Holz soll hell bleiben - wie behandeln - oder gar nicht behandeln?

pezzey

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Hi,

ich habe aus Lindenholz eine Figur geschnitzt. Abschließen mit sehr feinem Schleifpapier sehr glatte Oberfläche erzielt. Das Lindenholz ist so sehr hell, fast weiß. Es ist auch kaum Maserung zu erkennen. Genauso würde mir die Oberfläche gefallen. Wie behalte ich diese Oberfläche am besten auf Dauer bei?

Mit Öl dunkelt es etwas nach, aber v.a. kommt sofort die Maserung zum Vorschein, was ich hier vermeiden möchte. Klarlackieren? Oder gar nicht behandeln? Was passiert ohne Behandlung. Vermutlich auch leichte Nachdunkelung und etwas mehr Staubempfindlichkeit...
 

Hoosier

ww-robinie
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Es gibt von Osmo was, was helle Hölzer hell aussehen lässt ohne den Nasseffekt. Mal googlen...
 

msell

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Auch Lasuren ohne Pigmente sollten funktionieren. Lasuren haben halt den Charm, dass sie, glaube ich, beständiger sind als Öl und die Strukturen des Holzes gut hervorheben...
 

seschmi

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Du hast ja zwei Effekte, die Du vermeiden willst: Das eine ist das Anfeuern, also das Verstärken der Maserung. Das zweite ist das Nachdunkeln durch Licht, das jedes helle Holz zeigt.

Das Nachdunkeln lässt sich nach meiner Erfahrung nur mit weißen Pigmenten verhindern. UV-Filter (auch Pegma) verzögern es, aber verhindern es nicht. Die weißen Pigmente müssen so dünn aufgebracht werden, dass sie nur aufhellend wirken, aber nicht als weißer Schleier erscheinen. Das kann als Lasur, Lack oder durch Kalken erfolgen. Es gibt auch Öle mit Weißpigment - ich kenne Remmers Arbeitsplattenöl Natureffekt, das verhindert das Nachdunkeln ganz gut, feuert aber deutlich an. Das ist schön für Zwetschge, weil die Maserung sehr betont wird, aber der helle Splint hell bleibt. Aber Du willst ja keine Maserung...

Das Anfeuern machen am stärksten Öle, dann Lösemittellacke, am wenigsten Wasserlacke. Da wäre also ein Wasserlack am Besten. Mein Vorurteil gegen Linde ist aber, dass es langweilig ist und bleibt, da wäre Anfeuerung nicht meine größte Sorge.

Als Drittes muss man noch den Glanzgrad beachten: Wenn man die Beschichtung nicht wahrnehmen soll, darf sie nicht glänzen.

Auf Eiche habe ich gute Erfahrungen mit Kalken und Schellack gemacht: Schellack dünn aufgestrichen, um ungleichmäßiges Saugen zu verhindern, dann ganz dünn mit dem Lappen Kalkpaste aufgetragen, nach dem Trocknen nochmal Schellack aufgestrichen. Damit habe ich eine Schranktür gemacht, neben die ich nach Jahren ein Stück frisch gehobelte Eiche legen kann, und es sieht fast gleich aus.

Das wird sich 1:1 nicht übertragen lassen, weil Linde keine Eiche ist, und man bei geschnitzten Oberflächen die Kalkpaste nicht gleichmäßig auftragen kann. Es zeigt aber das Prinzip: Weißpigment, matter Lack, wenig Anfeuerung.

Du solltest also etwas Experimente mit Reststücken machen - das ist immer sinnvoll. Ich würde zum Start mal einen möglichst matten Wasserlack nehmen, oder dünnen Schellack, und ein kleines bisschen weiß dazugeben (zB Mixol weiß) und es damit probieren. Eventuell auch erst mit verdünntem Lack ohne Pigment grundieren - bei Eiche notwendig, weil sonst die Poren unterschiedlich viel Pigment aufnehmen und es fleckig wird. Bei Linde vielleicht unnötig.

Die Natureffektlacke habe ich noch nie probiert. Ich denke aber, dass das ein ähnliches Prinzip ist: Ein sehr matter wasserbasierter Lack, damit er nicht anfeuert, und dann wenig weißes Pigment, um das Nachdunkeln zu verhindern oder Auszugleichen.

Versuch macht kluch - aber besser erstmal an einem Reststück.
 

pezzey

ww-nussbaum
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Du hast ja zwei Effekte, die Du vermeiden willst: Das eine ist das Anfeuern, also das Verstärken der Maserung. Das zweite ist das Nachdunkeln durch Licht, das jedes helle Holz zeigt.

Das Nachdunkeln lässt sich nach meiner Erfahrung nur mit weißen Pigmenten verhindern. UV-Filter (auch Pegma) verzögern es, aber verhindern es nicht. Die weißen Pigmente müssen so dünn aufgebracht werden, dass sie nur aufhellend wirken, aber nicht als weißer Schleier erscheinen. Das kann als Lasur, Lack oder durch Kalken erfolgen. Es gibt auch Öle mit Weißpigment - ich kenne Remmers Arbeitsplattenöl Natureffekt, das verhindert das Nachdunkeln ganz gut, feuert aber deutlich an. Das ist schön für Zwetschge, weil die Maserung sehr betont wird, aber der helle Splint hell bleibt. Aber Du willst ja keine Maserung...

Das Anfeuern machen am stärksten Öle, dann Lösemittellacke, am wenigsten Wasserlacke. Da wäre also ein Wasserlack am Besten. Mein Vorurteil gegen Linde ist aber, dass es langweilig ist und bleibt, da wäre Anfeuerung nicht meine größte Sorge.

Als Drittes muss man noch den Glanzgrad beachten: Wenn man die Beschichtung nicht wahrnehmen soll, darf sie nicht glänzen.

Auf Eiche habe ich gute Erfahrungen mit Kalken und Schellack gemacht: Schellack dünn aufgestrichen, um ungleichmäßiges Saugen zu verhindern, dann ganz dünn mit dem Lappen Kalkpaste aufgetragen, nach dem Trocknen nochmal Schellack aufgestrichen. Damit habe ich eine Schranktür gemacht, neben die ich nach Jahren ein Stück frisch gehobelte Eiche legen kann, und es sieht fast gleich aus.

Das wird sich 1:1 nicht übertragen lassen, weil Linde keine Eiche ist, und man bei geschnitzten Oberflächen die Kalkpaste nicht gleichmäßig auftragen kann. Es zeigt aber das Prinzip: Weißpigment, matter Lack, wenig Anfeuerung.

Du solltest also etwas Experimente mit Reststücken machen - das ist immer sinnvoll. Ich würde zum Start mal einen möglichst matten Wasserlack nehmen, oder dünnen Schellack, und ein kleines bisschen weiß dazugeben (zB Mixol weiß) und es damit probieren. Eventuell auch erst mit verdünntem Lack ohne Pigment grundieren - bei Eiche notwendig, weil sonst die Poren unterschiedlich viel Pigment aufnehmen und es fleckig wird. Bei Linde vielleicht unnötig.

Die Natureffektlacke habe ich noch nie probiert. Ich denke aber, dass das ein ähnliches Prinzip ist: Ein sehr matter wasserbasierter Lack, damit er nicht anfeuert, und dann wenig weißes Pigment, um das Nachdunkeln zu verhindern oder Auszugleichen.

Versuch macht kluch - aber besser erstmal an einem Reststück.
Vielen Dank für die sehr ausführliche Beschreibung.
Ich habe schon einen kleinen Feldversuch gemacht.

Klarlack und Hartwachsöl. Beides sieht sehr ähnlich aus.

Mit einer gewissen Maserung kann ich schon leben. Zudem hat Linde ohnehin keine große Maserung. Derzeit ist die Oberfläche nur fein geschliffen, mit 400er Schleifpapier (ich weiß das geht sehr viel feiner - für mich ist das schon sehr fein. Zumal ich derzeit kein feineres zuhause habe und im Lockdown der Einkauf schwierig ist. Man kann ja nicht alles liefern lassen). Ich vermute, dass die derzeitige nahezu weiße Oberfläche überwiegend vom sehr feinen hellen Schleifstaub kommt, der sich in den kleinsten Strukturen absetzt. Ich habe die Oberfläche noch nie feucht abgeschwischt, nur mit einem Pinsel abgestaubt. Seitdem hat er diesen weißen Effekt, fast wie gepudert...
 
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nur mit einem Pinsel abgestaubt.
Hallo,
geh mal mit der Polsterbürste am Staubsauger drüber. Dann bleibt kein Schleifstaub zurück, der den Farbeindruck verfälschen könnte. Wenn du dich für eine Oberflächenbehandlung entscheiden solltest, müsstest du das ohnehin machen. Sonst versaut dir der Schleifstaub die Oberfläche.
Gruß
 

pedder

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Was für ein Gegenstand ist es denn, dass er eine Oberflächenbehandlung braucht?

Vor dem Ölen bürste ich Holz gern aus. Ganz normale Schuhbürste, allerdings extra für den Zweck angeschafft.
 
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