch öfter ein Mass dafür wie viel sie in Plattennormalrichtung abklappern, das sollte sich in Rahmen halten. Hammern würde ich nichts. Bin aber auch nicht der Mr. Gratleiste aber meine haben bis jetzt ihre Aufgabe erfüllt...
 

Besserwisser

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Schlagen, mit dem Hammer!
Mit normalen Schlägen sollte die Gratleiste einzutreiben sein, nicht mit dick Kawumm. Nach fest kommt ab.
Wenn sich die Leiste mit der Hand einschieben lässt kann die Platte schon ein ganzes Stück rund werden, bevor die Leiste ihre Arbeit beginnen kann.
 

harris

ww-esche
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Schlagen, mit dem Hammer!
Mit normalen Schlägen sollte die Gratleiste einzutreiben sein, nicht mit dick Kawumm. Nach fest kommt ab.
Wenn sich die Leiste mit der Hand einschieben lässt kann die Platte schon ein ganzes Stück rund werden, bevor die Leiste ihre Arbeit beginnen kann.

Vielen Dank für die Beschreibung!

Das klingt richtig. Daran werde ich mich halten.
 

g0dil

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Ich nutze um kleine Veränderungen am Ansschlag zu machen eine Fühlerlehre: Will ich den Anschlag etwas von der Fräse wegschieben dann:

  • spanne ich an einem Ende einen Klotz (oder auch einfach das dicke Ende meines billigen Metallwinkels) auf den Frästisch und zwar gegen den Anschlag
  • löse den Anschlag auf der Seite, wo ich den Klotz aufgespannt habe.
  • jetzt kann ich zwischen Anschlag und Klotz die Fühlerlehre mit der doppelten gewünschten Veränderung legen und den Anschlag wieder festklemmen.

Solls andersrum sein, Klemme ich halt den Klotz mit zwischengelegter Fühlerlehre fest und nehme die dann raus. Das funktioniert bei mir wirklich ziemlich genau und finde ich ziemlich einfach.
 
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