Hobeltiefe lässt sich nicht einstellen

holz-wurmmm

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Liebe Holzwerker

Ich versuche zur Zeit Buchebretter zu hobeln. Leider mit mässigem Erfolg.

Beim Hobel handelt es sich um einen Witte Hobel (siehe Bild). Wohl kein Highendprodukt. Aber die Sohle ist plan und das Eisen habe ich mit der Tormek geschärft.

Beim Hobeln von Buche geschieht immer folgendes Spiel. Zuerst wird überhaupt nichts abgenommen. Dann beginne ich in ganz kleinen Schritten das Hobelmesser nach unten zu drehen, bis ich eine brauchbare Spanabnahme habe. Das geht dann 2-3 Stösse gut, dann wird wieder nichts mehr abgenommen. Also wieder ein wenig am Rädchen drehen. Danach bleibe ich meistens mit einer wüsten Kerbe im Holz stecken. Also Messer wieder zurückschrauben und das Spiel beginnt von vorne.
Eigentlich komme ich so gar nicht zum Hobeln. Ich bin eigentlich am Rädchen schrauben.

Mir ist schon aufgefallen, dass das Hebelchen, welches das Eisen hoch und runter schiebt Spiel hat. Ich achte also darauf, dass es das Eisen immer nach unten drückt. Das hat aber keine Verbesserung gebracht.

Hat jemand eine Idee woran das liegt?

Viele Grüsse
Holzwurm
 

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Keilzink

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Ich kenne diese Hobel recht gut. Das ist der Versuch, einen Stanley nachzubauen, was einfach mit diesen Mitteln, die hier verwendet wurden, nicht klappt. Auf Deutsch gesagt: Das ist gar kein Hobel, der tut nur so.

Das Hobelmesser, das bei meinem Witte dabei war, war soweit noch ganz ordentlich, allerdings hatte der eine andere Klappe, die sich der restlichen Anmutung besser angepasst hatte, soll heissen, die war genauso mies wie der Rest. Deine Hobelklappe stammt nicht aus dieser Baureihe, sie macht einen fast schon brauchbaren Eindruck.

Das Problem dieser Hobel liegt einmal in der Ausführung der Gabel, mit der das Hobelmesser bewegt werden soll. Die ist nicht steif genug und hat dazu noch zuviel Spiel - wie auch der ganze restliche Einstellmechanismus. Ich habe sehr lange rumprobiert, ob man das beheben kann, aber das war ganz einfach nur verschwendete Lebenszeit.

Am besten ärgerst du dich nicht lange damit rum, besorgst dir einen guten alten Stanley (aus amerikanischer Produktion, vor 1960, aber das ist eher was für Spezialisten) oder einen der vielen Nachbauten, die gut funktionieren: Lie Nielsen (wenns was kosten darf) oder einen der billigeren, die noch gut funktionieren (Woodriver, Juuma und wie sie alle heissen). Keinen Anant, denn da bekommst du nur dasselbe, was du schon hast.

Andreas
 

rafikus

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Prüfe doch mal, ob das Eisen ganz weit unten am Hobel anliegt, oder vielleicht in der Luft hängt?

Und wenn es dort gut unterstützt ist, dann bleibt immer noch der klassische Fehler, der für 90% aller Probleme beim Hobeln verantwortlich ist: das Eisen ist nicht scharf genug.
Dass das Eisen mit einer ach so tollen Maschine (ich nehme an, dass Du das gemeint hast) geschäft wurde sagt noch nicht aus, dass es tatsächlich scharf genug ist.

Hast Du soweit Erfahrung mit Hobeln, dass Du gut beurteilen kannst, ob das Eisen ausreichend scharf ist?

Ach so, ich nehme an, dass Du schon versucht hast in die andere Richtung zu hobeln.

Rafikus
 

tirogast_2018

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Hallo,
ist der Schärfwinkel des Eisens auch spitz genug?
Der Hobel schaut so aus als ob er einen ziemlich spitzen
Schnittwinkel hat, und wenn der Freiwinkel zu klein ist bzw. keiner da ist
gehts dir so wie du beschreibst.
https://www.qy1.de/img/fig7.jpg
 

Keilzink

ww-robinie
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... der Schnittwinkel von dem Teil ist 45°. Insgesamt halt der fehlgeschlagene Versuch, einen Stanley auf Billigstniveau nachzubauen: Der cast ist aus abgekantetem Stahlblech, darauf ist eine Blechlasche geschweisst, an der der Frosch festgeschraubt wird. Durch diese kaum kraftschlüssige Befestigung rutscht der Frosch bei Belastung nach hinten. Dadurch verliert das Messer die Unterstützung ganz unten und stellt sich auf, bedingt auch durch die labbrige Verstellung über eine Gabel, die aus Stahlblech gestanzt und gefaltet ist. So könnte ich weitermachen, bis hin zu der Tatsache, dass die Einstellschraube ein Rechtsgewinde hat: Wenn du normale Bench-Planes gewohnt bist, wirst du schon da irre an dem Teil.

Andreas
 

rafikus

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Der cast ist aus abgekantetem Stahlblech, darauf ist eine Blechlasche geschweisst, ...
Der was? Meinst Du vielleicht den Kasten?
Ich weiß nicht welches Bild Du vor den Augen hast, aber ich sehe eindeutig ein gegossenes Modell. Wahrscheinlich den Anant Hobeln in der Qualität ähnlich. Der Spanbrecher ist wohl wirklich nicht der beste, doch sehe ich das nicht so, dass man mit diesem Hobel überhaupt nichts anfangen kann.

Vielleicht meldet sich der Holzwurm und kann unsere Fragen beantworten?

Rafikus
 

Keilzink

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... öha, das muss ich zurückrudern! Habe mir das Bild gerade noch mal angeschaut und du hast völlig recht, das ist ein gegossener cast. Ich wusste nicht, dass Witte auch sowas hergestellt hat, kenne nur die Stahlblechversion und habe deshalb offenbar nicht genau hingesehen: Damit muss ich einiges zurücknehmen, von dem, was ich geschrieben habe.

Es wäre hilfreich, wenn der TO noch ein Bild von dem Hobel in zerlegtem Zustand einstellen könnte, dann wüsste man eventuell mehr über die Schwachstellen. Aber die Probleme mit Cast und Frosch wie ich sie beschrieben habe, muss der Hobel dann nicht haben. Ich habe ihn mit einem wesentlich einfacheren Modell von Witte verwechselt.

Was den "cast" angeht: So nannten die Erfinder und so nennen die Amerikaner das, was man hierzulande "Hobelkörper" nennen würde. Kommt von cast-iron, also Gusseisen. Ich verwende diesen Begriff, weil die Konstruktion nun mal nicht deutsch ist, Hobelkörper scheint mir hier nicht angebracht, das ist mehr ein Wort, das ich auf einen Holzhobel anwenden würde.
 

Keilzink

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Halt, stopp! :emoji_slight_smile:

Wie ich schon geschrieben habe, habe ich mich beim cast und der Froschaufhängung getäuscht! Kann gut sein, dass man dem Hobel dann doch Leistung abringen kann. Falls er die billige, lasche Gabel hat, dann habe ich vielleicht eine bessere in meiner Kramkiste, die man einsetzten könnte.
Wenn du mir ein Bild in zerlegtem Zustand zeigst, kann ich sicher mehr dazu sagen.

Und ich entschuldige mich noch mal für das flüchtige Hinschauen! Aber mit "Witte" habe ich halt eine gewisse Leidensgeschichte hinter mir.

Andreas
 

holz-wurmmm

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Hier ein paar Detailbilder. Für Tips bin ich natürlich immer noch empfänglich.
 

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Sägenbremser

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Hallo Ernst

manche dieser Konstrukte sind so weich das schon
das Spannen der Klappe reicht um die Sohle leicht
konkav werden zu lassen. Also das Teil mal gespannt
auf einem Schleifpapierbogen abrichten. Das von dir
beschriebene "Hacken" ist eigentlich immer zu sehen
wenn die Hobelmaulkante nicht dicht vor der Schneide
aufliegt. So ganz schnell würde ich da nicht aufgeben,
ist doch das Einfahren eines Handhobels schon lernbar.

Gruss Harald
 

rafikus

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Aaaaaaaah, jetzt ja! Eine Insel!

Die Spiegelseite hast Du nur aus Scham, oder doch Unwissenheit nicht gezeigt?
Der Spanbrecher ist gar nicht bearbeietet, seine Kontaktfläche mit dem Eisen passt nicht. Hast Du beobachtet, ob sich die Späne zwischen dem Eisen und dem Spanbrecher einklemmen?
In welchem Zustand ist Die Spiegelseite des Eisens? Bitte weniger Tisch fotografieren, das wollen wir doch gar nicht sehen!
Was ist diese dunkle Stelle auf der geschliffenen Fase des Eisens? Hoffentlich keine Lunker.
Es wäre auch nett, wenn Du die gestellten Fragen beantwortest.

Ich gehe davon aus, dass wenn Du schreibst die Sohle wäre plan, es tatsächlich so ist. Wenn die Sohle konkav sein sollte, dass passiert das beschriebene beim Hobeln von dünnem Material.

Das Gewinde an der Stellmutter ist tatsächlich ein Rechtsgewinde, aber damit kann man durchaus leben.
 

Keilzink

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Was ich anhand der Bilder sagen kann: Der Schliff der Fase sollte zwischen 25 und höchstens 30 Grad liegen. Das nach einem Bild zu beurteilen hat etwas von Kaffesatzleserei, aber ich glaube, dass die Fase dieses Messers zu steil geschliffen ist.

Der Spanbrecher ist wirklich eine Zumutung, ich weiss nicht. ob man den hinbekommen könnte. Zunächst würde ich die Kante so anschleifen, dass sie hundertprozentig mit der Spiegelseite abschließt, und dabei muss natürlich auch die Spiegelseite einwandfrei plan sein.

Die Klappe scheint soweit iO zu sein, macht einen brauchbaren Eindruck.

Das Hobelmaul kommt mir zu weit vor - aber da kann man nichts machen.

Der Frosch sitzt zu weit hinten.

Die Gabel sieht für mich nach Guß aus, das wäre also wesentlich besser als bei meinem Schrotthobel, die sollte eigentlich funktionieren.

WAs ich jetzt machen würde: Dem Eisen einen sehr scharfen Schliff verpassen, mit ein Keilwinkel von 25, 26 oder 27 ° - in dem Bereich sollte man liegen.
Dann die Spiegelseite des Eisens auf den vorderen 3 bis 4 mm plan und fein schleifen.
Als nächstes den Spanbrecher an der vorderen Kante so anschleifen, dass sich, wenn er aufgespannt ist, keine noch so kleine Lücke oder Spalt zeigt. Den Spanbrecher so auf das Eisen schrauben, dass die Vorderkante des Spanbrechers einen Millimeter oder besser etwas weniger vor der Schneidenkante des Hobelmessers liegt. Gerade muss er natürlich auch sein: Also beim Schleifen des Messers schon auf einen rechtwinkligen Anschliff achten, beim Spanbrecher genauso. Damit hast du dann das Messer gerichtet.

Was den Frosch angeht: Die Schräge des Frosches sollte ohne Sprung übergehen in die Schräge der Hinterkante des Hobelmauls. Das ist sehr wichtig, dass ein solches Messer bis unten zum letzten möglichen Punkt gestützt wird. Das kann man mit einem Stahllineal einstellen, dann die Schrauben so fest wie möglich ziehen.

Dann das Messer einsetzen, die Klappe aufsetzen, die Halteschraube für die Klappe anziehen. Hier wird es schwierig, die richtige Spannung zu beschreiben: Die Stellschraibe sollte so tief eingeschraubt werden, dass bei gespannter Klappe das Messer gut gehalten wird, aber auch die Lateralverstellung und die Tiefenverstellung noch beweglich ist.

Wenn du alles richtig gemacht hast, und der Hobel jetzt einigermaßen funktioniert, dann macht es Sinn in die Feineinstellung zu gehen. Sonst eher nicht.

Und ja, mit dem Rechtsgewinde kann man leben, solange man nicht noch ein paar andere Hobel parallel gebraucht, die alle andersrum funktionieren - besser gesagt: ich kann es dann nicht.

Viel Erfolg: Andreas
 
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