Holz für Leimholz

Thomas09

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Hallo zusammen,

ich habe von meinem Vater eine Menge toller Werkzeuge geerbt und habe mich nun selber in die Materie eingefuchst und erste schöne Ergebnisse erzielt. Darunter ein durchaus ansehnliches Lowboard und einen Couchtisch, der sich auch nicht verstecken braucht.
Nun baue ich einen Esstisch mit den Maßen 120cm x 120cm.

Lange Rede kurzer Sinn: ich bin dabei mein erstes Leimholz herzustellen. Allerdings aus Leimholz. Das dies nicht optimal ist, ist mir bewußt, aber soll erstmal als Übergangslösung dienen.
In Zukunft möchte ich mein Leimholz selber herstellen. Vorhanden ist eine Formatsäge (Elektra-Beckum PKF255 Profiline) und ein Dicken- und Abrichthobel von Kity.

Jetzt ist nur die Frage, was für Holz kauft man, wenn man Leimholz herstellen möchte? Bretter,Bohlen, Schnittholz? Wie wichtig ist dabei die Restfeuchte oder müßte ich das Holz erstmal lange lagern?

Danke schon mal für die Antworten,
Thomas
 

mbach

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Ich habe es diese woche mit baudielen aus fichte probiert.

Ich weiss nicht wie das gewerblich gemacht wird aber bei mir war die ausbeute sehr bescheiden. Habe zwei dielen zu lamellen gesaegt, gehobelt und 2/3 waren unbrauchbar.

Irgendwo war immer ein ast der ausbricht .... Und das obwohl ich mich auf 80 cm laenge festgelegt habe.

=> ich lasse fichte in zukunft ...vielleicht hatte ich aber auch low end fichte dank baudiele...
 

Holzräuber

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Hallo.
Warum so umständlich?
Wenn es doch nur übergangsweise sein soll, würde ich einfach ne Fichte 3 Schicht platte nehmen.
Gibts auch in verschiedenen Stärken und die Oberfläche ist sauber.
MFG
 

Thomas09

ww-eiche
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erstmal danke für eure antworten.

meine frage war eher auf die zukunft bezogen. das holz zukünftiger projekte möchte ich lieber selber zusammen leimen als fertiges leimholz zu nehmen.
 

dascello

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Mach das aus Holz Deiner Wahl, kauf dafür beim Holzhändler Bohlen oder besäumte Bretter ein. Rechne bei 120 cm 5 mm Stärkenverlust beim Aushobeln ein: Für eine 30er Platte brauchst Du 35er Bohlen.

Preise ungefähr:
Aminuss: 2400 €/kbm
Deutsche Eiche: 1800
amerikanisches Kirschholz: 2000
Kanada-Ahorn: 1800
(nur seeeeehr ungefähr)

Mit 30 - 40 % Zerspanung und Verschnitt musst Du rechnen.

der rest ist Arithmetik.

Fichte gibt es auch in schön, allerdings nicht überall. Generell: Im Alpenraum, in kleinen betrieben gut zu kriegen, auch relativ astfrei.

Baudielen macht man aus Holz, das anders nicht zu gebrauchen ist.
Dachbalkenn aus Abrisshäusern sind oft von erstaunlicher ualität und kosten garnix.

Grüße sendet

Michael
 

SteffenH

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Jetzt ist nur die Frage, was für Holz kauft man, wenn man Leimholz herstellen möchte? Bretter,Bohlen, Schnittholz? Wie wichtig ist dabei die Restfeuchte oder müßte ich das Holz erstmal lange lagern?

Da gibt es ganze Bücher drüber. Hier mal eine klassische Vorgehensweise in Kurzform:
Beim Holzhändler kammergetrocknetes Schnittholz kaufen. Besäumen, zuschneiden, zureissen/markieren, abrichten, fügen/Winkelkante anhobeln, verleimen. Nach dem Abbinden überschüssigen Leim abkratzen, eine Seite abrichten und dann auf gewünschte Stärke hobeln.
Zu jedem einzelnen Arbeitsschritt könnte man noch ca. eine halbe Stunde was erzählen, und darüber hinaus macht das jeder Tischler hier und da ein bisschen anders.
Am allerwichtigsten ist eigentlich, dass das Material trocken ist, sonst hat man keine Freude an den verleimten Brettern. Unter 12% sollte es schon sein (das sieht aber auch wieder jeder ein bisschen anders), es kommt aber auch drauf an, was es werden soll. Bei einer Tischplatte zB ist es mMn nicht so tragisch, wenn sie irgendwann einen Zentimeter schmaler ist, als ursprünglich verleimt.
 

GuterSchnitt

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Wohin mit dem Dachstuhl?

Hallo Thomas09

Da könnte man jetzt lange lange referieren. Ich war vor einiger Zeit über diese Seite gestolpert. Ich hoffe, du hast ein bisschen Zeit

http://heiko-rech.de/download/pdf/herstellung_von_leimholz.pdf

Ich denke, dass dein Antrieb einem inneren Ehrgeiz entspringt. Denn sein Leimholz selbst zu produzieren, lohnt eigentlich nur, wenn man einen entsprechenden (unentgeldlichen) Vorrat herumliegen hat.
Das Bearbeiten von Massivholz (und mag es "nur" eine Leimholzplatte sein) macht hingegen viel Freude.

Deswegen: Viel Spaß bei der Arbeit
 

Thomas09

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Super, dass sind eigentlich schon alle Informationen, die ich wollte :emoji_slight_smile:
Danke euch!!!
Und wie wählt man aus, welchen Teil von einem Stück Schnittholz man verarbeiten kann?

Und klar, dass ist innerer Ehrgeiz und Spaß an der Sache.
Aber auch Unmut über das Leimholz, was ich bisher so gefunden habe: verzogen, viele Äste, Abmaße, die ich nicht nach hause kriege etc...
Der Gedanke selber zu bauen vom einfachen Holzbrett zum fertigen Möbelstück macht mir viel Freude!
Ganz ehrlich, ich bin jetzt 30 und ärgere mich ein wenig, dass ich nicht den Weg des Tischlers gegangen bin und stattdessen Informatik studiert habe. Vielleicht ist es aber auch einfach ein schöner Ausgleich :emoji_slight_smile:
 

SteffenH

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Und wie wählt man aus, welchen Teil von einem Stück Schnittholz man verarbeiten kann?

Das steht in einem anderen Buch... :emoji_wink:

Kommt auf die Holzart an. Kiefernsplint kann mitverarbeitet werden, Eichensplint auf keinen Fall. In der Regel sind Bretter bzw. Bohlen an den Enden gerissen, das muss weg. Den Kern will man auch nicht haben, da gerissen ocder zu Rissen neigend. Und so weiter. Holzauswahl ist das A und O. Vor dem Zuschneiden die Rohware genau betrachten und durch geschicktes Ablängen und Zuschneiden Äste, Risse und diverse andere Fehlstellen rausschneiden, das macht man irgendwann intuitiv. Gleichzeitig auf den Verschnitt achten, sollen ja Bretter werden und kein Brennholz. Wie du siehst, auch eine kleine Wissenschaft für sich.
 

mbach

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Wunderbar... Geht also auch anderen so! Habe Chemie studiert, promoviert und bin jetzt bei Software tätig.... Tischler waere aber auch schoen gewesen.

Aber ob das so toll ist wenn man davon leben muss?
Man baut was andere wollen und das moeglichst simpel und schnell damit es sich finanziell lohnt.
Ist wie programmieren als hobby und wenn du es gewerblich machst. Da kauft man libs statt rumzutraeumen.

Und dann kenne ich schreiner die immmer das selbe machen zb fenster und saerge.
 

Pannekowski

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@TE
Alle deine Fragen und noch viele mehr werden im Lehrwerk “Fachkunde Holztechnik“ vom Europa-Verlag beantwortet.Eines der lohnendsten Bücher, das ich mir je gekauft habe.

Gruß
Leif
 

v8yunkie

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Leimholz

Hallo Thomas,
ich wollte seinerzeit auch mein Leimholz selbst herstellen - aus derselben Motivation heraus wie Du. Habe mich dann aber entschieden, im Holzhandel Leimholz "durchgehende Lamelle" fertig zu kaufen (Ahorn in meinem Fall, gibt es aber auch in Buche, Eiche, Esche, Erle etc.). Das hat Möbelbauqualität und sieht sehr gut aus.

Sicher ist das selbst Herstellen eine schöne Sache, aber auch ein mords Zeitaufwand. Ich hatte mich damals mit einem Schreiner unterhalten... was die Vorredner noch vergessen haben, ist, daß man das Holz nach dem Aufschneiden der Bohlen (vor dem Verleimen) ca. 4 Wochen trocknen lassen sollte.

Weiterhin solltest Du den Materialbedarf nicht unterschätzen... bei Deinem Tisch ist das überschaubar... aber bei einem Schrank unterschätzt man das leicht. Ich habe für einen halbhohen Badezimmerschrank 3,6 m² gebraucht... da bist Du lange beschäftigt, bis Du das selbst gemacht hast. Und noch ein Hinweis: Wenn Dein Holz nicht durchgehened exakte Dicke hat, dann wirst Du beim Bauen später keinen Spass haben.

Und um nochmal auf den Tisch zurückzukommen: Du brauchst eine Breite von 120cm. Dein Abrichthobel kann vermutlich 26 oder 32cm... das heißt Du mußt 4 Streifen dieser Breite herstellen und diese dann auch nochmal verleimen und dann nochmal hobeln (von Hand, mit der Raubank). Da gehen dann nochmal ca. 3mm Dicke verloren, denn Du wirst die 4 Streifen bei der Breite nicht exakt eben verleimt bekommen. Zum Verleimen des Leimholzes braucht man ordentliche Zwingen, in Deinem Fall bis 120cm (besser 150cm) Spannweite. Rohrklemmen oder Korpusklemmen. Wenn Du die nicht hast, dann kosten die auch nochmal eine hübsche Summe.

Ist alles kein Problem... mein Killer-Kriterium war die Zeit. Ich habe Familie und muß mir meine Werkstattzeit einteilen. Wenn das bei Dir kein Problem ist: Hau rein und viel Erfolg!

Gruß,
Thomas

PS, Noch ein Tipp: Achte bei JEDEM Verleimen unbedingt darauf, daß alle Lamellen in derselben Maserrichtung liegen (ich markier mir ein Ende immer mit Wachskreide auf dem Hirnholz). Sonst bekommst Du später beim Endhobeln des Tisches (mit der Raubank) Ausrisse, weil Du bei manchen Stücken dann gegen die Maserung hobelst.
 

Thomas09

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Nochmal danke für die Tips!
Klar, Zeit ist auch bei mir ein Problem. Mein Sohn ist jetzt 5 Monate alt. Da ist außerdem die Arbeit und meine Freundin möchte auch Zeit... alles nicht so einfach.

Schraubzwingen etc hab ich. Das Holz klebt ja auch schon...

Wie auch immer: probieren möchte ich es auf jeden Fall mal. Vielleicht stelle ich fest, dass es mir den Aufwand nicht Wert ist und ich gehe wieder über zu fertigem Leimholz.

Dennoch kommt man sicher so oder so in die "Bredouille", dass man mal selber größere Platte herstellen muss. Wie jetzt bei meinem Tisch zum Beispiel.

Das mit dem Hobeln habe ich bisher immer versucht zu umgehen. Die Tischplatte ist auch so schön glatt geworden und mit ein bisschen Verschleifen sieht sie schon echt gut aus. Irgendwann wird aber auch das kommen :emoji_wink:
 

dascello

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@V8Yunkie: Doch, das kann man bündig verleimen. Ich habe letzten Sonntag einen massiven Stimmstock aus 42 mm Eiche aus drei Lamellen verleimt und der Versatz ist geringer als 0,2 mm. Bei einer Tischplatte würde ich das sogar belassen, schleifen reicht aber immer aus. Man muss halt geduldig rangehen, zur Not halt immer nur eine Lamelle anleimen (mit quer angezwingten Führungsklötzchen) und natürlich die Verleimregeln (Suchfunktion) beachten.

Und wenn es ganz toll werden soll: Mit der 120 cm breiten Platte zum Schreiner des Vertrauens (und im Besitz einer Breitbandmaschine) gehen und das Ding durchlassen. Dann ist auch die Wuchsrichtung egal, sogar bei wild gewachsenem Nussbaum oder so.

Grüße sendet


Michael

... der auch hätte Holzwurm werden können, aber Musik studiert hat.
 

v8yunkie

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@Michael

Ich denke das hängt davon ab, wie gerade man die einzelnen Abschnitte bzw. Lamellen hinbekommt und wieviele Zwingen man hat, um genügend Querhölzer zum Ausrichten beizuzwingen.

Aber das mit dem Schreiner ist die beste Idee... am Ende dort endbehandeln lassen gibt sicher das beste Ergebnis und erspart eine Menge Arbeit.

Gruß,
Thomas
 

blues

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Guten Abend,

wenn ich mich auch mal kurz einschlingeln dürfte.

v8yunkie sprach vorhin von Rohrklemmen ? Kenn ich so nicht.

Gibt es in Deutschland eigentlich diese "Rohrzwingen" wie es die Amerikaner gerne zum Korpus verleimen nutzen ?

Vielen Dank,

Gruß Andi
 

mbach

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Habe neulich ein verleimsystem gesehen wo man statt der rohre zwei kanthoelzer mit einer art stahlkreuz verbindet. Die hoelzer sollen dann gleich das leimholzbam aufwellen hindern.
Ich komme nur nicht mehr auf den namen
Sry
 

Mitglied 30872

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... das heißt Du mußt 4 Streifen dieser Breite herstellen und diese dann auch nochmal verleimen und dann nochmal hobeln (von Hand, mit der Raubank).

Um Michaels Anmerkung dazu zu ergänzen:
Den Versatz kannst Du auf fast 0 reduzieren, indem Du (durchaus auch mit der Kreissäge) eine Nut in die Schmalseiten sägst und eine Feder einleimst. Dann können Dir die Lamellen nicht gegeneinander verrutschen. Eleganter geht das mit einer Nutfräse und Lamellos oder mit Verleimfräser an Tisch- oder Oberfräse, sofern vorhanden.
Dann reicht Schleifen vollkommen aus.
 

Thomas09

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So steht es auch in der Anleitung von Heiko Rech, die wirklich gut ist. Nur kommt die Auswahl des Holzes etwas zu kurz. Deshalb auch der Fred hier :emoji_grin:
 

tomkaes

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Exakt! nutzt das wer?

Rohrzwinge ist universeller oder?

Die Rohrzwingen verbiegen sich bei größeren Breiten (selbst bei 3/4" Rohr), musst du also wechselweise von unten und oben setzen. Zur reinen Breitenverleimung finde ich das verlinkte System besser, da die Brett-Tafeln gleichzeitig plangedrückt werden.

Gruss
Thomas
 
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