Grundsatzfragen TV-Möbel Konstruktion und auch so

helgef

ww-ahorn
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Moin,

ich spiele mit dem Gedanken mir ein TV Möbel zu bauen. Hierzu habe ich einige Fragen, die mir hoffentlich jemand beantworten kann:

Das Möbel soll 185cm lang sein, ca. 40cm tief und ca. 20cm hoch. Es soll aus drei Fächern bestehen. Das Mittlere soll ca. 50cm lichte Breite haben, das rechte und linke gleich groß, also ca. 65 cm. Genau rechne ich mir das aus, wenn ich weiß, was ich will. Rechts und links kommen Schubladen rein, die Mitte bleibt offen.

Ich möchte Leimholz Birke 18mm für den Rahmen nehmen (Oben, rechte + linke Seite, unten).

1. Verwirft sich Leimholz genauso wie Vollholz (oder wie nennt man Nicht-Leimholz?)? Wäre es also sinnvoll die Unterteilung der Fächer oben und unten einzugraten?

Schöner finde ich es, wenn ich diese duchgestemmt sind, so dass ich die Zapfen von oben erkennen kann. Rechts und links am Rahmen wollte ich offene Schwalbenschwanzzinken nehmen.

Kann ich nach Ästhetik entscheiden oder gibt es einen konstruktiven Unterschied?

2. Arbeitet Leimholz eigentlich weniger als "Vollholz" (s.o)? Oder verwirft es sich nur weniger?

3. Arbeitet Holz eigentlich mehr in der Breite der Faserrichtung oder in der Längsrichtung?

Ich habe gelesen, dass man Schubladenböden in Faserrichtung parallel zur Front und Hinterseite stramm einnutet und nur nach vorne dann Luft lässt. Dann scheint das ja so zu sein, oder?

4. Ich bin verschiedentlich über den Begriff "gesperrte" und "nicht gesperrte" Flächen gelesen. Was ist das?

Ich werde in der Folge sicherlich noch mehr Fragen habe, aber vielleicht kann mir schon mal jemand helfen. Dann sehe ich klarer.

Danke, Helge
 

ole pinguin

ww-ahorn
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Hallo,
ich habe vor einiger Zeit (ca 5 Jahren) meine HiFi-Möbel aus 4cm dicken Buchenleimholz (Arbeitsplatten)
gebaut, verworfen hat sich bisher nichts, allerdings ist das Holz in der Wohnung
noch etwas geschrumpft. Du solltest Dein Holz evt erstmal eine Heizperiode in einem
Raum lagern welches vom Raumklima ähnlich ist wie Dein Wohnzimmer / Heimkino oä.
Vom Design her habe ich mich ein wenig von Tabula-Rasa leiten lassen, klare saubere Formen, wie ich finde.

tabula-rasa-interior - hifi-möbel

Viel Erfolg, Grüße!
 

Hans-Friedrich

ww-robinie
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Hallo Helge,

das hört sich alles nach schönen, handgearbeiteten Verbindungen an.

Zu deinen Fragen:
1: Leimholz wird ja deswegen verleimt, um dem "Krummwerden" vorzubeugen. Dazu werden, wenn es richtig gemacht wird, die einzelnen Lamellen wechselseiteig "Splint an Splint und Kern an Kern, rechte Seite abwechselnd oben" miteinander vereimt, so dass sich das Verwerfen der einzelnen Lamellen gegenseitig ausgleicht. Nichts anderes machen die Tischler seit vielen, vielen Jahren.
Bei 40cm tiefe, also eine Breite der Bretter, sollte jeder Tischler das Holz auch mehrfach auftrennen und neu verleimen.
Industriell gefertigtes Leimholz ist da oft bei der Holzauswahl und -ausrichtung leider nicht so genau. Ich würde da nicht das billigste aus dem Baumarkt kaufen sondern auch mal beim Holzhändler anfragen.

Du kannst die Mittelseiten auch mit durchgestemmten Zapfen verbauen. Evtl. die Zapfen mit einem Keil sichern. Da wird sich dann nichts verziehen, wenn es richtig gemacht ist.
Sowohl Gratleisten als auch durchgestemmte Zapfen sind althergebrachte Lösungen für solche Verbindungen.

2: Leimholz quillt und schwindet genau so wie ein Brett aus einem Stück. Es ist ja noch die gleiche Maße Holz vorhanden.

3: Holz arbeitet in allen drei Richtungen unterschiedlich. Aber in Längsrichtung am wenigsten, dass ist richtig.

Das mit den Schubkastenböden versteh ich allerdings nicht so wirklich.

4: Kannst du kurz sagen, in welchem Zusammenhang du diese Begriffe gelesen hast?
 

Kramer

ww-buche
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Ich möchte Leimholz Birke 18mm für den Rahmen nehmen (Oben, rechte + linke Seite, unten).
Birke finde ich persönlich auch klasse, aber die 18mm scheinen mir, für so ein relativ großes Teil, arg dünn zu sein. Das könnte etwas mickrig wirken. Ich würde mindestens das Doppelte nehmen, oder einen Rahmen bauen, so daß es massiver aussieht. Als Alternative für das Leimholz finde ich Birke Multiplex gar nicht schlecht. Die Multiplex-Kanten sind natürlich Geschmacksache, aber da könnte man Anleimer, oder Furnier anbringen.
 

helgef

ww-ahorn
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@Hans-Friedrich: Ich habe in einem älteren Fachbuch folgenden Satz gelesen "Für die sichtbarbleibenden Kanten der gesperrten Flächen, d.h. der starken Tischerplatten, (..), sind die An- und Einleimer unentbehrlich. Gegenüber den ungesperrten Flächen brauchen gesperrte Flächen keine Anleimer aus Querholz."

Nun bin ich kein Fachmann: Sind abgesperrte Flächen funierte Flächen oder Tischlerplatten, die aus drei oder mehr Schichten bestehen oder noch etwas anderes?

Zum arbeitenden Holz in Schubkästen: An drei Seiten wollte ich den Boden einnuten und hinten dann schrauben. Die Nuten auf der rechten und linken Seite möchte ich dann mit wenig (oder keinem) Spiel machen, vorne dann mit mehr, damit das Holz dann in die Breite arbeiten kann.

Das mit den handgearbeiteten Verbindungen stimmt und stimmt auch nicht, bzw. nur zum Teil. Auf alle Fälle stimmt es für die durchgestemmten Zapfen.

Ich habe im letzten Sommer einen "Malschrank" gebaut. Unten sind drei Schubkästen für Bauklötze, Eisenbahn, usw. Darüber eine herunter klappbarer Tischplatte, die sich die dahinter befindenden Stifte, etc. vor dem Zugriff der kleinen "sichert". Außerdem kamen dann noch einige Schuhregale mit Kästen für Mützen (irgendwie haben wir mit drei Kinden immer zu viele Mützen, Schals und auch Schuhe, die im Flur untergebracht werden müssen) hinzu. Das war aber weitestgehend aus MDF. Jetzt wollte ich mich mal an richtiges Holz wagen und dabei verschiedene Techniken ausprobieren.
 

Hans-Friedrich

ww-robinie
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@Hans-Friedrich: Ich habe in einem älteren Fachbuch folgenden Satz gelesen "Für die sichtbarbleibenden Kanten der gesperrten Flächen, d.h. der starken Tischerplatten, (..), sind die An- und Einleimer unentbehrlich. Gegenüber den ungesperrten Flächen brauchen gesperrte Flächen keine Anleimer aus Querholz."

Nun bin ich kein Fachmann: Sind abgesperrte Flächen funierte Flächen oder Tischlerplatten, die aus drei oder mehr Schichten bestehen oder noch etwas anderes?

So wie sich das liest, deutet das tatsächlich auf furnierte Platten hin, bei denen die Schichte quer zueinander verleimt werden und sich dadurch gegenseitig sperren (vergl. Sperrholz). Aus dem Anleimer aus Querholz bei ungesperrten Flächen werde ich jedoch nicht so ganz schlau. Ich kann mir zwar vorstellen, was damit gemeint ist, habe sowas aber noch nicht gesehen und will deswegen hier auch nicht mutmaßen.

Zum arbeitenden Holz in Schubkästen: An drei Seiten wollte ich den Boden einnuten und hinten dann schrauben. Die Nuten auf der rechten und linken Seite möchte ich dann mit wenig (oder keinem) Spiel machen, vorne dann mit mehr, damit das Holz dann in die Breite arbeiten kann.

Wenn du hinten schraubst, den Boden also unter dem Hinterstück durchlaufen lässt, dann brauchst du vorne eigentlich kaum Luft lassen. Der Boden arbeitet ja genau so wie die Seiten und schiebt sich sonst unter dem Hinterstück raus (trotz Schrauben).
 

civil engineer

ww-robinie
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Wenn du hinten schraubst, den Boden also unter dem Hinterstück durchlaufen lässt, dann brauchst du vorne eigentlich kaum Luft lassen. Der Boden arbeitet ja genau so wie die Seiten und schiebt sich sonst unter dem Hinterstück raus (trotz Schrauben).

Hallo,

die Aussage ist meiner Meinung nach nicht richtig. Der Boden arbeitet eben nicht wie die Seiten, da der Boden quer zur Faser liegt, die Seitenteile längs zur Faser. Im Schubladenvorderstück Luft zu lassen dürfte somit fachlich richtig sein.

Gruß
Jochen
 

Hans-Friedrich

ww-robinie
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Hallo,

die Aussage ist meiner Meinung nach nicht richtig. Der Boden arbeitet eben nicht wie die Seiten, da der Boden quer zur Faser liegt, die Seitenteile längs zur Faser. Im Schubladenvorderstück Luft zu lassen dürfte somit fachlich richtig sein.

Gruß
Jochen

Du hast natürlich vollkommen recht. War ein Denkfehler meinerseits, wollte doch tatsächlich den Boden in der falschen Richtung einbauen. Sorry dafür.
 
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